PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 1,3er Warter werfen eine neues Licht aufs Vergabeverfahren...



Seiten : [1] 2 3

Meridion
17.08.2005, 11:53
Hallo liebe Gemeinde,

ich will mal einen Gedankengang ansprechen, der mir bereits einige Male durch den Kopf geflattert ist während der letzten Zeit.
Das Vergabeverfahren ist ungerecht, das ist klar - übrigens auch den meisten Politikern - da es das Studienplatzvergabeverfahren auf ein einziges Eignungskriterium reduziert, dass leider auch noch nur sehr bedingt aussagekräftig ist: Die Durchschnittsnote im Abi. Diese ist bekanntermaßen (nich nur vom Hörensagen sondern durchaus auch von wissenschaftlicher Seite bestätigt) von einer Vielfalt an sozialen Rahmenbedingungen abhängig.
Nehmen wir aber mal an, es war so geplant, dass diejenigen ihren Studienplatz zuerst erhalten, die im Abi besser waren: Dann hätte das vor 10 Jahren noch locker gegolten, da konnte man mit 2WS auch mit 2,5 noch nen Platz bekommen. Es war also die Rangfolge

1) Die hervorragenden Zuerst
2) Die guten
3) Die, die noch das Zeug dazu ham
4) Die Warter

das war die Rangfolge und das Zielgruppenfeld, dass vor Jahren mal angesprochen wurde. Es hat jedem prinzipiell ermöglichst, ein zulassungsbeschränktes Fach zu studieren. Und innerhalb dieses Kontexts konnte man (und ich) das Kriterium Durchschnittsnote auch noch halbwegs als begreifbar fassen. Nun, nach der Bewerberexplosion sieht es aber wie folgt aus: Die Aller-, Aller-, Aller-, Allerbesten bekommen über Durchschnittsnote einen Platz. Der Rest wartet, und zwar bis er schwarz wird.
Dieser Sachverhalt verstärkt aber, was einem auf den ersten Blick gar nicht klar ist, die Gravidität von Kriterien wie "soziales Umfeld", "Streß während des Abis", "falsche Vorbereitung seitens Lehrer oder Schüler" in einer Art und Weise, die nicht mehr tragbar sein kann.
Es gibt Jahrgänge, ich kenne welche, in denen hatte keiner von 60 Schülern ein Abi besser als 1,2. War nun in dem Jahrgang keiner, der klug genug war, nen glatten Durchschuss zu schaffen, oder war es, was wesentlich wahrscheinlicher ist, einfach ein Problem des Lern- und Lebensumfelds?

Was ich damit sagen will. Die Zehntel zwischen 1,4, 1,2 oder 1,0 (das kann Sport schon reissen, SPORT, oder bildende Kunst in JgSt. 12... euch is klar, was das heisst, oder?) stellen großteils überhaupt kein Eignungskriterium für Medizin mehr dar UND unterliegen nur noch bedingt der Kontrolle des Schülers/Studenten. Somit hat sich eine Wandlung vollzogen von dem Ordnungskriterium NC ("bessere früher, mittlere später, schlechte ganz spät") hin zu einem System der "Chosen Few" ("wenn Du über 2 Jahre ohne Probleme, hochbegabt und effizient, von zuhause unterstützt und selbstbewusst getragen, permanent HÖCHSTleistungen bringst, bist du dabei").

Dadurch landen Leute mit 1,3 auf der Warteliste; das KANN nicht sein. Konnte ich das System vor ein paar Jahren noch zum Teil mittragen (im Sinne von Akzeptieren) verletzt es jetzt meiner Ansicht nach den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung UND das Recht auf freie Berufswahl.
Nicht, dass das was ändert, aber es ist einfach eine logische Schlussfolgerung.

