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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kompetenzen eines Heilpraktikers



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christo
25.07.2005, 11:33
Nachdem ich kürzlich mal im Rahmen eines Erste-Hilfe-Kurses darauf angesprochen wurde hab ich mich etwas schlaugemacht.
Wollte mal eure Erfahrungen dazu?
Wie weit gehen Heilpraktiker?

http://www.heilpraktikerverband.de/para/faqs/show_vorgang.php?id=2618&forum_art=recht&s_von=bfdh&eintrag=0&webseite=Forum%20%28recht%29%20Thema%3A%20%22Kompe tenzen%20eines%20Heilpraktikers%22%20%20eingesehen

Vomex H
25.07.2005, 13:18
Ich denke mal, daß die meisten HP eher harmlos sind, und bei ihren Glubuli und Basenpülverchen bleiben. Allerdings gibt es auch HP, die invasive Maßnahmen duchführen, z.B. laut einem Bericht von Report München

http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2005/00205/

auch Fett absaugen etc.

Weiterhin kenne ich einige Rettungsassistenten, die die HP-Prüfung gemacht haben, und so die leidige Notkompetenzdiskussion umgehen und ganz legal therapeutisch und invasiv tätig werden können.

Ganz allgemein finde ich das Heilpraktikergesetzt allerdings nicht mehr zeitgemäß und dringend korrekturbedürftig. Warum muß man als Arzt eigentlich 6 Jahre studieren + Facharztausbildung um selbstständig therapeutisch tätig werden zu dürfen, wenn ein Heilpraktiker nach einer lumpigen Überprüfung vor dem Gesundheitsamt fast das selbe darf? Oder warum darf der HP mehr als eine Krankenschwester oder -Pfleger mit 3-jähriger geregelter Ausbildung und Examen?

Goldbeere
25.07.2005, 15:36
Also ich weiß, dass ich als Kind mal bei einer HEilpraktikerin in Behandlung war.
Mein Kinderarzt hatte mich zuvor bei jedem Kleinkram mit Antibiotika vollgestopft. Irgendwann begann ich dann allergisch auf einige zu reagieren. Hatte zu der Zeit einfach nur alles erbrochen, egal ob es ein Löffel Hustensaft war (Das harmlose Zeug, wie hießt es doch gleich Prospan???Das mit dem Efeu...) oder Wasser. Naja, dann brachte mich meine Mutter zu einer Heilpraktikerin, die dann erstmal eien Entgiftung durchführte. Habe aber keine Ahnung wie das Ablief, habe auch keien erinnerung an die Heilpraktikerin, war da 5 oder so....Die Allergie gegen Penecillin/Amoccicillin (keine Ahnung wie man das schreibt) ist aber selbstverständlich geblieben.
Mal sehen, vielleicht weiß meine Mutter noch genaueres von damals. Falls interesse daran besteht, kann ich ja dann hier posten. Oder vielleicht kann mir ja jemand von Euch erlären, was damals abgelaufen ist. Würde mich freuen.
Viele Grüße
Goldbeere

dr.destiny
25.07.2005, 17:30
Ich habe den Eindruck, daß es in gewissen Kreisen als chic gilt, die Schul-
medizin auf Deubel komm' raus zu diskreditieren. Egal was "unsere" Medizin
leistet, so hat der Patient es nur mit "arroganten Pfuschern" zu tun, die
ihre Patienten dann aufgeben, wenn konservative Behandlungsmöglichkeiten
vollends ausgeschöpft sind.

Durch eine schwer kranke, enge Freundin von mir (Teilresektion der Leber
und Colon CA) lernte ich eine Heilpraktikerin kennen, die meiner Freundin
von einer weiteren Chemo abriet und irgendein anderer Pfuscher ( im
real life Immobilienmakler "aber sooo gaaanz anders drauf" )empfahl ihr
aufgrund ihrer immer schlechter arbeitenden Niere gar, "so wenig wie
möglich zu trinken" - ich bin geneigt, diesen Spinner wegen vorsätzlicher
Körperverletzung anzuzeigen.

Soviel zu meinem ganz aktuellen Hass.

Inhaltlich lernt der HP ( ich weiß nicht, ob's von Bundesland zu Bundesland
Unterschiede in der Ausbildung gibt) bspw. gar nix über die Histologie.

Biochemisch tut sich bei denen auch nichts, aber selbstverständlich
empfehlen die dann "Schüssler's Biochemie" und pharmazeutische Maß-
nahmen bedeutet selbstverständlich ausschließlich, der bösen Industrie
alles in den Hals zu schmeißen - kommt ja schließlich aus der "Schulmedizin",
die ja nix taugt...
Hakt man mal ein bischen hinterher, kommt oftmals nur heiße Luft.

