PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arzt-Patienten-Kommunikation



linguistik student
10.08.2005, 12:53
Hallo! Ich bin Stefan, Linguistikstudent an der Uni Siegen. Ich benötige mal eure Hilfe als ausgebildete Mediziner bzw. Medizinstudenten für meine Hausarbeit zum Thema Arzt-Patienten-Kommunikation. Meine Frage wäre, wie Kommunikationstrainings im und nach dem Studium von statten gehen: welche Form haben die Trainings (Gesprächsausschnitte, Informationen zu Fragearten, Informationen zur Überbrückung der Arzt-Patienten-Kluft, Seminarform usw.), wie groß ist der Anteil von Kommunkationstrainings im Medizinstudium, welche Literatur wird euch empfohlen, eure persönliche Meinung zur Praxisrelevanz und Desideraten, evtl Links zum Thema!
Würde mich sehr freuen, wenn der eine oder die andere mir ein paar Informationen zukommen ließen! Wenn ihr Lust habt, schreibt mir doch eine email an [email protected]! Noch eine Bitte: ihr seid aufgrund eures Nicknames sowieso anonym, aber fragen muss ich: erhalte ich die Erlaubnis, eure Ausführungen in der Semesterarbeit zu zitieren? Ihr werdet als Student/in A, B, oder C bezeichnet. Die Arbeit bekommen des weiteren nur mein Prof und ich zu Gesicht! Vielen Dank, Gruß Stefan :-)

Smibo
10.08.2005, 13:44
Bin Zahni und wir haben sehr früh schon eigene Patienten zu behandeln und zu betreuen (ab dem 7. Semester) aber leider wird an keiner Hochschule ein Kommunikationstraining angeboten, wir werden einfach so ins kalte Wasser geschmissen und plötzlich sind diese Patienten, die ganz normale Menschen sind, zu fremden Wesen aus fremden Galaxien :-oopss

linguistik student
10.08.2005, 19:15
Hey danke für die kurze und knackige Antwort! Wundert mich, dass es in der Zahnmedizin gar keine Kommunikationstrainings gibt! Liegt wahrscheinlich daran, dass man als Patient den Mund viel zu voll hat ;-) Interessant wären für mich aber vor allem Erfahrungen von Allgemeinmedizinern, und solche, die ebenfalls Anamnesen, Visiten- und Aufklärungsgespräche führen oder bald führen müssen! Gruß, Stefan

Hellequin
10.08.2005, 19:21
Das läuft in Humanmedizin meistens eher nach dem "Learning by doing" Prinzip ab. Es gibt wohl an einigen Unis Ansätze für sowas, wie z.B. Anamnesegruppen u.ä., aber sowas wie ein flächendeckendes und verbindliches Kommunikationstraining gibt es eher nicht.

Froschkönig
10.08.2005, 20:06
Wir hatten in der Vorklinik im Rahmen des Psychologie Kurses "gesteööte" Arzt Patienten-Gespräche mit Kommilitonen über fiktive Gebrechen die wir auf Video aufnahmen und haben hinterher das Gesprächsverhalten und die Körperhaltung analysiert. Ein ganz guter Ansatz aber es waren insgesamt nur 3 Stunden oder soetwas.


Gruß,
Der Frosch

Loish
10.08.2005, 20:42
Huch, du hast ja zwei threads aufgemacht.....
naja, also schon wie drüben fast gesagt:
Wir haben so kleine Seminare mit so Rollenspielchen und anschließendem Austausch der Empfindungen.... Bsp bei uns waren zum Bsp: Arzt muss Pat. erklären, dass seine Rückenschmerzen vielleicht psychosomatischen Ursprungs sein könnten. Oder: Depressiver alter Patient kommt zu Hausarzt in die Praxis (usw) - in wie weit die Rollenspiele ernst genommen und "wirklich" gespielt werden ist natürlich typabhängig, und jeder der will kann sich drücken.
Optional: Das Fach Anamnese, in Kleingruppen mit im Kreis sitzen und anschließendem kritisieren/kommentieren und was weiß ich alles. Die holen sich nen Patienten aus der Klinik, ein Student macht ne möglichst schön ausführliche und gefühlvolle Anamnese mit ihm (da man ja so viel Zeit hat), teilweise sitzen zwei als Beochter außerhalb vom Stuhlkreis und notieren Sprachgebrauch und Gestik von allen Teilnehmern inklusive Patient (soll die Videoaufnahme ersetzen, die wegen dem Patienten eher schlecht wäre). Ist sicher das Beste, was die Uni zu dem Thema zu bieten hat, wird übrigens von Studenten organiert und "unterrichtet" (also Tutoren).

