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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium: nie wieder



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Dr. Sziget
01.07.2005, 19:59
was man bei dieser Diskussion nie vergessen darf läßt sich sehr schön mit inem alten Sprichwort ausdrücken:

Die Hügel sind immer nur bei den anderen grün:

Über den Beruf als Arzt später weiss man eben schon sehr gut Bescheid um auch die vielen negativen Zeiten und Seiten zu erkennen. Und wie schon der ZeigarnikEffekt belegt, merkt man sich negative Sache besser als positive.

Wie schlecht oder gut es einem studierten Geologen, Lehrer, Juristen etc. geht verliert man immer wieder ausser Augen. Außerdem halteich gar nichts davon sich das Studium durch Schwarzmalerei zu vermiese. Das soll nicht heißen blauäugig durch die Lande zu gehen aber es ist wirklich das meiste eine Frage der Einstellung und des Standpunktes. Und wie sagt neulich ein Internist zu mir, wenn wir nicht mindestens doppelt so laut schreien würden, als die momentane Situation es erfordert würden wir voll ganz untergehen und niemand würde uns hören.

Das Studium macht mir großen Spaß und ich würde aus jetziger Sicht den gleichen Weg wieder gehen. Was später kommt wird dann bewertet aber nun bin ich zufrieden und wer weiß was ich in 2 Jahren bin (und ob ich noch bin)

Studium genießen und leben. Das andere wird sich schon einpassen

Grüße
Dr.Sziget :-meinung

Neely
01.07.2005, 20:35
Es gibt einen Unterschied zu Jo: Sie ist verdammt gut, die absolut Beste ihres Jahrgangs. Außerdem würde ich lieber in die Chirurgie als die Kardiologie.

Was ich später wollen werde, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen, trotzdem weiß ich, dass ich immer unbedingt eine definitive Aufgabe brauchen, und nicht immer ist das, was einen glücklich macht, auch das objektiv Richtige.

Das mit dem Gehalt wird wohl wirklich nicht so pauschal zu sagen sein, im Ausland oder einer eigenen Praxis sieht es dann wohl doch wieder anders aus, und man verdient ja auch nur am Anfang so wahnsinnig wenig.

Ich habe schon andere Dinge überlegt, Forschung war eigentlich immer ein Ziel und ist sicher erstrebenswert, aber ich könnte es nicht, wenn man da nicht am laufenden Band geniales produziert kann man einpacken. Molekulare Medizin wäre spitze, aber NOCH (!) unrealistischer als das normale Medizin.

Aber ich denke, dass der "Altruismus" schon das objektiv Beste ist, ob es Spaß macht, ist wohl nicht so sehr die Frage, finde ich.

Rico
01.07.2005, 23:26
Und wie sagt neulich ein Internist zu mir, wenn wir nicht mindestens doppelt so laut schreien würden, als die momentane Situation es erfordert würden wir voll ganz untergehen und niemand würde uns hören.Oder wie es ein Anästhesist so schön formulierte: "Der Trick ist, zu klagen ohne zu leiden!" :-D

boccaccio
02.07.2005, 13:59
Was ich später wollen werde, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen, trotzdem weiß ich, dass ich immer unbedingt eine definitive Aufgabe brauchen, und nicht immer ist das, was einen glücklich macht, auch das objektiv Richtige.

Aber ich denke, dass der "Altruismus" schon das objektiv Beste ist, ob es Spaß macht, ist wohl nicht so sehr die Frage, finde ich.

Warum willst du denn unbedingt das "objektiv Richtige und Beste" machen? Lebst du nicht dein ganz eigenes Leben, ganz subjektiv? Warum nicht glücklich sein und Spaß haben in dem einen eigenen Leben, das man zur Verfügung hat?

Für mich persönlich ist mein Privatleben so ziemlich wichtig, und ich habe nicht vor, altruistisch mein Leben für die Klinik aufzuopfern. Ich will auch noch ein Leben außerhalb der Klinik haben! Da bin ich egoistisch, ist schließlich mein Leben!
Wobei ich denke und hoffe, dass der Arztberuf schon mit einem "normalen" Privatleben zu vereinbaren ist. Schließlich wird einem in anderen Berufen auch nichts geschenkt. Und wenn man sich sicher ist, dass man Medizin machen will, dann schafft man das doch auch alles unter einen Hut zu bringen...! Hoff ich jedenfalls....Mach gerade mein Pflegepraktikum und bekomm auch von sehr vielen Ärzten gesagt, dass es richtig richtig stressig ist und die Arbeitsbedingungen absolut nicht zu einem Medizinstudium einladen...

aber....we will see...passt schon alles irgendwie...
:-top

Dedi
02.07.2005, 14:13
Ach ja, als ich mit dem Studium angefangen habe, habe ich auch gedacht ich bin hart im Nehmen was Arbeitsbelastung ausmacht und es macht mir nichts aus, wenig Freizeit zu haben... :-?

