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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wieviel würdet ihr verdienen wollen?



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Dedi
05.05.2005, 14:17
Analog zu den immer wieder aufkommenden Diskussionen über das Durchschnittsgehalt des Assistenzarztes hier nun eine Umfrage. Ich hoffe das klappt :-blush .

Der Ottonormal-Assistent geht wohl mit ca. 1800 Euro netto nach Hause. Findet ihr das ein faires Gehalt angesichts der Arbeitsbedingungen, die ihr in Pflegepraktikum, Famulatur, PJ & Co. erlebt? Wieviel würdet ihr verdienen wollen, wenn ihr es selbst bestimmen könntet? Wieviel glaubt ihr als Assistent wert zu sein und warum?

PS: Und bitte ernsthaft drüber nachdenken, die Million im Monat würde ich auch annehmen, wenn ich sie denn kriegen würde ;-) !

pdoc
05.05.2005, 14:31
haha, diese formulierung kann ja nur von einem mediziner kommen.

xxx bis 2000 euro, 2001 bis xxx euro

damit ist die frage mit sicherheit eindeutig gestellt und lässt keine zweifel offen. somit nicht anfechtbar und wird nicht aus der wertung genommen...

und zum inhaltlichen:
natürlich will ich viel kohle haben, aber lehrjahre sind keine herrenjahre. und ärzte müssen nun mal sehr harte lehrjahre hinnehmen.
wir dürfen uns nicht an der masse messen.
die masse wir ihr lebenlang 1.700 euro netto verdienen. ein arzt nur während seiner ausbildung. und er hat die chance auf viel höhere beträge in der zukunft.

Leelaacoo
05.05.2005, 14:52
och pdoc, wir wollen dich doch nicht davon abhalten, 20 h am Tag zu schuften...ich find das toll! Dann kann ich Teilzeit machen (Scherz ;-) ).
Mal im Ernst, welche "Masse"??? Die Masse aller? Also auch die Arbeitslosen, die ohne Ausbildung, die mit Ausbildung, nur Akademiker...??? Äpfel und Birnen, das wußte schon meine Mathelehrerin in der 3ten Klasse, darf man nicht vergleichen!
Bsp. Mechaniker, Hauptschulabschluß, Ausbildung (mit Kohle!!), Beginn der Tätigkeit mit 19-20 Jahren, Verdienst bei tariflich geregelter 35-40h - Woche ca. 1600 netto. (Ist mein Freund, also weiß ich es genau ;-) ). Ist jetzt 30 und hat demzufolge die letzten 10 Jahre verdient. Kann sich Auto und Wohnung leisten, aber auch nicht viel mehr...
Bsp. Mediziner, Abi, 6 Jahre Studium, Beginn der Tätigkeit mit 26 Jahren, Netto 1800...bei ca. 50+X h die Woche, wobei Überstunden nicht abgegolten werden...
D.h. man hat also für 200€ mehr 6 jahre ohne bezüge studiert...ich weiß, das ist eine Milchmädchenrechnung, also zu den Zukunftsaussichten:
Kannst du mir VERSICHERN, daß ich in Zukunft viel mehr verdienen werde? Wann hat sich mein Studium im Vergleich zur "Masse" amortisiert? Was sind denn die Aussichten in Wirklichkeit? 1000€ mehr? Vielleicht...wär ja prima...in welchem Alter? Niederlassen und Geld scheffeln...dann träum weiter, noch längere Arbeitszeiten, Unmengen an Kosten und dauernde Reglementierung von Seiten der KV...davon wird keiner reich und die meisten (wie ich) wollens auch garnicht...
Also, daß du mich richtig verstehst, ich wäre zufrieden mit 1800€...aber ich hätte später auch gerne, daß sich das Mehrarbeiten im Vergleich zur "Masse" auch lohnt...schließlich verzichtet man auf vieles (in meinem Fall auf die Familie). Find ich nicht schlimm, war ja meine Entscheidung. Trotzdem solltest du hier nicht auf den Topf schlagen und behaupten, wir wären alle faule Arbeitscheue, die Kohle wollen aber nicht schuften. Dem ist definitiv nicht so...

