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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sprachtoleranz für Englisch?



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Pünktchen
18.07.2005, 17:08
Hi :-)

Wieso tolerieren wir Deutsche, daß Ausländer Englisch mit uns reden dürfen? Es gibt sogar Leute die in deutschen Foren ihre Beiträge auf Englisch verfassen und keiner beschwert sich. Würde jemand versuchen in englischen Foren deutsch zu schreiben, wäre man der Bösewicht.

Ich habe eine Famulatur in Bochum in einer unfallchirurgischen Praxis gemacht und viele Patienten waren türkischer Herkunft. Viele von denen können kein Deutsch und tun sich mit ein paar Brocken durchhangeln. Das missfällt den meisten Deutschen. Ok ich gebe zu, daß ich auch Syrier und Russen behandelt habe die nach 2-3 Jahren sehr gut Deutsch können.

Aber mich hat er schrocken, wie Engländer behandelt werden. Sie arbeiten bei StarlightExpress und sind seit 2 Jahren in Deutschland und können kein Wort Deutsch. Und warum? Na weil sie es nicht brauchen, weil niemand ihnen Druck macht Deutsch zu lernen. Man toleriert es einfach weil jeder Englisch kann.


Ich finde jeder sollte mal überlegen wieso das so ist und ob das gerecht ist.



Gruss
pünktchen

Leggo1
18.07.2005, 17:20
Da kann ich dir nur zu 100% zustimmen.

Englisch scheint einfach hip zu sein und daher sehen diese Menschen wohl keinerlei Anlass mühseelig Deutsch zu lernen.

Fino
18.07.2005, 17:41
Sehe ich auch so. Es gilt als cool, und mehr "wert" als andere Sprachen. Wenn Mitschueler von Haus aus Englisch oder Franzoesisch sprachen, war das toll, aber die tuerkischen Schueler - na ja, die sprechen ja die Sprache der Muellmaenner und Putzfrauen...

Es werden viele Begriffe aus dem Englischen uebernommen, ohne dass man auch nur versucht, einen deutschen Ausdruck dafuer zu finden, dabei finde ich deutsche Sprache teilweise plastischer als das Englische.
Die Franzosen habe Gesetze erlassen, die ihre Sprache schuetzen soll und die z.T. den Gebrauch von Anglizismen u.U. unter Strafe stelle.

Die meisten Briten, mit denen ich hier arbeite, haben zwar Fremdsprachenunterricht gehabt, aber kaum einer spricht auch nur ansatzweise Deutsch/Franzoesich oder Spanisch - warum auch, wenn doch alle anderen ihre Sprache erlernen (muessen). Vor kurzem hat die Regierung 14jaehrigen sogar die Moeglichkeit geschaffen, die Fremdsprache komplett abzuwaehlen.

Ich fuer meinen Teil versuche, moeglichst keine Anglizismen zu benutzen und sage Anglizismusheinis, die z.B. von "deadline" reden, auch schon mal, dass das zu meiner Zeit noch "Ausschlussfrist" hiess.

Vor allem Mediziner sind unter den Anglizismusheinis anzutreffen (Two vessel disease, evidence based, outcome, sydrome x, second look op.....)

salamanca
18.07.2005, 17:48
Hi :-)

Was fällt Dir ein. Das war Englisch!!!!!!!!!!!!!!!

Ich bin dafür, dass wir ab jetzt alle Forenbeiträge auf Lateinisch verfassen... :-D :-D :-D

salve punctulum

Pünktchen
18.07.2005, 17:55
Salve :-))

aber mir gehts nicht um die Anglizismen, sondern um das Verfassen von kompletten Texten auf Englisch. Da derjenige ja voraussetzt, daß man ihn versteht. Und so lange keiner meckert, weil es schliesslich jeder versteht, wird sich sowas häufen. Aber ich denke wir lassen uns da unterbuttern bzw tolerieren zu häufig das Englisch.


