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Dr. Hibbert
17.07.2005, 14:25
Ich habe vor nach dem Studium im Bereich Herz-/ Neurochirurgie zu arbeiten. Aber bei meinen Praktikas im OP meinten die Chirurgen immer, dass sie eigentlich "nur" gutbezahlte Handwerker sind und vor ihrem Studium handwerklich alle nicht gerade ungeschickt waren. Einer meinte er konnte als Student einen kompletten Motor zerlegen und wieder zusammensetzen. Das lässt mich irgendwie grübeln. Also ich will nicht sagen, dass ich 2 linke Hände habe, aber handwerklich was gemacht habe ich eigentlich noch nicht und Motoren haben mich nun wirklich noch nie interessiert.
Denkt ihr, dass man ein guter Handwerker sein muss um ein guter Chirurg zu werden?

condorito
17.07.2005, 14:35
Definitiv: JA!
Operieren ist nun mal einfach eine manuelle Tätigkeit,da beisst die Maus kein Faden ab...

Miss
17.07.2005, 14:36
Das kann man glaub ich nicht per Ferndiagnose entscheiden.
Ich würd sagen, man muß das irgendwie ausprobieren. Wollte auch schon immer was Chirurgisches machen, aber mir war auch klar, daß es hätte sein können, daß ich es einfach nicht kann.
Hab aber auch schon im Präpkurs gemerkt, daß ich gern so was mache, am liebsten Plexus darstellen, damit konnte ich mich stundenlang beschäftigen:-blush
Hab bei meiner Doktorarbeit auch so kleine chirurgische Eingriffe zu machen, und ich war verdammt froh, daß ich so was kann. (Glück gehabt) Hätte aber auch anders laufen können, denn Talent ist nicht jedem für alles gegeben. (Zeichnen kann ich z.B. nicht ;-) ) Dann hätte ich halt was Anderes gemacht.

Auf der anderen Seite werden andere vielleicht sagen, man kann das üben, dann kann man auch Chirurg werden. (kann ich nicht beurteilen). Außerdem kommt es ja auf den Bereich drauf an, ob man nun wirklich ganz feinmotorisch irgendwas Fitzeliges operiert oder eher ein bißchen was Größeres.

Den Test mit dem Motor hätte ich auch nicht bestanden. Aus dem Grund, daß ich im Leben nie auf die Idee gekommen wäre, einen Motor auseinander zu nehmen :-) :-)

Scrotum
17.07.2005, 14:46
Naja, für Neurochirurgie braucht man schon geschickte Hände. Ich kenne einen Neurochirurgen und der meinte, dass mit der linken Hand genauso geschickt sein muss wie mit der rechten...

Und heutzutage wird ja sowieso viel laparoskopisch gemacht - ist etwa so wie Schuhe binden mit 1m langen Stäben... ich kann das glaub ich gleich vergessen..

Feuerblick
17.07.2005, 15:01
Klar, Chirurgie ist Handwerk, da gibt es keine Frage... aber wenn man an sich nicht gerade zwei linke Hände hat (Leute,die im Präpkurs dauernd Nerven und Gefäße vernichtet haben, sollten sich das gut überlegen!!), dann kann man die chirurgische Tätigkeit genauso lernen, wie Autos auseinander- oder Schränke zusammenbauen. Kein Stress also! Allerdings ist für Neurochirurgie beidhändig gute Feinmotorik durchaus sinnvoll!

Hoppla-Daisy
17.07.2005, 17:28
Ui, ich kann von mir behaupten, dass ich mit der linken Hand genauso geschickt bin wie mit der rechten Hand - dem Bruch des rechten Handgelenks im Schulkindalter sei dank. 6 Wochen Gips führten dazu, dass ich am Ende Diktate ganz fix mit links schreiben konnte ;-). Beim Malen war es genauso. Kam ich irgendwo mit der linken Hand besser dran, nahm ich einfach die, und das ist bis heute so geblieben. Der Stift wechselt ständig die Hand.