LG Lee

pdoc
05.05.2005, 15:02
ups. mein beitrag wird wohl aus der wertung genommen, weil "masse" nicht eindeutig definiert wird.

nee, mal im ernst.

so darf man echt nicht rechnen.
jemand, der nach der 10. klasse anfängt zu arbeiten wird uns immer finanziell voraus sein.

und was sollen bloß die ganzen architekten sagen, die nach dem studium inzwischen zu 90% arbeitslos sind.

und ich vertrete ja auch nciht die 80-h-woche.
aber auch nciht die 35-h-woche. ein gesundes mittelmaß sollte aber schon sein.
ja, d.h. 50 bis 60 stunden.
wenn man glück hat, darf man ja sogar beim schlafen (im dienst) geld verdienen... bitte nicht hauen für diese äußerung ;)

also. wenn man rein finanziell und ökonomisch nachrechnet, lohnt sich das studium natürlich nicht.
wenn man aber das drum herum mit reinnimmt und auch die zukunftsaussichten, die ja bei medizinern mit sicherheit besser sind als bei industriebeschäftigten, geht es uns doch gut.

Leelaacoo
05.05.2005, 15:21
Na, sach mal, du bist hier doch der Ökonom ;-) Oder wie war das mit "die sozialistische Denkweise hat versagt"???
Ich für meinen Teil würde lieber 50-60 h auf der Station arbeiten als 35 h am Fließband, insofern rechnet sich das Studium für mich natürlich rein ideel. Und ich will auch nicht arbeitslos sein, das ist sicher ein wichtiger Punkt.

Im Übrigen: der Sozialstaat hat nicht versagt! Das ist ein Märchen derer, die ihn unterwandern, indem sie nämlich eigenmächtig die Bedingungen, unter denen ein solcher überhaupt nur existieren kann, verändern, und zwar nur zum Zweck der eigenen Gewinnoptimierung. Schließlich müssen sich auch die sozial Starken und die Entscheidungsträger an einem solchen Staat beteiligen, damit dieser funktioniert und nicht einfach ein paar Chinesen mehr ausbeuten...dieses ganze Gerede von den "faulen Deutschen" und den fleißigen Polen und Chinesen ist polemisch und wirklichkeitsfremd, es dient einzig und alleine der Erpressung von Arbeitskräften, die ja nun leider möglich geworden ist, weil viele einfach kein soziales Gewissen haben und dies mit den Markterfordernissen verschleiern...es ist eben wie mit dem Kommunismus, in der Theorie super....wenn denn nur alle mitmachen würden :-(( :-keks .

LG Lee (deren Arbeitsstelle später hoffentlich nicht in ein 3teWelt-Land verlagert werden kann...obwohl...vielleicht führen die ja Video-Visiten ein, dann könnten das die Chinesen sichr viel billiger.. :-(( )

Hellequin
05.05.2005, 15:22
und auch die zukunftsaussichten, die ja bei medizinern mit sicherheit besser sind als bei industriebeschäftigten, geht es uns doch gut.
Welche Zukunftsaussichten? Das Länder und Kommunen vermehrt versuchen aus dem BAT auszusteigen? Das als Folge dessen noch höhere Arbeitszeiten bei geringerer Entlohnung die Folge sein werden? Das nicht umgesetzte Urteil zum Bereitschaftsdienst? Das man fast nur befristete Arbeitsverträge bekommt und dem Chef für seinen Arbeitsplatz in den A.... kriechen soll? Das Privileg zu dem Beruf mit dem höchsten Medikamentenabusus zu gehören?

