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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Simulanten!?



Dedi
09.06.2005, 18:41
Hallo zusammen,

ich wollte mich mal erkundigen, ob ihr Erfahrungen mit Krankheitssimulanten habt. Es kommt vielleicht nicht sooo oft vor, aber doch manchmal. Es sind vielleicht Patienten, die einen Rentenantrag stellen oder ein Attest wollen, vielleicht weil sie bestimmte Medikamente verschrieben haben wollen oder sich einfach mal einen stationären Aufenthalt gönnen wollen. Habt ihr damit Erfahrungen? Wie geht man damit um? Wie grenzt man das ab z.B. von psychosomatischen/somatoformen Störungen? Wie ist das mit psychiatrischen Krankheitsbildern, die ja ohnehin nur schwer objektivierbar sind?

Naja, denkt mal drüber nach. :-dafür
Grüße, Dedi.

babsee
09.06.2005, 19:11
Ich hab jetzt nicht direkt ne Antwort auf, hab aber neulich in irgend so einer Studentenzeitschrift nen Artikel über "Studenten" als Simulanten gelesen.
Das ist quasi ein Nebenjob für Studis, die extra dafür ausgebildet werden wie man bestimmte Symtomatiken glaubhaft rüberbringt, damit eine möglichst realistische Situation entsteht. An diesen Personen dürfen Medizinstudenten dann üben, später gibts feedback seitens des Simulanten, und das Arzt-Patienten-Gespräch sowie die Untersuchung werden analysiert. Diese Simulanten werden besonders da eingesetzt, wo man eine schlimme Diagnose, gestellt von ungeübten Medizinstudenten, einem echten Patienten nicht zumuten könnte.
Find ich einerseits ne echt coole Variante als studi geld zu verdienen, und aber auch natürlich für die angehenden Ärzte und die Patienten, die dann danach sehr viel professioneller behandelt werden können (professionelles Gespräch usw..)
Aber wie gesagt das betrifft ja nicht direkt deine Frage... :-blush

Notdoc
09.06.2005, 19:26
Äpfel und Birnen;-)

babsee
09.06.2005, 19:30
Äpfel und Birnen;-)

ja aber wenns doch zu der posting überschrift passt :-))

blanko
12.06.2005, 15:55
Schwierig... :-((

Denke folgendes:
1. Ernstnehmen muss man die beschwerden ja generell immer. Auch bei langjährig bekannten Patienten, die immer über Brustschmerzen klagen und immer kerngesund waren, kann ja mal wirklich was sein.
2. Im Zweifelsfall möglichst nach objektivierbaren Parametern schauen, die man nicht beeinflussen kann (z.B. BERA statt normalen Tonaudiogramm bei V.a. "vorgetäuschter" Schwerhörigkeit). Gerade für Atteste gibt es häufig vorgeschriebene verfahren.
3. Abgrenzung zur Psychosomatik ist ja meist schwer möglich. Kleine Sozialanamnese erhebe ich ja meist. Man kann ja noch ein bischen tiefer "graben" und ggf Konsil und weiter darauf eingehen.

julliett
17.06.2005, 10:18
wieso denn so kompliziert denken?
falls jemand über Rückenschmerzen klagt und schon 2 OP's an der Wirbelsäule hinter sich hat,
schon über 35 Jahre arbeitet und normalerweise noch 2-4 Jahre zum Arbeiten hat bis zum Rentenalter
warum ihm oder ihr eine kleine Hilfe leisten?
Ich meine wenn der Patient so gut wie ausgesaugt ist von der ganzen Schufterei seit über 35 Jahren und körperlich schon so kapput ist...
Warum nicht?
Über psychische Probleme reden manche viel zu schnell.
Und ausserdem wir studieren nicht Psychologie sondern Medizin.
Also entweder du spielst den obercoolen, besserwissenden, der Gesellschaft treudienenden, kaltarschigen Arzt und schreibst das der Patient gesund ist,
oder
je nach Situation, fist flexibel, menschlich und gesprächsbereit.
Wie du dich entscheidest ist eine Frage des Idealismus
Kapitalismusergebener
oder doch
nur ein Mensch?

Loish
17.06.2005, 10:27
Hei, Juliett... was soll denn der erhobene moralische Zeigefinger?