Evil
11.08.2005, 16:18
Lief bei uns auch so, wie vom Frosch beschrieben.

Grundsätzlich hätte ich auch Interesse, an einer Balint-Gruppe teilzunehmen, einfach, um mal eine direkte Rückmeldung zu bekommen und die eigene Wirkung besser einschätzen zu können. Ob das wirklich was taugt, kann man da natürlich erst hinterher sagen.

Anma
11.08.2005, 16:26
Wir hatten im Rahmen der Pharmakologie mehrere "Patientengespräche" innerhalb der Seminargruppe, bei denen ein Kommilitone jeweils den Arzt und der andere den Patienten spielte.

Im Notfallkurs gab es etwas ähnliches, da ging es darum einen Vater davon zu überzeugen dass sein Kind dringend ins Krankenhaus muss.

Der Rest war auch learning-by-doing, wobei ich im Praktischen Jahr und in den Famulaturen gute Erfahrungen gemacht habe, die Ärzte gucken zwar oft etwas überrascht wenn man bittet mal zum Patientengespräch mitkommen zu dürfen, sind aber meist eher positiv überrascht und erklären auch viel vorher und nachher.

nicolaus
19.10.2005, 13:57
macht ne ausbildung zum krankenpfleger und dackelt im schön mit auf visite.
dann erlebt man so viele "ärzte live"; und dann kann man seine schlüsse ziehen.

vom assistenzarzt bis zum professor.

LaraNotsil
19.10.2005, 14:56
Bei uns gab es 2 mal ne Doppelstunde Arzt-Patienten-Gespräch in Psycho. Darunter fiel auch die Aufgabe, dem "Patienten" mitzuteilen, dass er nicht mehr lange zu leben hat.
Und nu in der lieben Anamnese bekommen wir beigebracht, wie man ne Anamnese erhebt und was man dabei fragen sollte.
Allerdings muss ich sagen, all das hilft reichlich wenig, wenn es sich um pure Theorie handelt. Beim ersten Patienten im Klopfkurs saß man dann da wie ein verlassenes Schaf auf der Weide und wusste gar nicht, wie man anfangen sollte.

Xela
19.10.2005, 17:48
bei uns in aachen gabs sowas gar nicht. zumindest kann ich mich nicht dran erinnern..

chandini
20.10.2005, 14:25
Ich habe in meinem Studium im vorklinischen Kurs der Psychologie was davon gehört, auch video-unterstützt und einmal an einem Rollenspiel innerhalb eines Tutorials teilgenommen. Ansonsten gibt es ja die bereits erwähnten Anamnesegruppen; kannst Du ja mal googeln. An der Uni Siegen gibt es soweit ich weiß keine, aber an ettlichen Unis Deutschlands und Österreichs. Im I-Net findest Du eigentlich jede Menge infos darüber, auch Links zu Literatur, Forschungsarbeiten, Erfahrungsberichten ect...

LaraNotsil
30.10.2005, 14:15
Ich grab den Thread nu mal aus, weil wir seit letzter Woche Psychosomatik haben. Erst mal 4 Vorlesungen incl. Patientenvorstellung und dann gibt es drei Wochen lang ein Praktikum, in dem wir die Gesprächsführung am oder auch mit dem Patienten lernen sollen.
Heißt, wir lernen es nun also doch.
Ich weiß zwar nicht, wie intensiv das in insgesamt 7 Stunden geht, aber es ist ja schon mal ein Anfang.

duncan_idaho
30.10.2005, 15:46
wir hatten in graz im 1. semester ein modul von der med. psychologie aus ("stationspraktikum"), wobei wir die aufgabe hatten, mit patienten zu reden und möglichst viel über ihre krankheit, ihre einstellung zum krank sein und den krankenhausaufenthalt, familiäre, soziale usw. situation zu erfahren. das ganze hat 3 tage/woche mit 6h/tag über insgesamt 4 oder 5 wochen gedauert, begleitet wurde das ganze von seminaren in denen wir so eine art kommunikationstraining und anamneseübungen (teilw. mit videoaufzeichnung) gemacht haben.
das ganze war ja recht nett, allerdings fürs 1. semester nicht allzu sinnhaft, da man danach doch lange nicht mehr mit patienten zu tun hat, mittlerweile wurde dieses modul wieder abgeschafft, ob in höheren semestern nochmal sowas in der art gelehrt wird, weiß ich momentan nicht, v.a. weils den neuen studienplan auch erst seit 6 semestern gibt.