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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Qualitätmanagement oder in unserer Klinik sterben sie nicht so schnell?



Pünktchen
12.07.2005, 19:09
Hi :-((

Ich konnte, den Satz eben gar nicht so recht fassen. Es mag vielleicht richtig sein, daß ein Qualitätsmanagement gefordert werden muss. Aber mit den Ergebnissen zu werben ist doch etwas makaber, vor allen Dingen wenn der Parameter die Patientensterblichkeit ist.

Besagte KlinikGruppe stellt die Sterblichkeit, welche um 18% niedriger liegt als im Rest Deutschlands, in Ihren Häusern als Qualitätsmerkmal hervor. Anscheinend ist das ne gute "Werbung" fürs Krankenhaus im "Kampf" um Patienten.
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=20723

Was haltet ihr davon?



pünktchen

Rico
12.07.2005, 19:21
Ist das nicht eh geplant, daß ab demnächst irgendwann mal die genaue Zahl der Eingriffe und Komplikationen pro Haus irgendwie zentral online für jedermann abrufbar sein soll... so im Rahmen dieser "mündiger Patient"-Geschichte?

Find ich gar nicht so schlecht...

Die Zahlen müssen halt stimmen, v.a. muß die Vergleichbarkeit gegeben sein. Wenn mein Haus nur Kleinkram macht und deshalb ne niedrigere Sterblichkeit hat als ne Uniklinik, dann darf man mit sowas natürlich nicht werben.
Aber in dem Artikel steht ja " als in vergleichbaren deutschen Krankenhäusern hinsichtlich der behandelten Fälle zu erwarten wäre."
Von daher find ich das okay. :-meinung

Werwolf
12.07.2005, 19:25
Cool- so´ne herrlich geschmacklose Eigenwerbung hab ich lange nicht mehr gesehen :-)) :-)) :-))

Aber gemäß dem alten Spruch "trau keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast" glaube ich das auch nicht so recht. :-lesen :-(( :-))

[Geschmacklos ein]
(Mal von den Möglichkeiten der Statistik"bearbeitung" und "Auslegung" ganz abgesehen gäbe es ja auch X Möglichkeiten, weshalb das so ist. Wenn Helios nur Patienten mit ´nem niedrigen CC-Score behandelt und ´nen billigen Case-Mix-Index hat, sterben da halt weniger. :-)) )
[Geschmacklos aus]

Ziemlich fragwürdig, das Ganze... :-meinung

Pünktchen
12.07.2005, 19:37
@Rico
Fallstatistiken halte ich für gut auch mit deren Outcome, jedoch bezweifle ich, daß sich Kliniken unter einander vergleichen lassen. Deswegen finde ich zusagen: "Wir haben eine geringere Sterblichkeit als Ihr." als makaber. Ausserdem bezeifle ich, daß ein Patient sich bewusst ist, das Klinik XY andere Fälle aufnimmt als seine Klinik. Für den patienten gilt doch nur das was übrig bleibt, wenn die Bildzeitung die essentiellen Dinge aus dem Kontext genommen hat. :-))

Evil
12.07.2005, 19:52
Ich stimme Werwolf zu, Statistiken im medizinischen Bereich sind ja meist mit Vorsicht zu genießen, weil da Geld immer eine Rolle spielt, außerdem ist die Methodik meist unsauber.

Es gibt aber schon fürs Ruhrgebiet so einen "Klinikführer", wo die Häuser untereinander verglichen werden, die Teilnahme daran ist freiwillig.

Hellequin
12.07.2005, 20:03
Achja, Zitat aus dem entsprechendem Jahresbericht von Helios(2004):
"Dies bedeutet, dass die Anzahl der Todesfälle in den HELIOS-Kliniken um 18 % niedriger ist als sie es wäre, wenn die gleichen Fälle in einem
gedachten deutschen Durchschnittskrankenhaus (mit durchschnittlicher Sterblichkeit in allen Fallgruppen) behandelt würden. Diese globale Kennzahl ist eine Orientierungsgröße und im Detail sicher nicht unumstritten." :-angel

Quelle:http://www.helios-kliniken.de/stellent/websites/get_page.asp?ssDocName=hel_022822

Pünktchen
12.07.2005, 20:13
@Helle
Wow...ich glaube ich könnte bei der Bildzeitung anfangen *versteckter redakteur* :-((

Tse Tse
13.07.2005, 10:09
Ich kann mir vorstellen, dass sich die privaten Betreiber von Kliniken massiv unter Druck gesetzt fühlen, angeregt durch die öffentliche Diskussion, wie z.B.
bei der Privatisierung von Unikliniken (u.a. hier in Gießen/Marburg) und daher zu solchen Werbemaßahmen greifen.
Ein Gegenargument ist hier nämlich gerade die höhere Sterblichkeit in privatwirtschaftlich geführten Krankenhäusern (mit Verweis auf eine kanadische Studie).

Zitat aus Deutsches Ärzteblatt:
www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=46868


"Die negativen Folgen der Unterordnung der Interessen von Patienten und Beschäftigten unter die Gewinninteressen der Eigentümer sind bekannt, wenn auch bisher nicht durch eigene Forschungsdaten (fehlende Versorgungsforschung) belegt.
Kanadische Untersuchungen an 26 000 Krankenhäusern und 38 Millionen Patientinnen und Patienten belegen eine höhere Sterblichkeit in profitorientierten als in öffentlichen Krankenhäusern (Canadian Medical Association Journal [CMAJ], 166, 2002, p. 1399).
Privatisierung bedeutet in letzter Konsequenz immer Durchsetzung des Prinzips, durch Minimierung von Leistung eine Maximierung des Gewinns zu erzielen. Minimierung von Leistung bedeutet aber Abbau von Qualität und verstärkter Abbau von Personal, weil menschliche Dienstleistung der Gewinnabschöpfung im Weg steht.
Die Benachteiligung besonders kostenintensiver Patientengruppen wie Arme, Alte, Chronischkranke und Multimorbide ist die Folge.
„Wo ein Krankenhaus durch privates Kapital betrieben wird, das eine Rendite abwerfen muss, da ist ein Interessenkonflikt zwischen bester Patientenversorgung und Gewinninteressen der Eigentümer vorprogrammiert . . .
. . . Im Kern geht es dabei um wirtschaftlich begründete Forderungen und Nötigungen an Ärzte und Pflegende, wichtige medizinische Leistungen vorzuenthalten oder abzubrechen.“ (Dt. Ärzteblatt 36, 2004, 1995–1998)