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Scrotum
18.07.2005, 21:02
Wie häufig kommt es bei Antibiose mit Amoxicillin bei Mononucleose zu einem Hautausschlag? Kann man bei Fehlen einer solchen Reaktion davon ausgehen, dass keine Mononukleose vorliegt?

Sebastian1
18.07.2005, 21:14
Amoxicillin als Ampicillinanalogon kann bei vorliegen einer Mononukleose ebenso ein Arzneimittelexanthem induzieren. In der Roten Liste wird es genauso ale Anwendungsbeschränkung aufgefügrt wie auch Ampicillin.

Via http://scholar.google.com oder eben PubMed finden sich dazu auch diverse Studien.

Wenn andere antibiotische Alternativen in Betracht kommen sind diese somit IMO vorzuziehen.

test
18.07.2005, 22:18
Das Masern-ähnliche Exanthem durch Amoxicillin aber auch Penicillin, das keiner echten allergischen Reaktion entspricht, soll angeblich bei nahezu allen Patienten mit Mononukleose entstehen, die damit behandelt werden.
Trotz allem würde ich es nicht als diagnostisches Kriterium einsetzen sondern lieber auf Serologie und Blutausstrich setzen. :-meinung

FataMorgana
19.07.2005, 04:00
Meines Wissens liegt die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Ampicillin-Exanthems bei Mononukleose im Bereich von ca. 90% (gilt auch für Amoxicillin). Damit ist es theoretisch nicht ganz untauglich zur Diagnosestellung. Ich würde aber auch davon Abstand nehmen, denn es gibt andere diagnostische Verfahren. Des weiteren sind Aminopenicilline bei der Mononukleose kontraindiziert. Dieses Exanthem ist schließlich auch nicht gerade angenehm.

Scrotum
19.07.2005, 07:50
Danke für die Antworten.

Ok, da reele Fragen ja nun offiziell erlaubt sind:

Mein Hausarzt hat bei mir eine Streptokokkenangina diagnostiziert und ich nehme seit Samstag 875mg Amoxicillin und 125mg Clavulansäure zweimal am Tag zu mir. Zudem Mund- und Rachenspülungen und haufenweise Lutschtabletten. Leider ist es noch zu überhaupt keiner Besserung gekommen, wie es eigentlich unter Antibiose bei einer Streptokokkenangina ja zu erwarten wäre.

Beide Mandeln noch drin. Seit mehreren Wochen häufiger Müdigkeit, mir wurde schon mehrmals gesagt, ich würde bleich aussehen. Seit zwei Wochen geschwollene Lymphknoten im Hals- und Nackenbereich und oberes Cervikalsyndrom mit Ausstrahlung in den Kopf (hängt vielleicht zusammen) - letzteres macht momentan dank Akupunktur keine Probleme. Seit 9 Tagen Halsschmerzen, seit letztem Freitag Pharyngitis und zuerst rechts- dann linksseitig stark belegte Mandeln. Zwischendurch, wenn ich mal einpaar Stunden kein Paracetamol genommen habe, Fieberepisoden bis 38.0. Hin und wieder Übelkeit. Fühle mich durchwegs ziemlich müde und bin unfähig was zu lernen, was keine gute Vorsaussetzung für die nahenden Prüfungen ist.. Keine Splenomegalie, keine Hepatomegalie (soweit ich das beurteilen kann). CRP gestern gemessen 11mg/l, keine weiteren Laborbefunde.

Ideen? Was würdet ihr an Laboruntersuchungen machen?

Sorpresa
19.07.2005, 08:05
hmm, das versteh ich nicht ganz, bei einer streptokokkenangina würde doch penicillin völlig reichen, aber wenn du amoxicillin + clavulansäure nimmst, würde das nicht heißen, dass dein hausarzt eher einen anderen erreger vermutet? (das funktioniert ja bei beta-lactamase pos. staph. aureus oder enterobakterien etc. ganz gut, aber für streptokokken ist die kombi ja eigentlich nicht so sinnvoll, oder gibts da jetzt auch pos. stämme für die lactamase?)