IRRTUM : es macht verdammt viel aus!!! Wenn man in der vierten Woche seines Arztseins eine Woche die Intensivstation alleine geschmissen hat und dann auch noch am Samstag visitieren muss, anschließend eine Fortbildung besuchen muss und dann die Aussicht hat seinen Sonntag mit dem Erstellen zweier Studien incl. Schreiben aller Anträge verbringen darf, weil der Chef das am Montag alles auf dem Tisch liegen haben will, dann ist das am Rande des Erträglichen. Freizeit? Vielleicht jeden Tag eine halbe Stunde vor dem Einschlafen...
:-???
Bin ich frustriert. JA!!! Aber zum Glück bin ich ja noch in der Probezeit und kann mir noch genau überlegen, ob ich nicht doch was Anderes mache....

Jeder stößt irgendwann an seine Grenzen. Und wer glaubt, das alles ohne Schaden überstehen zu können der erliegt einer Illusion. Man muss in diesem Job schon verdammt gut auf sich selbst aufpassen, sonst geht man kaputt.

cadoras
02.07.2005, 17:48
Oh gott - eigentlich wollte ich ja auch Medizin studieren.
Aber wenn ich die Arbeitsbedingungen anschau, wills ichs irgendwie doch nicht. Die Ärzte auf der Station, wo ich Zivi war, rieten mir auch von Medizin ab.

Andererseits soll man studieren, was einem Spaß macht. Wer weiß schon, was später kommt, und irgendwie sollte man doch eine Nische oder einen Ort finden, der zu einem passt, und einem gefällt ?

So ratlos war ich eigentlich noch nie, und die Entscheidung rückt immer näher.

blondesengelchen31
03.07.2005, 08:32
Wenn man in der vierten Woche seines Arztseins eine Woche die Intensivstation alleine geschmissen hat und dann auch noch am Samstag visitieren muss, anschließend eine Fortbildung besuchen muss und dann die Aussicht hat seinen Sonntag mit dem Erstellen zweier Studien incl. Schreiben aller Anträge verbringen darf, weil der Chef das am Montag alles auf dem Tisch liegen haben will, dann ist das am Rande des Erträglichen.
Aber ich glaube man kann sich an das auch gewöhnen und mit der Zeit werden einem die Arbeiten doch auch zu Routine!
Das ist meiner Meinung in anderen Berufen auch nicht anders! Die erste Zeit, wenn man volle Verantwortung übernehmen muss, weiß man ja meist auch nicht wo einem der Kopf steht!
Das soll nicht heißen, dass der Beruf des Arztes nicht besonders schwer ist und das dass mit der Freizeit wohl auch stimmt, aber ich glaube schon, dass man mit seinen Aufgaben wächst!
Nun, dass mag natürlich nicht für alle zu schaffen sein, ich mach mir da garkeine Illusion, aber wenn ich es WIRKLICH will, kann man auch diese frustrierenden Tiefs überstehen.
Wenn nicht, bleibt eben dann nur der Schritt in einen anderen Zweig.

Sushiman
05.07.2005, 09:54
Ich glaube ja, dass es eigentlich auch ziemlich wichtig für einen Mediziner sein muss, entsprechend zu verdienen und Freizeit zu haben....

Ich kenne einige Ärzte die finanzielle Probleme haben oder mit sich selbst nicht klarkommen, weil sie den Kopf nicht frei kriegen...
und da liegt das Problem, wenn ich von denen Hilfe erwarte kommt meist nix, die sitzen dann bei Bereitschaft bei uns zuhaus und sollten mir eigentlich helfen und erzählen nur von ihren eigenen Problemen...?! Wo ist da denn der Altruismus geblieben?? Menschen helfen wenn man sich selbst nicht mal helfen kann??

Meiner Meinung nach sollten Ärzte besser verdienen, weil sie nur mit den besten voraussetzungen anderen Menschen bestmöglich helfen können!

Ich glaube, ihr wärd auch durch den Wind, wenn ihr grade erfahren habt, dass ihr eure Wohnung räumen müsst weil sie zu teuer wird und dann erstmal 32 Stunden Deinst habt und dabei 2 Operationen ....und jeder Patient von euch wirklich vollen Einsatz fordert...?!

:-meinung

Miss
05.07.2005, 10:18
Ich glaube ja, dass es eigentlich auch ziemlich wichtig für einen Mediziner sein muss, entsprechend zu verdienen und Freizeit zu haben....

