PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : neu hier



medigrace
02.08.2005, 17:19
hallo, ich bin neu ihr - und gerade mitten in der Entscheidungsphase: Medizinstudium - oder doch besser nicht?
Dazu mache ich gerade ein Praktikum im Krankenhaus (station, Aufnahme, Intensivstation, Endoskopie...) alles ganz interessant soweit...

Allerdings bleiben noch zwei große Fragen:
lohnt es sich Medizin bei der Arbeitsbelastung udn unverhältnismäßigen Vergütung zu studieren?
und:
welche Vorzüge zeichnen einen guten Mediziner aus: ein Samariterherz oder Interesse an der Materie - oder in wie weit eine Mischung??

Ihr habt euch ja entschiedne Medizin zu studieren - vielleicht kriege ich ein paar Feedbacks warum ihr es macht - was pos. und was neg. ist?
:-?

Cuff
02.08.2005, 17:49
Erstmal hallo und willkommen. Fühl dich wohl und wie zu Hause... *g*


Lohnt es sich Medizin bei der Arbeitsbelastung udn unverhältnismäßigen Vergütung zu studieren?

Das muss glaub ich jeder für sich selbst entscheiden. In einem anderen Thread gibt's die Diskussion über die "Gehälter". Sicher: jeder will bestimmt später mal 'ne Familie gründen, ein nettes kleines Haus haben und sich auchmal 'nen Urlaub leisten können. Wenn's darum geht, muss man schon sagen, dass diese Dinge durchaus möglich sind.
Bei allem Respekt gegenüber den jungen Klinikärzten die z.Z. protestieren, aber irgendwann schafft es gehaltstechnisch fast jeder dahin, dauert halt nur manchmal etwas länger je nachdem wie man seine Karriere gestaltet. Also ich kenn keinen "Facharzt" der in der Klinik tätig ist, der für o.g. Dinge kein Geld hätte. Nur als Beispiel.

Die Arbeitsbelastung ist ein anderer Faktor. Also ich kenne Menschen die sie verabscheuen, aber auch Menschen, die nichts lieber machen, als nachts um 3:12 vom Pieper geweckt zu werden um halbangezogen in die Notfallambulanz zu rennen.
Wie bei allem anderen auch ist es hierbei aber entscheidend WAS du dann als Arzt tatsächlich machst. Die Assistenzarztzeit ist sicherlich die größte Belastung. Wenn man sich dann aber entscheidet sich in der eigenen Praxis niederzulassen oder irgenwo Betriebsarzt oder ähnliches wird, dann hat man wesentlich rigidere und "humanere" Arbeitszeiten. Auch je nachdem welches Fach du später anstrebst musst du mit mehr oder weniger Arbeit rechnen. Es ist sicherlich ein Unterschied, ob du nun ein konventioneller Augenarzt oder Unfallchirurg bist, wie man schon aus dem Namen irgendwie herleiten kann.


welche Vorzüge zeichnen einen guten Mediziner aus: ein Samariterherz oder Interesse an der Materie - oder in wie weit eine Mischung??

Das Interesse ist sicherlich der wichtigste Faktor, denn bedenke: Du musst diesen Beruf unter Umständen 30-35 Jahre lang (oder länger; s. Rentenalterdiskussionen) ausüben. Stell dir vor, was wäre, wenn der morgendliche Weg zur Arbeit für dich die pure Qual wäre?!

Was das Samariterherz angeht bin ich eher skeptisch. Ich denke nicht, dass man es in diesem Beruf unbedingt braucht. Du sollst den Leuten ja nichts "schenken" im klassischen Sinne, noch verlangt man von dir "Selbstaufgabe" (auch wenn manche darin ihren Lebenszweck sehen). Du darfst halt nur nichts gegen Menschen an sich haben. Wer also nicht gerne Gespräche führt oder sich im face-to-face oder während der Arbeit mit anderen zusammen UNWOHL fühlt, der sollte schon darüber nachdenken, ob der klassische Arztberuf etwas für ihn ist. Denn hier ist die Kommunikation wichtiger Bestandteil des Alltages. Das gilt natürlich nicht für's Studium. Man kann damit ja noch ein paar andere Sachen anfangen außer "Arzt" zu werden.

barki
02.08.2005, 19:06
@Cuff:
"Du darfst halt nur nichts gegen Menschen an sich haben. Wer also nicht gerne Gespräche führt oder sich im face-to-face oder während der Arbeit mit anderen zusammen UNWOHL fühlt, der sollte schon darüber nachdenken, ob der klassische Arztberuf etwas für ihn ist. Denn hier ist die Kommunikation wichtiger Bestandteil des Alltages"

Schon richtig, aber z.B. als Chirurg im klassichen Sinne hast Du nicht so viel mit Menschen zu tun: Klar sollte man auf sozialer Ebene kein menschliches Wrack ein, aber es gibt auch z.B. Forschung, Anatom u.a. wo der Arztberuf im klassischen Sinne nicht mehr viel mit Kommunikation zu tun hat!

Grüßle barki

Cuff
02.08.2005, 19:13
es gibt auch z.B. Forschung, Anatom u.a. wo der Arztberuf im klassischen Sinne nicht mehr viel mit Kommunikation zu tun hat!

Was glaubst du, warum ich "klassischer Arztberuf" geschrieben habe??? :-))
Deswegen, weil Forscher, Anatom, etc. für mich KEIN klassischer Arztberuf ist.

Und sind wir doch mal ehrlich, dass man als Chirurg nicht wirklich viel mit Menschen zu tun hat stimmt auch nichtmal ansatzweise. Mag sein, dass man den halben Tag im OP verbringt (je nach Tätigkeit), aber dennoch leistet man dann auch Ambulanzdienste, Sprechstunden und Visiten ab.
Von daher völliger Quatsch diese Aussage. Sorry! :peace: