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Melli888
04.06.2005, 22:24
Hallo Ihr!

Ich studieren jetzt im 2. Semester Lehramt Gymn. Nach meinem Abi stand ich vor der Wahl Medizin oder Lehramt. Wollte bis zur Oberstufe immer Medizin machen, kam jedoch dann zunehmend davon ab, weil ich viele Praktika gemacht habe und viel mit Ärzten gesprochen habe, die mir sehr deprimiert von ihren Arbeitsbedingungen erzählt haben und mir von einem Medizinstudium eher abgeraten haben. Vor allem Frauen sagen, dass es mit Familie etc. kaum zu vereinbaren sei. Da ich mir jedoch sicher bin, dass zu einem erfüllten Leben für mich unbedingt Kinder gehören, war ich mich so unsicher, dass ich mich nicht getraut habe das Studium anzufangen. Gut, mittlerweile konnte ich mir Lehramt dann auch ganz gut vorstellen und hatte schon bedenken ob ich das wirklich will: steriles Krankenhaus, den ganzen Tag kranke Menschen um sich, Leid und auch Nacht- und Wochenenddienste.
Aber das dumme ist jetzt, dass mir mein Lehramt-Studium fast gar keinen Spaß macht, da reizt mich irgendwie nix ( obwohl ich mir den beruf Lehrer wieder ehr vorstellen kann), da find ich Medizin, soweit ich das als Nicht-medstudent beurteilen kann doch viel interessanter.
Jetzt stellt sich mir halt die Frage, ob ich wechseln soll in diesem Wintersemester. Und das ist alles so blöd, wie soll man denn wissen was einem später mehr Spaß macht. Bei Lehramt wär ich mit 26 oder 27 komplett fertig, was mich schon irgendwie reizt, bei Medizin würd sich alles noch so lang hinziehen. Aber was ist wenn ich es bereue!! Ahhh...;-)
Naja, bin jetzt völlig ratlos und weiß gar nicht mehr von was ich meine Entscheidung jetzt noch abhängig machen soll....

Hat von euch auch mal jemand vor der Entscheidung gestanden??
Ich weiß, dass die Entscheidung an mir liegt, aber habt ihr einen Tipp was ich noch machen kann, um meiner Entscheidung näher zu kommen??
Ist es im Beruf wirklich so schrecklich wie viele sagen??

Danke für eure Hilfe! lg

FataMorgana
04.06.2005, 22:34
Ich kann Dir nur dringend abraten, wegen des interessanten Studiums auf Medizin umzustellen. Der Arbeitsalltag ist nicht schön und auch nicht familienkompatibel. Es gibt ein paar Nischen, in denen es geht. Da solltest Du Dich aber vorher genau informieren, ob Du Dir das auch vorstellen kannst.

Wie wäre es, wenn Du beim Lehramt das Fach wechselst und z. B. Biologie dazunimmst?

Also, ich kann Dir in der geschilderten Situation wirklich nur abraten, auf Medizin umzusatteln. Die Chancen, einen Job zu kriegen, sind momentan ganz gut, aber das kann sich auch wieder geändert haben, bis Du fertig bist.

Daran, dass sich die Arbeitsbedingungen nach den EuGH-Urteil wirklich bessern, glaube ich allerdings inzwischen nicht mehr.

netfinder
04.06.2005, 22:45
hm, also ich finde es sehr interessant (klar, nicht immer, aber in welchem Fach ist schon wirklich ALLES perfekt?). Ob der Arbeitsalltag nicht schoen ist, kann ich noch nicht beurteilen, allerdings finde ich es ziemlich pauschalisierend, einfach mal zu bahaupten, er wäre nicht schoen; mag ja sein, dass das auf deine Arbeitsbedingungen zutrifft, aber sicherlich nicht auf die aller Aerzte.
Haben dich die Erfahrungen in den Praktika beeinflusst oder das was die Aerzte gesagt haben?

netfinder

FataMorgana
04.06.2005, 22:50
Ob der Arbeitsalltag nicht schoen ist, kann ich noch nicht beurteilen, allerdings finde ich es ziemlich pauschalisierend, einfach mal zu bahaupten, er wäre nicht schoen; mag ja sein, dass das auf deine Arbeitsbedingungen zutrifft, aber sicherlich nicht auf die aller Aerzte.

