PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bitte Studiert nicht Medizin. Lernt was anstädiges!!!



Seiten : 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 [17] 18 19

Lava
30.06.2011, 13:44
@Melina
Eine andere Meinung zu haben, ist in Ordnung. Andere zu beleidigen und anzugreifen, weil sie andere Erfahrungen gemacht haben als du, das ist nicht in Ordnung.


Dazu müsste man erstmal Erfahrung haben und die hat Melina nunmal nicht. Sie hat eine Meinung, die sich nicht auf Erfahrung begründet.

Relaxometrie
30.06.2011, 13:51
Ich finde, das ist ein unheimlich schwieriges Thema.
Es könnte aber ganz einfach sein.
Wenn im Tarifvertrag 40 Stunden stehen, arbeite ich 40 Stunden (+ wenige Überstunden in speziellen Situationen). Wird mehr Gesundheitsleistung eingefordert, müssen entweder mehr Ärzte je 40 Stunden Arbeitszeit eingestellt werden, oder die Überstunden werden zumindest bezahlt.

Ein Kaufhausmanager macht das Geschäft nicht für mich auf, wenn ich nach Ladenschluß freundlich an der Tür kratze und rufe, daß ich etwas zu kaufen vergessen hätte, und daß er doch bestimmt Manager aus Berufung sei.
Ein Fitnesstrainer macht für mich keine unbezahlten Überstunden, wenn ich sage, daß er doch bestimmt an meiner persönlichen Fitness interessiert sei, und ich nunmal noch mindestens eine Stunde lang Erläuterungen zu meinem Trainingsplan haben möchte.
Wenn man sich ein paar andere Berufe, als den ärztlichen vorstellt, wird einem besser klar, wie blöd und fordernd diese unbezahlten Überstunden sind.

Colourful
30.06.2011, 13:51
Dazu müsste man erstmal Erfahrung haben und die hat Melina nunmal nicht. Sie hat eine Meinung, die sich nicht auf Erfahrung begründet.

Nee, ich habe es aufgegeben Abiturienten was von der Welt (Studium, Praktika, Famulatur - alles mögliche, was ich dann an Lebenserfahrung auch schon mehr habe, obwohl ich noch nicht arbeite.) erzählen zu wollen, die dürfen ihre auch ohne Erfahrung haben, das ist in dem Alter so.
Werden ja sehen, wie das Leben dann später für sie aussieht! :-dafür

Lava
30.06.2011, 14:13
Ging mir ja nicht anders. Ich habe nicht mit Medizin angefangen wegen eines Helfersyndroms, sondern schlichtweg aus Interesse. Aber WAS die vielen Dienste und das nächtliche Arbeiten wirklich bedeuten, das begreift man erst so richtig, wenn man drin steckt.

Feuerblick
30.06.2011, 14:14
So isses - leider möchte man fast sagen...

Lava
30.06.2011, 14:18
der Beruf nicht, vielmehr hat man im Rahmen seiner Ausbildung gemerkt, das 80% der Menschheit einfach A....lö...er sind.

Hihi, bei diesem Statement vom Threaderöffner musste ich schmunzeln. "A****lö**er" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck und 80% ist auch zu hoch gegriffen, aber es ist schon so, dass zumindest mich ca. 50% der Menschen ziemlich nerven und von denen weitere 50% nahezu unerträglich sind :-D

Wenn man mal in der chirurgischen Notaufnahme arbeitet, bekommt man ein etwas verzerrtes Bild von der Gesellschaft. Die scheint zu 3/4 aus Vollpfosten, Pennern und Toastbrot-Gehirnen zu bestehen.

Evil
30.06.2011, 14:22
aber es ist schon so, dass zumindest mich ca. 50% der Menschen ziemlich nerven und von denen weitere 50% nahezu unerträglich sind :-D
Das könnte auch an Dir liegen. ;-)

crossie
30.06.2011, 14:26
Es könnte aber ganz einfach sein.
Wenn im Tarifvertrag 40 Stunden stehen, arbeite ich 40 Stunden (+ wenige Überstunden in speziellen Situationen). Wird mehr Gesundheitsleistung eingefordert, müssen entweder mehr Ärzte je 40 Stunden Arbeitszeit eingestellt werden, oder die Überstunden werden zumindest bezahlt.


Da sind wir uns sicher einig. Es dürfte eigentlich keine regelmäßigen Überstunden geben. Wenns die gibt, läuft einfach was falsch.



