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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Strategien für die Landflucht - die Sammlung



die chondropathia
12.08.2005, 23:50
So, Karten auf den Tisch!

Nach dem letzten Beitrag von Herzstromkurve stelle ich mir nicht mehr die Frage, ob ich mir die Ärzteverhöhnung hier in Deutschland in Sachen Berufsausübung länger antun möchte, sondern kann wirklich nurnoch dazu raten, die Arbeit niederzulegen...

Ob das nun im Rahmen permanenter Ärztestreiks hierzulande geschieht oder in Ärztflucht Gestalt annimmt sei jedem selbst überlassen.

Mich würde mal von Gleichgesinnten unter euch interessieren, wie euer Lebenskonzept aussieht: Wann wollt ihr raus aus diesem Wahnsinn und wie bereitet ihr euch vor?

Mein lapidarer Plan sieht vor, hier 1 Jahr die Arbeitsluft zu schnuppern und dann, wenn ich mir ganz sicher bin, dass ich hier nicht mehr arbeiten möchte (wovon ich naturgemäß ausgehe), schreibe ich umgehend Bewerbungen für bergige Länder wie Norwegen und Schweiz.

Euer Konzept? (Bitte nicht wieder eine Kontradiskussion, dazu gibt es mindestens 4 freds!)

Danke, echelle! :-top

Sebastian1
13.08.2005, 06:31
PJ-Tertial in der Schweiz, schauen, wie es mir in dem Land gefällt und ob ich mir vorstellen könnte, dort zu leben. Wenn ja: gewaltig Fühler ausstrecken nach potentiellen Arbeitgebern.
Zusätzlich würd ich im 10. Semester noch gern eine Sprache (vermutlich spanisch) lernen. Schaden kann es nicht. (Und ganz ehrlich: ich hab mir während dieses Studiums bereits so viel unnützen Krams in den Kopf gelernt - eine Sprache zu lernen um auf Jahre oder Jahrzehnte bessere Arbeitsbedingungen zu haben macht mir nun wirklich nix mehr aus).

Mich würde mal interessieren, wie viele Millionen Euro dem deutschen Staat pro Jahr verloren gehen, weil er erst das Medizinstudium finanziert und der fertige Arzt dann abwandert und in Deutschland keinen Cent Steuern zahlen muss.

Und um noch eine Frage zu beantworten: Ja, wenn die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung hier angemessen wären, dann würde ich lieber hier bleiben als weg zu gehen. So lange das nicht in Sicht ist und ich persönlich hinreichend ungebunden bin, um einen Wechsel ins Ausland recht problemlos machen zu können: ich bin weg.

MichaelHH
13.08.2005, 13:16
Zwei Jahre in Deutschland zuende machen und dann, wenn ich noch nicht mit Nachwuchs gesegnet sein sollte, werde ich mich auch nach einem bergigen Land umsehen. Zum PJ war ich in der Schweiz und könnte mir jederzeit vorstellen, dort wieder zu arbeiten. Mit rechtzeitiger Bewerbung ist das auch garnicht so unrealistisch. Das könnte mich auch meinem ehrgeizigen Plan näherbringen, alle 4000er der Schweiz zu besteigen (bisher geschafft: 0 :-D) oder den Jungfraumarathon zu überstehen (realistischer... :-))... Alternative wäre Südamerika. Dort war ich ebenfalls zum PJ und die Landschaft dort hat mich einfach umgehauen....

Miss
13.08.2005, 14:30
Also, ich überlegs mir mittlerweile auch schon ernsthaft -insofern auch ernsthaft, daß ich mir diesbezüglich meine Gedanken zur PJ-Wahl mache.

In Frage kommen derzeit:

Frankreich (schönes Land, mal gucken, wie sich meine Französischkenntnisse so machen)
Schweiz (deutsch oder französisch)
Großbritanien (UK allgemein) (hat mir auch schon immer gefallen)
USA (hhhhhhhhhhmh?? aber wer vernünftig forschen will, darf das eigentlich überhaupt nicht von vornerein ausschließen)
Kanada (so ein schönes Land, die nettere, familiäre Alternative zu den USA)

Nordeuropa fänd ich auch schön von der Landschaft und den Leuten her, bin mir aber nicht so sicher, ob ich noch eine fünfte Sprache lernen muß, wenn ich die anderen ja auch noch nicht perfekt kann. Machen wir uns nix vor, das ist zwar schon mal schnell gelernt für den Hausgebrauch, aber ab wann reichts zum Arbeiten im jeweiligen Land?

