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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium - intellektuell anspruchsvoll?



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Flotti
02.06.2005, 15:33
Moin!!

Mir wird immer wieder gesagt, dass das Medizinstudium eigentlich "jeder Idiot" (entschuldigt die Wortwahl, das Zitat stammt nicht von mir !) schaffen kann, wenn er nur genügend paukt - stimmt das so?

Anders gefragt: Ist das Medizinstudium intellektuell anspruchsvoll oder pures auswendiglernen?

Freue mich auf eure Antworten!

Gruß,
Flotti

Cuff
02.06.2005, 15:50
Ich denke man muss GRUNDSÄTZLICH unterscheiden zwischen Studium und Beruf...

Wombat
02.06.2005, 15:57
Und wo liegt da genau der Unterschied?

Hellequin
02.06.2005, 16:04
Als Medizinstudent lernt man recht viele Fakten auswendig, hierzu brauch man vorallem ein gutes Gedächtniss (wobei natürlich Verständniss dem Lernen enorm hilft, aber mitunter halt zeitlich nicht möglich ist). Um als Arzt irgendwann einmal die richtige Diagnose zu stellen, muss man halt in der Lage sein, die verschiedenen gelernten Fakten sinnvoll zu verknüpfen. Das wäre dann der intellektuelle Anteil. Natürlich hängt das ganze auch ein Stück von der Lerntechnik des einzelnen ab.

Cuff
02.06.2005, 16:10
Das Studium kann sehr lernlastig geprägt sein, weshalb ein guter Lerner, sofern er einen gesunden Verstand und Ausdauer besitzt die Vorklinik - oft als "schwerste" Hürde betitelt - schaffen sollte.

In der Klinik wirds dann anschaulicher und das Lernen fällt einem leichter. Es steht nicht mehr immer das Pauken im Vordergrund. Vieles passiert im Sinne des Learning-by-doing oder des POL (Problemorientiertes Lernen). Soll heißen, dass sich einem vieles aus Zusammenhängen erschließt.
Sind also in der Vorklinik noch die Ausdauer und das geistige Fassungsvermögen entscheidend, kommt es in der Klinik eher auf eine gute Kombinations- und Deduktionsgabe an.

Der eigentliche Bruch kommt allerdings erst im Beruf, da sich einem hier erst das wahre Spektrum der Medizin eröffnet. Es ist längst nicht jeder der ein Medizinstudium abschließt auch zum Arzt geeignet. Weshalb ja heute viele den anderen Weg wählen und sich in der Wirtschaft oder ähnlichen Bereichen verdingen.
Im Beruf kommt es nämlich nicht in erster Linie auf die Lerngabe an, sondern eher auf Selbstvertrauen, Verantwortung und je nach Fach sogar "Können". Längst nicht jeder wird einfach so Chirurg, um ein Beispiel zu nennen. Viele besitzen das erforderliche Fingerspitzengefühl (ich weiß, es geht auch anders *g*) nicht oder stehen mit der OP an sich auf Kriegsfuß. Da könnte man jetzt noch etliche andere Fachbeispiele nennen.

FAZIT: Ich denke das Studium können viele schaffen, die sich auf ihre Hinterbeine setzen. Den einen wird's leichter fallen (man trifft sie häufig abends in der Stadt), den anderen vielleicht etwas schwerer (sie haben das Gefühl nichtmal mehr ein fachfremdes Buch lesen zu können geschweige denn so etwas wie Freizeit zu haben). Grundsätzlich kann es fast jeder SCHAFFEN, aber die Bewältigung und der intellektuelle Anreiz liegen hauptsächlich im klassischen Arztberuf, weshalb hier viele resignieren.

