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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alle Illusionen dahin



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fbkkl75
25.05.2005, 21:17
Ich bin jetzt in der 5 Woche meines PJ und alle Illusionen sind dahin.

Die Verteilung der PJ"ler auf Station ist chaotisch, keine Studientage, Oberärzte haben Probleme einen wahrzunehmen und beim Wunsch nach 9 bis 11 Stunden unbezahlter Arbeit die Klinik zu verlassen, wird mit dem Hinweis versehen: "Heute muß jeder mehr Leistung bringen." Schön, wenn man noch nicht einmal ein Mittagessen bekommt.



Und dabei bin ich noch nicht einmal in der Chirurgie, sondern auf der Neuro.
Einziger Lichtblick sind die Assistenzärzte, die ja irgendwie doch direkte Leidensgenossen sind.

Ich hoffe, daß es nach diesem Tertial an der Uni, die nächsten beiden Tertiale an einem kleinen Haus besser werden.

Welche Erfahrungen habt ihr bis jetzt gemacht. :-( :-??? :-??? :-???

eatpigsbarf
25.05.2005, 21:29
Ich bin auch im 1. Tertial: kleines, peripheres KH, wo ich in meiner Abteilung der 1. PJler ueberhaupt bin. Studientag habe ich keinen, auch arbeiten tu ich wie eine Bloede. Aber es macht schon grossteils Spass (8h im Gyn-OP ist aber doch schon was, auf das ich gern verzichten koennte) und meine Oberaerzte sind beide absolut in Ordnung und erklaeren mir alles.
Essen (Fruehstueck und Mittag) sowie Zimmer im Wohnheim sind kostenlos, die Umgebung ist prima und unser PJ-Beauftragter (wir sind nur 2 im ganzen Haus) macht mit uns Staedtetouren, nimmt uns abends mit in den Biergarten, etc.
Aber viel tun muss man schon. Ich gehe seltenst puenktlich nachmittags nach Hause...

FataMorgana
26.05.2005, 07:44
Willkommen im deutschen Gesundheitssystem, Ihr Lieben! Nach dem PJ kommt dann zwar das Geld, aber die Arbeitsbedingungen werden noch viel schlechter. Meiner Meinung nach so schlecht, dass es durch das verdiente Geld einfach in keiner Weise aufgewogen werden kann.

Der Karren ist sehr dicht vor der Wand, hoffentlich haben das die Verantwortlichen in diesem Land wirklich erkannt! Ich weiß allerdings nicht, wer überhaupt das Zeug dazu hat, ihn wieder wegzuziehen...

Scarlattina
26.05.2005, 09:30
Bin auch in meinem ersten Tertial, auf der Inneren in einem ganz kleinen CH-Spital. Wir sind 2 PJler hier, jeder hat eine Station für sich - das klingt jetzt toll, ist es aber nicht. Auf meiner Station sind es momentan 3 Patienten (meist +/-2), auf der meines Kollegen doppelt so viele. Auf die andere Station kommen auch die ganzen interessanten Fälle, da ist der Wachsaal, da kommen die Leute aus den Nachteintritten etc. an. Bei mir halt nicht. Für uns Med-Uhus gibts nur einen Piepser, den hat mein Kollege (fing früher an, hat die bessere Station nebst Piepser). Folglich: wenn was interessantes kommt und ich nicht dauernd wie ein Dackel meinem Kollegen hinterherrennen will, entgeht mir doch, WENN mal was kommt, einiges.
Ich will nicht klagen, aber die "Arbeitsunterversorgung" ist ungemein frustreierend. Ich renne dauernd zwischen den Stationen hin und her, auf der verzweifelten Suche nach was zu tun und evtl auch zu lernen. Aber dem ist oft nicht so. 3 Patienten, was macht man da? Und auf der anderen Station dauernd zu soundsovielt herumlaufen - die haben ja selber schon nicht soooo viel zu tun. Also steht Scarlattina oft dumm und frustriert da. Das höchste der Gefühle ist, wenn man den Schwestern mal die Venflons abluchsen kann und einen Patienten damit stechen (im Idealfall auch noch treffen...).... Oft hört man dann noch: "Nei, des channst nüt machä, de hät vül z'schlachtä Venä! Da muass d' Anästhesie herä! Toll.....
In so eine winzigen Haus sind 2 Uhus schon fast zuviel. Aber mei, jetzt muss ich halt irgendwie da durch.
Das weitere dumme ist: Ich dachte daran, mich hier mal zu bewerben, aber ich kann mich hier ja fast nicht einbringen. Und dann werden irgendwelche tolle Sachen natürlich an den UHU der auch für den Wachsaal zuständig ist, übertragen (der ich nicht bin, weil der WS nicht auf meiner Station liegt). Mit anderen Worten, ich versuche hier irgendwie was zu tun und nicht als der letzte Medistudent dazustehen, aber es ist gerade schwierig. Ich bin leicht frustiert. Und das schon seit Tertialbeginn. :-( Aber die Hoffnung stirbt nie! :-dafür
Wie gehts Euch denn so?

