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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frust



Lava
05.06.2005, 22:13
Ich muss mir einfach mal was von der Seele schreiben. Ehrlich gesagt hab ich sogar ziemlich lange gezögert, weil ich keine Antworten a la "tja, so ist das eben" oder "das hättest du doch wissen müssen" hören will...

So langsam bin ich extrem davon angenervt, was mein Betreuer mit mir veranstaltet. Ich hab die Zeit richtig genossen, als er für 3 Monate in England war. Jetzt ist er wieder da und alle zwei Tage ruft er an, schreibt ne Mail oder kommt im Labor vorbei und fragt, ob ich dieses und jenes schon gemacht hätte. Es gibt so viel Literatur, die ich mal lesen müsste und so viele Versuche, die ich machen müsste. OK, ohne seine ständigen Nachfragen würde ich wohl überhaupt nicht vorran kommen, aber langsam nervt es einfach!!! Nächste Woche muss ich z.B. ein Praktikum sausen lassen, was ich eigentlich gern gemacht hätte. Das fiese dabei ist, dass er das keineswegs konkret von mir verlangt, sondern immer nur fragt, ob ich Zeit hätte, ob ich dieses und jenes schon gemacht hätte und wann ich denn das und das vor hätte zu machen. Ich fühle mich sozusagen dazu genötigt, das Praktikum zu schwänzen. Das hab ich bisher zwar erst einmal machen müssen, aber allein der Umstand, DASS ich muss, kotzt mich an. Mein Dr.vater hat mir damals gesagt, Dr.arbeit geht vor Studium und ich müsse mich darauf einstellen, nicht alle Sachen besuchen zu können... *seufz* Ich find's aber trotzdem blöd. Zumal die Arbeit auch immer mehr wird und nicht weniger. Bald sind Klausuren und gleich am ersten Tag der Ferien wollte ich mit einer Famulatur anfangen...

Kennt ihr das eigentlich? Druck von außen? Noch NIE in meinem Leben hatte ich bisher Druck von außen, sondern immer nur Druck, den ich mir selbst gemacht habe. Abi, Physikum, Prüfungen... da gibt es keinen, der etwas von einem erwartet oder von einem abhängig ist. Wenn mir der Druck da zu viel wurde, hab ich es halt sein gelassen und musste mit den Konsequenzen leben. Jetzt ist es zum ersten mal so, dass nicht nur meine Geschicke von meiner Tätigkeit abhängen...

Ich weiß, dass ich später im Beruf immer diesen Druck haben werde und mich besser daran gewöhnen sollte. Ich meine, ich komme ja bisher auch klar damit. Aber es ist eben doch ein ungutes Gefühl.

Feuerblick
05.06.2005, 22:31
Hi Nine!

Aha, daher machst du dich in den letzten Tagen so rar....

Naja, Druck von außen muß man erst mal kennen- und damit umgehen lernen. Aber ich habe so ein bißchen das Gefühl, daß du deinem Betreuer mal widersprechen solltest. Wobei ich es sowieso schon grenzwertig finde, bei einer "Nebenher"-Diss zu sagen, Diss geht vor Studium. Schon alleine das finde ich nicht in Ordnung! Aber dann dich zum Schwänzen von Veranstaltungen zu nötigen, wo du doch schon relativ oft im Labor bist... finde ich nicht gut. Widersprich ihm , trau dich! Lass dir nicht alles aufdrücken und teil dir deine Zeit so ein, wie es für dich passt. Dann kommst du mit dem Druck von außen auf Dauer auch besser klar...

Funkel (oh mein Gott, ich klinge mal wieder so weise... baaaahhhh)

Lava
05.06.2005, 22:34
Ich weiß, ich weiß... ich lass mich immer ganz gerne ausnutzen.... allerdings werd ich ja ab Donnerstag bis Montag nicht da sein und kann in der Zeit schon mal nix machen. ;-)

mar7ini
05.06.2005, 22:54
Ich schließe mich Feuerblick an - stimme da 100% zu. Ich mache meine Dr.Arbeit WEGEN des STUDIUMS und nicht umgekehrt...