Leelaacoo
05.05.2005, 15:24
Oops, China ist natürlich kein 3te Welt-Land mehr...aber ich finde trotzdem, deutsche Unternehmen sollten sich gerade angesichts der deutschen Geschichte ein paar Gedanken darüber machen, ob man Arbeiterinnen für 3 € am Tag ausbeuten sollte...mir kämen da Parallelen in den Sinn, die möcht ich hier nicht weiter darlegen....

LG Lee

test
05.05.2005, 15:39
Wie ich im anderen Thread schon geschrieben habe, fände ich nen Assi Gehalt von 2200-2400 netto (was ja inkl. Dienste nicht so unrealistisch ist), in Ordnung, wenn man eine gute Ausbildung bekommt und dann als Facharzt deutlich besser verdient im Schnitt würde ich sagen mindestens 100 000 euro brutto pro jahr wären meiner Meinung nach schon angemessen. Im Ausland siehts ja oft ähnlich aus. Ich denke erst wenn solche Bedingungen geschaffen werden, wird der brain drain und das Abwandern in andere Arbeitsbereiche aufhören. :-nix

Hubschrauberfanatike
05.05.2005, 16:03
Ich muss ja sagen das sich mit Leuten wie euch hier, nie was aendern wird. Ich bitte euch, wie kann man denn mit 1800 Euro netto zufrieden sein, wenn der Hauptschueler bei Mercedes am Fliessband bei 36h 3000 Euro Netto verdient. Da fehlt ja wohl jeder Vergleich. Ich sage nur ein durchschnittlicher Arzt in den USA verdient so $100 aufwaerts die Stunde in den USA. Wieso geht das bei uns nicht auch? Man muss nur mehr darum kaempfen, und allen Leuten die noch denke das Aerzte reiche Leute sind und Kohle ohne Ende scheffeln das ein fuer alle mal rauspruegeln, damit sich hier mal was aendert.

test
05.05.2005, 16:06
Ich muss ja sagen das sich mit Leuten wie euch hier, nie was aendern wird. Ich bitte euch, wie kann man denn mit 1800 Euro netto zufrieden sein, wenn der Hauptschueler bei Mercedes am Fliessband bei 36h 3000 Euro Netto verdient. Da fehlt ja wohl jeder Vergleich. Ich sage nur ein durchschnittlicher Arzt in den USA verdient so $100 aufwaerts die Stunde in den USA. Wieso geht das bei uns nicht auch? Man muss nur mehr darum kaempfen, und allen Leuten die noch denke das Aerzte reiche Leute sind und Kohle ohne Ende scheffeln das ein fuer alle mal rauspruegeln, damit sich hier mal was aendert.

Sorry aber bevor du sowas sagst informier dich erstmal und lies richtig.
In den USA verdient ein Resident schlechter als ein deutscher Assistenzarzt. Das Brutto Jahresgehalt liegt dort zwischen 35 und 45 000 Dollar.
Als FACHARZT verdient er dann natürlich deutlich mehr im Schnitt über alle Fachgebiete ca. 200 000$ pro Jahr.
Nix anderes fordere ich ja auch, eine bessere Ausbildung und eine bessere BEzahlung der Fachärzte, was anderes ist in den USA auch nicht besser. Die ARbeitsbelastung und Bezahlung während der Facharztausbelastung ist im Vergleich zu hier schlechter.

lala
05.05.2005, 16:09
Wie ich im anderen Thread schon geschrieben habe, fände ich nen Assi Gehalt von 2200-2400 netto (was ja inkl. Dienste nicht so unrealistisch ist), in Ordnung, wenn man eine gute Ausbildung bekommt und dann als Facharzt deutlich besser verdient

Schön dass hier so viele zukünftige Ärzte sich so viele Sorgen machen ;-)
Also 2200-2400 netto mit Diensten sind durchaus realistisch....kann ich jetzt mal aus eigener Erfahrung sagen. Kommt natürlich auf Dienststufe und Menge der Dienste an. In den letzten Jahren hatte ich das so bei ca. 4 Diensten/Monat - bei mehr dann natürlich auch mal bis 2600 netto. Und davon kann man gut leben :-)
Wenn natürlich auf Schichtdienst umgestellt werden müßte wäre das erheblich weniger....
50-60h-Woche hat man natürlich wenn man die Dienste dazu zählt, kann man aber gut mit leben.
Nebenbei:natürlich ist mein Vertrag erstmal befristet (bis zur FA-Ausbildung), meinem Chef krieche ich nicht in den A..., und medikamentenabhängig bin ich auch noch nicht.