Ein Kaufhausmanager macht das Geschäft nicht für mich auf, wenn ich nach Ladenschluß freundlich an der Tür kratze und rufe, daß ich etwas zu kaufen vergessen hätte, und daß er doch bestimmt Manager aus Berufung sei.
Ein Fitnesstrainer macht für mich keine unbezahlten Überstunden, wenn ich sage, daß er doch bestimmt an meiner persönlichen Fitness interessiert sei, und ich nunmal noch mindestens eine Stunde lang Erläuterungen zu meinem Trainingsplan haben möchte.
Wenn man sich ein paar andere Berufe, als den ärztlichen vorstellt, wird einem besser klar, wie blöd und fordernd diese unbezahlten Überstunden sind.

Von diesen Beispielen kann man beliebig viele finden. Es gibt aber auch genügend, die auch ordentlich Überstunden schrubben müssen. Und: der Arztberuf ist eben nicht ein Beruf wie jeder andere. Ein Arzt ist kein Automechaniker, kein Pilot, kein Kaufhausmanager und kein Fitnesstrainer. Ein Arzt hat aus meiner Sicht eine selten hohe Verantwortung. Wenn ich mich darauf herausrede, dass das auch nur ein Job ist wie jeder andere, dann passt da nach meinem Gefühl etwas nicht.

Ja, das System, was wir haben ist Mist. Das kann aber nicht bedeuten, dass ich dann bockig meinen Dienst nach Vorschrift mache.

Lava
30.06.2011, 14:30
Das könnte auch an Dir liegen. ;-)

Was willst du denn damit sagen? :-( ;-)

Relaxometrie
30.06.2011, 14:41
Ja, das System, was wir haben ist Mist. Das kann aber nicht bedeuten, dass ich dann bockig meinen Dienst nach Vorschrift mache.
Eine "ja-aber-Einstellung" führt leider zu keinerlei Änderungen.

ehem-user-02-08-2021-1033
30.06.2011, 14:46
Und: der Arztberuf ist eben nicht ein Beruf wie jeder andere. Ein Arzt ist kein Automechaniker, kein Pilot, kein Kaufhausmanager und kein Fitnesstrainer. Ein Arzt hat aus meiner Sicht eine selten hohe Verantwortung. Wenn ich mich darauf herausrede, dass das auch nur ein Job ist wie jeder andere, dann passt da nach meinem Gefühl etwas nicht.

Wenn ich diesen Beitrag lese, bin ich froh, dass sich die Moralkeule noch nicht als vermeintliche Allzweckwaffe im Kampf der Politik gegen die individuellen Interessen (z.B. Geld und Freizeit) der Ärzte durchgesetzt hat.

Bin mal gespannt, wie viele Jahre es noch dauert, bis öffentliche Entscheidungsträger derart argumentieren. Spätestens dann ist es wirklich 5 vor 12 für unser Gesundheitssystem...

emergency doc
30.06.2011, 15:01
Und: der Arztberuf ist eben nicht ein Beruf wie jeder andere. Ein Arzt ist kein Automechaniker, kein Pilot, kein Kaufhausmanager und kein Fitnesstrainer. Ein Arzt hat aus meiner Sicht eine selten hohe Verantwortung. Wenn ich mich darauf herausrede, dass das auch nur ein Job ist wie jeder andere, dann passt da nach meinem Gefühl etwas nicht.

Aber DA beisst sich die Katze in den Schwanz: Ist der Arzt etwas ganz besonderes und hat eine selten hohe Verantwortung und Berufung, dann muss eine Gesellschaft auch für eine notwendige finanzielle Ausstattung des Gesundheitssektors sorgen. Das muss nicht eine exorbitant hohe Bezahlung für den einzelnen Arzt sein, aber wenn ich sehe, daß ein Arzt die Arbeit von zweien macht, muss man bereit sein zwei Ärzte zu bezahlen (was natürlich wieder teurer wird).
Die Argumentation mit Berufung und hoher Verantwortung geht an der Realität vorbei. Ich kenne keinen Arzt, der einen Patienten krepieren lassen würde mit den Worten: "Nee, ich hab frei jetzt!", aber sowas als Argument heranzuziehen für planmässige Überstunden und unbezahlte Mehrarbeit? Sorry, aber wir sind doch alle erwachsene Menschen und keine unerfahrenen Prä-Abitur-Kiddies, die man verarschen kann...

Relaxometrie
30.06.2011, 15:24
Es dürfte eigentlich keine regelmäßigen Überstunden geben. Wenns die gibt, läuft einfach was falsch.
Ein Blick in hunderte Krankenhäuser zeigt: Da läuft was falsch.


