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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin und Spaß dabei?!



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Cuff
27.07.2005, 13:49
Ein Teil des Threads "Der typische Stud-Med" hat mich dazu verleitet diesen Thread zu eröffnen einfach mal um zu hören was IHR so dazu denkt!

Grundsätzlich finde ich NICHTS falsch daran, an seinem Beruf/Fach Spaß zu haben, egal wie trist der Alltag oft sein mag.

@Leggo1: Auch wer eine Whipple-OP mit Spaß durchführt kann ein guter Chirurg sein. Vielleicht sogar ein besserer als die meisten anderen. Denn so wie ich das sehe liegt die Sache folgendermaßen:

Wer Spaß an seiner Arbeit hat...
ob Amputation, Chemotherapie oder radikale Operationen (Whipple, etc.)
...der macht seine Arbeit meist wenigstens GUT bis SEHR GUT!!!

Außerdem was bringt es dir, wenn du nunmal so gestrickt bist, dass dir solche Sachen tatsächlich Spaß und eine gewisse Form von Zufriedenheit verschaffen, dann WIDER deine Natur zu sagen: "Ich darf keinen Spaß an meinem Job haben, den Patienten geht es so dreckig, das wäre falsch!"

Diese Einstellung ist mir OFT begegnet und ich muss sagen, dass ich sie nicht teilen kann. Warum solltest du dich "im Griff" haben müssen, wenn du damit nur dir selbst schadest?!
Und hast du mal überlegt WAS ein Patient wirklich von einem Arzt will bzw. braucht? Ich denke nicht, dass das Gros der Patienten den Arzt bevorzugt, der sich schweigend und kopfnickend neben sie setzt in Andenken daran, wie schlimm ihre Krankheiten sind. Im Gegenteil, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Patienten gerade die Ärzte schätzen, denen man anmerkt wie sehr sie hinter dem stehen, was sie tun und dass ihnen ihr Beruf tatsächlich Spaß macht.

Ich habe schon einige Zeit im RD gearbeitet und vieles gesehen. Dennoch hab ich mich über Polytraumata z.B. immer am meißten gefreut. Nicht weil ich kein Mitleid mit den Patienten gehabt hätte, sondern weil es hier immer möglich war auch richtig am Patienten zu arbeiten und vielleicht sogar konkret lebensrettende Hilfe schon vor Ort zu spenden.
Das ist eine Form von Spaß, die mancher nicht nachvollziehen kann, die in meinen Augen aber dazu beiträgt, seinen Beruf nicht nachlässig auszuüben und dem psychischen Druck standhalten zu können.

Bin mal gespannt, wie Ihr das alle seht...

netfinder
27.07.2005, 13:59
ich kann mich dir nur voll anschliessen!!!

Doktor_No
27.07.2005, 14:22
jo ich geb dir auch völlig recht! hab auch jedes mal spass wenn ich im op bis zu den ellenbogen im situs wühlen darf, mit massen von blut usw., das ist schliesslich das was ich machen will.

Neely
27.07.2005, 14:25
@Leggo1: Auch wer eine Whipple-OP mit Spaß durchführt kann ein guter Chirurg sein. Vielleicht sogar ein besserer als die meisten anderen. Denn so wie ich das sehe liegt die Sache folgendermaßen:

Wer Spaß an seiner Arbeit hat...
ob Amputation, Chemotherapie oder radikale Operationen (Whipple, etc.)
...der macht seine Arbeit meist wenigstens GUT bis SEHR GUT!!!



Ich glaube es geht um die Definition von Spaß. Wird dieser im Sinne von purem Hedonismus verstanden, einfach nur Erheiterung und Genuss, dann ist das sicher nicht fair dem Kranken gegenüber. Versteht man es aber im Sinne von "Liebe zur Pflicht" und der Bestätigung, Erfüllung und hundertprozentigem hinter einer Sache stehen, dann ist es ehrenswert. Wenn man zu verkrampft is, geht man oft auch zu wenige Risiken ein und ist überängstlich, endet am Ende vielleicht noch als zweiter Potts, der sich von einem Hochhaus stürzt, weil er es versäumt hatte, einem Leberkranken Steroide aus Angst vor den Nebenwirkungen zu verschreiben.