(ein exanthem hast du nich zufällig? :-)) )

aber ich denke auch, wenn es streptos wären, hätte sich das eigentlich schon etwas bessern müssen, aber kann ja auch noch kommen :-nix

vielleicht ein freches adenovirus?

hast du nachtschweiß? appetitmangel? also so b-symptomatik richtung tbc? (nein, eigentlich glaub bzw. hoff ich das nich... :-blush )

Scrotum
19.07.2005, 08:13
Nachtschweiss und Appetitmangel hab ich auch. Hab in den letzten 2 Wochen so 7 Kilo verloren. Aber da ich bei jedem Schlucken Höllenqualen erleide, ist das wohl nicht weiter verwunderlich.

Adenovirus hab ich auch schon gedacht oder eben EBV. Würde ganz gut passen, oder?

test
19.07.2005, 08:45
Als Laboruntersuchung wäre ne EBV Serologie wohl sinnvoll, die zwischen akuter und abgelaufener Infektion unterscheiden kann. Ansonsten wäre nen Diff Blutbild vielleicht noch interessant.
Die extremen Schluckbeschwerden passen hätte ich jetzt gesagt nicht so sehr zu ner echten Angina tonsillaris, das klingt für mich eher nach was tiefer sitzendem (zumindest bei mir waren die Beschwerden viel größer, wenn ich was tiefer sitzendes hatte). Warst du bei nem HNO Arzt der mal gespiegelt hat?
Hast du denn sonst irgendwelche Anzeichen eines Infektes der oberen Atemwege? Husten? Schnupfen?
Wurde nen Streptokokken-Schnelltest gemacht?

Sorpresa
19.07.2005, 08:54
ähm, glaub mir, ne echte streptokokkenangina kann durchaus massive schluckbeschwerden machen... *spricht aus eigener erfahrung*... :-((

aber ein diff. BB wäre definitiv sinnvoll, serologie ebenso, da kann ich mich nur anschließen... wenigstens könnte man dem ebv so zu leibe rücken...

Scrotum
19.07.2005, 09:20
Kein Schnupfen, kein Husten. Bei nem HNO-Arzt war ich auch noch nicht. Streptokokken-Schnelltest wurde nicht gemacht.

Ich werd mal gucken, dass wir das Diff BB und die Serologie morgen kriegen...

vielen Dank an alle.

Rico
19.07.2005, 18:08
Was würdet ihr an Laboruntersuchungen machen?Naja, wenn Dein Herz daran hängt, ne Mononukleose auszuschließen, dann kann man einen Mononukleose-Schnelltest aus dem Serum machen.
Ansonsten kann da auch ein großes BB weiterhelfen (Monozyten)...

Ansonsten würd ich aber zur Geduld raten.
Ne eitrige Tonsillitis is halt kein Schnupfen, der in drei Tagen weg is, sondern ist da schon eine Preisklasse drüber.
Ich hatte nach meinem 2. Stex auch eine Tonsillitis- die Anamnese liest sich genau wie Deine oben - und die ersten 5 Tage unter Antibiose mit nem Cephalosporin ist auch erstmal gar nix passiert (kann aber Hexoral Gurgelzeugs wärmstens empfehlen) und nach 10 Tagen waren die Mandeln dann wieder bei ihrer Ausgangsgröße. Richtig fit war ich aber erst 2 Wochen später.

FataMorgana
19.07.2005, 18:37
Naja, wenn Dein Herz daran hängt, ne Mononukleose auszuschließen, dann kann man einen Mononukleose-Schnelltest aus dem Serum machen.

Dieser Schnelltest beruht auf dem Nachweise heterophiler Antikörper (Paul-Bunell-Reaktion). Die Sensitivität ist mit ca. 90% leider auch nicht höher als die des Ampicillinexanthems (dieser "Test" wurde hier ja bereits durchgeführt). Wenn man es in diesem Fall also wirklich wissen will, dann empfiehlt sich die Bestimmung von VCA-Antikörpern (incl. IgM). Ich würde das jedoch nicht unbedingt machen, da die Konsequenzen gering sind.