fbkkl75
26.05.2005, 11:29
Aber viel tun muss man schon. Ich gehe seltenst puenktlich nachmittags nach Hause...

Für mich ist es auch nicht das wichtigste pünktlich nach Hause zu kommen.
Allerdings empfinde ich es auch nicht vermessen, 9-11h unbezahlter Arbeit zu kritisieren.
Schaut euch mal an was Krankenschwesterschülerinnen ab dem ersten Arbeitstag verdienen, von Juristen oder Lehrern im Referendariat kaum zu reden.
Hier zieht für mich auch nicht, daß dies keine Studenten mehr sind, denn offiziell dürfen die genau so viel selbstständig wie wir machen.


Auch wenn es bei den Medizinstudenten schon immer so war, heißt das ja nicht, man müßte dies auch für alle Zeiten gut finden.

Ja, der Karren steht kurz vor der Wand und irgendwann wird er dagegen fahren. Ich bin mal gespannt, wie unser Gesundheitssystem dann aussieht...

Leelaacoo
28.05.2005, 10:11
Bei mir sinds jetzt auch 5 Wochen und beschweren kann ich mich eigentlich nicht...aber Innere ist auch mein liebstes Fach, da bin ich mal gespannt, wie es in der Chirurgie weitergeht :-((
Von 7.30 bis 18.30 (meistens) finde ich schon recht anstrengend, vor allem, weil ich jeweils über 1 h Hin- und Rückfahrt habe...da ist vom Tag aber auch garnichts mehr übrig...(und vom Geld auch nicht, weil 130Euro im Monat Fahrtkosten... :-oopss )...aber dafür haben wir einen Studientag (wüßte echt nicht, wann ich sonst Hundefutter kaufen gehen soll)...und die Station ist sehr sehr nett, die Schwestern die Besten, die ich bisher kennengelernt habe und auch der Chef ein Schatz.
Mir liegen auch die meist älteren Patienten sehr gut...da kriegt man Geschichten zu hören, junge junge...
Schade ist, daß wir nur Innere-Unterricht haben (im KH gibts nur Innere, Psych und Neuro und die Chirugrie ist ausgelagert)...also habe ich absolut null Ahnung, wenn ich nicht selbst was lese vor den anderen Tertialen.
Dafür ist der OA, der die PJler betreut, unglaublich engagiert und pflaumt jeden an, der uns nicht genügend (guten) Unterricht zukommen läßt...finde ich sehr korrekt! :-))

Also, bin bisher ganz zufrieden...trotz zunehmender Arbeitsbelastung, weil ich eigentlich komplett alleine für 30 Patienten fürs Blutabnehmen, Viggos legen und BGAs machen zuständig bin...das dauert echt eine Weile. Und dann noch ca. 2 Aufnahmen am Tag, die ich den OAs vorstelle..oder ich bin einfach zu langsam (darf nicht so viel mit Pat. quatschen...harr harr). habe aber schon in 5 Wochen viel gelernt...ist doch was!