Was Druck und ständiges Nachfragen angeht.. kenne ich gut! Ich sehe meinen Betreuer selten persönlich, bekomme aber emails/Anrufe und da wird auch jedesmal gefragt wie weit ich denn bin und ob das oder jenes schon fertig ist.. manchmal werden mir auch irgendwelche Termine bei irgend jemanden "aufgezwungen" die ich unmöglich einhalten kann (weil ich ja auch nicht gefragt wurde.. wozu denn...) Als ich mal sagte "moment mal... ich kann an dem Tag unmöglich kommen, ich schreibe da eine Klausur", sagte mein Betreuer "ABER das ist ein wichtiger Mann!" Ich meine.. "que?" :-???
Dabei gebe ich mir wirklich Mühe...

Bei meiner Freundin war es noch 1000 mal schlimmer, sie mußte sogar spät abends/fast nachts im Labor sitzen und es wurde von ihn oft erwartet daß sie jeden Tag da ist. Sie studiert, arbeitet und erzieht alleine ihre Tochter... Sie hat irgendwann das Ganze abgebrochen - hätte ich an ihrer Stelle auch getan.

Lass Dich nicht stressen! Mach einfach deine Sache, und widerspreche ruhig wenn es zu viel wird. Du tust dein bestes und sie sollen es schätzen.

M.

Evil
06.06.2005, 05:34
Mein Dr.vater hat mir damals gesagt, Dr.arbeit geht vor Studium und ich müsse mich darauf einstellen, nicht alle Sachen besuchen zu können...
:-dagegen



Nee, also das seh ich völlig anders. Allein mit den beiden döseligen Buchstaben vor Deinem Namen kannste später nicht viel anfangen, Dein Studium und Deine Ausbildung sind Deine Lebensgrundlage.
Und überhaupt kann ich Leute nicht ab, die nicht offen und ehrlich was sagen, sondern immer so hintenrum einem ein schlechtes Gewissen eintrichtern. :-(

Du hast auch bloß begrenzt Zeit, mal abgesehen davon, daß Du für Deinen Job da doch bestimmt nicht bezahlt wirst, oder? Und wer hat mehr davon, schließlich profitiert er doch auch von jeder Veröffentlichung.

Laß Dich nicht ausbeuten, dagegen hab ich mich auch immer gesträubt.

apple
06.06.2005, 10:26
Ich find das auch etwas heftig, kenne zwar auch den Druck mit emails und Anrufen etc., aber vor Prüfungen oder bei Praktika ist es selbstverständlich dass das Studium vorgeht. Was nützt es einem denn auch, wenn man `ne fertige Doktorarbeit hat :-stud , aber keinen Studienabschluss :-nix ?

daleccie
06.06.2005, 14:00
So ähnlich geht es mir auch, heute zum Beispiel musste ich wieder wegen meiner Doktorarbeit einen Kurs sausen lassen, konnte in den Ferien keine Famulatur machen, und als ich neulich meinem Betreuer gesagt habe, dass ich in den nächsten Ferien nun aber wirklich mal eine Famulatur machen muss, meinte er auch wieder, dass das im Prinzip nicht geht, und dass ich immer erreichbar und anwesend sein muss, etc. Hab mich heute mal beim BAfoeG-Amt über Förderungsmöglichkeiten bei zusätzlichen Semestern informiert, das sieht nicht so rosig aus.
Ich weiß nicht, vielleicht sollte man wirklich bei sowas die Notbremse ziehen, und sich was Anderes suchen, weil man sich sonst wirklich in große Schwierigkeiten bringen kann. Ich hab schon ein Semester durch die Arbeit verloren, und stecke jetzt möglicherweise wirklich schon in finanziellen Schwierigkeiten. Wobei das Abbrechen echt ein harter Schritt ist, wenn man schon zehn Monate Arbeit reingesteckt hat....
Aber wie auch Andere schon meinten, was nützt es Einem, wenn man einen Doktortitel hat, aber kein abgeschlossenes Studium!

apple
06.06.2005, 14:17
@daleccie: Kannst du die Famulatur nicht in der Klinik machen wo du deine Doktorarbeit machst ? Bei mir ging das zumindest und so konnte ich auch jederzeit mal von Station weg und meine Messungen machen.
Wegen der Finanzen: Hast du schon mal überlegt dich für so ein Doktoranden-Stipendium zu bewerben, da gibt es genug Kohle, allerdings muss man dafür auch wieder ein Urlaubssemester einlegen.