Ansonsten kann da auch ein großes BB weiterhelfen (Monozyten)...

Die sog. "Pfeiffer-Zellen" sind keine Monozyten, sondern gereizte T-Lymphozyten (*klugscheiß*).

Scrotum
20.07.2005, 10:15
Keine Verbesserung des Gesundheitszustandes. Blut ist eingeschickt für Serologie und Hämatologie. Antibiose nun mit Cephalosporinen...

FataMorgana
20.07.2005, 18:45
Und ein Rachenabstrich wurde nicht gemacht? Das wäre doch eigentlich das mindeste, wenn man schon an einen resistenten Erreger denkt und das Antibiotikum wechselt.

Scrotum
22.07.2005, 11:04
Rachenabstrich wurde (auch zu meiner Verwunderung) nicht gemacht. Ich hab den Doc gefragt gehabt, ob man dies nicht machen sollte. Er war nicht so begeistert von der Idee..

Hämatologie ist da, mit der Serologie ist was schiefgegangen. Nochmals Blut geschickt.

Hb 160 g/L
Hk 0.458 L/L
Erythrozyten 5.23 T/l
Mittleres Ery-Volumen 87 fL
Hb pro Erythrozyt 30.6 pg
Mittlere Hb-Konzentration 350 g/L
Leukozyten 9.8 G/L (4.0-10.0)

Bis auf die Leukozyten, die hoch sind, sind alle Werte wie aus dem Physiologie-Lehrbuch.

Differentialblutbild

Blasten 0
Promyelozyten 0
Myelozyten 0
Metamyelozyten 0
Neutrophile Stabkernige 7.0 (<5.0) +
Neutrophile Segmentkernige 28.0 (45.0 - 70.0) -
Eosinophile 0.5
Basophile 1.0
Monozyten 8.5 (<8) +
Lymphozyten 41.0
Plasmazellen 0
Lymphatische Reizformen 14.0 (<1.0) +
Erythroblasten 0
Megakaryozytenkerne 0
Morphologie der Erytrozyten normal

Was sagt uns das? Verdacht bestätigt? Oder kanns was anderes sein?

test
22.07.2005, 12:02
Die lymphatischen Reizformen passen gut zur infektiösen mononukleose. Jetzt mal noch abwarten was die Serologie zeigt.

FataMorgana
22.07.2005, 18:51
Lymphatische Reizformen können aber bei jedem viralen Infekt vorkommen, und im Befund ist ja nicht speziell die Rede von "Virozyten" oder "Pfeiffer-Zellen" (die letztendlich auch nur eine Steigerung der lymphatischen Reizformen sind). Adenoviren können z. B. auch eine schmerzhafte Pharyngitis verursachen. Wie hoch ist denn das CRP inzwischen? 11 mg/l ist ja gar nicht mal so wenig. Prinzipiell aber auch sowohl mit einem bakteriellen als auch mit einem Adenovirus-Infekt vereinbar. Adeno-Viren gehören zu den Viren, die eine ausgeprägte CRP-Erhöhung verursachen können. Dazu dann noch die 7% Stabkernigen, die wieder eher für einen bakteriellen Infekt sprechen. Im Prinzip ist man so klug wie zuvor.

Dennoch denke ich eher an ein Virus, zumal die Antibiotika nicht helfen. Insgesamt 55% Lymphozyten ist auch etwas viel für einen bakteriellen Infekt (außer vielleicht in der Rekonvaleszenzphase, aber davon kann man klinisch wohl momentan nicht sprechen).

Turnusknecht
23.07.2005, 14:39
Seit wann dürfen hier reale, aktuelle Fälle von Postern diskutiert werden?

Zoidberg
23.07.2005, 14:44
seit der Änderung der Forenregeln

Turnusknecht
23.07.2005, 14:46
ist mir was entgangen....