Mir hat gerade der Fummelskram im Präpkurs immer besonders viel Freude bereitet. Wann immer irgendetwas schön herauszuarbeiten war, hieß es: Daisy an die Waffen! Und diese Aufgaben hab ich dann mit einer Hingabe vollzogen, die ihresgleichen suchte. Ich konnte aber auch besonders schön flicken, wenn jemand mal zu eifrig gewesen war ;-).

Im Chat hab ich ja auch mal (leichtsinnig) gesagt, dass ich Spaß am Flicken und Fummeln hätte (was natürlich sofort mit einem Eintrag in den Almanach der Schwachsinns-Postings belohnt wurde *grins*). Und da ist wirklich was dran. Seit ich denken kann, bin ich die Fummelkönigin schlechthin.

Von daher verwundert es nicht, dass ich immer ein wenig mit einer eher handwerklichen Tätigkeit geliebäugelt habe (wenn man mal von der Anästhesie absieht, die es mir auch ein wenig angetan hat). Die "Nussknacker-Riege" wäre mir allerdings ein wenig zu heftig. Ich würde mich da lieber auf der plastischen Schiene sehen. Aber wir werden sehen....

Grüße
Daisy, die diese Zeilen beidhändig verfasst hat :-)) - welch Wunder...

Feuerblick
17.07.2005, 20:55
*lach* Dabei fällt mir allerdings ein.... ich habe Ärzte gesehen (die Fachrichtung verschweige ich mal), die nicht in der Lage waren, per Schraubenzieher eine wackelige Türklinike wieder zu befestigen...:-wow

Neely
22.07.2005, 17:01
Trotzdem bin ich überzeugt, dass ein Chirurg nicht einfach nur ein besserer Handwerker ist, schließlich muss er räumlich denken können und ein wahnsinniges Merkvermögen in Hinblick auf Anatomie besitzen, da ist sicher sehr viel Konzentrations-und Denkarbeit verlangt, sonst geht da sicher gar nichts. Außerdem wirkt der Chirurg auch bei der Indikationsstellung mit und muss laut Weiterbildungsordnung auch Wissen über die medikamentöse Begleittherapie besitzen, auch entscheiden, ob überhaupt operiert werden soll.

Belastend sind vielleicht noch die hohen Arbeitswochenstunden, aber es gibt auch Internisten, die wahnsinnig lange Dienst schieben müssen, das hängt wohl eher davon ab, ob du an eine große oder kleine Klinik gehst. Nicht zu vergessen ist, dass man an der Uniklinik auch als Chirurg forschen kann bzw. muss, und Forschung ist immer vorrangig Denkarbeit. Also keine Sorge, ich denke, dass man da keinesfalls geistig nicht ausgelastet ist (hängt aber sicher wie gesagt vom speziellen Arbeitsplatz ab).

Flauta
22.07.2005, 17:13
zum Thema besserer Handwerker, Verantwortung, räumliches Denken fällt mir ein:
neulich habe ich an der uni einen simplen Elektiker bei der Arbeit an für das ganze Stromsystem wichtigen Drähten und Kabeln beobachtet....bwundernsvoll habe ich zugesehen, wie er mit sicherer hand und einigem Nachdenken die richtigen Drähte aus dem riesigen Drahtsalat gefunden hat, durch logisches und räumliches Denken an dem nächsten Zugangsort das entsprechende Kabel aussortiert, erstezt hat, ein falscher Griff und das ganze System wäre im Eimer gewesen.....ich studiere, aber diesen "simplen" handwerkerberuf könnte ich nicht machen!! Das wäre mir zu heikel und dazu hätte ich die Nerven nicht!!
Ich werde mich daher schwer hüten, einen Handwerker als nur einen "simplen" Arbeiter ohne Intellgenz, räumliches Denkvermögen etc. zu bezeichnen!!!!

