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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Azidose... was passiert in den Zellen?



Buddy
01.06.2005, 21:28
Hy ihr...
ich bin es mal wieder, ja ich weiß, ich frage mittlerweile oft, aber meine Neugierde ist so groß und meine Fachliteratur leider noch so beschränkt!

Nun in meinem RS Lehrgang sprachen wir davon das es bei einem Sauerstoff Mangel in den Organe und im Gewebe zu einer Azidose kommt, also z.B. im Falle eines hypovolämischen Schocks kommt es ja dann zu einer respiratorischen Aziodse.

Wirklich wissen muss ein RS wohl nicht, warum und wie es dort genau zu einer Übersäuerung kommt, aber mich würde es doch sehr interessieren!
Also warum führt chmeisch gesehen das fehlen von O² zu einer Übersäuerung, was passiert in der Zelle? Hat es nicht was mit dem dann vermehrten vorkommen von H+ Ionen zu tun?

Könnte ihr mir da mal wider helfen?

Danke im Voraus!

mfg Kim

die chondropathia
01.06.2005, 21:38
Komplexes Thema. Vereinfacht gesprochen bedeutet weniger Blut weniger Sauerstoff bedeutet eine Stoffwechselumstellung bedeutet mehr Säuren (z.B. Laktat) bedeutet man wird sauer...
Die gestörte Funktion der Organe (v.a. Niere!) spielt da natürlich auch mit hinein.

THawk
01.06.2005, 21:43
Hi Kim,

ich probiers jetzt einfach mal, ich hoffe, dass es so stimmt.

Zellen brauchen Energie und die bekommen sie (mal ganz generell gesagt) zum Großteil über den Abbau von Glucose (Glycolyse). Wenn genügend Sauerstoff da ist wird die sog. aerobe Glycolyse durchgeführt, d.h. es entsteht Pyruvat, welches im Citratcyclus weiter umgesetzt wird. Dabei entsteht recht viel Energie, aber die Zelle ist zwingend auf O2 angewiesen.
Fehlt der Sauerstoff findet anaerobe Glycolyse statt. Hierbei wird Glucose auf die Stufe des Lactat (Milchsäure!) abgebaut. Dabei entsteht viel weniger Energie, aber immerhin - ohne Sauerstoff.
Lactat ist eine Säure, sodass eine erhöhte Lactat-Konzentration zu einer Acidose führt (das gleiche passiert wenn du (recht untrainiert) am Leistungsmaximum sprintest).

Wobei ich es dann beim hypovolämischen Schock (mit meinen banalen Vorklinik-Kenntnissen) mit folgendem Sauerstoff-Mangel in Organen eher als metabolische Acidose bezeichnen würde?!

Sicherlich ist nicht alles, was ich oben gesagt habe so ganz richtig (es gibt noch andere Möglichkeiten der Energiegewinnung), aber das dürfte für dein Verständnis reichen, oder?!

Machs gut, Lars

nduester
01.06.2005, 23:12
Wobei ich es dann beim hypovolämischen Schock (mit meinen banalen Vorklinik-Kenntnissen) mit folgendem Sauerstoff-Mangel in Organen eher als metabolische Acidose bezeichnen würde?!

:-top

Hinzufügend: nicht nur der Sauerstoffantransport ist gestört, sondern auch der Abtransport der Verbrennungsreste - so kommt es zu einer immer größeren Ansammlung von sauren Bestandteilen in der Peripherie.
Schock bedeutet ja nichts anderes, als daß der Körper den Blutkreislauf auf die wichtigsten Organe zu beschränken versucht und alle anderen Gefäße möglichst dicht macht.
Kurzfristig ist dies auch sinnvoll, langfristig stellt sich der Körper damit aber selbst ein Bein: irgendwann ist die Peripherie so sauer, daß die postkappilären Sphinkter wieder aufmachen und die ganze saure Sauce wieder in den Kreislauf zurückschießt und dem Patienten durch Organschädigungen (z.B. Schocklunge) weiter zusetzt. Weitere Probleme wie Koagulopathie, Sludgephänomen und Mikrothromben sorgen ihrerseits ebenfalls für handfeste Überlebensprobleme.
Hier gilt es frühzeitig einzugreifen und mit den simpelsten Initialmaßnahmen (Wärmeerhalt, Streßreduzierung, Volumen) von Anfang an eine Manifestation des Schocks zu verhindern.

Gruß, Nils