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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ärzte und Tabu-Themen



Pünktchen
30.04.2005, 16:50
Hallo :-)


Es ist immer wieder schwierig über Sexualität zu sprechen, aber jeder Arzt sollte es können, sowohl im aufklärerischen Sinne als auch im Sinne der korrekten "Anamneseerhebung". Doch finde ich es nicht sehr förderlich, wenn es einem untersagt ist bzw es nicht sehr gern gesehen wird wenn man sich darüber unterhält. Jeder der sich gepflegt ausdrückt, sollte auch in der Öffentlichkeit (auch das Internet eingbegriffen) darüber reden dürfen.

Wie seht ihr das?
Ist es für euch normal einen Patienten auf seine sexuellen Aktivitäten/Gewohnheiten anzusprechen?


pünktchen

NanaH
30.04.2005, 17:10
Ist es für euch normal einen Patienten auf seine sexuellen Aktivitäten/Gewohnheiten anzusprechen?

Am Anfang hatte ich da auch Probleme mit.

Da ich aber in die Gynäkologie möchte, mußte ich es spätestens im PJ lernen. In diesem Fachbereich finde ich, fällt es einem aber nicht so schwer, weil es ja irgendwie dazu gehört.

Während des Innere Tertial fiel mir das schon schwerer. Wir hatten z. B. eine junge Patientin bei der bei einer Op- Vorbereitung Hepatits C festgestellt wurde. Sie nach etwaigen Drogenmißbrauch oder wechselnden Geschlechtspartnern zu fragen, war mir, glaube ich, genauso unangenehm wie der Patientin.

Trojan
30.04.2005, 17:12
Es ist zumindest in meinem Fachgebiet (Psychiatrie) sogar teilweise essentiell, eine genaue Sexualanamnese zu erheben, wie man sich vorstellen kann...
Die Scheu davor muß man einfach abbauen, und man sollte dem Patienten
auch klarmachen, warum das jetzt gefragt wird. Die Sexualität gehört nun mal zum Leben dazu, und plötztliche oder schleichend auftretende Veränderungen können diagnostische Hinweise geben, manchmal sogar entscheidende... :-meinung

Jemine
30.04.2005, 17:20
Ich kann da ja bis jetzt nur von der Patientenseite berichten, aber mir sind da auch schon Unterschiede zwischen den Ärzten aufgefallen.

Ich persönlich habe (fast) kein Problem, mit Ärzten über meine "Intimitäten" zu sprechen. Kommt aber auch da auf den Arzt / die Ärztin und auf die Situation an. Bei meinen Hausärzten sehe ich da nix Unangenehmes. Das liegt aber daran, dass wir uns schon Jahre kennen und die mich quasi haben aufwachsen sehen. Da ist einfach das Vertrauen da.

Kommt aber auch immer drauf an, wie der jeweilige Arzt die Fragen rüberbringt. Wenn er da völlig bei herumdruckst, schwitzt und total nervös ist, wenn er mich z.B. nach meiner letzten Periode fragt, gibt mir das nicht unbedingt ein sicheres Gefühl (eher etwas Mitleid, weil er anscheinend über das Thema nur befangen reden kann).

Ich kann aber ehrlichgesagt Patienten auch nicht verstehen, die bei diesen Themen ein riesen Theater veranstalten :-nix und sich auf den Schlips getreten fühlen.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ich nicht darüber ausgefragt werde, weil der Doc sich davon irgendetwas verspricht, sondern, weil er die Informationen braucht, um herauszufinden, was mir fehlt.
Gut, wenn ich wegen einem gebrochen Fuß zum Arzt gehe und ich dann solche Sachen gefragt werden würde, dann würd ich mir auch Gedanken machen ;-)

Das Problem ist natürlich, dass es dabei um die intimsten Dinge geht, die man natürlich nicht gern herumerzählt. Eben weil es PRIVAT ist!
Man ist ja als Patient eh immer der "Unterlegene". Man vertraut sich dem Arzt an, erzählt ihm "wo's weh tut", aber man bekommt ja vom Arzt keine entsprechenden Informationen zurück (wär ja noch schöner *lach*) Und er ist ja in gewissem Sinne ein Fremder, dem man sein Privatleben bis zu einem gewissen Grad vorlegt. Das macht wohl kaum jemand gern, genausowenig, wie man gern andere darüber ausfragt. Aber was sein muß, muß sein und es ist ja etwas ganz natürliches! :-meinung

Ich finde, das ist eine interessante Fragestellung, darüber hab ich mir auch schon oft Gedanken gemacht. :-)