---> FÜR Bewerbungstests

Gruß,
Meridion

Kacid
17.08.2005, 12:11
Ja, schulischer Erfolg ist von der sozialen Herkunft abhängig, das hat PISA gezeigt. Aber nicht nur schulischer Erfolg sondern daraus resultierend Bildung, Problemlösungskompetenz, usw....Und daraus resultiert dann, dass universitärer Erfolg auch von der sozialen Herkunft abhängig ist. Toll.
Und wo sind die Neuigkeiten?
Natürlich wird Intelligenz (und alles was sonst noch irgendwie noch dazugehört) nicht 100%ig vererbt, und selbst dann gibt es Menschen, die werden hübsch geboren, andere hässlich, manche schlau, ein paar dumm, manche sind tolle Sportler, andere sind Musiker, usw.....
Der Start ins Leben ist nicht gerecht, die Verteilung an "Gaben"/Fähigkeiten und Unfähigkeiten auch nicht und die soziale Position in die du hineingeboren wirst auch nicht. Die Geburt ist nicht gerecht, das Leben an sich ist (zumindest vordergründig nach menschlichem Ermessen) nicht gerecht. Punkt aus fertig. Bei Bedarf nachzulesen bei Rawls.

Das Abi stellt ein Kriterium dar, durch welches Bemessen werden soll, wie sehr sich ein Mensch für das Studium eignet, mehr nicht. Wie sehr kann er in Fächern, die ihm nicht liegen, "arbeiten", wie begabt ist er in Fächern, die ihm liegen, wie gut arbeitet er unter Stress/Druck, wie gut kann er "Lehrprobleme" durch Eigeninitiative kompensieren und natürlich auch wie motiviert ist er bzw. war er während der Kursstufe.

Ich denke diese Punkte lassen sich auch gut aufs Studium anwenden, und ich bin der festen Überzeugung, dass jeder, wenn er gewollt hätte sich um die "entscheidenden" 0,2 Notenpunkte hätte verbessern können (Ausnahmen bestätigen die Regel), ausserdem, wieso solltest du mit 1,4 warten müssen, wenn du dich doch einigermassen clever beworben hast?

Und wenn du meinst mit 1,4 schon gemäß deiner Rangliste zu den Wartern zu gehören und weder zu denen, die gerade noch das Zeug dazu haben oder den Guten noch den Hervorragenden, so liegt das dann aber eher an der inflationären Verteilung des Abis.

Und zuletzt, soziale Herkunft prägt und ist ungerecht, sie durchdringt das komplette Leben, ein Weg hin zu sozialer Gerechtigkeit (und damit meine ich nicht die ökonomischen Faktoren im Besonderen) oder überhaupt zu Gerechtigkeit führt nur über eine komplette Änderung des bestehenden gesellschaftlichen Systems und der Verteilung an Macht- und Produktionsverhältnissen.

"Es gibt nichts Wahres im Falschen."
Theodor Adorno

Wombat
17.08.2005, 12:24
Das System ist vollkommen bescheuert. Das kann ja wirklich nicht sein, dass man mit 1,3 warten muss. Wo leben wir denn...

little_lunatic
17.08.2005, 12:35
@meridion
ich finde du hast vollkommen recht! :-meinung
lasst uns mal nägel mit köpfen machen. schön und gut wenn wir hier alle im forum drüber diskutieren, aber wenn wir was ändern oder andere drauf aufmerksam machen wollen sollten wir nach "draußen" gehen. und wenn´s leserbriefe an zeitungen, emails an die zvs, regierung, verbraucherschutz oder dr. sommer team ist! und ich finde so wie du´s erklärt hast verstehens auch nicht-zvs-eingeweihte. lasst uns was tun!

Meridion
17.08.2005, 12:41
Erstmal vorweg, ich hoffe mit "Du" meintest Du nicht mich, ich hab meine Zulassung ;) ...

Das Neue ist, dass durch diese Umverteilung hin zum Elitestudium (und zwar nicht durch steigende Erwartungen sondern durch höhere Bewerberzahlen) eben diese sozialen Determinanten in einem Maße verstärkt werden, die für eine Gesellschaft mit unserer verfassungsrechtlichen Basis nicht mehr tragbar sein KANN.

