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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Viel zu verbissen??



Hez
21.05.2005, 11:21
Ich habe in letzter Zeit viiiieeel nachgedacht... :-?
Und ich habe gemerkt, dass ich viel zu verbissen an mein Studium rangehe. Früher war ich glücklich, wenn ich die Prüfungen bestanden habe. Dann hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wollte auch einigermaßen gut bestehen. Und seit dem Physikum bin ich nicht mehr zufrieden, wenn ich nicht überall Spitzenklasse bin.
Ich habe im schriftlichen Physikum eine drei gemacht und wollte dann unbedingt die eins im mündlichen haben, um noch die 2 vor dem Komma zu haben. Naja, die habe ich dann auch gemacht...

Nur ist mir in letzter Zeit bewusst geworden, dass ich kaum noch andere Sachen mache und mich mit nichts anderem mehr beschäftige, als mit diesem Studium. Ich mag das Studium ja auch und ich lerne auch wirklich gerne. Was anderes als Medizin wollte ich nie machen... Aber ich lese zb auch nicht mehr, weil ich abends im Bett meine Skripte in der Hand habe. Wenn ich am Wochenende feiern gehe, habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich zu wenig gelernt habe. Meinen Sport habe ich vernachlässigt... Dabei war ich echt gut im Taekwon-Do.

Verurteilt mich jetzt nicht bitte. Ich bin kein Streber und kein Nerd und niemand, der für gute Noten alles machen würde. Ich will eben einfach nur gut für mich sein.
Ich liebe dieses Studium wirklich ( also die Medizin, das Studium bei uns könnte besser sein ), aber es gibt doch noch anderes im Leben?!

Kennt ihr das ?

milz
21.05.2005, 12:04
Ich hab seit Studienbeginn auch kein anderes Buch mehr in die Hand gehabt.
Ich muß zwar nicht überall Spitzenklasse sein und mache auch noch andere Sachen als lernen, denn Psychohygiene (Freizeit) ist auch wichtig, aber wenigstens gut will ich sein, damit ich auch später meinen Job gut mache. Schau Dir mal an, was für Granaten zum Teil als Arzt tätig sind, ich hab schon die tollsten Storys mitbekommen, bes. bei Hausärzten und wenn man sich anschaut, wie wenig man wissen muß um gerade so noch durchs Studium kommen (die sich angesprochen fühlenden werden jetzt sicher aufschreien) dann finde ich das schon bedenklich, zumal man mit dem Examen kompetenztechnisch wahrscheinlich nicht am Anfang steht, sondern den Zenit bereits erreicht hat (klick (http://www.evimed.ch/cgi-bin/WebObjects/nuSite.woa/evimed/journal_club.html?rubricseq=230&tocexternalid=933)), und damit will ich mich als Arzt nicht zufrieden geben. Jetzt hat man die Zeit, was man jetzt versäumt, das holt man nicht mehr auf.

flavour
21.05.2005, 12:04
Wenn dir das Studium so viel Spaß macht, sieh es als dein Hobby an und widme ihm soviel Zeit, lies keine Bücher mehr, nicht so schlimm.

Gleichzeitig greif dir aber die übrig gebliebenen Freunde und verbringe viel Zeit mit ihnen am Wochenende.

Sollte klappen, unter der Woche lernen, am Wochenende entspannen. :-party

Hez
21.05.2005, 12:19
Schau Dir mal an, was für Granaten zum Teil als Arzt tätig sind, ich hab schon die tollsten Storys mitbekommen, bes. bei Hausärzten und wenn man sich anschaut, wie wenig man wissen muß um gerade so noch durchs Studium kommen (die sich angesprochen fühlenden werden jetzt sicher aufschreien) dann finde ich das schon bedenklich, zumal man mit dem Examen kompetenztechnisch wahrscheinlich nicht am Anfang steht, sondern den Zenit bereits erreicht hat.

Joa, da geb ich Dir recht. In meinem Semester ist es momentan ziemlich angesagt, überall nur so lala zu bestehen. Man könnte ja als Streber bezeichnet werden.
Das verstehe ich einfach nicht, weil man doch als Arzt / Ärtzin auch mal was taugen will...

@ west-coast: Aha, noch ein Frankfurter. Wie gefällts Dir so "bei uns" ?
Ja, es ist wirklich irgendwie mein Hobby. Aber ich gehe ja auch mit Freunden weg und so... Nur setze ich Prioritäten und kann vielleicht nicht so viel weggehen wie andere. Bzw. könnte schon, tue es aber nicht. Außerdem lernt es sich mit Kater nicht so gut. ;)

dieKokke
21.05.2005, 14:55
Also bei mir war das gerade anders herum: Zum Abi hab ich noch gestrebt wie blöd, um den NC zu schaffen, weil ich ja Medizin studieren wollte. Bis zum Physikum war ich auch noch ordentlich dabei. Danach fiel mein Vorlesungsbesuch exponentiell ab und pegelte sich auf 0 - 1 die Woche ein. Geschafft hab ich trotzdem alles irgendwie, versuche auch, nicht unter drei zu rutschen. Was mir bis jetzt gelungen ist. Aber seit ich (versch. Kursen und Famulaturen sei Dank) gesehen habe, was für Sklavenarbeit die meisten Ärzte heutzutage in deutschen Kliniken leisten, bin ich von meinen idealistischen Vorstellungen bzgl. Arztsein abgekommen und habe gerade beschlossen, im PJ erstmal ein Kind zukriegen. Bin echt nicht mehr besonders scharf auf das alles. Dieses ganze Hierarchiegehabe und Arschgekrieche... Und dafür hat man sich 6 Jahre lang geschunden?
Den Männern bleibt der Ausweg Kind kriegen ja nicht... meinem auch nicht. Er schlägt sich tapfer auf einer ITS unserer holden Uniklinik. Die ganze Theorie aus dem Studium nützt ihm da wenig. Learning by doing ist angesagt. Steht man nach 6 Jahren Streben da wie plebs-doof. :-nix
Streben hin oder her. Selbst wenn's ein ausgesprochenes Hobby von einem ist, tut's der eigenen Psyche gut, auch mal was komplett anderes zu machen (ins Kino gehen, tanzen, auf Bäume klettern, die Welt im Kopfstand betrachten oder was einem halt liegt). Schließlich ist man als Mediziner auch nur Mensch mit ganz menschlichen Bedürfnissen. Und wenn man die zu lange unterdrückt, hat man irgendwann seinen burn-out, seine Alkohol-Sucht oder was auch immer. Also, nicht vergessen: In erster Linie sind und bleiben wir Menschen! Wahrscheinlich sind wir ein bißchen eingebildet, weil wir so schlau sind :-stud , aber das ändert nichts an der Tatsache.

