"Vorzeigbare" Erkrankungen

[Tse Tse]

Ich habe mich vorhin an ein Gespräch mit einem Herzchirurgen aus dem Ruhrgebiet erinnert. Der erzählte, dass es vor ettlichen Jahren im Pott die Einstellung gab, an einem Herzinfarkt zu erkranken sei verdammt männlich.
Die Leute hätten dann anerkennend gesagt, boah, der muss aber was in seinem Leben geschafft haben, war bestimmt fleißig u.ä. - jetzt sei die Meinung aber anders und der Infarkt sei wenn überhaupt, dann eher negativ besetzt (Blutfette, Rauchen, Bewegungsmangel, Disziplin).
Vielleicht kennt die eine oder andere ja auch solche Einstellungen:
eine Erkrankung die „positiv“ betrachtet wird – würde mich schon mal interessieren was man sich in anderen Ecken Deutschlands oder auch in anderen Kulturkreisen so am Lagerfeuer erzählt. Mag sein, dass wir nicht viel zusammentragen können, Sichtweisen haben sich ja schon durch Wissenschaft und Information ziemlich verändert.
Vielleicht hat ja jemand trotzdem Eindrücke sammeln können. Mir schwebt da eine psychiatrische Erkrankung vor, bei der einem (im Gegensatz zu hier ?) respektvoll begegnet wird, aber ich bekomm's nicht mehr richtig zusammen.
Wir sind damals jedenfalls auf keine Krankheit gekommen, das einzige und das war halb im Spaß, sei ein Bauchschuss…

[Doktor_No]

du meinst epilepsie, die in indianischen kulturkreisen als zeichen der erleuchtung gesehen wird. auch schizophrenie wird in manchen stämmen als heilig angesehen.

[Scrotum]

Knochenbrüche!? Unter Boardern vielleicht... :-))

Schusswunden (50cent: "I got shot nine times, yaknowhatimsayin"), Kriegsverletzungen, Narben...

[Schädelspalter]

Der "Schmiss" aus schlagenden Verbindungen

[Schädelspalter]

Es gibt aber etliche Erkrankungen, die verdammt negativ besetzt sind.

Eine Person aus unserem Ort (relativ klein) ist an einer Leberzirrhose erkrankt, die nachweislich Folge einer Hepatitis aufgrund einer infizierten Blutkonserve war. Trotzdem gab es genug Getratsche, dass diese Person sich "die Leber kaputtgesoffen hat" oder ähnliches.

Bestimmte Infektionskrankheiten gelten auch als verdammt übel, Beispiel "Krätze", mit Pech reicht das Händeschütteln mit einer befallenen Infektion, trotzdem hängt dieser Erkrankung gleich das Bild der Unsauberkeit ect an.

[flavour]

Penisbruch klingt doch verdammt aktiv? :-top

[Doktor_No]

burn out syndrom? sexsucht? workaholismus? im wahrsten sinn des wortes vorzeigbar allerdings: induratio penis plastica, da sagt doch jeder gern "zeig mal!!!!"

[Loish]

burn out denkt doch jeder: was soll denn das sein, stell dich nicht so an, das bekommen nur leute, die nicht belastbar sind etc bla bla.
so krebssachen, wo man "nix für kann", machen in so fern beliebt, dass dann danach gedacht wird: hoi, der hat schon was mitgemacht im leben und hat durchgehalten, der hat ne lebenserfahrung, die den meisten fehlt (bla bla).

[Scrotum]

burn out denkt doch jeder: was soll denn das sein, stell dich nicht so an, das bekommen nur leute, die nicht belastbar sind etc bla bla.
so krebssachen, wo man "nix für kann", machen in so fern beliebt, dass dann danach gedacht wird: hoi, der hat schon was mitgemacht im leben und hat durchgehalten, der hat ne lebenserfahrung, die den meisten fehlt (bla bla).

Ja, das kann sein. Siehe Lance Armstrong.

[Lava]

Unter jungen Leuten gilt es als schick, mit seinen Alkohol (und sonstigen Drogen-) Eskapaden zu protzen. Das finde ich seeeehr bedenklich....

[Scrotum]

Vielleicht auch gewisse venerische Erkrankungen bei bestimmten Leuten!?