Negative Stimmungen färben auch auf den Patienten ab, eine positive Haltung stärkt auch die Zuversicht, man vermittelt indirekt, dass das, was man macht Sinn hat, wirklich helfen kann und letztlich die Möglichkeit besteht, dass dem Patienten wieder gesündere, glücklichere Zeiten bevorstehen. Das mag zwar oft nicht der Fall sein, aber so viele Dinge werden allein unbewusst suggeriert, da denke ich kann man Freud noch Recht geben.

Schließlich ist eine Chemotherapie oder Amputation auch insofern positiv, da sie einem Todgeweihten die Chance auf Heilung gibt. Die Mittel mögen betrüben, aber der Zweck heiligt die Mittel und somit auch die Berechtigung von "Spaß" an der Arbeit.

So, und jetzt hagelts wieder dicke Minuspunkte dafür, dass ich meine Meinung ausgedrückt habe. Mich würde es interessieren, wie weit man eigentlich in den negativen Bereich kann, gibt es da irgendeine Untergrenze? Vielleicht breche ich noch den Rekord...

Messias
27.07.2005, 15:37
du bekommst die minuspunkte nicht weil du deine meinung sagst!

Cuff
27.07.2005, 15:41
Macht solche Dinge doch bitte per PN aus...sonst kippt der ganze Thread wieder in die völlig falsche Richtung! :-top

altalena
27.07.2005, 16:05
Ich glaube es geht um die Definition von Spaß.
...

Dito.

Auch wenn's vielleicht kleinkariert klingt, aber meiner Meinung nach ist die bezeichnung "Spaß" an der Stelle einfach nicht angebracht. Vielleicht ist es das Interesse oder der Idealismus, der einen zu einem "Super-Doc" werden lässt, aber mit Spaß verbinde ich irgendwie Fröhlichkeit, Lachen und sich Amüsieren :-nix
:-meinung

Cuff
27.07.2005, 16:17
aber mit Spaß verbinde ich irgendwie Fröhlichkeit, Lachen und sich Amüsieren :-nix

Kann man sich denn nicht in seinem Beruf auch wohlfühlen bzw. amüsieren? Kann man nicht mal einen Witz machen nur weil vielleicht vor 'ner halben Stunde jemand gestorben ist? Stell dir eine Welt vor in der jeder Arzt sich zu jeder Zeit nicht nur der Tragweite seiner Entscheidungskraft bewusst ist, sondern sich auch dementsprechend verhält. Manche Ärzte dürften dann wohl den ganzen Tag nur heulen...oder?!
Verantwortung und wie ich mit ihr umgehe ist das eine. Aber das Wohlfühlen und die Zufreidenheit sind das andere. Und damit verbinde ich auch, dass am Arbeitsplatz durchaus auch gewitzelt wird oder offen der Spaß, den man hat, zum Ausdruck gebracht wird.

Die einen finden Ihre Erfüllung darin Leuten Häuser zu verkaufen, andere mögen es, wenn sie im Gerichtssaal ihre Klienten bis aufs Letzte verteidigen können und wieder andere haben halt "SPASS" daran Chirurgen zu sein und täglich von oben bis unten mit Blut bematscht zu sein.

Ich finde nicht, dass das deplatziert ist. In gewisser Weise ist es GENAU DAS, was diese Menschen tagtäglich zu neuen Höchstleistungen anspornt. Nur was mir Spaß macht kann ich an anderen so erledigen, als müsste ich es für mich selber tun! Denn sobald die Arbeit mehr zur Pflicht als zur Kür wird passieren FEHLER!!!

altalena
27.07.2005, 16:48
...ist die bezeichnung "Spaß" an der Stelle einfach nicht angebracht.

Mir kommt bei den Dingen, die du als Beispiele genannt hast nun mal nicht vorrangig der Begriff "Spaß" in den Sinn :-meinung


Und damit verbinde ich auch, dass am Arbeitsplatz durchaus auch gewitzelt wird oder offen der Spaß, den man hat, zum Ausdruck gebracht wird

DAGEGEN hab ich ja nun wohl nichts gesagt, sollte es jedoch so rüber gekommen sein....... :-nix


Manche Ärzte dürften dann wohl den ganzen Tag nur heulen...oder?!