Ich finde das kontraproduktiv und vertrete persönlich die Meinung, daß
der "Schulmediziner" die Hp erst dann umfassend beurteilen kann, wenn
er sich mit der Materie vertraut gemacht hat und umgekehrt.

Leider ist das viel zu selten der Fall.
Allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, daß die Naturheilkunde einen
sehr effektiven Nutzen für einen Patienten haben kann.

Allein den Weizen von der Spreu auseinanderhalten zu können, ist die
schwierigste Aufgabe.

Aber all das schreibe ich mit größter Vorsicht, da ich mich noch nie
ernsthaft mit der Naturheilkunde auseinandergesetzt habe.

Vomex H
25.07.2005, 17:45
ich weiß nicht, ob's von Bundesland zu Bundesland Unterschiede in der Ausbildung gibt


Es gibt überhaupt keine (geregelte) Ausbildung, das ist ja das unbegreifliche.

DoktorW
25.07.2005, 17:56
weiß da eigentlich jemand näheres darüber, dass man sich als Medizinstudent mit bestandenem 1. Stex direkt zur Heilpraktikerprüfung anmelen kann? Das hätte ich ja gerne gemacht :-))

christo
25.07.2005, 17:58
Ein Heilpraktiker darf also laut diesen Links ganz legal Thoraxdrainagen legen, intubieren und Fett absaugen.

Hat irgenjemand da noch Erfahrung, gerade im rettungsdienstlichen Bereich?

Goldbeere
25.07.2005, 17:58
@ DoktorW: Ich weiß nur von der Mutter einer Klassenkameradin, die Heilpraktikerin ist. Sie hatte während ihrer Ausbildung einige Kurse mit Medizinstudenten zusammen. Aber das wird dir wohl auch nciht weiterhelfen....

Vomex H
25.07.2005, 18:00
weiß da eigentlich jemand näheres darüber, dass man sich als Medizinstudent mit bestandenem 1. Stex direkt zur Heilpraktikerprüfung anmelen kann? Das hätte ich ja gerne gemacht :-))

Es kann sich JEDER direkt zur Prüfung anmelden, der mindestens 25 ist, einen Hauptschulabschluß oder besser besitzt und keine gravierenden Vorstrafen hat. Eine Ausbildung oder Vorbereitung jeglicher Art ist NICHT erforderlich.

Rico
25.07.2005, 18:14
weiß da eigentlich jemand näheres darüber, dass man sich als Medizinstudent mit bestandenem 1. Stex direkt zur Heilpraktikerprüfung anmelen kann? Das hätte ich ja gerne gemacht :-))Davon hab ich noch nie was gehört.
AFAIK gibt es überhaupt keine medizin-wissenstechnischen Vorraussetzungen, um sich zur Heilpraktikerprüfung anzumelden - man kann wohl diverse Schulen besuchen, muß aber nicht.
In der Heilpraktikerzulassungsprüfung wird wohl auch weniger medizinisches Wissen geprüft, sondern vielmehr ob der angehende Heilpraktiker auch wirklich weiß, was er alles nicht machen darf (Zähne ziehen, impfen, Geschlechtskrankhieten behandeln).

Ob es Sinn macht, die Prüfung als klinischer Student zu machen wage ich auch zu bezweifeln, da man die Heilpraktikerlizenz spätestens nach dem 3. Stex ja schon wieder abgeben müßte, da der Heilpraktiker per definitionem eine zur Ausübung des Heilberufes befähigte Person ist, die nicht Arzt ist.
Beides gleichzeitig zu sein geht also gar nicht.

dr.destiny
26.07.2005, 15:43
Hallo rico,

Gibt es nicht eine Zusatzbezeichnung "Arzt für Naturheilverfahren/kunde"
und wo und wie genau sehen die Unterschiede zum Heilpraktiker ( abgesehen
vom Studium mit der erworbenen Berufsbezeichnung "Arzt") aus?

So weit ich bis dato annahm, schließt das eine das andere nicht zwingend
aus?


Was die HP - Ausbildung übrigens besonders schwammig erscheinen läßt,
ist, daß sie ordentlich Asche kostet und als bestanden gilt, wenn die
Prüfung abgelegt wurde unabhängig davon, ob der examinierte "Heiler"
irgendwelche Kurse tatsächlich belegt hat oder nicht.

Und wenn es wirklich so ist, daß es keine einheitliche Ausbildungsverordnung
für HP' s gibt, wundert mich, daß dieser Berufsstand rein juristisch fortbe-
stehen darf.