Ich glaube generell kann man sagen, dass risikoreiches Verhalten (und entsprechende Konsequenzen) bei jungen Männern mit niedriger Bildung gut ankommt.

[Goldbeere]

Was auch verdammt negativ von der Bevölkerung besetzt wird sind Geschlechtskrankheiten. Es wird sofort mit einen sehr exessiven Sexleben und zweifelhaften Partnern in verbindung gebracht. Auf die Idee, dass man sich sowas auch von nem unsauberen Klo holen kann, kommt niemand....
Und mal ehrlich. Niemand würde je zugeben sich mal irgendetwas derartiges eingehandelt zu haben. Das ist allerdings auch nciht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass bestimmt sofort alle Menschen drei Schritte zur Seite springen würden :-))

Als vorzeigbar werden von den meisten Leuten Narben gesehen. Oder so eine Art "Ich war viel Kranker als du" oder "mir geht es viel schlechter als dir" Wettbewerb. Ansonsten denke ich mal pralen di e meisten Leute damit, was sie schon alles überlebt haben und tun ganz tapfer ("Ich kenne keinen Schmerz"). Ob es dann auch wirklich so war :-nix

[ehec]

in den achtzigern soll ja die nasenscheidewand aus platin sehr en vogue gewesen sein.


hmhm, ansonsten: unter medizinstudenten soll es ja auch vorkommen, dass mit gesundheitsschaedlichen verhalten à la "hab so verdammt viel gelernt und schlaf auch noch total wenig aber geht ja nicht anders blabla" geprahlt wird. das wuerde ich mal als nicht ganz so dramatisches aequivalent zum ruhrpott-hwi sehen :-D

[altalena]

Narben werden sicher auch oft "bewundert" und sei es nur von 'nem Sturz auf's Knie oder den Ellbogen. Leute mit richtigen OP-Narben fallen dann sicher auch in die Schublade "Wow, schon viel erlebt und massig Lebenserfahrung, bla bla"

[Rugger]

Auf die Idee, dass man sich sowas auch von nem unsauberen Klo holen kann, kommt niemand....Ach ja?! Das wäre mir aber mal neu...

Ansonsten: einen Cut, geholt auf dem "Feld der Ehre" halte ich durchaus auch für vorzeigbar!

R.

[Hoppla-Daisy]

Narben werden sicher auch oft "bewundert" und sei es nur von 'nem Sturz auf's Knie oder den Ellbogen. Leute mit richtigen OP-Narben fallen dann sicher auch in die Schublade "Wow, schon viel erlebt und massig Lebenserfahrung, bla bla"
Das fängt schon im Kindergarten an!!! "Guck mal, meine Narbe, wurde mit 6 Stichen genäht... da bin ich auf's Kinn gefallen. Das hat vielleicht weh getan, das glaubst du nicht..."

oder

"guck mal hier, da kam eben Blut raus"
"wo?"
"na, da...siehste das denn nicht?" *auf einen winzig kleinen, überaus dramatischen Punkt am Finger zeigt*
"boah, jetzt seh ich's auch" *schnell den eigenen Körper scannt, um auch was Sensationelles zu finden*

:-))

[Goldbeere]

Ach ja?! Das wäre mir aber mal neu...

Ist ner Freundin von mir passiert. Sie war zu der Zeit gerade 14 und noch Jungfrau (und ja, da bin ich mir sicher). Sie hatte sich das ausm Krankenhaus mitgenommen (weiß nicht mehr was sie da gemacht hatte, irgendwas wurde ihr rausgenommen)

Genauso erging es einer Bekannten von mir. Sie arbeitet viel auf Messen und hat sich dort was vom Klo mitgenommen.

Falls ich mal wieder auf ein paar Märchen hereingefallen bin, dann lasse ich mich gerne eines besseren belehren. Allerdings stellt sich mir dann die Frage, warum einem immer erzählt wird, dass man sich auf absolut überhaupt gar keinen Fall auf öffentliche Toiletten setzen soll...(mal abgesehen vom Ekel Faktor, wenn da jemand nicht richtig getroffen hat...)

Aber um mal wieder zum Thema zurückzukommen...