LG Lee (mittlerweile auch fähig, rosa Viggos zu legen..und bevor die Anästhesisten schreien "A Rosane...was isn das???"..schaut euch die Venen der lieben Diabetiker an... :-D )

Pünktchen
28.05.2005, 14:42
So leider nur noch eine Woche in der Pädiatrie *heul*

Bestandsaufnahme:
- Arbeitzeiten von 8uhr bis ultimo (je nach Arbeitsaufkommen selten vor 18uhr) das liegt einerseits daran das wir viel zu tun haben, aber auch daran das ich nicht daraufdränge pünktlich nachhause zukommen. Wir sind ein Team und wenn ich den Stationsärzten was abnehmen kann, damit die nicht länger machen, dann tu ich das...udn wenn der Stationsassi erst um 17uhr Zeit hat noch mal mit mir eine Neugeborenenuntersuchung durchzuführen und zu besprechen, dann wart ich solange :-top und wenn das gehen wir eigentlich auch fast immer alle zur gleichen Zeit...

- Briefe schreiben :-)) ui was fürn Spaß, aber die stapeln sich auch immer so schnell wenn man keinen Bock hat...

- Mittagessen??? naja wir kommen mittags zum Frühstücken...bzw zum ersten Kaffee...aber wenn dann alle zusammen (ach wie werde ich das vermissen)

- mich nervt es teilweise ohne Assistenzarzt auf Station zu stehen, war leider zu oft in der Anfangszeit und zu wenig in der Endphase :-)) dadurch lernt man es sicher besser :-top

- Lehre? in der Chefvisite lernt man viel, der neue Chef fragt ganz gerne alle aus...aber das macht auch Spaß...udn die letzet OÄ-Visite war zwar nervig aber trotzdem lehrreich, weiß gar nicht warum das nicht immer so sein kann...Seminare hin und wieder...und Fortbildungen für Ärzte dürfen wir auch besuchen...also alles sehr theoretisch...trotzdem zu mau finde ich...die Assistenzärzte erklären viel und sind super nett

- es wird sehr viel vorausgesetzt, was man eigentlich nicht weiß und nicht kann... (also auch in der Ausbildung der Assistenzärzte)

- ich hätte rotieren können, wollte aber nicht mit anderen Assistenzärzten zusammenarbeiten :-)) und Kindernephro ist auch spannend und die allgemeinpädiatrischen Dinge bekommt man auch mit...



Ich denke es liegt sehr viel an einem selbst was man macht....an der eigenen Arbeitseinteilung udn wie man den oberen gegenübertritt. Hier sind alle Assistenzärzte darauf bedacht, das PJler nur das machen, was sie sollen...also möglichst keine Überstunden und keine Wochenendarbeiten.



Ich würde so gerne bleiben, weil ich noch sooooooo viel nicht weiss :-(( und von der Inneren (mein letztes Tertial) hört man nur schlechtes...



gruss
pünktchen :-winky

Pünktchen
28.05.2005, 14:45
LG Lee (mittlerweile auch fähig, rosa Viggos zu legen..und bevor die Anästhesisten schreien "A Rosane...was isn das???"..schaut euch die Venen der lieben Diabetiker an... :-D )


Also ich leg Gelbe :-))

Evil
28.05.2005, 14:59
mittlerweile auch fähig, rosa Viggos zu legen..und bevor die Anästhesisten schreien "A Rosane...was isn das???"..schaut euch die Venen der lieben Diabetiker an... :-D
Also, auf den Stationen reicht das eigentlich auch... wenn der Patient nicht gerade Unmengen Volumen oder Blut braucht... zumal da das Infektionsrisiko und vor allem der Schmerz beim Legen geringer sind...