macepaker
02.06.2005, 18:11
Cuff hat da schon ganz recht, viel wichtiger ist wahrscheinlich, einigermassen genau zu wissen, wie der job hinterher aussieht und, ob man das will. Das Studium kriegt imho jeder hin, der das Abi gepackt hat und genügend motiviert ist, diszipliniert mal ein paar Wochen am Stück zu lernen. Mein Hausarzt hat mal gesagt, "Machen se sich da ma kein Kopp, Maschinenbau is schwieriger" :-))
Gemeint ist damit, dass man nicht wilde Formeln herleiten muss / nicht häufig an intellektuelle Grenzen stößt, aber mal locker ein Buch in einem Semester auswendig lernt. :-lesen Die Frage ist nicht, wer es intellektuell schafft, sondern, wer dazu bereit ist, die Disziplin aufzubringen, lange am Schreibtisch zu verbringen.
Der Vorteil im Medizinstudium ist, dass man durch viele Prüfungen durch das Studium "durchgeschleust" wird, also durch die Verschulung entsprechend Rückmeldung bekommt, wenn man zu faul war und durchfällt (In meinem Semester sind z.B. etwa 1/3 der Leute im Physikum durchgefallen).
Gut dabei ist natürlich, dass man nicht, wie in anderen Studiengängen, 3 Tage/Woche studiert und dann Taxifahrer wird, weil das Examen zu schwer war. Nachteil ist, dass es echt anstrengend sein kann. Ich hab zu Präpkurszeiten/Examina halt schon mal 12h/d gelernt. Aber man wächst ja auch mit seinen Aufgaben :-stud
Das Wichtigste ist allerdings, eine Vorstellung von dem Beruf zu haben, den man sich da ausgesucht hat. Mich hat auch immer gewundert, warum alle am Anfang Chirurg werden wollen (ich im Übrigen auch :-oopss ;-) ), nach den ersten Famulaturen/spätestens nach dem PJ keiner mehr. Nichts gegen Chirurgen :-keks :-) , sollte nur klar machen, dass eine Vorstellung vom Beruf am Anfang einem ne Menge Frustration ersparen kann...
Ui, schon wieder ein bisschen offtopic:-blush, aber mir tun die Kommillitonen auf der "falschen" Seite des grünen Tuches immer so Leid, wenn ich nach dem Mittagessen weiter Narkose mitmache, und die nach 6 Stunden Haken zerren mit leerem Magen auf die Station gehen und ich dann nach Hause *g*.

Also: Kein Kopp wegen dem Studium seine Anstrengung :-winky machen, eher wegen dem Job seine Maloche. :-)

20Charlotte05
02.06.2005, 20:00
Hatte Mathe-LK im Abi und dazu noch zwei andere Lernfächer (Chemie und Erde ), da kommt man am Tag in der heißen Phase der Vorbereitung auch gut mal auf 10 Stunden...
Aber länger als zwei Monate am Stück würde ich den Stress nicht ohne irgendeine illegale Droge aushalten :-)

Cuff
02.06.2005, 20:06
Du hast nicht im Ernst 10h am Tag für dein Abi gelernt?!

20Charlotte05
02.06.2005, 20:12
Naja, nur an zwei-drei Tagen, wenn einen die Panik packt ( zwei Wochen vor den schriftlichen Prüfungen oder so hab ich gemerkt, dass ich in Mathe n ganzes Thema vergessen hatte ).
Kam dann eh nicht dran - ich frag mich auch, warum ich mir son Stess gemacht hab!!!!!!!

blanko
02.06.2005, 20:18
Ohne lernen geht's halt im Studium nicht. Andererseit kann man ohne eine gweisse grundintelligenz auch nicht Arzt werden. Das stumpfe Faktenpauken kommt in den schriftlichen Prüfungen sehr gelegen. In den mündlichen ist aber oftmals Grips und Witz mehr gefragt. Die wenigsten Prüfer (oder Chefs) mögen einen reinen Klugscheisser.

Zum Thema Abi. Erstens Mathe ist doch kein Lernfach. Erdkunde genauso wenig. (Hatte ich auch beides). In Mathe ist eingentlich nur Logik gefragt und in Erdkunde kommt man mit viel geBlah auch schon recht weit.

Cuff
02.06.2005, 20:20
Wir hatten auch damals im Abi so ein paar "Spezis"! Acht Wochen vor den Prüfungen angefangen im 8-10h Rhythmus täglich zu lernen, begleitet von Baldriparan und anderen pflanzlichen Beruhigungstropfen. :-?

Schön bescheuert!!!

20Charlotte05
02.06.2005, 20:24
Äh, was?
Also bei un WAR Mathe ein Lernfach!!!!!!!!!
Ich meine nicht, das man irgendwas auswendiglernen muss, natürlich geht es nur, wenn man auch ein bisschen checkt, was so dahinter steckt - aber wir mussten ne ganze Menge lernen! Gar nicht vergleichbar mit Chemie!
Is vielleicht nicht so krass wie im Medizinstudium, aber in Mathe fühle ich mich erst sicher, wenn ich alles ma durchgerechnet hab!

Lava
02.06.2005, 20:58
und in Erdkunde kommt man mit viel geBlah auch schon recht weit.

Kommt auf den Lehrer an. Wir hatten eine Lehrerin, die wirklich jeden Punkt und Komma sehen wollte, den sie an die Tafel gepinselt hat. Das war sher viel auswendig lernen. In der 13. haben wir dann einen neuen Lehrer bekommen, der vor allem Wert auf Technik gelegt hat. Darauf, dass man Quellen vernünftig auswerten kann und dass man eine schlüssige, strukturierte Antwort gibt.