Lava
13.08.2005, 15:36
Soll ich ehrlich sein? Ich will gar nicht weg hier. Früher hab ich immer davon geträumt, auszuwandern, aber mittlerweile stelle ich fest, dass ich ein heimatverbundener Mensch bin. Nach 4 Jahren "Exil" zieht es mich wieder zurück in die Heimat... OK, das kann auch noch warten, aber zumindest möchte ich schon erstmal in Deutschland bleiben.

Ich werde 2 PJ Tertiale in der Schweiz machen. Mal gucken, ob ich mich mit dem Land anfreunden kann auf Dauer :-?

test
13.08.2005, 17:21
Ich würde eigentlich auch am liebsten in Deutschland bleiben, da es mir einfach ganz gut gefällt ;-)
Habe immer noch die HOffnung, dass es bestimmte Möglichkeiten gibt, doch ganz gut zu verdienen und sich nicht tot zu arbeiten. Man muß es halt schaffen sich nen geeignetes Fach dafür zu suchen. HOffe ich zumindest.
Ansonsten hab ich USMLE Step 1 gemacht und werde nächstes Jahr Step 2ck und cs machen, denke ich. So könnte ich immer noch in die USA gehen nach dem Studium, fallls ich das wirklich will und die Situation hier zu schlecht ist. :-nix

Neely
13.08.2005, 17:45
Das mit den USA ist tatsächlich verdammt schwer, leider. Ich habe mir in mehreren amerikanischen Medizinforen sagen lassen dürfen, dass viele Programme dort gar keine IMGs (Ausländer) nehmen würden, besonders nicht in den beliebten Fächern. Generell sind die Amis misstrauisch gegenüber jedem, der nicht auf einer ihrer med-schools war.

Ich habe jedoch eine großartige Entdeckung gemacht: Wenn man im Englischen Studiengang in Pecs das Studium zu Ende macht, außerdem die USMLEs nachholt, die Bestandteil der Prüfungen dort sind (zumindest die Step2). Danach ist die Ausbildung vom Staat Kalifornien anerkannt und man kann an eine der kooperierenden Unis. Das nutzen die amerikanischen, kanadischen und isrealischen Studenten dort ständig, schaffen es auch über den großen Teich, zumindest die Mehrheit. Klingt sehr vielversprechend, außerdem bin ich nicht gerade heimatverbunden, will nur weg von hier.

Wenn ein europäisches, dann nur UK, ansonsten vielleicht nur noch Südafrika, aber das wars auch schon, Australien, Kanada und der Rest von Europa sagen mir nicht wirklich zu.

Aber ich weiß, ich sollte erst einmal anfangen, hätte ich fast vergessen... ;-)

(dauert auch nur noch wenige Wochen...bin schon verdammt nervös)

die chondropathia
13.08.2005, 17:57
Aber ich weiß, ich sollte erst einmal anfangen, hätte ich fast vergessen...
Unbedingt richtig. Du redest sonst wie der Blinde von den Farben und verkaufst ungelegte Eier.

Anway, da fällt mir wieder auf wie hirnrissig ein System sein muß, in dem der deutsche Studienbewerber schon seine spätere Berufstätigkeit im Ausland organisiert...

ICH - WILL -HIER -RAUS! Vll sollte ich mal Heiratsanzeigen im Ausland schalten, z.B.

Deutscher Arzt sucht Krankenhausscheffin zum heiraten zwecks Arbeitseinstieg. Späteres Kennenlernen und mehr nicht ausgeschlossen,
bitte asap melden unter blalbla...

Hach ja...*seufz*

TomB
13.08.2005, 20:11
Auch ich werde nach 1-2 Jahren Deutschland den Rücken kehren auch wenn ich dafür eventuell das Fach wechseln muss.

Wärt Ihr auch bereit eine andere Facharztausbildung zu wählen, wenn ihr dafür im Ausland arbeiten könntet? Was ist Euch wichtiger?

MichaelHH
13.08.2005, 21:46
Na, jetzt hörts aber auf, Internisten braucht man doch wohl hoffentlich überall...

die chondropathia
13.08.2005, 22:30
Urologen werden auch überall gebraucht, wo der Harn nicht so fließt wie er soll...

Aber als Psychiater ist mit recht wenig auslandskompatibel, by the way.

Evil
14.08.2005, 16:43
Mmhh, nachdem ich das irische (und damit englische) System kennengelernt habe und davon nicht gerade begeistert bin, und mich eh recht "verwurzelt" hier fühle, würde ich doch liebend gerne hier bleiben.

Tja, momentan schlage ich mich als Gasmann durchs Leben (und garnicht mal schlecht), etwas Chirurgie danach, dann die obligatorischen 3 Jahre Innere... und irgendwann werd ich mich niederlassen. Mittlerweile gibt's dafür in Westfalen schon wieder Prämien von der KV...

die chondropathia
14.08.2005, 17:01
Also wie man sich hier verwurzelt fühlen kann, ist mir unter den gegebenen Umständen hochgradig schleierhaft...