Natürlich ist es pauschalisierend, ich beziehe die Aussage aber nicht nur auf mich, sondern auch auf mein Umfeld. Und ich kenne eine ganze Menge junge Ärzte, das kannst Du mir glauben. Die Skala reicht ungefähr von völlig frustriert bis einigermaßen zufrieden. Ich kenne ehrlich gesagt keinen, der seinen Job super toll findet.

Meine Aussage war aber natürlich auch bewusst etwas provokativ, um mögliche Gegenreaktionen auszulösen. Mal sehen, was so kommt.

Das Studium fand ich auch interessant - dagegen will ich überhaupt nichts sagen. Aber ein Studiums um des Studiums willen? Ich weiß nicht...

netfinder
04.06.2005, 22:52
hm, das Interesse an diesem Fach ist mein eigentlicher Studienantrieb.

FataMorgana
04.06.2005, 22:54
hm, das Interesse an diesem Fach ist mein eigentlicher Studienantrieb.

So war es bei mir auch. Und genau das betrachte ich jetzt als einen Fehler. Aber hinterher ist man immer klüger.

netfinder
04.06.2005, 22:57
mal sehen, ich wuesste zur zeit keine wirkliche alternative. Das, was mich noch interessieren wuerde, ist von den Jobaussichten noch katastrophaler, da werd ich lieber Arzt!

Scrotum
04.06.2005, 23:00
Das schlimmste ist ja, dass es soviel Überwindung braucht, dieses Studium abzubrechen. Man hofft immer und manchmal macht's sogar Spass...

Melli888
04.06.2005, 23:00
Also Studium nur wegen Studium wäre es bestimmt nicht, hat sich vielleicht so angehört. Ich kann mir schon vorstellen, dass mir auch der Beruf Spaß machen kann, interessiere mich schon voll für alles, was mit Medizin zu tun hat. Und die Praktika bzw. Ärzte haben mich schon sehr beeinflusst. Davor stand für mich immer fest, dass ich Ärztin sein will. Hab kaum Negatives an dem Beruf gesehen/ sehen wollen (?). Wurde halt durch praktika darauf aufmerksam! War bereits jetzt 2mal im Op, wobei mir da ber das Sterile nicht so gefallen hat, obwohl es echt mega interessant ist, aber immer mit mundschutz etc.. nein. Aber müsste ich ja nicht. Aber da waren so viele Ärzte vor allem Frauen so depri, das ist dann schon abschreckend. Hab dann noch 1/3 meines Pflegepraktikums auf ner Inneren gemacht, da war auch vieles Interessantes dabei, aber auch einiges was mir nicht so gefallen hat ( z.B. mit üblen Gerüchen etc klarkommen). Hab dann noch auf Gyn ein Praktikum gemacht, nicht in Pflege sondern bei Ärzten und das hat mir echt viel Spaß gemacht, die waren dann dort auch nicht so depri, sondern auch mal gut gelaunt und haben einen ermutigt. Und es ist was ganz anderes als Pflege. Aber klar, alles hat mir da auch nicht gefallen,ist aber wohl in jedem Beruf so. lehrer ist auch kein Traumberuf schlechthin. Naja...

Scrotum
04.06.2005, 23:02
Stimmt, die Lehrer die ich kenne sind auch alle depressiv und verzweifelt... ist wohl einfach das Leben! :-nix

netfinder
04.06.2005, 23:03
zuviel urlaub?

Lava
05.06.2005, 12:10
So war es bei mir auch. Und genau das betrachte ich jetzt als einen Fehler. Aber hinterher ist man immer klüger.