Dazu brauch ich auch gar keine rötlichen schimmernden Gedankenexkurse, die das gesamte Gesellschaftssystem in Frage stellen (gleichwohl es durchaus Mal etwas Reflexion nötig hätte).

>Das Abi stellt ein Kriterium dar, durch welches Bemessen werden soll, wie sehr sich >ein Mensch für das Studium eignet, mehr nicht. Wie sehr kann er in Fächern, die ihm >nicht liegen, "arbeiten", wie begabt ist er in Fächern, die ihm liegen, wie gut arbeitet er >unter Stress/Druck, wie gut kann er "Lehrprobleme" durch Eigeninitiative >kompensieren und natürlich auch wie motiviert ist er bzw. war er während der >Kursstufe.

Genau das, dieser gesamte Kriterienkomplex wird durch die ins exzessive Gestiegenen Anforderungen an die Kommazahl ad absurdum geführt.
Genau diese Kernkompetenzen können ja eben NICHT mehr anhand von Abis, die nur noch zwischen 1,0 und 1,2 liegen dürfen, gemessen werden. Ich sehe das genau wie Du, man könnte das Effizienz- und Studienpotential sicherlich anhand dieses Werts - zumindest grob - bestimmen, allerdings nicht mehr innerhalb solch minimaler Parameter. Ich denke dafür brauch ich auch gar nicht ins Detail gehen, es ist einfach nicht zulänglich.

Die kommende Frage, die sich jeder stellt. Es haben zig Leute das Studium mit schlechteren Abinoten gebacken bekommen, jahrelang, immer wieder, vor den jetzigen Zuständen. Dafür hab ich auch schlagkräftige Beispiele: Leitender Notarzt - Abi 2,1 ... Chefarzt Orthopädie - Abi 2,3... Oberarzt Anästhesie - Abi 2,8 ..... Ich hab mir während meiner Rettungsdienstzeit gern mal den Spaß gemacht, Ärzte einfach direkt zu fragen.
Ich weiss, das is wieder ein anderes paar Schuhe, aber offensichtlich hängen erfolgreiche Ärzte nicht, oder zumindest nich ausschliesslich vom Abischnitt ab; das dann noch zusätzlich...

Grüße,
Meri

little_lunatic
17.08.2005, 12:46
und wer ein super abi hat sollte sich doch "eigentlich" keine sorge oder angst um einen bewerbertest/eignungstest machen.

Hyun-Keun
17.08.2005, 13:00
Das System ist vollkommen bescheuert. Das kann ja wirklich nicht sein, dass man mit 1,3 warten muss. Wo leben wir denn...

Unfair ist es meines Erachtens auch, dass die Ranglisten nicht (mehr?) auf Grundlage der genauen dreistelligen Punktzahlen erstellt werden. So werden Bewerber mit teilweise 13,14,15 Punkten Abstand ueber einen Kamm geschert. Das wird fuer den einen oder anderen, der bei den Pruefungen um jeden Punkt gekaempft hat, sicher noch sehr bitter.

DrSkywalker
17.08.2005, 13:00
niemand mit 1,3er abi muss warten...