Evil
14.08.2005, 17:06
Na, zum Beispiel Familie, Freunde, bekannte Umgebung,....

Lava
14.08.2005, 17:26
Also wie man sich hier verwurzelt fühlen kann, ist mir unter den gegebenen Umständen hochgradig schleierhaft...

Das hier ist meine Heimat! Meine Volk! Meine Sprache! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, das einfach so aufzugeben und komplett irgendwoanders zu leben, wo alles ganz anders ist. OK, unsere europäischen Nachbarländer sind nicht gerade der totale Kulturschock, aber auf Dauer merkt man das ganz sicher, dass man woanders ist. Ich finde ja schon, dass der Unterschied zwischen meiner Wahlheimat (Freiburg) und meiner "richtigen" Heimat (Brandenburg) enorm ist. Ich gehöre einfach dahin in den, wenn man so will, Osten. ;-)

Evil
14.08.2005, 18:20
Also, ich will einen Teil meiner Facharztausbildung durchaus im europäischen Ausland ableisten, das hat aber eigentlich nix mit monetären Interessen zu tun ;-)

Außerdem denke ich, daß man mit Abwanderung auch nicht wirklich was ändert. Was ich hier bewirken kann, weiß ich zwar auch nicht (sonst würde ich im Herbst gegen Gerd und Angie antreten :-D ), aber vielleicht ergibt sich etwas.

Und mit 1.700 Euronen netto komm ich als Single gut durch...

GOMER
15.08.2005, 09:30
Ich kann jetzt, mangels Erfahrung, nicht aus medizinischer Sicht sprechen, aber es gibt durchaus Flecken in Deutschland (wenn auch momentan verregnet :-( ), die so schön sind, daß ich es mir durchaus vorstellen könnte dort den Rest meines Lebens zu verbringen.

Wer mir jetzt nicht glaubt, sollte mal an den Bodensee kommen.

Ob diese Liebe zum Land jedoch ausreicht um die Verzweifelung über die miesen Arbeitsbedingungen zu überdecken wird sich in den nächsten 6 Jahren herausstellen, andernfalls geh ich halt auf die Schweizer Seite vom See... ;-)

Leelaacoo
17.08.2005, 10:33
Ich bin schon am Norwegisch-Lernen :-lesen
Erstens mag ich keine Länder, in denen die Durchschnittstemperatur über 15 Grad liegt und zweitens muss ich mir ein Land aussuchen, in dem auch mein Schatzi die Möglichkeit hätte, in seinem Beruf zu arbeiten...und in Norwegen wird teils sehr heftig um qualifiziertes Personal in der Industrie geworben.
Mein Traum ist dann die hausärztliche Tätigkeit an einem schönen Fjord *träum*...Schnee im Winter...*träumträum*...hach...
Eigentlich würde ich schon gerne bleiben und denke auch, dass man mich schon irgendwo nehmen würde, aber für andere Berufsgruppen siehts leider sehr mau aus und als alleinverdienende Assistenzärztin mit Familienplanung steht man in D ziemlich im Regen.
A bissel schlechtes Gewissen ist natürlich auch dabei...wegen dem Studium, zu dem ich hier die Möglichkeit hatte...aber aus reinem Schuldbewußtsein hier rumkrebsen...och nööö...
Also auf nach Skandinavien, war schon vor dem Abi mein Traum, hat nicht mal so sehr viel mit Medizin zu tun.

LG lee

Doktor_No
17.08.2005, 11:50
ich war ein tertial in der schweiz, seitdem schliesse ich das berner oberland erstmal als residency aus, so schön es dort auch ist, aber die mentalität ist nicht mein ding. aber schweiz ist ansonsten ein fester plan für die nähere zukunft, erstmal 1-2 jahre deutschland, gucken dass man sich in der zeit umschaut und strategisch plant, uk, skandinavien oder benelux wäre auch denkbar, usa entfällt weil kein usmle. aber da möchte ich eh weniger leben, habe schon ein halbes jahr in illinois gelitten... kanada kenne ich nicht, habe aber viel gutes gehört. wenn sich die bedingungen hier verbessern, würde ich auch bleiben, ich mag deutschland als land sehr gern, aber die bezahlung steht in keinem verhältnis zum aufwand. und wenn die wasg mitregiert, wander ich am 19 september aus!!!

Neely
17.08.2005, 13:25
und wenn die wasg mitregiert, wander ich am 19 september aus!!!

Oh Gott, ich glaube, dann kann man die, die noch hier bleiben, schneller abzählen als die, die abhauen :-dagegen