Nur so zur Anregung! ;-)

Neely
22.07.2005, 17:19
So war das auch nicht gemeint, ich wollte keinen Handwerker beleidigen. Allerdings werden sich viele auch erwarten, dass man nach 12 Jahren Studium und Facharztweiterbildung doch etwas anspruchsvolleres machen darf als nach einer zweijährigen Ausbildung, was ich definitiv bejahen würde. Das wertet den anderen Beruf meiner Ansicht nach jedoch nicht ab.

Flauta
22.07.2005, 17:23
.......keine Angst Neely, von einem Elektriker oder einem sonstigen Handwerker mit 2-jähriger Ausbildung (bei uns sind die Ausbildungen länger...) würde ich mich nicht operieren lassen :-music ;-) :-))

Scrotum
22.07.2005, 17:25
Es ist ja noch garnicht so lange her, da waren Chirurgen wirklich noch Handwerker und nicht Ärzte...

Flauta
22.07.2005, 17:34
o ja...in der Schule mussten wir mal ein Buch lesen das "Sterben und Tod im Mittelalter " oder so ähnlich hiess....kann man schon froh sein, wenn das heute nicht mehr so ist.
Im Dorf meiner Oma (auf dem Land....)wurden noch zu ihrer Kindeszeit die Zähne vom Dorfschmied gezogen....

Werwolf
22.07.2005, 18:04
...."gut bezahlte Handwerker..."
Ersteres halte ich für ein Gerücht! Handwerk- klar! Aber gut bezahlt- naja... :-((

Leisure Suit Alex
24.07.2005, 15:47
Bestes Beispiel dafür, dass Chirurgie ein Handwerk wie jedes andere auch ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Hamilton_Naki

Ich denke jeder kann ein mittelmässiger Chirurg werden, aber ein guter Chirurg wird man eben nur mit einer gewissen Begabung.
:-meinung

Cuber
05.01.2014, 05:18
Es ist ja noch garnicht so lange her, da waren Chirurgen wirklich noch Handwerker und nicht Ärzte...



Aber das kann man doch gar nicht vergleichen. Die Chirurgie ist für mich kein Handwerk. Ich habe auch schon von einigen Ärzten gehört, dass man als Chirurg nicht unbedingt handwerklich begabt sein muss, da das operieren an einem Menschen etwas völlig anderes ist als das Arbeiten an einem Werkstück.

Brutus
05.01.2014, 05:40
Und für die Erkenntnis musstest Du einen 9 Jahren alten Fred ausgraben? Den hätte man von Rechts wegen in 6 Jahren einebnen lassen dürfen... :-))

Davon mal ab: was ist denn Dein Problem? Die Aussage ansich war doch völlig richtig. :-nix
Und ansonsten würde ich mir mal Gedanken darum machen, ob alles, was Du so "hörst" auch so richtig ist...

Absolute Arrhythmie
05.01.2014, 08:28
@cuber: lies mal ein paar Bücher über die Geschichte der Medizin. Die Aussage, dass Chirurgen und Ärzte früher nicht der selben Berufsgruppe angehörten, ist historisch gesehen absolut korrekt. Egal was du so "gehört" hast.

Wie bist du überhaupt auf so einen alten thread gekommen? Nach Chirurgie gesucht? ^^

Kackbratze
05.01.2014, 08:36
Unten am Bildschirmrand aufgetaucht. Da werden manchmal echt alte Kamellen noch angezeigt.
Werde auch bald mal n paar Forenleichen reanimieren ;-)

Lava
05.01.2014, 10:55
Sagen wir mal, Handwerk auf einem sehr speziellen Niveau. Wenn ich da an unser 6-Stunden Opus am Freitag denke... geplant war einfach nur ein langer PFNA bei einer subtrochantären Fraktur. Aber was tun, wenn's sich nicht mal offen reponieren lässt und dann auch noch der Trochanter maior beim Einbringen des Nagels zerbröselt? Letztendlich musste der Chef von zuhause kommen und wir haben dann eine Duokopfprothese mit langem Schaft implantieren müssen. Die Trochanterbrösel ließen sich dann mit Cerclagen wieder befestigen. Aber das kann nicht jeder. Einfach Handwerker reicht da nicht.