Hubschrauberfanatike
05.05.2005, 16:16
Sorry aber bevor du sowas sagst informier dich erstmal und lies richtig.
In den USA verdient ein Residency schlechter als ein deutscher Assistenzarzt. Das Brutto Jahresgehalt liegt dort zwischen 35 und 45 000 Dollar.
Als FACHARZT verdient er dann natürlich deutlich mehr im Schnitt über alle Fachgebiete ca. 200 000$ pro Jahr.
Nix anderes fordere ich ja auch, eine bessere Ausbildung und eine bessere BEzahlung der Fachärzte, was anderes ist in den USA auch nicht besser. Die ARbeitsbelastung und Bezahlung während der Facharztausbelastung ist im Vergleich zu hier schlechter.

Wo habe ich denn bitteschoen in meinem Thread den Unterschied zwischen Resident und Facharzt gemacht? Nirgends. Und ausserdem habe ich dich ja wohl nicht zitiert oder? Ausserdem haben die auch noch das Intern, wo man nichts verdient. Man darf aber nicht vergessen das z.B. die Residency zum Teil nur 3 Jahre lang ist. Wo ist denn der riesen Unterschied wenn wir 40000 Euro Brutto verdienen und die 45000 Dollar? Ich sehe da keinen. Vielleicht muessen die halt etwas laenger schaffen, Residency kann schon hart sein, kommt aber auch sehr drauf an wo du bist.
Das alles spielt aber keine Rolle. Fakt ist, dass wir hier einfach zu wenig Kohle bekommen.

test
05.05.2005, 16:30
Wo habe ich denn bitteschoen in meinem Thread den Unterschied zwischen Resident und Facharzt gemacht? Nirgends. Und ausserdem habe ich dich ja wohl nicht zitiert oder? Ausserdem haben die auch noch das Intern, wo man nichts verdient. Man darf aber nicht vergessen das z.B. die Residency zum Teil nur 3 Jahre lang ist. Wo ist denn der riesen Unterschied wenn wir 40000 Euro Brutto verdienen und die 45000 Dollar? Ich sehe da keinen. Vielleicht muessen die halt etwas laenger schaffen, Residency kann schon hart sein, kommt aber auch sehr drauf an wo du bist.
Das alles spielt aber keine Rolle. Fakt ist, dass wir hier einfach zu wenig Kohle bekommen.

Internship ist auch bezahlt und in der Regel das 1.Jahr der Facharztausbildung. Und der Unterschied ist nicht so klein, wenn du überlegst dass 40 000 Dollar 30 000 Euro entsprechen. Wenn du das mit dem vergleichst, was lala sagt, was man hier mit diensten verdient ist das schon nicht sehr viel, vor allem, wenn man dort nicht gerade aufm Land lebt sondern in einer Stadt, wo die Lebenshaltungskosten oft sehr hoch sind.
Ich verstehe trotzdem nicht, wen du hier im Thread meinst, weil niemand bisher gesagt hat, dass 1800 euro netto absolut gerechtfertigt und ein Traumverdienst sind. :-??? :-notify

Leelaacoo
05.05.2005, 21:05
Ich finde, es kommt auch stark auf die Arbeitsbedingungen an...ich sehe ja, womit ein deutscher Arzt seinen Tag verbringt: Schreibkram...Schreibkram...Schreibkram...2 min pro Patient...wieder Schreibkram...Verschlüsseln...etc. Das ist doch Schwachsinn...die verbringen mehr Zeit mit der richtigen Diagnosenanordnung, damit das mit den DRGs stimmt als mit Patienten (kann mir mal jemand sagen, warum für eine Pulsdiagnose mehr Kohle gezahlt wird als für wichtigere Dinge??). Wenn man diese Dinge effizienter gestalten könnte und der Arzt wirklich Arzt sein darf, dann würde sich auch die Arbeitsbelastung reduzieren...und der Verdienst wäre gerechtfertigt...