Unter jungen Leuten gilt es als schick, mit seinen Alkohol (und sonstigen Drogen-) Eskapaden zu protzen. Das finde ich seeeehr bedenklich....

Das war in meiner alten Schule extrem der Fall. Dort fanden es vor allen Dingen die Jungs ganz toll sich damit zu brüsten. Es galt als cool sich so zu betrinken, dass man völlig besinnungslos von seinen Freunden in einer Schubkarre nach Hause gefahren wird...Oder zu erzählen wie Betrunken man während der letzten Deutschklausur war und was man dann für einen Schwachsinn geschrieben hat...Es kam auch des öfteren vor, dass auf Schulausflügen, wohlgemerkt nur Tagesausflüge ohne übernachtung, schon im Zug getrunken wurde. Also schon um 8.00 Uhr :-notify Das war in der 10 Klasse.
Auf unserer Abschlussfahrt in der 10 wurde allerdings auch schon morgens um 6.00 Uhr auf dem Weg nach Frankreich im Zug das erste Bier getrunken.

Viele Grüße
Goldbeere

[Rico]

Ist ner Freundin von mir passiert. Sie war zu der Zeit gerade 14 und noch Jungfrau (und ja, da bin ich mir sicher). Sie hatte sich das ausm Krankenhaus mitgenommen (weiß nicht mehr was sie da gemacht hatte, irgendwas wurde ihr rausgenommen)

Genauso erging es einer Bekannten von mir. Sie arbeitet viel auf Messen und hat sich dort was vom Klo mitgenommen. Das is eigentlich schon fast ne urbane Legende, daß man den Tripper & Co auch von der Toilette kriegen kann... :-D
Gerade die drei Prototyp-Keime der Geschlechtskrankheiten (Gonorrhoe, Chlamydien, Lues) sind derart emfpindlich gegen Kälte (i.e. Temperaturen unter Körpertempertur) und Austrocknung, daß sie außerhalb des menschlichen Körpers praktisch nicht überlebensfähig sind.
Drum schmuntzeln die Urologen immer, wenn einer meint, er hätte das von einer Toilette.
Auch wenn's sicherlich nicht 100%ig auszuschließen ist, dann ist es doch sehr, sehr, sehr selten - und wie heißt es so schön?
Häufiges ist häufig! ;-)

Deshalb heißt diese Krankheitsgruppe ja auch "sexuell übertragbare Krankheiten" (STD), weil es eben kaum einen anderen Übertragungsweg gibt.

Falls ich mal wieder auf ein paar Märchen hereingefallen bin, dann lasse ich mich gerne eines besseren belehren. Allerdings stellt sich mir dann die Frage, warum einem immer erzählt wird, dass man sich auf absolut überhaupt gar keinen Fall auf öffentliche Toiletten setzen soll...(mal abgesehen vom Ekel Faktor, wenn da jemand nicht richtig getroffen hat...)Andere Keime sind da wesentlich anspruchsloser.... Coli-Bakterien (die z.B. Harnwegsinfekte verursachen können) oder Pilze kann man sich schon via Schmierinfektion holen.
Drum stellt sich auch die Frage, ob die beiden Beispiele von Dir wirklich ne STD hatten, oder ob sie sich einfach nen anderen Erreger gefangen hatten.

[Goldbeere]

Drum stellt sich auch die Frage, ob die beiden Beispiele von Dir wirklich ne STD hatten, oder ob sie sich einfach nen anderen Erreger gefangen hatten.

Ist schon ne weile her, aber ich glaube es waren in beiden fällen Pilze, aber bin mir jetzt auch nicht 100% sicher.

Danke für die Erklärung!

[NanaH]

Ist schon ne weile her, aber ich glaube es waren in beiden fällen Pilze, aber bin mir jetzt auch nicht 100% sicher.

Danke für die Erklärung!Naja, mit Pilzen ist man doch sowieso besiedelt. Ist nur die Frage, ob sie die Oberhand gewinnen können.

Wäre ja in dem einen Fall post-operativ ja auch nicht so unwahrscheinlich. Eine OP bedeutet ja immer Streß für den Körper und Streß kann das Immunsystem schwächen.

Wäre meine Erklärung