...ich fang in 4 Tagen bei den Lachgasschnüfflern an :-)) :-D

Fyps
29.05.2005, 15:19
Hallo,

ich brauche mal ein paar Meinungen. Also, ich bin jetzt seit 5 Wochen im PJ und habe mit Chirurgie angefangen. Um es gleich vorweg zu sagen, ist das bisher nicht so schlimm gelaufen, wie ich befürchtet hatte. Ich bin noch nicht angeschnauzt worden, die OP Schwestern sind super nett und die Arbeitszeiten halten sich echt in Grenzen. Trotzdem bin ich total gefrustet, da ich bisher nicht das Gefühl habe, im normalen Dienst großartig was zu lernen.
Um auf die Visite mitgehen zu "dürfen", muß ich auf meiner neuen Station, auf der ich seit 1 Woche bin, echt klarstellen, daß ich das will und das auch eigentlich so vorgesehen ist, daß der PJler die Visite mitbekommt. Die einzige Möglichkeit mal einen Patienten zu untersuchen oder Anamnese zu machen ist in der Ambulanz, wo ich aber nur während der Dienste hin kann, da ich sonst nur Blut abnehme, Verbände mache und Haken halte. :-nix

Diese Dienste sind eigentlich auch mein Problem. Laut unserer PJ- Ordnung "muß es dem PJler ermöglicht werden einen Stationsartz bei seinen Diensten zu begleiten". Fakt ist aber, daß wir ein Handy in die Hand gedrückt bekommen und für den OP abgerufen werden oder, und das ist das Ätzende, für jede Viggo und jede Blutabnahme, natürlich hauptsächlich der Internisten, angerufen werden. Gestern habe ich dann dem Stationsarzt der Inneren gesagt, daß es nicht sein kann, daß für jede BA zuerst der PJler angerufen wird, da wir im Hause sind, um etwas zu lernen und habe ihm die PJ Ordnung "zitiert". Es kam natürlich die obligatorische Antwort daß wir ja das Viggo legen und Blut abnehmen auch lernen müssten, woraufhin ich nochmals meinte, daß es aber nicht sein könne, daß für jede BA zuerst der PJler und dann erst der Assi angerufen wird. Er fragte mich daraufhin doch allen Ernstes, ob ich mich mit dieser Aufgabe wohl überfordert fühlen würde, was mich echt zur Weißglut getrieben hat. :-keks

Ich hätte gestern in der Ambulanz viel machen können und dürfen, da ich echt nette Ärzte da hatte, die auch Spaß hatten mir was zu zeigen und zu erklären. Nun bin ich drauf und dran dieses, im Übrigen schon bekannte und leidige Thema der BA nochmals mit dem PJ- Beauftragten ( der ist im Übrigen auch echt nett) zu besprechen, da wir schließlich in die Vollapprobation gehen und dieses Jahr die einzige Möglichkeit ist, wirklich was Praktisches mitzunehmen.

Ich will mich echt nicht vor der Arbeit drücken, aber ich fühle mich wegen der BA echt ausgenutzt, vor allem , weil bekannt ist, daß die Internisten ihre BA gerne auf das WE verlegen und komischerweise in der Zeit, wo keine PJler da sind am WE keine BA haben (außer in wirklich dringenden Notfällen). :-(

Grüße
Fyps

Mini-Doc
29.05.2005, 23:07
Im Prinzip stimmt es natürlich was du sagst..... und wenn du dich nicht in dem Fach / dem Haus bewerben willst kannst du natürlich was sagen ( Zwei Leute hatten das bei uns auch gemacht.... --> als Querulant und nicht belastbar abgestempelt --> Bewerbung im Haus geradewegs auf Ablage P ). Klar sollte man was lernen.... aber du solltest eben auch sehen, daß die Leute dich die Sachen nicht machen lassen weil sie kein Bock drauf haben, sondern weil sie einfach was wichtigeres zu tun haben und wir nunmal ganz unten in der Nahrungskette sabbern.... wir machen das, weil so am wenigsten Arbeitskraft verloren geht ;-) Daher glaube ich nicht das du das ändern wirst. Viele Leute werden sich bemühen dir was beizubringen, aber die Arbeit geht vor, dass ist einfach wichtiger als die Ausbildung. Bleib einfach abends etwas länger, mach ein paar Dienste freiwillig dann lernste auch was... wenn auch mit etwas mehr Aufwand als theoretisch nötig. :-))

Pünktchen
02.06.2005, 17:26
...so ein weiteres Fazit...