Ich kenne einige Ärzte die finanzielle Probleme haben oder mit sich selbst nicht klarkommen, weil sie den Kopf nicht frei kriegen...
und da liegt das Problem, wenn ich von denen Hilfe erwarte kommt meist nix, die sitzen dann bei Bereitschaft bei uns zuhaus und sollten mir eigentlich helfen und erzählen nur von ihren eigenen Problemen...?! Wo ist da denn der Altruismus geblieben?? Menschen helfen wenn man sich selbst nicht mal helfen kann??

Meiner Meinung nach sollten Ärzte besser verdienen, weil sie nur mit den besten voraussetzungen anderen Menschen bestmöglich helfen können!

Ich glaube, ihr wärd auch durch den Wind, wenn ihr grade erfahren habt, dass ihr eure Wohnung räumen müsst weil sie zu teuer wird und dann erstmal 32 Stunden Deinst habt und dabei 2 Operationen ....und jeder Patient von euch wirklich vollen Einsatz fordert...?!

:-meinung
Also, ich stell mir natürlich auch vor, daß ich hoffentlich, wenn ich fertig bin mit Studieren und dann ne kleine Assistenzärztin, dann "genug" verdiene. Mir ist schon klar, daß es keine Unmengen sein werden, aber definitiv genug zum Leben.
Immerhin war ich all die Jahre davor Student und da hat man ja wirklich nicht viel Geld -da wird man doch bitte schön mit ner mindestens mal 100%igen Steigerung auskommen???
Und wieviel man verdient weiß man ja auch, da find ich das höchst seltsam, wenn man 2 Tage vor Wohnungsräumung davon erfährt (so kam das jedenfalls rüber) -das kann irgendwie nicht sein. Kündigungsfrist?
Das hört sich wirklich nach mehr Problemen als das liebe Geld an, und Geld allein würde da bestimmt auch nicht alles "gut machen".

Mit sich und dem Leben klar kommen ist ja manchmal auch nicht einfach und wenn man dann noch einen fordernden Beruf hat, dann sollte man sich Unterstützung suchen -> Freunde, Familie, professionelle Unterstützung?

Aber Geld allein macht nicht glücklich :-meinung

flavour
05.07.2005, 10:19
Wie kann man denn bei einem festen Beamtengehalt als Arzt plötzlich merken, dass die Wohnung zu teuer ist? Ehefrau verdient nix mehr? Sonst hat man sich einfach übernommen. :-oopss

Felix@112
05.07.2005, 10:52
Wenn man in der vierten Woche seines Arztseins eine Woche die Intensivstation alleine geschmissen hat und dann auch noch am Samstag visitieren muss, anschließend eine Fortbildung besuchen muss und dann die Aussicht hat seinen Sonntag mit dem Erstellen zweier Studien incl. Schreiben aller Anträge verbringen darf, weil der Chef das am Montag alles auf dem Tisch liegen haben will, dann ist das am Rande des Erträglichen. Freizeit? Vielleicht jeden Tag eine halbe Stunde vor dem Einschlafen...
:-???


In bitte welchem Krankenhaus schmeisst ein Assistent nach 4 Wochen die ITS?? Das ist doch hoffentlich etwas übertrieben gewesen.....

EzRyder
05.07.2005, 10:56
BAT - Bundestangestelltentarif. Ärzte sind in der Regel nicht verbeamtet. Außer vielleicht Amtsärzte.

Womit wir auch schon beim Thema wären. Von der Arbeitsbelastung wäre doch eine Stelle als Amtsarzt äußerst attraktiv. Wenn ich da an meine Eingangsuntersuchung im Zivildienst zurückdenke!!! Genau das Gegenteil zum stressigen Klinikalltag. Freitags um 12 Feierabend, Wochenende frei, keine Dienste, gediegene faule Amtskollegen!
Amtsarzt das isses! :-top

MfG

GOMER
05.07.2005, 11:01
Ich wollt grad sagen, höchstens 2-5% aller praktizierenden Ärzte sind Beamte.

netfinder
05.07.2005, 11:04
und immer der gleiche mist, keine interessanten Faelle oder kaum...mein traum....