*ironiemodusan* Ja, klar....... *ironiemodusaus* :peace:

Cuff
27.07.2005, 17:14
Du verstehst das nicht...ich versuchs anders:

Ich amputiere niemandem gerne ein Bein, aber an der bloßen Tätigkeit kann ich als Chirurg doch Spaß haben weil es nicht gerade langweilig ist!

hibbert
27.07.2005, 17:26
Ich amputiere niemandem gerne ein Bein, aber an der bloßen Tätigkeit kann ich als Chirurg doch Spaß haben weil es nicht gerade langweilig ist!


Also der Meinung bin ich nun aber auch. Es wird sicherlich Tätigkeiten geben, die z.B. ein Chirurg gerne ausführt, an denen er Spass hat. Ob das nun das neue Hüftgelenk oder eine Amputation ist, ändert doch nichts an der Sache. Gerade wenn man die Sprüche im OP mal mitbekommen hat, weiss man doch eigentlich, das da keine furchtbar ernste Stimmung herrscht. Und wenn der Operateur bei der Arbeit seine Zoten reisst, also tut mir Leid für mich macht es dann den Eindruck, dass er ganz einfach mit Spass bei der Sache ist, und nicht in Schwermut verfällt, weil er dem armen Menschen jetzt das Bein abnimmt.:-meinung

netfinder
27.07.2005, 17:41
und wie bereits gesagt, ist das dann doch nur positiv fuer den Bearbeiteten. Es macht dem Arzt Spass, das Bein zu operieren, also ist er sicherlich besser bei der Arbeit, als wenn er es hassen wuerde...

Logo
27.07.2005, 19:06
Bin auf dem Sprung in den Urlaub, deshalb nur ganz kurz:

Gerade in Orten wie Krankenhäusern sieht man das Leben nicht immer von seiner rosigsten Seite, wenn man da nicht eine ordentliche Portion Witz, Sarkasmus und Zynismus an den Tag legt (natürlich NICHT gegenüber dem Patienten), wird man ganz schnell sehr unglücklich...
Ich kann und will mir nicht jedes Patienten-Schicksal antuen, ich mache meinen Job so gut es geht und mit viel Spaß. So war es während der Zivi-Zeit im Rettungsdienst und wird es auch in Zukunft sein...

altalena
27.07.2005, 19:42
Du verstehst das nicht...ich versuchs anders:

Ich amputiere niemandem gerne ein Bein, aber an der bloßen Tätigkeit kann ich als Chirurg doch Spaß haben weil es nicht gerade langweilig ist!


Okay, hab's verstanden.... klang oben eben nur ein bisschen anders.... :-)

Medstudent
27.07.2005, 20:43
Naja, vielleicht deshalb, weil ich schreibe, was ich mir denke (hab das naiverweise einfach mal mit "Meinung" gleichgesetzt)

netfinder
27.07.2005, 20:45
auf was beziehst du dich bitte?

Leggo1
27.07.2005, 23:06
Ein Teil des Threads "Der typische Stud-Med" hat mich dazu verleitet diesen Thread zu eröffnen einfach mal um zu hören was IHR so dazu denkt!

Grundsätzlich finde ich NICHTS falsch daran, an seinem Beruf/Fach Spaß zu haben, egal wie trist der Alltag oft sein mag.

@Leggo1: Auch wer eine Whipple-OP mit Spaß durchführt kann ein guter Chirurg sein. Vielleicht sogar ein besserer als die meisten anderen. Denn so wie ich das sehe liegt die Sache folgendermaßen:

Wer Spaß an seiner Arbeit hat...
ob Amputation, Chemotherapie oder radikale Operationen (Whipple, etc.)
...der macht seine Arbeit meist wenigstens GUT bis SEHR GUT!!!

Außerdem was bringt es dir, wenn du nunmal so gestrickt bist, dass dir solche Sachen tatsächlich Spaß und eine gewisse Form von Zufriedenheit verschaffen, dann WIDER deine Natur zu sagen: "Ich darf keinen Spaß an meinem Job haben, den Patienten geht es so dreckig, das wäre falsch!"