Jemine
17.08.2005, 13:05
Ihr habt so recht! Ich hatte erst gestern eine nette Diskussion mit meinem Freund darüber. :-)
Natürlich ist nicht jeder in der Lage, ein Abi mit 1,0 zu machen, da können seine sozialen/familiären Bedingungen noch so perfekt gewesen sein. Und ja, um es gerecht zu machen, müßten halt ALLE 100% die gleichen Voraussetzungen gehabt haben und haben und das ist nunmal überhaupt nicht möglich!
Naja, wie gesagt, haben wir gestern ein wenig diskutiert und "herumgesponnen", wie man denn das vergabeverfahren am theoretisch fairsten gestalten könnte. Eingangstests wären schonmal nicht schlecht. Jeder, der will (bzw. Abi hat), kann dran teilnehmen. Gut, was dann? Allen einen Platz geben, die bestanden haben? Das geht bis zu einem gewissen Grad, ja, aber was, wenn mehr den Test bestehen, als Plätze da sind? Da ist denke ich das Problem! Entweder, füllt man dann nach Punktzahl, quasi so, wie es jetzt auch grad läuft, die Plätze auf. Dann bekommt aber trotzdem nicht jeder, der bestanden hat, einen Platz, nur die Besten. Daraus würden wieder Wartelisten folgen und irgendwann so ein Chaos entstehen, wie wir jetzt haben. Oder, man macht den Test immer schwerer. Das würde aber doch eigentlich letztendlich auch zum gleichen Resultat führen. Der Test sollte schon bestehbar sein.
Naja, wir sind letztendlich zu dem Schluß gekommen, dass unter allen, die diesen Test denn auch bestanden haben, die Plätze verlost werden. So hätten alle die gleichen Chancen auf einen Platz.
Gut, ich kann verstehen, dass die Abibesten, die dann keinen Platz bekommen berechtigterweise ko.... und die mit schlechterem Abi, die das Losglück getroffen hat, jubeln. Irgendwie müßte die Abinote schon einbezogen werden,denn sonst könnte man Noten gleich weglassen und Abi als "bestanden" oder "nicht bestanden" handhaben. Was also tun? Wieder Listen bilden, eine gewisse Anzahl an Plätzen für die Abibesten, die den Test bestanden haben, reservieren? :-nix
Naja, so weit ist unsere Diskussion dann gediehen und wir mußten aufhören, weil Besuch kam :-party

DrSkywalker
17.08.2005, 13:22
@ Jemine:

unter allen verlosen? Kommunist!!

Die besten bekommen die Plätze, Leistung muss sich auszahlen! Ob dann Test oder Abi-Note am besten geeignet sind, dass sei dahin gestellt!

Jemine
17.08.2005, 13:36
Ganz ruhig, nicht aufregen! :-)
1) war das nur eine lustig fröhliche Diskussion
2) hab ich wohl auch was von der Abinote geschrieben und
3) hab ich auch nicht behauptet, dass das die Patentlösung ist. die gibt es nämlich nicht.

Warum sollte ich Kommunistin sein??

Logo
17.08.2005, 14:49
@ Jemine:

unter allen verlosen? Kommunist!!

Die besten bekommen die Plätze, Leistung muss sich auszahlen! Ob dann Test oder Abi-Note am besten geeignet sind, dass sei dahin gestellt!

Auja: Intubation auf Wettkampfbasis... ;-)

Überspitzt gesagt, aber vom Grundgedanken wäre es IMO wirklich gut, wenn es neben dem Kriterium Abi-Note noch Weitere (wie bspw. fachliche Vorqualifikation) gäbe. Es tut jedes mal weh, zu sehen wieviele junge Leute im Rettungsdienst auf Warteschleife versauern, obwohl sie Motivation und Qualifikation ohne Ende zu bieten hätten. Was diese Jungs und Mädels da zum Teil freiwillig aus Interesse lernen ist zT. schon beeindruckend...

Gruß :o) Logo

lilxbee
17.08.2005, 14:59
leute seid zufrieden mit das was hier geboten wird

wollt ihr wissen wie es in meinem heimat vor 2003 abging?
also
dort entscheiden die endexamen nach der 12ten klasse über die zukunft
weder quali phase noch anderes aus den jahren davor gelten

100 ist die beste benotung.. was jedoch unmöglich ist.. weil zum beispiel in dem fach arabisch niemand mehr als 95 erhält.. somit erhält keiner den durchschnitt 100...

medizinzulassung will aber 100
für normalsterblichen ist das jedoch nicht machbar... und eine zweite chance rein zu kommen über warteliste gibt es nicht

für unsterblichen.. das heisst söhne von politiker... regierung... militär sie bekommen einfach so paar punkte drauf gehauen
vater hat 2 sterne überm schulter.. also +5 punkte
vater massiert einem General die füsse also +15
usw

so kommen leute ins studium rein.. die gerade mal die 80 als durchschnitt hatten .. andere mit 99 oder 99,9 dagegen können sich mit tiermedizn.. zahnmedizn.. oder pharmazie sehr gerne mal für die nächsten jahren abfinden, oder man hat eben so mal bisschen geld um mal eben so ne bestechung zu geben..und sich mal eben so einen platz zu verdienen

das sind aussichten ;)