Im Übrigen will ich sagen, daß der Fließbandarbeiter bei Mercedes (oder wo auch immer) ruhig seine 3000€ haben darf...ich weiß ja nicht, ob du mal jeden Tag 8 h am Fließband gestanden bist, aber das ist echt die Hölle...und das dein Leben lang. OK, man benötigt keine furchtbar lange Ausbildung, aber das ist auch körperliche Arbeit, die soll auch gerecht bezahlt werden. Die sollen ja nicht solidarisch mit den Ärzten ungerecht behandelt werden, sondern andersherum die Ärzte gerecht...sonst kannst du bald niemanden mehr behandeln, weils keiner mehr bezahlen kann...

LG Lee (schreibe heute etwas wirr, sorry, Migräne :-keks )

pdoc
06.05.2005, 08:04
Nur mal kurz zu den Bedingungen in den USA.
Die arbeiten weitaus härter als wir und eine Residency beträgt zwar nur 3 Jahre, aber wenn man nicht noch 3 Jahre Fellowship ranhängt, dann hat man eigentlich nur die Chance, eine kleine Praxis auf dem Land aufzumachen.
Und da habe ich gelebt. Das ist nichts für Leute, die von Kultur mehr als nur McDonalds und Kino verstehen.

Und zu dem vielen Schreibkram in Deutschland kann ich nur sagen, dass ein Großteil davon hausgemacht ist.

Deutsche Ärzte werden nicht dazu erzogen oder sagen wir besser ausgebildet, auch im Krankenhaus ökonomisch zu denken. Die fordern doch bei fast jedem Patienten erst mal ein Rö-Thorax, ein Echo und am besten noch ein CT oder Herzkatheter an. Das rechnet sich auf die Dauer.
In den USA muss man sich zu "unnötigen" Untersuchungen immer rechtfertigen.
Und ich habe klinische Erfahrung in den USA gemacht. Die Diagnosen sind dort genauso gut wie unsere, auch ohne teure Mittel.
Man fragt sich dort immer: Würde uns diese Untersuchung weiterhelfen und würde es etwas an der Therapie ändern.

Das liegt natürlich auch an der besseren Ausbildung dort. Und das darf ein deutscher einfach nicht mehr leugnen. Ich habe den Vergleich. Die deutsche Ausbildung ist grottenschlecht. In Deutschland studiert man ja auch nebenbei. In den USA hat man gar keine Zeit, als Student noch 30 Stunden pro Woche nebenbei arbeiten zu gehen.

Ach, und noch etwas zu unserer Kommunistin, die gesagt hat, das der Kommunismus funktioniert, wenn alle mitmachen und nicht an ihre eigenen Interessen denken.
Ich will mir jedenfalls nicht vorschreiben, was ich zu denken habe. Und ich bin bestimmt nicht der einzige.

avicenna
06.05.2005, 09:40
Nur mal kurz zu den Bedingungen in den USA.
Die arbeiten weitaus härter als wir und eine Residency beträgt zwar nur 3 Jahre, aber wenn man nicht noch 3 Jahre Fellowship ranhängt, dann hat man eigentlich nur die Chance, eine kleine Praxis auf dem Land aufzumachen.
Und da habe ich gelebt. Das ist nichts für Leute, die von Kultur mehr als nur McDonalds und Kino verstehen.

3 Jahre trifft leider nur für die meisten nicht chirurgischen Fächer zu. Ich kann nur von den chirurgischen Fächern reden und hier macht fast jeder mehrere Fellowships zur Subspezialisierung. In Neurochirurgie dauert die Residency genau wie in deutschland 6 Jahre. In Ortho und General surgery meist 5 Jahre.