Also die restlichen Pjler hier in der Pädiatrie haben nen anderes Leben.:-blush die gehen zwischen 14 und 16 uhr nachhause und langweilen sich auch zwischendurch...ich frag mich nur warum, mir ist bis jetzt immer was eingefallen was ich machen kann/muss.

Ihr stellt also fest das Arbeitsbelastung einfach individuell zu sehen ist. jedem das seine. Der eine sucht sich seine Aufgaben und hinterfragt dinge und der andere wartet darauf das einem etwas zugeflogen kommt.


Ich werd es vermissen, das Fussball spielen auf dem Gang während der Visite...das Seifenblasen blasen am Ende des Tages...das Geschichten vorlesen...das Kinder beruhigen...ihnen die Welt erklären...die ganze Kinderschokolade...die Cappucino-Sessions zwischendurch... *heul* ich will da morgen nicht weg...ist es wirklich schon so weit??? hab doch erst angefangen dort...


*intränenausbrech*

Isabelle
08.06.2005, 19:53
Also ich bin jetzt auch seit 6 Wochen im PJ in einem städtischen Krankenhaus, und ich habe seitdem starke Gefühlsschwankungen. Angefangen von :"*******, und das ist jetzt alles für das ich jetzt so lange studiert habe?" bis zu "na ja so schlecht ist es ja auch nicht". Früher habe ich mich immer gewundert, dass die Ärzte alle unzufreiden sind, aber heute kann ichs verstehen. Am Patienten wird überhaupt nichts mehr gemacht. Hat er Halsweh gibts ein HNO-Konsil, hat er ne taube Zehe gibts ein Neuro-Konsil. Im höchsten Fall wird mal auskultiert oder der Bauch abgetastet. Die Ärzte haben überhaupt keine Zeit, mir mal was zu zeigen, es müssen pro Tag an die sieben Briefe diktiert werden. In dieser Zeit versuche ich, den Doc zu entlasten und mache um die 15 Blutentnahmen und die Antibiosen und die Viggos. Viel mehr eigentlich nicht, es kommt auch öfters vor, dass ich gar keine Zeit habe, bei der Visite mitzugehen. Das kann ja wohl nicht sein! Von den Oberärzten wird man eigentlich gar nicht wahrgenommen. Die geben einem öfters zu verstehen, dass man wirklich auf der untersten Stufe steht. Motzig bis zum Gehtnimmer. Schlimm finde ich auch zum Teil die Krankenschwestern. Da ich nun auch selber eine bin, finde ich es umso erschreckender, dass nicht mal die Antibiose gerichtet sind, und ich mir die Medikamente im ganzen haus selber zusammensuchen soll! So habe ich das aber nicht gelernt.
Dienste müssen wir auch mitmachen. Einen pro Monat. Das gibt dann nochmal so ein bisschen Motivation, weil man von Beginn an die Leute begleitet, der Dienst findet nur auf der Notaufnahme statt.
Im Moment habe ich mir gerade eine Woche freigenommen, damit ich malAlso ich bin jetzt auch seit 6 Wochen im PJ in einem städtischen Krankenhaus, und ich habe seitdem starke Gefühlsschwankungen. Angefangen von :"*******, und das ist jetzt alles für das ich jetzt so lange studiert habe?" bis zu "na ja so schlecht ist es ja auch nicht". Früher habe ich mich immer gewundert, dass die Ärzte alle unzufreiden sind, aber heute kann ichs verstehen. Am Patienten wird überhaupt nichts mehr gemacht. Hat er Halsweh gibts ein HNO-Konsil, hat er ne taube Zehe gibts ein Neuro-Konsil. Im höchsten Fall wird mal auskultiert oder der Bauch abgetastet. Die Ärzte haben überhaupt keine Zeit, mir mal was zu zeigen, es müssen pro Tag an die sieben Briefe diktiert werden. In dieser Zeit versuche ich, den Doc zu entlasten und mache um die 15 Blutentnahmen und die Antibiosen und die Viggos. Viel mehr eigentlich nicht, es kommt auch öfters vor, dass ich gar keine Zeit habe, bei der Visite mitzugehen. Das kann ja wohl nicht sein! Von den Oberärzten wird man eigentlich gar nicht wahrgenommen. Die geben einem öfters zu verstehen, dass man wirklich auf der untersten Stufe steht. Motzig bis zum Gehtnimmer. Schlimm finde ich auch zum Teil die Krankenschwestern. Da ich nun auch selber eine bin, finde ich es umso erschreckender, dass nicht mal die Antibiose gerichtet sind, und ich mir die Medikamente im ganzen haus selber zusammensuchen soll! So habe ich das aber nicht gelernt.
Dienste müssen wir auch mitmachen. Einen pro Monat. Das gibt dann nochmal so ein bisschen Motivation, weil man von Beginn an die Leute begleitet, der Dienst findet nur auf der Notaufnahme statt.
Im Moment habe ich mir gerade eine Woche freigenommen, damit ich mal
für Geld ein bisschen in meinem alten Krankenhaus arbeiten kann. Das Glück war wenigstens so nett und liess mich eine Platzwunde nähen...

