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Trojan
12.05.2005, 19:52
„... und denken Sie daran, lassen Sie es ruhig angehen! Sie haben viel Zeit, nichts rennt Ihnen weg.
Und die Tabletten sollten Sie mindestens noch zwei Jahre nehmen...“
Er bemerkte heute schon zum siebten Mal, dass sein Stethoskop immer irgendwie im Weg war, in der Kitteltasche war entschieden zuviel drin.
Er hatte es sich angewöhnt, die Entlassungsbriefe schon am Tag vorher zu schreiben, damit es morgens nicht so hektisch war und er noch die Zeit hatte, mit den Schwestern einen Kaffee zu trinken. Nun nahm er den fertigen, bereits gestempelten und eingeschlagenen Brief in die Hand.
Ein Enddreissiger mit schon ergrautem Haaransatz stand ihm gegenüber, in der Hand eine Reisetasche.
„Danke , Herr Dr., Sie kennen mich, Ich kenne mich, und Sie wissen ja, wie gern ich meine Tabletten manchmal „vergesse“... Aber ich denke, sechs Wochen sind erstmal genug. Hab die Schauze voll vom Krankenhaus.“
Er nestelte an seiner Jacke und beförderte einen Briefumschlag ans Neonlicht des Arztzimmers.
„Eh ichs vergesse, Herr Dr. – das ist für Sie, und nur speziell für Sie; Sie waren echt in Ordnung, wenn sie den Brief öffnen , wissen Sie genau, wie ich das meine...“.
Die Tür ging zu. Er war weg.
Sein Stethoskop fiel nun zum achten Mal fast aus der Tasche. Was solls.
Er tastete den Briefumschlag ab. Metall . Münzen? Nein, das war was anderes.
Er öffnete den Umschlag. Etwas Hartes fiel in seine rechte Hand.
Es waren drei Patronen, Kaliber 5,6 Millimeter.
Das Telefon klingelte, es klingelte tausendmal am Tag.




Leider nicht so ganz frei erfunden.