Valete

Gersig
18.07.2005, 17:58
Es ist halt das generelle Problem, dass die EU keine eigene Sprache hat. Und irgendwie hat sich Englisch als universelle Amtssprache durchgesetzt! Aus diesem "Selbstverständnis" heraus passiert genau das, was Pünktchen beschrieben hat. Ich finde auch, dass man die deutsche Sprache pflegen sollte. Auf der anderen Seite finde ich es aber auch etwas befremdlich, wenn die E-Mail "elektrische Post" oder die Homepage "Heimseite" heißt! Der goldene Mittelweg wäre hier angebracht. Wenn jemand in diesem Land lebt, sehe ich das ganze jedoch anders. Derjenige hat sich unserer Sprache und unseren Werten insoweit anzupassen, dass man mit ihm kommunizieren kann und dass von ihm keine Gefahr ausgeht! :-meinung

ehec
18.07.2005, 18:15
hmhm, wenn hier die franzosen als leuchtendes beispiel fuer pflege der muttersprache angefuehrt werden, dann moechte ich sagen, dass ich die ollen franzmaenner in der hinsicht ganz schoen daneben finde: konsequentes verweigern der handhabe einer fremden sprache, faschistoid anmutende anwandlungen bezueglich der wertigkeit der eigenen sprache, und beides geboren aus einem gemisch aus faulheit und bequemlichkeit. gesetze zum schutz der landessprache zu erlassen halte ich fuer komplett daneben.

altalena
18.07.2005, 18:30
Ich finde es auch sehr traurig, dass überall erwartet wird, dass man Englisch kann. Klar, die Sprache ist nicht sonderlin schwer und eben praktisch, aber gerade wenn man im Ausland ist (für längere Zeit), sollte man sich mal ein bisschen Mühe geben, die dort herrschende Landessprache zu erlernen.
Die Italiener haben das ganz gut gelöst ;-)
Die können größtenteils einfach kein Englisch.... ein paar Brocken vielleicht, aber das war's. Somit ist man dort gezwungen (wenn man sich nicht gerade in 'ner Touristen-Hochburg befindet), irgendwie italienisch zu reden.
Vielleicht ist es aber auch ein Fehler der Deutschen:
Ich habe während meiner Zeit in Italien immer wieder bewundernd festgestellt, wie geduldiig diese Leute sind, wenn ich anfangs mit meinem Stümper-Italienisch versucht habe, mich verständlich zu machen. Ich war dann der Meinung, dass ich nicht so viel Geduld aufbringen könnte, wenn ein Ausländer des Deutschen nicht wirkich mächtig wäre, trotzdem aber versuchen würde, mir was zu erklären. Darum würde ich vielleicht früher oder später auf Englisch mit ihm reden.
Für viele ist es einfach am einfachsten "schnell mal Englisch zu reden", als sich wirklich mal die Mühe zu machen, sich mit der eigentlichen Sprache (in dem Falle eben Deutsch) auseinanderzusetzen

Salvete!

luckyblue
18.07.2005, 19:03
Unsere "Kulturepoche" ist einfach geprägt vom Englischen, viel mehr Amerikanischen. Who cares? Solche Tendenzen der Bevorzugung einer Sprache gab es doch immer schon. Früher mal Griechisch, dann Latein - und bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts Französisch. Das ist halt Zeitgeist. Wer up to date/ en vogue oder auf dem Laufenden bleiben möchte, der muss sich mit solchen Gepflogenheiten halt befreunden.

Ich sehe darin im Endeffekt keine Gefahr für den Reichtum der deutschen Sprache; ganz im Gegenteil. Bietet das Deutsche doch die Möglichkeit, via Komposita Englisch und Deutsch zu kombinieren. Auch eine Schattierung der Völkerverständigung.

Dieses Ansinnen auf sprachliche Besitzstandswahrungen, wie es in Puristenkreisen aller Völker gepflegt wird, ist mir fremd. Gesichtserker-Debatte reloaded.

Und im übrigen wird der "Wert" einer Sprache m. E. weniger im Alltag als viel mehr "im Schoß der Schriftsteller" geboren. Denen sind REgelungen sowieso nur ein Dorn im Auge, an denen sie vorbei blinzeln werden.

Dr. Sziget
18.07.2005, 19:07
tja eine stimme hat auf der mayflower gefehlt, eine stimme und alle hätten deutsch geredet....


grüße
dr.Sziget

Schimmelschaf
18.07.2005, 20:06
In Amerika wäre damals Deutsch ja auch fast Amtssprache geworden (13 Kolonien)

Vorallem in Deutschland ist mir bei vielen Schülern aufgefallen, dass sie Englisch einfach nur cool finden. Hier in der Schweiz ist das schon wieder ganz anders, es wird Wert auf Fremdsprachen gelegt (ich spreche mittlerweile 4).