Picknicker
10.06.2005, 15:17
Ich bin jetzt auch bald mit meinem (1.) Tertial in Innere fertig und frag mich, wie ich jemals Patienten adäquat behandeln soll. Meine Docs (sogar die OAs) sind zwar sehr nett, erklären mir alles und lassen mir völlig freie Hand (auch beim Feierabend!). Mein Alltag besteht aus Blutabnehmen, Nadellegen, selten mal ne Aufnahme, und ansonsten Frühstücken, Mittagessen, Kaffeetrinken...Ich kann mich also echt nicht beschweren, wenn ich die anderen Beiträge lese. Aber ich hätte gern meine eigenen Patienten, bei denen ich von der Anamnese über die Therapie bis hin zum Entlassbrief mal alles selber machen kann, wann soll ich´s denn sonst lernen?
In meinen nächsten Tertialen (Anästhesie und Chirurgie) werd ich wohl kaum den typischen Stationsablauf erleben, der mal mein Alltag sein wird. Meinen Ärzten mache ich auch gar keinen Vorwurf, aber ich denke, man sollte auch schon im Studium über den Alltag und v.a. das organisatorische Drumherum aufgeklärt werden. Mir graust schon vor dem nächsten Jahr, das kalte Wasser wartet schon... :-((

Felix@112
10.06.2005, 17:45
@Picknicker und Isabelle:

Das klingt wirklich mies bei euch.
Da muß ich euch aber klar sagen, daß das bei euch dann am Haus liegt.
Ich habe bislang in meinen Famulaturen mehr gemacht als ihr jetzt, und für die PJler war es ganz normal, daß sie ein odere mehrere eigene Zimmer hatten (in der Inneren), die sie komplett eigenständig betreut haben. Natürlich in Absprache mit den Stationsärzten. Dazu gehörte dann bei denen aber auch das Vorstellen der Patienten bei Ober- und Chefarztvisite, Untersuchungen und Medis anordnen, sowie Entlassung und Arztbrief.
Könnt ihr da nicht mehr einfordern, besonders wenn ihr dieses Tätigkeitsfeld aufnehmen wollt?? Oder KH wechseln?

Netten Gruß
Felix

abcd
10.06.2005, 19:16
1. Tertial Innere
Mo-Do: 7:45-16:00
Fr: 7:45-15.00
Studientage
hab ich nicht, aber wenn man mal früher los muss oder ein langes Wochenende machen möchte, muss man nur fragen, und es ist eigentlich kein Problem.
Fortbildungen:
Jeden Tag was anderes:
Nephrologie bei Kaffee und Keksen
3x kardiologische Fobi nicht speziell für die PJler (Ärzte halten im wechsel kleine Vorträge)
EKG-Kurs, Unfallchirurgie, Kardiologie (für PJs), demnächst noch Hämatoonkologie, Gastroenterologie
Eigentlich besuchen hier alle PJler fachunabhängig diese Veranstaltungen, sofern sie Lust und Zeit haben.