Puschel05
17.08.2005, 15:11
Und ich wette, dass es noch heute so läuft. Nicht nur mit der Notenvergebung in der Schule (von wegen: "meine Eltern sind mit dem Direx befreundet, oder mein Vater ist Bankchef") sondern auch mit der Studienplatzvergabe.

Je weniger transparent ein Vergabesystem ist (wie das bei der ZVS) desto mehr
Schwindel-Mindel ist möglich.
Überlegt doch mal!Wann haben wir unsere Bewerbungen abgeschickt. Wieso muss man noch über einen Monat warten auf die ADH-Ergebnisse.

In dieser langen Zeitspanne bleibt nämlich noch genügend Zeit übrig um die sogenannten "Auserwählten" mit egal was für einem Schnitt durchzumogeln.
Könnte doch sein. In solch einer Bürokratie, wie sie in Deutschland herscht sit doch alles möglich!
:-dagegen

Logo
17.08.2005, 15:19
leute seid zufrieden mit das was hier geboten wird

wollt ihr wissen wie es in meinem heimat vor 2003 abging?
also
dort entscheiden die endexamen nach der 12ten klasse über die zukunft
weder quali phase noch anderes aus den jahren davor gelten

100 ist die beste benotung.. was jedoch unmöglich ist.. weil zum beispiel in dem fach arabisch niemand mehr als 95 erhält.. somit erhält keiner den durchschnitt 100...

medizinzulassung will aber 100
für normalsterblichen ist das jedoch nicht machbar... und eine zweite chance rein zu kommen über warteliste gibt es nicht

für unsterblichen.. das heisst söhne von politiker... regierung... militär sie bekommen einfach so paar punkte drauf gehauen
vater hat 2 sterne überm schulter.. also +5 punkte
vater massiert einem General die füsse also +15
usw

so kommen leute ins studium rein.. die gerade mal die 80 als durchschnitt hatten .. andere mit 99 oder 99,9 dagegen können sich mit tiermedizn.. zahnmedizn.. oder pharmazie sehr gerne mal für die nächsten jahren abfinden, oder man hat eben so mal bisschen geld um mal eben so ne bestechung zu geben..und sich mal eben so einen platz zu verdienen

das sind aussichten ;)

Aha. Und?

Wir leben in einem Land, welches sich auf das Grundgesetz und seine Rechtstaatlichkeit beruft...

Kacid
17.08.2005, 17:48
Erstmal vorweg, ich hoffe mit "Du" meintest Du nicht mich, ich hab meine Zulassung ;) ...
Oh, Pardon...
Das Neue ist, dass durch diese Umverteilung hin zum Elitestudium (und zwar nicht durch steigende Erwartungen sondern durch höhere Bewerberzahlen) eben diese sozialen Determinanten in einem Maße verstärkt werden, die für eine Gesellschaft mit unserer verfassungsrechtlichen Basis nicht mehr tragbar sein KANN.

Erstmal schön, dass du verstanden hast, was ich meine, aber du hast immer noch eine Sache nicht erkannt: Die sozialen Determinanten bestimmen alles in unserer Gesellschaft. In B.Y.O.B. von System heisst es:"Why don´t presidents fight the war, why do they always send the poor?" Deine soziale Herkunft entscheidet, wo du arbeiten wirst, wie du arbeiten wirst, ob du dich kaputt arbeitest, weil du in irgendeiner Fabrik bist, ob du kriminell werden musst, weil du anders nichts zu Essen hast (da kann man fast die komplette sog. 3. Welt nehmen), ob du zur Army musst, weil du keine Alternative hast (z.B Türkei) bzw. kein Geld um dich freizukaufen, ob du Karriere machen darfst, weil du eine Frau bist, oder um es mal ganz primitiv oder auch treffend auszudrücken, ob du dich an den Beinen/Achseln rasieren musst, weil du eine Frau bist.