Deutsche Ärzte werden nicht dazu erzogen oder sagen wir besser ausgebildet, auch im Krankenhaus ökonomisch zu denken. Die fordern doch bei fast jedem Patienten erst mal ein Rö-Thorax, ein Echo und am besten noch ein CT oder Herzkatheter an. Das rechnet sich auf die Dauer.
In den USA muss man sich zu "unnötigen" Untersuchungen immer rechtfertigen.
Und ich habe klinische Erfahrung in den USA gemacht. Die Diagnosen sind dort genauso gut wie unsere, auch ohne teure Mittel.
Man fragt sich dort immer: Würde uns diese Untersuchung weiterhelfen und würde es etwas an der Therapie ändern.

Ich habe an mehreren Hospitals famuliert und mein praktisches Jahr verbracht und kann dies nicht bestätigen. Eher das Gegenteil war gang und gebe und es wurde allles gemacht was zur Verfügung stand. Waren aber hauptsächlich Level A Traumacenter, vielleicht ist es an kleineren Häusern anders.



Das liegt natürlich auch an der besseren Ausbildung dort. Und das darf ein deutscher einfach nicht mehr leugnen. Ich habe den Vergleich. Die deutsche Ausbildung ist grottenschlecht.

Auch ich habe den direkten Vergleich (wie übrigens tausende andere auch) und kann nur sagen, auch in den Staaten ist nicht alles Gold was glänzt und ich fand meine Ausbildung in Deutschland definitiv nicht "grottenschlecht". Bei meinen Auslandsaufenthalten brauchte ich mich nicht hinter den dortigen Interns und Studenten zu verstecken.

Leelaacoo
06.05.2005, 09:51
Och pdoc...das Wort Kommunismus habe ich nie in den Mund genommen, oder? Würdest du die Theorie des Kommunismus kennen, wüßtest du auch, daß dieser noch nie in der Weltgeschichte verwirklicht wurde...der Sozialismus in der DDR und in der UdSSR war nicht mal ein Hauch von dem, was die Idee eigentlich beeinhaltet, aber das ist ja nur graue Theorie, nicht wahr...im Übrigen bin ich keine Kommunistin, jedoch auch keine Anhängerin dieser "Kapitalismus Hardcore"- Sache, die du anscheinend verteidigst. Und jemandem vorzuschreiben, was dieser denken soll hat in der Politik eine völlig andere Bezeichnung...man erinnere sich.....
Habe deinen Beitrag gelesen und wollte dir sogar zum Teil zustimmen (das mit der ökonomischeren Denkweise beim Einsatz von Diagnostik z.B...das ist ja nur vernünftig...jedoch nur, wenn man davon ausgeht, daß durch solche Ökonomie die gegebenen Mittel ALLEN zur Verfügung gestellt werden können und nicht der Gewinnmaximierung weniger dienen...eine Grundversorgung für alle ist doch sicher erstrebenswerter als Maximalmedizin für Wenige...wenn du das als "Kommunismus" bezeichnest, dann bitte...).
Und was mich immer wieder auf die Palme bringt ist der Fanatismus, alles aus den USA in den Himmel zu loben. Hey, die haben ihren Weg und weiß Gott genug Probleme damit...und wir hier müssen nicht wie die Lemminge ja und amen sagen, wenn man vor irgendwelche Pseudo-Neuerungen die Vorsilbe USA oder Marktwirtschaft setzt. Schließlich kann niemand die Erfolge der sozialen Marktwirtschaft in D abstreiten...und zwar seit den 50er Jahren, man sollte sich vielmehr überlegen, warum das System nun nicht mehr rund läuft und pragmatisch ändern, nicht immer im Sinne des Kapitalismus...aber jetzt höre ich mich schon an wie Müntefering, also lassen wirs gut sein...jedem das seine.