So das die offiziellen Zeiten. Man kommt hier auch meist pünktlich raus. Ist ein Lehrkrankenhaus. Mittagessen klappt IMMER. Bin auf einer Station mit drei Stationsärzten und einer Ärztin im Anerkennungsjahr, insg. 40 Betten. Alle vier sehr nett. Auch wenn sie sich abends mal treffen zum grillen oder am Wochenende zum brunchen, oder so, wird man gefragt, ob man auch kommt. Alles in allem super nette Station. Trotzdem habe ich das Gefühl nicht so sehr viel auf Station zu lernen.

FataMorgana
10.06.2005, 19:26
Bin auf einer Station mit drei Stationsärzten und einer Ärztin im Anerkennungsjahr, insg. 40 Betten.

Das ist aber auch Luxus, 1 Arzt für 10 Patienten. Und dann noch ein PJ zum Blutabnehmen :-] Da kann man ja den ganzen Tag Kaffee trinken.

abcd
10.06.2005, 19:33
Naja nich ganz 10 pro Arzt, da die Ärztin im Anerkennungsjahr nur zwei Zimmer betreut. Sie bekommt ja nciht mal ein Gehalt. Schon böse!
Apropo Blutabnehmen........... das machen hier normalerweise die Schwestern. Ausnahme: "Könnten Sie nicht vielleicht, die Frau is so komisch" oder " der hat gaaaaaanz schlechte Venen" usw.
Dafür müssen wir die Antibiosen anhängen............
Is ne kardiologische Station mit relativen hohem Durchlauf wegen der Coros. Also viele Entlassungen und Neuaufnahmen am Tag.
Hoffe ich habe das nun ein wenig relativiert.
Hab ich erwähnt, das wir auch noch nen sehr netten Oberarzt haben, der sich auch häufig mal blicken lässt?

sternschnuppe
10.06.2005, 20:03
Hallo ihr!

Das klingt ja alles ganz schrecklich bei euch.

Ich hab da wohl mehr Glück gehabt. Bin auf der Inneren seit 01.04. in der Schweiz. Wir haben hier zwar auf Station "nur" max. 24 Patienten, aber trotzdem lernt man viel, weil hier die Innere alles umfasst (keine Fachgebiete untergeordnet). In den ersten zwei Monaten habe ich Patienten ausgenommen, OA vorgestellt, Anordnungen geschrieben (mit Medis, Anmeldungen für evtl. Untersuchungen), Visite bei "meinen" Patienten geführt, Kurzaustrittsbriefe geschrieben, Austrittsbriefe diktiert. Befunden von EKGs, Lufus, Schellong, Kipptisch, Belastungs-EKG - alles dann mit Gegenzeichnung vom Assistenten bzw. OA. Immer jeden Tag bei Visite mitlaufen und aktive teilnehmen können bzw. das war sogar gewünscht. Dann hab ich Aszites punktieren gelernt (incl. Lokale setzen ...). Nun bin ich auf der Nofallstation und nehme die Pat. dort auf, muss alles schneller als auf Station gehen, aber auch hier: Anordnung, Entscheidung über Sono, Röntgen oder was sonst noch läuft. Jetzt lerne ich ein wenig sonographieren. Und einmal die Woche ist Chemo, da werd ich mich dann auch einklinken zum Port anstechen üben. Arbeiten ist von 8.00 bis offiziell 18:30. Geht nicht immer, aber das macht dann auch nix, wenn es mal länger geht, finde ich, denn abends wird es oft sehr spannend. Dann hat man 1-2x/ Woche von 18:00 - 08:00 Rufbereitschaft (man wird dann auch für OP´s gerufen) und einmal im Monat 48h Rufbereitschaft am WE. Ihr sieht, es geht auch anders, allerdings scheinbar nur in der Schweiz. Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie man sich einbringt, denn man muss schon fragen und sagen, ich würde gerne, könntet ihr mal... Alles in allem denke ich, dass ich hier viel mitnehmen werde und nicht völlig hilflos dann nächstes Jahr in die Assistenzarztzeit starte. Aber ich habe ja noch 2 weitere Tertiale vor mir, mal sehen, eines davon ist in Dt....