Und: der Arztberuf ist eben nicht ein Beruf wie jeder andere.
Ne, ist er nicht. Der Arzt ist Arzt, die Grundschullehrerin ist Grundschullehrerin, der Tankwart ist Tankwart, der LKW-Fahrer ist LKW-Fahrer. Kein Beruf ist so, wie der andere.


Wenn ich diesen Beitrag lese, bin ich froh, dass sich die Moralkeule noch nicht als vermeintliche Allzweckwaffe im Kampf der Politik gegen die individuellen Interessen (z.B. Geld und Freizeit) der Ärzte durchgesetzt hat.
Ähhhm, die Politik muß diese Moralkeule gar nicht erfinden, denn die haben die Ärzte der letzten Jahrzehnte und die gesellschaftliche Vorstellung, daß der Arztberuf etwas besonderes sei, schon zu genüge (wenn auch nicht explizit "Moralkeule" genannt) benutzt. Geld und Freizeit wurden schon lange mißachtet.


Bin mal gespannt, wie viele Jahre es noch dauert, bis öffentliche Entscheidungsträger derart argumentieren. Spätestens dann ist es wirklich 5 vor 12 für unser Gesundheitssystem...
Es war schon 1 vor 12. Dann wurde das AiP abgeschafft, es gibt nach und nach Stechuhren, 36-h-Dienste sind wohl auch mehr oder weniger abgeschafft. Aber aus dem derzeitigen 5 vor 12 kann -dank der allgegenwärtigen Gutmenschen- auch schnell wieder 1 vor 12 werden.
12 wird es -dank der Gutmenschen- wohl nie werden.

Gelbes_U
30.06.2011, 15:31
Es war schon 1 vor 12. Dann wurde das AiP abgeschafft, es gibt nach und nach Stechuhren, 36-h-Dienste sind wohl auch mehr oder weniger abgeschafft. Aber aus dem derzeitigen 5 vor 12 kann -dank der allgegenwärtigen Gutmenschen- auch schnell wieder 1 vor 12 werden.
12 wird es -dank der Gutmenschen- wohl nie werden.

AiP war definitv 1 vor 12. Meine Meinung ist auch, dass der angebliche Ärztemangel auf einer "verlorenen Generation" beruht. Meiner nämlich. Kaum einer meiner Kommolitonen ist noch Arzt.... Deswegen wär ich mir auch nicht sooo sicher, dass die derzeit nicht so schlechte Lage bei den Ärzten noch lange anhält, wenn da genug "Gutmenschen" kommen, ist es bald wieder 1 vor 12....

Keenacat
30.06.2011, 15:37
Aber DA beisst sich die Katze in den Schwanz: Ist der Arzt etwas ganz besonderes und hat eine selten hohe Verantwortung und Berufung, dann muss eine Gesellschaft auch für eine notwendige finanzielle Ausstattung des Gesundheitssektors sorgen. Das muss nicht eine exorbitant hohe Bezahlung für den einzelnen Arzt sein, aber wenn ich sehe, daß ein Arzt die Arbeit von zweien macht, muss man bereit sein zwei Ärzte zu bezahlen (was natürlich wieder teurer wird).
Die Argumentation mit Berufung und hoher Verantwortung geht an der Realität vorbei. Ich kenne keinen Arzt, der einen Patienten krepieren lassen würde mit den Worten: "Nee, ich hab frei jetzt!", aber sowas als Argument heranzuziehen für planmässige Überstunden und unbezahlte Mehrarbeit? Sorry, aber wir sind doch alle erwachsene Menschen und keine unerfahrenen Prä-Abitur-Kiddies, die man verarschen kann...