LG Lee (definitiv Nicht-Kommunistin)

Sara_79
06.05.2005, 10:09
So, jetzt melde ich mich mal zu Wort. Ich habe in den USA studiert und ein Jaht gearbeitet.
1. Das Studium ähnelt hier dem in Dland. Es wird eine Menge gefordert und es ist ein Vollzeitjob. Du wirst gerade in der Vorklink nicht besonders nett behandelt und es wird genadenlos aussortiert! Aber ist das in Dland anders?
Glaub ich nicht! Gibt es echt Leute, die 30h in der Woche nebenbei arbeiten können?
2. Das Gehalt was ich hier als Assistenzärztin verdiene ist im Vergleich ein Traum. (Und ich spreche hier nur vom Vergleich!!!!)
3. Und auch in den USA haben wir fast jeden zu Rö- Thx, EKG und CT geschickt, nicht anders als hier auch. Nur mit dem Unterschied das das Gesundheitssystem dort anders aufgebaut ist und die Kosten anders verteilt werden.
Es ist eben anders, aber definitiv nicht besser!!!!!

pdoc
06.05.2005, 10:51
also, ich will ja hier nicht den schwarzen Peter spielen.
Ich bin bestimmt nicht der Meinung, dass alles aus den USA super ist.

Also das mit vorsichtigem Einsatz von Diagnosemitteln habt ihr dann anders als ich mitbekommen. Natürlich werden die bei Zweifeln eingesetzt. Aber bei kleinen Dingen lag meiner Erfahrung nach der Unterschied.

Und ich bin auch kein Extremkapitalist. Ich mag die soziale Marktwirtschaft. Aber ich finde eben auch, dass einige Sachen der Medizin reine Luxusgüter sind. Z.b. der Hallux valgus. Das ist doch eine reine Schönheits-OP für
diejenigen, die in ihrem Leben auf modische Schuhe nicht verzichten wollten. Sowas gehört doch nicht in die Grundversorgung. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Ich finde, dass wir hier in Deutschland ein super System haben. In den USA mussten meine Patienten ganze 9 Monate auf einen elektiven MRT Termin warten. Ist doch Wahnsinn.

Aber um zurück zum Thema zu kommen.
Ich wollte einfach nur zeigen, dass es uns in Deutschland nicht viel schlechter geht, als unseren ausländischen Kollegen.
Sicher gibt es bequemere Länder (Skandinavien, etc...), aber auch schlimmere, wie USA. Knochenharte Assistenzzeit nach einem sehr harten 8-jährigem Studium (College + Uni).
Danach kann man zwar als Facharzt viel Geld verdienen, aber ein guter Freund von mir hat in den USA bei 6-stelligem Jahresgehalt nur 3 Tage Urlaub.
Und gerade die fehlende Freizeit ist doch Beschwerdepunkt Nr. 1 in Deutschland.

Wie gesagt, ich bin nicht gegen mehr Verdienst. Aber eine Jammersituation haben wir auch nicht.

Leelaacoo
06.05.2005, 11:00
Also bei uns müssen teils Laborwerte wie CRP o.ä. begründet werden...ist ja auch richtig so. Und ein MRT muß auf alle Fälle indiziert sein, einfach so mal jeden durchschieben...das habe ich noch nie gesehen. Außerdem wird erst mal jeder, wirklich JEDER Reha-Antrag abgelehnt, dann muß ein Widerspruch geschrieben werden etc. etc...also viel ökonomischer kann mans eigentlich auch nicht machen...und Rö-Thorax bekommt auch längst nicht jeder...daß man auf der Uni nicht lernt, mit welchen günstigeren Mitteln man auskommen kann, ist allerdings richtig...schließlich hängen da größtenteils Forscher rum, die am liebsten jedem ein KM-Sono oder ein 3-D-MRT verpassen würden...dann kommt man an ein Kreiskrankenhaus und bekommt einen Praxisschock...das könnte man sicher besser lösen. geb ich dir recht.

lG Lee