Es ging hier doch nicht um Patienten mit psychosomatische Beschwerden (ganz klar, dass denen geholfen werden muss!), sondern um Simulanten, d.h. Leute, die selber ganz genau wissen, dass sie nicht krank sind, aber krank spielen um ein Attest zu bekommen und a) um die Schwierigkeit solche Leute zu erkennen oder b) was man mit denen dann macht.

Das mit psychosomatik in einen Topf schmeißen finde ich falsch, und genauso falsch (aber wie falsch) die Einstellung man würde einem Patienten psychische Schäden "unterstellen" bla bla bla.... Wann kapieren die Leute endlich, dass es nicht schlimmer ist, wenn Rückenschmerzen psychisch bedingt sind als wenn da wirklich was an der Wirbelsäule nicht stimmt, bzw beides auf ein mal?! Warum ist es "kaltschnäuzig" und "arrogant", wenn ein Arzt nicht nur auf Knoche und Muskeln achtet, sondern auf alles?
Und manche Leute rennen nun mal von Arzt zu Arzt, von Untersuchung zu Untersuchung und keiner kann helfen, weil man eben nicht daran denkt psychosomatisch anzusetzen.
Ich denke nicht, dass zu schnell psychische Störungen "unterstellt" werden... eher im Gegenteil - weil psychische Störungen in der Gesellschaft nach wie vor so stigmatisiert sind, und Patienten das so oft als Beleidungung ansehen, und das alles so heikel ist (aber warum denn nur?!) etc etc bla bla, dabei wär das in nem gesunden Maße sicher sinnvoll. (dass manche freaks da total übertreiben will ich nicht bezweifeln... aber übertreiben in eine Richtung ist immer schlecht)
Ich finde es schlimm, dass es so ist.

Aber nun back to topic, ich kann leider nix beitragen... nächster bitte. :-))

julliett
17.06.2005, 10:38
ach ja?
ich kenne aber Leute die körperlich wirklich krank sind und denen x-Ärzte
schwarz auf weiss bestättigt haben dass sie nicht mehr arbeiten können, und trotzdem keine Rente kriegen
Kenne auch Leute die nur eine kleine Behinderung haben, und selber von sich sagen eigentlich könnte ich arbeiten, und die Ärzte da zustimmen und trotzdem schon von dem 30. Lebensjahr an in die Rente gehen

Wißt ihr was ärgerlich ist?
Wenn's um Rente geht, geht's um Politik!
Und das die Politik jetzt versucht ihre Unfähigkeit in die Psychosomatik unterzuschieben ist sowas von absurd.
Das blödeste ist aber das es manche möchtegernbaldoberarztsein-Ärzte das auch noch glauben und vertreten
:-wow

Leelaacoo
19.06.2005, 12:20
Also, da wird jetzt ziemich viel durcheinandergeworfen...
Psychosomatik ist NICHT gleich Simulation. Simulanten im eigentlichen Sinne sind wirklich ziemlich selten...meiner meinung nach ist es eigentlich nicht wirkich feststellbar, ob jemand simuliert oder ob eine psychosomatische Erkrankung dahintersteckt. Nehmt mal als Beispiel Kopfschmerzen, Tinnitus etc. ...wie kann man das objektivieren? Und auch BERA bringt einen in der DD nicht weiter...es könnte immer noch eine psychosomatische Ursache sein und keine Simulation...und auch die Simulation hat irgendwie eine psychosomatische Komponente...man muß sich ja fragen, warum derjenige dies tut. Da sind häufig Arbeitsplatzkonflikte und andere Belastungssituationen vorhanden, die man durchaus lösen kann.
Nur ist die Psychosomatik für viele Ärzte ein bißchen ein Vodoo-Fach, das man nicht ernstnimmt. Als beispiel: eine Patientin, die mit 35 Jahren nur noch 28 kg wiegt und bei der seit Jahren Tumorsuche betrieben wird...statt die naheliegende Diagnose Anorexie zu stellen...man sollte die Psyche eben nicht so behandeln, als ob sie nach Oragnen an zweiter Stelle steht...und dann, wenn man organisch nichts findet, auf Simulation ausweichen...
Die einzige Simulation, die mir mal begegnet ist, ist die Bitte um Ausstellung einer AU für einen Brückentag beim Hausarzt...das muß dann jeder für sich entscheiden, wie er/sie das handhabt.

LG Lee

Loish
20.06.2005, 17:34
Ganz genau, Lee :-meinung
Und noch besser ausgedrückt als meins da oben... :-oopss :-))