Gruß

Rico
26.07.2005, 19:26
Gibt es nicht eine Zusatzbezeichnung "Arzt für Naturheilverfahren/kunde"
und wo und wie genau sehen die Unterschiede zum Heilpraktiker ( abgesehen
vom Studium mit der erworbenen Berufsbezeichnung "Arzt") aus?Das ist aber -wie Du richtig sagst - eine Zusatzbezeichnung (wie z.B. Sportmediziner, Badearzt, etc), die zusätzlich zu einem Facharzttitel erworben wird. Die Anforderungen zum Erwerb der Bezeichnung sind (von den LÄKs glaub ich) ganz genau geregelt.

Ein Heilpraktiker hingegen muß nicht zwingend Naturheilverfahren anwenden (er kann ja auch - wie oben erwähnt - Fett absaugen) - nur darf er eben keine Medikamente verschreiben, weswegen die meisten Heilpraktiker eben bei Homöopathie und Akupunktur landen

So weit ich bis dato annahm, schließt das eine das andere nicht zwingend aus?Doch. Beides geht nicht gleichzeitig. Steht so im Heilpraktikergesetz.

christo
26.07.2005, 23:01
Zum Medikamentenverschreiben:
Hier rühmen sich viele Heilpraktiker ihrer "Tricks".

Das Absetzen von Medikamenten auf Empfehlung des Heilpraktikers scheint übrigens zum Standart zu gehören.

Kann mir jemand noch was zum Thema Weisungsbefugnis sagen? Ein Heilpraktiker dürfte einem RA, z.B. kaum weisungsbefugt sein.
Auf der anderen Seite steht es ihm aber frei erweiterte Maßnahmen zu treffen.
Angesichts des oben genannten Link erscheint es garnicht mal so unwahrscheinlich mit potentiellen Thoraxdrainagenlegern zusammenzustoßen. Zumal ja wohl selbst im RD angesiedelt.
Was würde man nun mit ebensolchen machen? Wild agieren lassen obwohl er es vielleicht zuhause nur an einem toten Schwein geübt hat (s.o.)??

dr.destiny
27.07.2005, 18:13
Hi Rico,

Danke für Deine Info. Wie bescheuert muß man eigentlich sein, um sich
von einem Heilpraktiker Fett absaugen zu lassen?

Hochinteressant finde ich den Umstand, daß sich in Kürze nicht mehr jeder
approbierte Mediziner Schönheits- bzw. Plastischer Chirurg nennen kann wo-
bei dieser faux pas weitaus mehr öffentl. Interesse zu erregen scheint als
bei diesen HP's.

Gruß

dr.destiny
27.07.2005, 18:16
Hi Rico,

Danke für Deine Info. Wie bescheuert muß man eigentlich sein, um sich
von einem Heilpraktiker Fett absaugen zu lassen?

Hochinteressant finde ich den Umstand, daß sich in Kürze nicht mehr jeder
approbierte Mediziner Schönheits- bzw. Plastischer Chirurg nennen kann wo-
bei dieser faux pas weitaus mehr öffentl. Interesse zu erregen scheint als
bei diesen HP's.

Gruß


@ christo

Da gebe ich Dir Recht, wenn Du feststellst, daß die HP's erst mal sämtliche
und von Schulmedizinern verordnete Medis absetzen wollen. Das scheint
dort sogar en vogue zu sein mit der Vorliebe solchen "Rates" , wenn der
Patient schwerstkrank ist...


Gruesse

LoXia
28.07.2005, 13:36
ich kenne selbst 2 angehende heilpraktiker die jedoch in anderen städten und unterschiedlichen schulen lernen. der eine geht nach dem schulprinzip mit pflichtkursen und test zwischendurch. Bei dem anderen,dem rundprinzip ist einer der anfängt zu lernen in der selben klasse wie einer der kurz vor seiner endprüfung steht, was ich als nicht sehr sinnvoll erachte. ich war da mal mit zum reinschauen wie das so läuft und da war das ganze niveau gegen null gerichtet so dass man nicht so viel lernen konnte und alles nur wischi waschi war damit es auch ein anfänger ohne vorwissen versteht.
sehr bedenkenwert fand ich auch die ansichten einiger schüler dort die da wortwörtlich meinten. "Krebs ist ne krankheit wie alle andern wie z.b. schnupfen und mit gutem charma geht das auch wieder weg." oder "eine fraktur reponieren , wieso denn ?! die wächst doch so wieder zusammen egal wie die enden stehen." usw... danach ist bei mir fasst der hals geplatzt.