Rico
18.07.2005, 22:21
In Amerika wäre damals Deutsch ja auch fast Amtssprache geworden (13 Kolonien)Ist ein populärer Irrtum (http://www.snopes.com/language/apocryph/german.htm) :-notify

Dr. Sziget
19.07.2005, 08:04
das ist ja interresant Rico,und das kann man glauben ???


Grüße
Dr.Sziget

ehec
19.07.2005, 08:58
klar kann man das glauben, steht doch im netz! :-D

trina1081
19.07.2005, 13:56
Viele von denen können kein Deutsch und tun sich mit ein paar Brocken durchhangeln

also, wenn man sich schon darüber beschwert, dass manche leute englisch reden anstatt deutsch zu lernen, sollte man selber aber in der lage sein, deutsch zu beherrschen

Smibo
19.07.2005, 22:35
Ok ich gebe zu, daß ich auch Syrier und Russen behandelt habe die nach 2-3 Jahren sehr gut Deutsch können.


Argg, arggg, arggg, arggggggggggggg....Nicht Syrier...SYRER.....mann, wieso kann keiner uns richtig schreibennn...

Sorpresa
20.07.2005, 07:44
ich sollte in der famu auch mal ne russin aufnehmen, die war seit 30 (!) jahren in deutschland und konnte so gut wie kein deutsch!!! sowas find ich... naja...
musste dann die oberärztin holen, die durch die DDR-schule noch ein paar brocken russisch konnte... :-((

ich denke ein bisschen anpassung, zumindest sprachlich kann doch nicht zuviel verlangt sein, wenn man dauerhaft in ein anderes land zieht, oder?

Pünktchen
20.07.2005, 15:35
Argg, arggg, arggg, arggggggggggggg....Nicht Syrier...SYRER.....mann, wieso kann keiner uns richtig schreibennn...

ups danke für den Hinweis :-blush

@trina
Ich geb zu auch meine Schwächen zu haben. Auch mir unterlaufen Fehler bzw schleichen sich doch teilweise umgangssprachliche Gepflogenheiten ein :-top
Mir ging es auch nicht um die Menschen, die solche kleinen Fehler machen. Sondern eher um die Menschen, die kein einziges Wort verstehen und auch kein Wort sprechen können. Mir ist jemand lieber der gebrochenes Deutsch spricht als jemand, der nicht mal ansatzweise sich ausdrücken kann.

@sopresa
Einen solchen Patienten hatten wir auch vor ein paar Wochen auf Station. Eine Deutsche hat ihn nach dem Krieg bei sich aufgenommen. Er kann immer noch kein Wort Deutsch weder sprechen noch verstehen. Würde er Engländer sein, würde kein Mensch etwas sagen :-nix

DrSkywalker
20.07.2005, 16:53
Argg, arggg, arggg, arggggggggggggg....Nicht Syrier...SYRER....., mann, wieso kann keiner uns richtig schreibennn...

und wieso du nur die männer und nicht alle menschen ansprichst verstehe ich nicht!

Evil
20.07.2005, 17:26
Achja, ich kenn das aus dem Ruhrgebiet von Türken, die teilweise auch schon Jahrzehnte in Deutschland sind, aber kein Wort Deutsch sprechen. Soviel zur sozialen Integration....

@ Punkt: das mit dem Englisch liegt aber auch am (fehlenden) deutschen Bewußtsein als Nation (könnte mit der Vergangenheit zusammenhängen :-)) ).

2 Beispiele:
- die Kongresse der dt. physiologischen Gesellschaft werden auf Englisch veranstaltet, Poster, Vorlesungen, Vorträge, alles...
- der neue US-Botschafter spricht (wie schon sein Vorgänger) kein Wort Deutsch (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,365981,00.html) ... in jedem anderen Land würde darauf gesagt werden: "Sagt mal, wollt Ihr uns verarschen??" Aber nicht bei uns...

Dabei hat Nationalbewußtsein doch eigentlich nix mit Nationalismus, Imperialismus oder Faschismus zu tun :-nix