condorito
05.07.2005, 11:58
Leider ist das,was dedi erzählt,alles andere als übertrieben.
Hab auch vorher gedacht,ach,das geht schon,is zwar am Anfang hart,aber passt scho. Und dann steht man im Dienst,es ist nachts um 2 und man steht vor nem fiesen,fiesen Notfall:-)
Nunja,ich hatte wenigstens den Trost,zu wissen,dass nach nem Jahr für mich finito ist.
Aber alle Diensttuenden, der condorito fühlt mit euch*g*
so long

mastdarm2000
06.07.2005, 20:46
ich denke auch, dass die ganze sache ein medizinisches problem ist
bzw. dass dieses daraus entsteht.
das fängt ja schon im klitschenkrankenhaus an, wo nachts nur ein assistent da is.
immer mehr studenten springen ab. immer mehr ärzte wechseln vom KH in die forschung oder sonst wo hin. immer mehr abiturienten geben die pläne zu studieren auf. das verstärkt den ärztemangel in deutschen kliniken.
ich denke, dass unsere generation das besonders ausbaden muss.

man kann sich z.b. über ein lungenödem schlau machen und alles darüber wissen. wenn dich nicht mal ein oberarzt an der hand nimmt und sagt:
"hier, schau dir den patienten an. der hat ein lungenödem. so hört sich das an...etc." , dann kann man es eben nich gut erkennen.
das ist definitiv ein problem. nicht zuletzt für die patienten die darunter leiden müssen.
die politik muss sich ändern, sonst werd schröder oder ulla schmidt eines tages von einem behandelt, der famulatur macht!! (übertrieben gesagt)

Bille11
06.07.2005, 21:39
kommt doch sicher auch schon heute vor...

Kackbratze
06.07.2005, 22:05
Idealismus...naja, ich weiss nicht.
Ohne Idealismus kann man nirgendwo arbeiten, ausser vielleicht als Beamter ;-)

Ich denke es gibt immer eine Stelle, bei der man glücklich ist.
Es gibt eine Ärztemangel, in den Kliniken gibt es zwar immernoch ÜBerstunden, aber es gibt auch mehr Ausgleich dafür.

Ich sehe das alles nicht so eng, wie die gute Frau, die den Brief am Anfag geschrieben hat.

Wenn es mir nicht gefällt, wechsele ich das Krankenhaus.
Und wenn der Job langweilig wird (Stichwort Plasmaspendecenter), dann auch.

Ich weiss nicht, warum sie sich aufregt, rein theoretisch hätte Sie ja bei ihrem Plasmaspendejob bleiben können.
Sie schien dort ja genug zu verdienen, es war halt nur langweilig.

Und eine Unfrage unter Kollegen zu machen, ist auch nicht umbedingt rerpäsentativ....insbesondere wenn man die Kollegen direkt nach ihrer Nachtschicht befragt....ihr versteht...?

Leisure Suit Alex
06.07.2005, 23:31
"immer mehr studenten springen ab. immer mehr ärzte wechseln vom KH in die forschung oder sonst wo hin. immer mehr abiturienten geben die pläne zu studieren auf. das verstärkt den ärztemangel in deutschen kliniken.
ich denke, dass unsere generation das besonders ausbaden muss."

So schlimm sehe ich das nicht.
Dass Studenten abspringen ist normal, das tun sie in anderen Studiengängen auch, teilweise noch viel mehr.
In der Forschung braucht es auch Ärzte, ohne Forschung würde es ja auch keine Fortschritte geben.
Dass die Abiturienten die Pläne zu studieren aufgeben bezweifle ich zumindest momentan, sonst würde in manchen Klassen nicht mittlerweile jeder 2. Medizin studieren wollen.
Einen Ärztemangel wird es denke ich auch nicht geben, was hindert denn Osteuropäer oder gar Ärzte aus dem nahen Osten daran, in Deutschland zu arbeiten? In dem Krankenhaus in dem ich Zivildienst geleistet habe gab es sehr viele Ärzte aus dem Ausland, die konnten gut Deutsch und standen deutschen Ärzten auch fachlich in nichts nach.
Das mit dem Ärztemangel erinnert mich fast an den Juristen- oder Lehrermangel, es wurden immer irgendwelche Mängel von der Politik oder von sonstwem prophezeit, aber stattdessen ist dann eher eine Flut und dadurch auch hohe Arbeitslosigkeit in den Berufen aufgetreten.

Smartinchen
07.07.2005, 14:32
Ich glaube auch nicht so recht an den massiven Ärztemangel. Die Zahl der Studenten ist konstant (okay, heute gehen mehr in die Forschung, aber das gab es früher zumindest in Teilen auch schon so).

Jetzt wird damit argumentiert, dass ja viele ältere Ärzte in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und die Bevölkerung immer älter wird. Na gut, aber auf der anderen Seite nimmt die Bevölkerungszahl in Deutschland doch ab und die Rentner von heute werden in 20 Jahren auch nicht mehr leben.

-> Ergo: Weniger Ärzte, aber auch weniger Patienten. Passt doch!