Diese Einstellung ist mir OFT begegnet und ich muss sagen, dass ich sie nicht teilen kann. Warum solltest du dich "im Griff" haben müssen, wenn du damit nur dir selbst schadest?!
Und hast du mal überlegt WAS ein Patient wirklich von einem Arzt will bzw. braucht? Ich denke nicht, dass das Gros der Patienten den Arzt bevorzugt, der sich schweigend und kopfnickend neben sie setzt in Andenken daran, wie schlimm ihre Krankheiten sind. Im Gegenteil, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Patienten gerade die Ärzte schätzen, denen man anmerkt wie sehr sie hinter dem stehen, was sie tun und dass ihnen ihr Beruf tatsächlich Spaß macht.

Ich habe schon einige Zeit im RD gearbeitet und vieles gesehen. Dennoch hab ich mich über Polytraumata z.B. immer am meißten gefreut. Nicht weil ich kein Mitleid mit den Patienten gehabt hätte, sondern weil es hier immer möglich war auch richtig am Patienten zu arbeiten und vielleicht sogar konkret lebensrettende Hilfe schon vor Ort zu spenden.
Das ist eine Form von Spaß, die mancher nicht nachvollziehen kann, die in meinen Augen aber dazu beiträgt, seinen Beruf nicht nachlässig auszuüben und dem psychischen Druck standhalten zu können.

Bin mal gespannt, wie Ihr das alle seht...


Huch, da hab ja den Generalangriff verpasst!! :-)
Also, du musst mir die Welt nicht erklären, aber gut hast du dir mal ein paar Gedanken gemacht.
Lieber Cuff ich glaube du hast mich nicht ganz richtig verstanden. Ich betätige mich sehr gerne handwerklich am Patienten, ich gehöre zu jenen, die nach dem Urlaub OP-Entzugssymptome haben.

Aber gehen wir mal zur Ursprungsfrage zurück: ob es völlig unverständlich wäre, wenn jemand rein aus Spass Medizin studiert und als Arzt tätig ist.

Diese Frage habe ich bejaht, es sei für mich unverständlich, bzw. schwer nachvollziehbar, dass jemand, der sagen wir mal 10 Mio Euro auf dem Konto hat, zur Beschäftigung Medizin studiert und dann als Arzt tätig ist und seinen Spass daran hat Medizin zu betreiben. Deshalb, weil ich denke - obwohl ein schöner Beruf - ist und bleibt auch Medizin ein Beruf, der nicht immer nur schön und toll ist. Das heisst es braucht auch viel Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, Verantwortungsbewusstsein und ich kann nicht einfach davon laufen, wenn es mir mal gerade keinen Spass macht. Der Spassfaktor ist nicht zentral in meinem Beruf.

So, ansonsten sind wir uns, denke ich, recht einig und es fällt mir schwer den Gegenstandpunkt in diseser Diskussion einzunehmen.

Und noch was: selbst wenn mir eine Whipple-OP verdammt Spass macht, so gebe ich meine Euphorie nicht wie auf dem Rummelplatz verbal im OP zum Ausdruck und versteige mich nicht in Ekstase - sorry, aber wo bleibt die Würde des Patienten. Ich sage nicht, der Operateur sollte unter seiner Maske Tränen vergiessen über das Schicksal seines Patienten. Aber ein bisschen Anstand gehört sich TROTZ Narkose. Mann könnte das oft peinlich sein, wenn die doch was mitbekommen!!! Verhalte dich immer so, als sei der Patient wach...

Leggo1
27.07.2005, 23:12
Kann man nicht mal einen Witz machen nur weil vielleicht vor 'ner halben Stunde jemand gestorben ist?

Ich glaube du hattest deine Hände noch NIE im Situs eines Patienten, der in dem Moment das Zeitliche segnete ??

Cuff
27.07.2005, 23:40
@Leggo1: Sorry, sorry. Vielleicht fühlst du dich da ein wenig auf den Schlips getreten, aber es sollte keine Kritik an deiner Äußerung in dem anderen Thread sein. Diese Äußerung war nur DAS, was mir den Denkanstoß zu diesem Thread hier gegeben hat. *ggg*

Deinen zweiten Post verstehe ich allerdings nicht...?! :-?

Leggo1
27.07.2005, 23:44
Deinen zweiten Post verstehe ich allerdings nicht...?! :-?

Ja, dort hört eindeutig der Spass auf (im Sinne von Amüsieren, es lustig haben) und es sind auch keine halbe Stunde später Witze angebracht. Ehrlich nicht.

dein Thread ist aber schon gut, kein Problem. :-top