Was schlägst du denn vor? Sollen wir jetzt alle kollektiv das Studium abbrechen? Ich bin weiterhin der Meinung, dass es keinen Beruf gibt, den ich lieber machen würde (außer vielleicht Rastaurantkritiker, Achterbahntestfahrer, Spielzeugtester....). Bei meinen Praktika und Famulaturen hat mir bisher auch noch niemand geraten, den Beruf zu wechseln, weil alles so schrecklich sei. Klar ist es viel Stress, viel Arbeit, nicht umwerfend viel Geld und ein sehr langer Weg nach oben, bis man nicht mehr der Ar*** in der Hierachrie ist. Aber ich möchte halt nicht irgendwas machen, was nur eine Alternative gewesen wäre...

FataMorgana
05.06.2005, 13:02
Was schlägst du denn vor? Sollen wir jetzt alle kollektiv das Studium abbrechen?

Nö. Hab ich ja auch gar nicht gesagt. Das muss schon jeder einzeln für sich entscheiden. Meine Aussage war konkret auf den geschilderten Fall bezogen und sollte bedeuten, dass ich in dieser Situation nicht das Lehramtsstudium abbrechen würde, um ein Medizinstudium aufzunehmen.

Ich würde auch niemals generell jedem vom Medizinstudium abraten. Man muss sich aber halt sehr genau überlegen, ob man das, was nach dem Studium kommt, auch wirklich will. Und sich darüber gut informieren.

In einem Praktikum oder einer 4wöchigen Famulatur wird Dir auch nicht gleich jeder Assis auf die Nase binden, dass Du es seiner Meinung nach lieber lassen sollst. An Famulaturen geht man ja auch meist mit einer großen Euphorie heran, da hat man für die negativen Seiten nicht so einen ausgeprägten Blick. War zumindest bei mir so.

Sicher gibt es auch Leute, für die der Job gut ist, aber das sind nicht so viele, wie's studieren.

Smartinchen
05.06.2005, 13:25
Ich glaube, ich würde an deiner Stelle beim Lehramt bleiben. Das Studium ist vor allem am Anfang meist nicht sooo toll. In der Medizin muss man sich halt durchs Physikum schlagen, in andern Fächer hat man oft das sogenannte Vorstudium, wo oft auch erstmal nur langweilige Grundlagen vermittelt werden. Ich kenne eine Lehramtsstudentin (Französisch+Italienisch), die in den ersten beiden Jahren auch keinen Spaß hatte, aber jetzt ist sie ganz zufrieden. Welche Fächer machst du denn? Das finde ich zum Beispiel auch von Vorteil beim Lehramt. Du kannst 2 oder 3 Fächer machen und hast später Abwechslung. In der Medizin gibt's natürlich auch unendlich viele Richtungen, aber meistens macht man da den Facharzt und eine Spezialisierung und dann arbeitet man den Rest des Lebens darin und das Spektrum an Tätigkeiten ist doch nicht mehr so groß wie es am Anfang scheint....

Lava
05.06.2005, 15:52
Und als Lehrer unterrichtest du Jahr für Jahr für Jahr für Jahr das gleiche. Meistens auch nur rudimentäre Grundlage im Vergleich zu dem, was das Fach eigentlich alles bietet und noch dazu vor einer Klasse, in der maximal 4 oder 5 Schüler sitzen, die das wirklich interessiert.

FataMorgana
05.06.2005, 16:18
Und als Lehrer unterrichtest du Jahr für Jahr für Jahr für Jahr das gleiche. Meistens auch nur rudimentäre Grundlage im Vergleich zu dem, was das Fach eigentlich alles bietet und noch dazu vor einer Klasse, in der maximal 4 oder 5 Schüler sitzen, die das wirklich interessiert.