QFfuckingT. :-meinung

Christoph_A
30.06.2011, 16:29
Denke, man sollte auch das Positive aus den letzten Jahren sehen-als ich damals angefangen habe, gab es erst einmal, aufgrund der AIP Abschaffung, einen längeren Einstellungsstop in vielen Häusern was zu einem Bewerberstau und einer zwischenzeitlichen extremen Hybris seitens kleiner Kreisklitschen geführt hat. Hatte man dann mal einen Job, bekam man mit der schnieken Ortszulage 1800 Euro netto ohne Dienste. Die Dienste gingen 24h (mit anschließender Visite und Krimskrams erledigen warens auch schnell mal 30) und der Umgangston war teilweise dem einer Bauarbeiterkolonne oder dem Marine Corps entsprechend (ohne beides hier beleidigen zu wollen).
Da sind wir mittlerweile schon ein ganzes Stück Weg gekommen-es gibt fast überall Schichtpläne, die Überstunden sind weniger geworden (zumindest gefühlt in meinem Umfeld), das Betriebsklima wird besser und es ist langsam eine neue Generation Chefs am Ruder, die den preussischen Gutshof auch nur noch aus dem Fernsehen kennt. Die Bezahlung ist, was das Grundgehalt betrifft auch deutlich besser geworden, denke, unsere Jungassis würden für das damalige Gehalt nicht mal mehr aufstehen.
Nur, eine Sache darf man nicht vergessen, wir sind noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen-es geht jetzt nicht mehr so massiv ums Finanzielle, wie am Anfang, aber die Optimierung der Arbeitszeiten, die Schaffung von Teilzeitstellen für berufstätige Frauen und des allgemeinen Betriebsklimas steckt teilweise erst in den Kinderschuhen.
Und solange es immer noch sozial überengagierte Gutmenschen ohne Privatlebensanspruch gibt, werden wir, was diese Punkte angeht, auch nur in Kinderschrittchen vorankommen.
Deshalb, wie sagte schon unser Olli Nationale-weitermachen, immer weitermachen mit dem Kampf für bessere Bedingungen, man sieht, es lohnt sich, wenn auch langsam!

Kackbratze
30.06.2011, 17:03
Die bisherigen Schritte gingen in die richtige Richtung. In den kirchlichen Häusern wird der 3. Weg als Tarifproblem langsam abgeschafft. Ein weiterer Schritt für bessere und gleiche Bedingungen.

Feuerblick
30.06.2011, 19:04
Da sind wir mittlerweile schon ein ganzes Stück Weg gekommen-es gibt fast überall Schichtpläne, die Überstunden sind weniger geworden (zumindest gefühlt in meinem Umfeld), das Betriebsklima wird besser und es ist langsam eine neue Generation Chefs am Ruder, die den preussischen Gutshof auch nur noch aus dem Fernsehen kennt. Uaaah, dem muss ich aber mal heftigst widersprechen. Mein erster Chef war "alte Schule". Der wollte uns ausbilden und uns viel beibringen, konnte aber gut damit leben, wenn jemand möglichst seine Arbeit pünktlich zu Feierabend fertig hatte und dann nach Hause ging. Überstunden durften voll aufgeschrieben werden und wurden ausbezahlt.
Der zweite Chef war Anfang 40. Menschen, die pünktlich nach Hause gingen statt aus wissenschaftlichem Interesse Überstunden zu schieben, die natürlich nicht aufgeschrieben werden durften, waren ihm ein Dorn im Auge.
Chef Nummer drei ebenfalls Anfang/Mitte 40. Kein Realitätsbezug was das Arbeitsaufkommen für Assistenzärzte angeht. Ebenso der Überzeugung, man müsse Assistenzärzte mal "ein wenig zum Forschen zwingen". Der vorsichtige Einwurf, dass man heute selbst an Unikliniken Assistenten zu nix mehr zwingen kann, verhallte ohne Effekt.
Kurzum: Junge Chefs können oftmals viel schlimmere Sklaventreiber sein als die Herren der alten Schule. Frei nach dem Motto "Da musste ICH durch, das hat mir nicht geschadet, daher kann das für euch auch nur gut sein!" :-wand

Mr. Pink online
30.06.2011, 22:21
Bin mal gespannt was sich noch alles tut, bis zu meiner Approbation. Finanziell geht es ja scheinbar aufwärts. Wichtiger wäre mir (und das geht auch meinen Kommilitonen so) eigentlich, dass die Arbeitszeiten des Tarifs eingehalten werden und vllt. auch noch mehr Teilzeitstellen für Ärzte geschaffen werden. Bei mir sind es fast 70% weibliche Studenten. Ich denke, die eine oder andere wird wohl mal schwanger werden, bzw. auch als Vater will man Zeit für Familie.

Rico
30.06.2011, 22:27
Bei mir sind es fast 70% weibliche Studenten. Ich denke, die eine oder andere wird wohl mal schwanger werden, bzw. auch als Vater will man Zeit für Familie.Da ich nächsten Monat nach einem Jahr Elternzeit wieder einsteige kann ich bestätigen, dass letzteres ohne Probleme geht. :-)
Vielleicht noch nicht bei jedem Arbeitgeber, aber man muss ja auch nicht bei jedem arbeiten...