Aber was zur Hölle man in Mathe auswendig lernen muss, weiß ich auch nicht. :-))

20Charlotte05
02.06.2005, 21:26
Gar nix!
Man muss bloß eben lernen, wie man den ganzen Kram anwendet und das dann auch noch relativ sicher, was, wenn man nicht gerade ein Einsteinbrain ist, bei manchen Sachen ganz schön lange dauern kann!
Wir hatten außerdem unseren schönen programmierbaren Taschenrechner, für den man auch ne ganze Menge Befehle parat haben muss (vor allem in Stochastok :-(( ).
Wat solls, ich hab jedenfalls viel für Mathe gelernt und der Rest unseres Kurses auch.
Is ja jetzt eh vorbei und ich werde nie hoffentlichnie wieder irgendwelche Barnsley-Farne iterativ erzeugen müssen!!!!!

cosmi3x
03.06.2005, 11:17
Die These ist nicht ganz richtig, aber eben auch nicht falsch.
Ein Idiot, also jemand mit einem IQ unter 20, (kann nicht lesen nicht schreiben, keine sinnvollen Sätze bilden und ist auf fremde Hilfe angewiesen) kann sicher kein Medizinstudium meistern. Aber sicher jeder mit normalem IQ und gewissen medizinisch naturwissenschaftlichen Interesse und dem nötigen Fleiß. Ich denke mal der Schulabschluß spielt da keine sehr große dabei....
Cos

Cuff
03.06.2005, 11:58
Und du bist dir sicher, dass es Menschen mit einem IQ unter 20 gibt? *lach*

Miss
03.06.2005, 12:29
Ich versteh irgendwie nicht so ganz, wieso immer gleich losgeschrien wird, wenn Leute zugeben, daß sie sehr viel (bsp. 10h/ d) vor Prüfungen gelernt haben.
Erstmal darf das ja jeder selbst entscheiden, wieviel er lernen möchte, wieviel er seines Erachtens lernen muß, damit er die Ergebnisse bekommt, die er haben möchte. Manche müssen vielleicht auch mehr lernen als andere oder sind ehrgeiziger, außerdem kennt ja niemand die Anforderungen bei dem jeweiligen Lehrer, die ja auch sehr unterschiedlich sein können (lassen wir jetzt mal das Zentralabi außen vor).
Aber zu sagen, für Mathe muß man doch nichts lernen (meine Noten wären da bestimmt auch noch besser gewesen, wenn ich dafür gelernt hätte, als es nur zu verstehen :-) ), für Erdkunde auch nicht (finde ich schon mal überhaupt nicht, hab mich da auch nicht tot gearbeitet, aber umso besser das Grundwissen war, umso besser konnte man argumentieren etc. -also Lernen hat da schon geholfen)

Wie auch immer, ich denke, die meine Meinung ist klar.
Laßt doch alle, die gern viel lernen möchten, das auch tun. Ich finde es ein Stück weit bewundernswert, auch wenn ich selber lieber den Mittelweg suche. Aber wenn man viel lernt, ergo auch viel weiß -das hat noch niemanden geschadet!
Und wenn jemand mehr lernt, weil es ihm schwerer fällt, den ganzen Kram in sein Hirn zu bekommen, dann ist das halt so. Dieses Entsetzen darüber, daß der andere so viel mehr lernen würde (müßte) als man selbst, impliziert ja irgendwie, daß man den anderen für weniger clever hält. :-dagegen
Die Natur hat die Geschwindigkeit halt variiert.

Logo
03.06.2005, 12:47
Wenn wir Sie hier möglichst schnell durchschleusen wollten, wäre das ein 3 jähriger Ausbildungsberuf und sie wären anschließend fähige Mediziner. Aber wir wollen Ihnen mehr, als das fachlich Notwendige mitgeben...

Ich denke, da ist was Wahres dran! Ansonsten lässt sich "Intellektuell anspruchsvoll" ja sehr weit fassen... Ich glaube das einige Geisteswissenschaften (Theologie und Philosophie, als Klassiker) zum Teil noch mehr "vergeistigt" sind als Fachbereiche wie Medizin, einfach weil sie weniger auf praktische ANwendung hinzielen...

Gruß :o) Logo

TobiasN
03.06.2005, 13:31
Und du bist dir sicher, dass es Menschen mit einem IQ unter 20 gibt? *lach*
Sicher, warum nicht. Schon mal in nem Wohnheim für geistig Behinderte gewesen?

Flotti
03.06.2005, 14:02
Sehen wir mal vom Studium ab: Würdet ihr sagen, dass ein guter Arzt eine gewisse "überdurchschnittliche" Intelligenz benötigt, oder ist der Beruf an sich nicht so sehr anspruchsvoll?