Als Arzt behandelst Du auch tagein, tagaus die gleichen Krankheiten. COPD, Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, KHK, Schlaganfall, Pneumonie, gastroduodenale Ulcuskrankheit. Rauf und runter, immer wieder. Von den 20 Patienten auf Station sind auch maximal 4 oder 5, die Dich wirklich interessieren. So ist es halt im Leben.

netfinder
05.06.2005, 16:20
omei :-))

Lava
05.06.2005, 16:28
Ich habe Medizin gewählt, weil ich es als intellektuiell herausfordernder empfinde als Lehramt. Bis irgendwelche neuen Erkenntnisse mal Einzug in ein Schulbuch finden, vergehen Jahrzehnte! In der Medizin ist man viel näher dran an der Forschung und dem Fortschritt und hat die Möglichkeit, selbst daran mitzuwirken.

FataMorgana
05.06.2005, 21:57
Ich habe Medizin gewählt, weil ich es als intellektuiell herausfordernder empfinde als Lehramt. Bis irgendwelche neuen Erkenntnisse mal Einzug in ein Schulbuch finden, vergehen Jahrzehnte! In der Medizin ist man viel näher dran an der Forschung und dem Fortschritt und hat die Möglichkeit, selbst daran mitzuwirken.

Mag sein, dass man näher am Fortschritt ist als ein Lehrer. Aber es vergehen auch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis neue Erkenntnisse Einzug in die Klinik des letzten Kreiskrankenhauses finden. Die praktische Medizin ist intellektuell nicht so herausfordernd, wie man als Student vermutet. Ab und zu gibt es mal ein Highlight, aber der Alltag ist eher dröge.

Ich denke, dass es vor allem auch an einem selbst liegt, wie nah man am Fortschritt ist. Ob man letzteren dann auch in die Praxis umsetzen kann, hängt wiederum nicht nur von der eigenen Bereitschaft ab, sondern vor allem auch von ökonomischen Zwängen. Und die werden immer brutaler zur Zeit im deutschen Gesundheitswesen! Die Witzfigur Ulla Schmidt behauptet immer noch, von Rationierung nie etwas gehört zu haben. Die Realität ist schon lange eine andere. Na ja, wie dem auch sei.

mar7ini
06.06.2005, 00:22
ich wollte auch mal Lehrerin werden ;-)

Nimm doch einen Zettel und schreib alle Vor- und Nachteile auf, die Dir zu beiden Berufen einfallen...

Lehrer zu sein ist wohl praktischer, Verdienst unterscheidet sich praktisch nicht von dem des Arztes (zumindest hier in Deutschland), Du hast sehr viel mehr Freizeit, weniger Verantwortung, keine Nacht- und Wochenende Dienste...

Will ich trotzdem Ärztin werden? Ganz sicher!

Allerdings bedeutet Medizinstudium mindestens 6 Jahre Studium (die meisten brauchen sowieso 1 oder 2 semester mehr), zusätlich 4 Famulaturen, jeweils 1 monat, ein 3-monatiges krankenpflegepraktikum, Dutzende Klausuren, Testate, Prüfungen, hammerharte Examen für die man monatelang lernt bis man wahnsinnig wird.. dann kommt noch Dr-Arbeit-Streß und später ein absolut unangemessener Verdienst, viel Verantwortung, Nachtdienste und so
weiter...

Will ich trotzdem Ärztin werden? Ja!

Wärest Du bereit dafür?
Hast du die Möglichkeit, einige Vorlesungen zu besuchen?

Stelle Dir Fragen - In welchem Gebiet willst Du denn Deine Facharztausbildung machen? Hast Du da eine Vorstellung? Als Chirurg bist Du ständig am "schneiden", als Psychiater hast Du geregelte Arbeitszeiten... Würdest Du lieber in einer Klinik arbeiten oder hättest Du lieber eine Praxis? In einer Praxis bestimmst Du die Arbeitszeiten... und so weiter...

Ich kenne viele Ärzte die sehr enthusiastisch von ihrem Job erzählen und viele, die ihren job wirklich Lieben. Ich hoffe es auch bald sagen zu können und nicht vorzeitig zu verbittern...

Marta