Lava
06.06.2005, 15:02
Ich seh's ja gar nicht ein, wieso ich auf Famulaturen verzichten sollte wegen der Doktorarbeit. Zumindest würde ich mir keine bescheinigen lassen, ohne sie gemacht zu haben (wäre problemlos möglich im Labor). Ich hoffe mal, mein Betreuer hat dafür Verständnis.Als ich ihm heute erklärt habe, dass ich morgen zwar zwei Pflichttermine sausen lasse aber das unmöglich übermorgen noch mal machen kann, war's plötzlich still am anderen Ende der Leitung. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie das in den nächsten Wochen besser werden soll. Die Klausuren nahen bald und ich hab bisher herzlich wenig dafür gelernt und dann geht das Semester nahtlos in eine Famulatur über...

Wenn ich noch mal vor der Wahl stünde: ich würde für die Diss ein Semester aussetzen. Kenne zwei, die das gemacht haben und die seind auch beide in diesem einen Semester mit ihrer Arbeit fertig geworden. Wenn man sich die restlichen Semester schön voll packt, verliert man nicht mal unbedingt Zeit dadurch. :-nix

Blöki
07.06.2005, 21:05
Ich kann dich gut verstehen, mir fällt nein-sagen auch ziemlich schwer...
Was mir bei der Doktorarbeit geholfen hat, um mich nicht völlig auffressen zu lassen, waren klare Absprachen:
Ich hab meinem Betreuer immer zu Semesterbeginn schriftlich gegeben, wann ich feste Termine hatte wie Kurse mit Anwesenheitspflicht, Blockpraktika, Famulaturen, Klausuren und so. Da konnte ich dann schlicht und einfach nicht nicht, darauf musste er sich einstellen und darüber haben wir dann auch nicht mehr diskutiert!
Ansonsten hab ich aber auch ziemlich viel Zeit im Labor verbracht... Trotzdem, die Absprachen haben mir geholfen, dass ich mich auch mal ohne schlechtes Gewissen verabschieden konnte. Und wenn er es vorher weiß, sollte er sich ja eigentlich drauf einstellen können...

Die Niere
08.06.2005, 07:48
Bei mir liefs ähnlich...hatte an meinem Arbeitsplatz einen Stundenplan hängen auf dem man sehen konnte, wann ich definitv keine Zeit fürs Labor hatte, aber es bestand auch keiner bei mir drauf, dass ich zu bestimmten Zeitpunkten da sein MUSSTE. Hauptsache die Arbeit wurde in einem vertretbaren zeitlichen Rahmen durchgeführt.

gruesse, die niere

ehec
08.06.2005, 09:14
ich seh das eigentlich aehnlich wie meine vorschreiber... du studierst nicht, um dich zu promovieren, sondern um aerztin zu werden. lass dich nicht ausnutzen! was wuerde passieren, wenn du dich wieder ein bisschen mehr auf die dir wichtigen dinge, naemlich studium und famulatur konzentrierst? ist ja nicht so, dass du wenig fuer die diss machst; von daher kannst du dir auch erlauben, mal ein klitzekleines "nein" zu sagen.



ehec.

salamanca
11.06.2005, 15:47
naja, nicht jeder will in die Klinik. Aber diese ganzen Probleme (ich hab' die auch) zeigen mir nur, dass es illusorisch ist, später einmal Klinik und Forschung unter einen Hut bringen zu wollen. Wenn das jetzt schon nicht klappt wie soll das erst später werden?

Fazit: man muss sich entscheiden...

daleccie
12.06.2005, 18:55
Bei mir ist das Problem, dass ich im Prinzip wirklich immer Zeit haben müsste. Ich mach halt eine klinische Arbeit, und die Patienten, die wir brauchen, kommen halt nicht nur dann, wenn ich gerade Zeit habe. Zeit hab ich größtenteils ohnehin nur abends und am Wochenende, und da finden leider normalerweise keine OPs statt. Und da es sowieso nicht allzuviel passende Patienten gibt, ist es dann auch schlecht, wenn ich gerade dann, wenn einer kommt, keine Zeit habe. Liegt eben insgesamt an dem Projekt...