naja find es auch seltsam das in dem system, jedenfalls an der einen schule keine prüfungen sind außer die abschlußpfüung beim amtsarzt wie oben genannt und dazu in meck pomm noch eine pharmakologische. bis dahin dürfen sie aber ohne jegliche prüfungen schalten und walten wie sie wollen. eine freundin arbeitet sogar in einer Hp praxis und nadelt patienten.. auch in abwesenheit des HP, der mal schnell zum strand fährt für nen paar h. naja ich weiß ja nicht ob mir das so gefallen würde wenn ich da n patient wär und da steht einer der nicht getestet wurde ob ers überhaupt kann...
also mein fazit vieles find ich doch sehr bedenkenswert auch weil mir die freundin n paar ihrer techniken gezeigt hat, wie z.b. lebensmittel "auspendeln"... jedoch sind einige homöopathische mittel und dinge wirksam und ein teil der auf placeboeffekt beruht ( und evtl auch auf dem "was mich viel kostet muss auch besser sein prinzip").
gruß loxia

dr.destiny
28.07.2005, 14:44
ich kenne selbst 2 angehende heilpraktiker die jedoch in anderen städten und unterschiedlichen schulen lernen. der eine geht nach dem schulprinzip mit pflichtkursen und test zwischendurch. Bei dem anderen,dem rundprinzip ist einer der anfängt zu lernen in der selben klasse wie einer der kurz vor seiner endprüfung steht, was ich als nicht sehr sinnvoll erachte. ich war da mal mit zum reinschauen wie das so läuft und da war das ganze niveau gegen null gerichtet so dass man nicht so viel lernen konnte und alles nur wischi waschi war damit es auch ein anfänger ohne vorwissen versteht.
sehr bedenkenwert fand ich auch die ansichten einiger schüler dort die da wortwörtlich meinten. "Krebs ist ne krankheit wie alle andern wie z.b. schnupfen und mit gutem charma geht das auch wieder weg." oder "eine fraktur reponieren , wieso denn ?! die wächst doch so wieder zusammen egal wie die enden stehen." usw... danach ist bei mir fasst der hals geplatzt.

naja find es auch seltsam das in dem system, jedenfalls an der einen schule keine prüfungen sind außer die abschlußpfüung beim amtsarzt wie oben genannt und dazu in meck pomm noch eine pharmakologische. bis dahin dürfen sie aber ohne jegliche prüfungen schalten und walten wie sie wollen. eine freundin arbeitet sogar in einer Hp praxis und nadelt patienten.. auch in abwesenheit des HP, der mal schnell zum strand fährt für nen paar h. naja ich weiß ja nicht ob mir das so gefallen würde wenn ich da n patient wär und da steht einer der nicht getestet wurde ob ers überhaupt kann...
also mein fazit vieles find ich doch sehr bedenkenswert auch weil mir die freundin n paar ihrer techniken gezeigt hat, wie z.b. lebensmittel "auspendeln"... jedoch sind einige homöopathische mittel und dinge wirksam und ein teil der auf placeboeffekt beruht ( und evtl auch auf dem "was mich viel kostet muss auch besser sein prinzip").
gruß loxia


Hi loxia,

Wie kommst Du mit denen klar?

Gruesse

Smibo
06.08.2005, 14:33
Ich sag nur erschreckend!
Habe letztens mit einer Freundin diskutiert, die ausm nicht medizinischen Bereich kommt, und sie war fest davon überzeugt, dass Heilpraktiker auch gut mit Ärzten konkurieren können, weil sie doch auch ein "Staatsexamen" absolvieren (Prüfung MC 60 Fragen und 30min mündliche Prüfung)

Wenn ich mir das anschaue wird mir schlecht:

http://www.heilpraktikerverband.de/ausbildung/hp_ausb.php (Ausbildung)

http://www.heilpraktikerverband.de/recht/hpg.php (Heilpraktikergesetz)

Na wenigstens werden wir Zahnis von solchen Pseudos verschont :-music

FataMorgana
06.08.2005, 16:48
Ich habe auch öfter am Telefon mit Heilpraktikern zu tun, die Proben in unser Labor einsenden. Die Unterschiede sind extrem groß. Die meisten haben wenig bis keine Ahnung von dem, was sie da tun, einige hingegen sind auch ganz gut informiert.

Generell würde ich aber auf die Ausbildung und die großartige Prüfung nicht viel geben, genauer gesagt sind die eigentlich kaum einen Pfifferling wert.

dr.destiny
06.08.2005, 16:49
Ich sag nur erschreckend!
Habe letztens mit einer Freundin diskutiert, die ausm nicht medizinischen Bereich kommt, und sie war fest davon überzeugt, dass Heilpraktiker auch gut mit Ärzten konkurieren können, weil sie doch auch ein "Staatsexamen" absolvieren (Prüfung MC 60 Fragen und 30min mündliche Prüfung)

Wenn ich mir das anschaue wird mir schlecht:

http://www.heilpraktikerverband.de/ausbildung/hp_ausb.php (Ausbildung)

http://www.heilpraktikerverband.de/recht/hpg.php (Heilpraktikergesetz)

Na wenigstens werden wir Zahnis von solchen Pseudos verschont :-music

Danke für Deine Links - ich kotz' gleich mit!

Mach' et jut!