Dazu brauch ich auch gar keine rötlichen schimmernden Gedankenexkurse, die das gesamte Gesellschaftssystem in Frage stellen (gleichwohl es durchaus Mal etwas Reflexion nötig hätte).


Rötlich schimmernd, das gefällt mir... ;-)
Aber dennoch, die bräuchte es vielleicht doch (die Exkurse).

Die kommende Frage, die sich jeder stellt. Es haben zig Leute das Studium mit schlechteren Abinoten gebacken bekommen, jahrelang, immer wieder, vor den jetzigen Zuständen. Dafür hab ich auch schlagkräftige Beispiele: Leitender Notarzt - Abi 2,1 ... Chefarzt Orthopädie - Abi 2,3... Oberarzt Anästhesie - Abi 2,8 ..... Ich hab mir während meiner Rettungsdienstzeit gern mal den Spaß gemacht, Ärzte einfach direkt zu fragen.
Ich weiss, das is wieder ein anderes paar Schuhe, aber offensichtlich hängen erfolgreiche Ärzte nicht, oder zumindest nich ausschliesslich vom Abischnitt ab; das dann noch zusätzlich...

D´accord.


siehe oben...

Cranium
17.08.2005, 21:31
Ich finde das ZVS-System in Deutschland super!!!
Immerhin hat man früher oder später die Möglichlichkeit einen Studienplatz in Medizin auch mit schlechtem Abi zu erhalten.

In gibt viele Länder, in denen wird geschaut, wie viel % in der Abschlussprüfung von 100% erreicht wurden.

Und dann gibt es fest gelegte Grenzwerte die man erreichen MUSS um den bestimmten Studienplatz zu erhalten.

Hat man beispielsweise nur 93% erreicht und für Med. wird 97% verlangt, dann bleibt dir dort ein Leben lang der Zugang verwehrt!!!!!

Und geht es sooo gut in Deutschland, doch die meisten merken es nicht und schimpfen über alles und jedem-leider!

Ein Hoch auf die ZVS!

Gruß Cranium

Rico
17.08.2005, 23:50
Dadurch landen Leute mit 1,3 auf der WartelisteNur so aus persönlichem Interesse und weil es anscheinend der Auslöser für diese Tirade gewesen zu sein scheint... wie bitte kommst Du auf die Idee, daß man mit 1,3 keinen Studienplatz bekäme?
Auf der ZVS-Seite nachgekuckt und gesehen, daß die NCs dieses Jahr bei 1,1 und 1,2 hängen?
Und dann spontan angefangen zu schimpfen und das AdH ignoriert?
Dort wird jetzt das gros der Plätze vergeben, die NCs vom "Hauptverfahren" sind doch bloß Kosmetik.

Wer mit 1,3 keinen Studienplatz kriegt, der hat bei seiner Bewerbung vergessen, Wunschunis für's AdH anzugeben oder sonst einen Blödsinn gemacht.

---> FÜR BewerbungstestsWenn hier nun schon anscheinend common sense herrscht, daß die Abinote ungeeignet als Kriterium sei, weil sie von der sozialen Herkunft etc. abhängig sei, mag mir dann einer erklären wieso das bei dem Ergebnis eines irgendwie gearteten Eignungstests anders sein soll?
Nur zur Erinnerung: Wir hatten da mal so einen Medizinertest vor vielen, vielen Jahren und der wurde abgeschafft. Wieso? Weil er genauso trainierbar war wie eine Abiprüfung und wer Zeit und Geld hatte, sich darauf exzessiv vorzubereiten, der hat dort ebensogut abgeschnitten wie im Abi.
Entsprechend korrellierte das Ergebnis des Medizinertests so stark mit der Abinote, daß man schließlich zu der Erkenntnis kam, daß der zusätzliche Informationsgewinn in keinem Verhältnis zu dem Aufwand und des Kosten steht.
Was soll da jetzt ein Eignungstest bringen?