Evil
21.05.2005, 15:25
Tja, ich war bis zum Physikum auch ziemlich ehrgeizig. Mein Schlüsselerlebnis war das 1 Stex, wo ich schon recht fleissig war, aber trotzdem die 2 verfehlt hab... danach hab ich eingesehen, daß der ganze MC-Kram beknackt ist, und nur noch so gelernt, wie ich meinte, was ich wissen muß...
.... und dann tatsächlich im 2. Stex 'ne 2 gemacht :-D

... aber wenn ich so an Patho-Klausuren denke... von 18 nötigen Punkten und 30 möglichen hatte ich dann hinterher so 18-20 gehabt :-))

...effektives Lernen halt... :-angel

flavour
21.05.2005, 16:34
@ west-coast: Aha, noch ein Frankfurter. Wie gefällts Dir so "bei uns" ?
Ja, es ist wirklich irgendwie mein Hobby. Aber ich gehe ja auch mit Freunden weg und so... Nur setze ich Prioritäten und kann vielleicht nicht so viel weggehen wie andere. Bzw. könnte schon, tue es aber nicht. Außerdem lernt es sich mit Kater nicht so gut. ;)

Uh, hab ja gar nicht gesehen, dass du auch aus Frankfurt kommst.
Habe zwar noch viel zu wenig von der Uni gesehen als Vorkliniker, aber bis auf das Raussieben (Chemie-Klausur 40% durchgekommen, war zum Glück dabei) find ich's eigentlich ganz nett hier.

Streben in der Vorklinik fällt mir schwer, da wir hier die ganze Zeit nur heiß auf die Klinik gemacht werden - da könnte ich mir das dann schon eher vorstellen.

Wie wohnst du denn hier? Alleine oder in einer WG? Ich glaube, das macht auch viel aus, da "Weggehen" dann auch einfach mal "Ich chill drüben bei meinem Mitbewohner" heißen kann. :-winky

Lava
21.05.2005, 16:51
Bei mir war's eher so herum, dass ich vorm Physikum immer möglichst gut abschneiden wollte. Mittlerweile reiß ich mir kein Bein mehr aus und hab kein Problem damit, den ein oder anderen Kurs zu schwänzen, bei Klausuren mal zum Nachbarn rüberzuluken und nicht super vorbereitet in jede Prüfung zu gehen.

Das heißt allerdings nicht, dass ich meinen Ehrgeiz verloren hätte!!! Ich habe einfach nur gelernt, wie ich für mich selbst am besten mit dem Studium klar komme. Ich gehör trotz meiner neu gewonnenen Lockerheit immer noch zu den fleißigeren Studenten und lande ergebnistechnisch meistens im oberen Drittel. Als Ausgleich dafür lerne ich mich nicht tot, lese auch noch andere Bücher, gehe auf Parties und treibe neuerdings sogar wieder etwas Sport.

Ich kenne Leute, die seeeeeehr sehr viel mehr lernen. Über die lästert man ganz gerne, aber wenn sie es selbst OK finden - warum nicht? Genauso gibt es Studenten, die stienkendfaul sind und es auch irgendwie schaffen (eigentlich gebührt denen der Neid :-)) ). Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Man darf sich nicht andauernd an anderen messen. Oder sagen wir, man darf sich nicht anhand der Leistungen anderer bewerten! Vergleichen ist OK, aber man sollte sich kein schlechtes Gewissen machen lassen, wenn man mehr oder weniger lernt als andere.

(Wobei mir das selbst oft nicht gelingt :-oopss )

Hez
21.05.2005, 20:36
Uh, hab ja gar nicht gesehen, dass du auch aus Frankfurt kommst.
Habe zwar noch viel zu wenig von der Uni gesehen als Vorkliniker, aber bis auf das Raussieben (Chemie-Klausur 40% durchgekommen, war zum Glück dabei) find ich's eigentlich ganz nett hier.


Davon habe ich gehört. Stimmt das eigentlich, dass die Anatomie- Klausur so schwer war? Also ich habe sie mir mal angeschaut und fand sie so spontan nicht so krass. Ganz normal eben.

Ich wohne in Hausen in einem Wohnheim. Ist ganz ok da. Allerdings ist da auch nicht so viel los, da meine Mitbewohnerin im August Physikum macht und jetzt schon ein Nervenbündel ist. Tja, jeder macht sich vor dem Physikum verrückt, aber drei Monate vorher war ich noch coooool.

Oh ja, ich war auch total heiß auf die Klinik. Und jetzt bin ich eigentlich eher frustriert. Es herrscht immernoch Chaos und man fühlt sich wieder wie ein Ersti. ;-)

Ich muss echt ein wenig lockerer werden. Ich mache mir ja das Leben nur schwer. :-oopss