Alles Gute für Euch,
Sternschnuppe

Pünktchen
11.06.2005, 11:15
So eien Woche Innere ist um und mein Fazit dazu: ich zähle ab heute die Tage bis ich da weg bin :-((

Es ist an der Uni und sehr Stationsabhängig wie es läuft. Was mich am Anfang sehr überrascht hat, war das hier alles sehr durchplant ist! Man hat wöchentlich eine Problemvisite n der alle 30!!! PJler des hauses teilnehmen müssen und letzten Mittwoch war das richtig lehrreich! Und zusätzlich müssen wir uns selbser PJ-Seminare organisieren, was sich sehrschwierig dar stellt, da die Abteilungsprofs "keine Lust" haben. Die PJ-Seminare, sollten auch wöchtlich laufen.
Dann haben wir einen Zettel mit sämtlichen Funktionen und praktischen Aufgaben, die wir gesehen haben sollten und bei zuständigen Ärzten ableisten gegen Unterschrift :-top

Nun zu meinem Tagesablauf (der wesentlich kürzer ausfällt)!

- Stationbettenzahl ca 30
- 1 Stationsarzt, 2 Assistenzärzte, 2 PJler und 1 Praktikantin
- Arbeitszeiten: Mo-Fr 7.30 bis 16.15uhr :-))

Da wir so viele sind gibt es morgens ca 3-4 Blutentnahmen für jeden (ausser stationsarzt machen alle mit) gleichzeitig muss man Infusionen anhängen. Anschliessend eine Visite, die der Stationsarzt immer alleine führt, ohne Erklärungen für andere! (keinerlei Patientenvorstellungen durch andere, kein Selbständiges Arbeiten, keine Therapiebesprechungen) Bin froh wenn ich nach einer Woche weiß welche Patienten auf Station lagen, wie sie therapiert wurden? :-nix
Aufnahmen darf ich machen und diese dem Stationsarzt vorstellen der klinische Status wird kontrolliert, aber weder diagnostische noch therapeutische Anmerkungen. Dazu noch alte Briefe organisieren und mit Hausärzten telefonieren (find ich nicht schlimm, gehört dazu).
Nach dieser "lehrreichen" Visite gibt es regelmässig eine Stunde Frühstück. Anschliessend "arbeiten" wir das Visitenbuch ab (telefonate und irgendwelche Dinge organisieren) egal...macht man mal was extra wird man angeraunzt wieso man das gemacht hat.


(Aufgabe vom Doc: Suchen sie mal raus wann die Patientin den letzten Herzkatheter hatte!
Umsetzung:alte Akten gewälzt udn da ich wirklich massig Zeit hatte, hab ich es kurz und bündig in Tabellenform am Compi erstellt. (15 Minuten Arbeitszeit)
Erste Frage von Ihm (ohen Witz oder Ironie, vollen Ernstes und ziemlich böse klang das)): Wieso haben sie das am Computer geschrieben? - Weils schnell geht. - Haben sie eine so schreckliche Schrift? :-???
Ich mach nie wieder was zusätzlich auf dieser Station, wenn das immer so abläuft.)

Achja gegen 14 Uhr sind wie immer fertig! Tja und dann darf man die Zeit absitzen oder Briefe tippen/diktieren bis 16.15 uhr oder sich dem Eigenstudium widmen. Ich bin bis jetzt hier immer pünktlich herausgekommen und habe nur im Eigenstudium etwas gelernt.


noch 7 Wochen.....(Langeweile pur)


PS: Bin andere Dinge aus der Pädiatrie gewöhnt, da durfte ich Anforderungszettel/Konsil- ausschreiben, Diagnostische Ansätze und Therapieverläufe wurden erklärt oder ich musste sie erklären. Man hat Laborwerte "gesehen" und andere diagnostische Ergebnisse mit dem zuständigen Arzt besprochen! (In der Inneren hab ich bis jetzt nie aktuelle Laborwerte oder deren Bedeutung erklärt bekommen oder geschweige den gesehen! Macht schliesslich alles der Stationsarzt für sich alleine!)