Baru
18.08.2005, 00:21
Ein allgemeiner, bundesweit gleicher Medizinertest wäre auf jeden Fall fairer als die individuellen Abiture.
In den Bundesländern ohne Zentralabitur, hat tw. jede Klasse unterschiedlich schwere Aufgaben, jeder hatte eine andere Kurszusammenstellung und die Benotung in vielen Fächern hängt enorm von der subjektiven Meinung des Lehrers ab.

IN einem bundesweiten gleichzeitigen Medizinertest wären zumindest der Schweregrad für alle gleich und aufgrund von Anonymität wäre auch jede Subjektivität ausgeschlossen....Natürlich wäre er langfristig trainierbar, aber selbst damit immer noch fairer als das aktuelle Abitur, da sich alle halbwegs gleich drauf vorbereiten können...

Ganz bedeutungslos sollte man natürlich nicht das Abitur machen, sondern einen kombinierten Punktewert aus Wartezeit, Abiturnote und Medizinertest-ergebniss schaffen, ruhig mit der Abinote als Hauptbestandteil...

So hätte jeder seine Chance, Spitzenabiturienten mit mässiger vorbereitung auf Medizinertest, Schlechte Abiturienten, die gezielt in medizinisch relevanten Fächern ihre guten Leistungen gezeigt haben (eben im Medizinertest) und alle die einfach lang genug gewartet haben.

Rico
18.08.2005, 07:05
Ein allgemeiner, bundesweit gleicher Medizinertest wäre auf jeden Fall fairer als die individuellen Abiture. Die Antwort auf diesen Mißstand wäre aber das bundesweite Zentralabitur :-dafür

Latent OT:
In Deutschland herrscht irgendwie die Tendenz, Mißstände nicht direkt angehen zu wollen, sondern mit komplizierten Zusatzverfahren.
Wir erinnern uns an den AiP: Damals war man zu der Einsicht gekommen, das Studium sei zu praxisfern, als daß man die Ärzte direkt auf die Menschheit loslassen könne. Aber anstatt das Studium umzgestalten lies man dort Jahrzente alles wie es war und führte stattdessen eine weitere Praxisphase nach dem Studium ein... sehr clever.

Ganz bedeutungslos sollte man natürlich nicht das Abitur machen, sondern einen kombinierten Punktewert aus Wartezeit, Abiturnote und Medizinertest-ergebniss schaffen, ruhig mit der Abinote als Hauptbestandteil...Ähm... praktisch genau das hatten wir ja zu Zeiten des Medizinertests - die Gründe, wieso es abgeschafft worden ist hatte ich ja oben schon aufgeführt.
Abgesehen davon, darf die Wartezeit NIE in einen Topf mit der Note geworfen werden, weil sonst die NCs durch die Decke gehen. Is ja logisch... wenn aus dem 2,0-Abi mit 7 WS auf einmal ein 1,3-Abi wird, dann fällt irgendwo unten an der Grenze ein ca. 1,8-Abiturient (ohne WS) raus. Der müßte dann ein Semester warten, bis er auch ein 1,7er ist. Da wird aber einen enormen Rattenschwanz an Bewerbern mit WS haben, wird es plötzlich viele 1,4-und-besser-Abis geben und der NC entsprechend anziehen und sich dann vermutlich wirklich in Regionen um 1,3 wiederfinden...
Ein armer 3,5 Abiturient, der derzeit nach 8-9 Semestern einen Platz hätte, hätte nach diesem System (wenn man mal die oftmals zitierte "Verbesserung" des Abischnitts um 0,1 pro Semester postulieren würde) nach 9 Semestern grade mal einen Schnitt von 2,6 und wäre noch ewig vom NC entfernt. Selbst bei einem für dieses System benignen NC von 1,5 müßte der arme Kerl 20 Semester (!!) warten bis er einen Studienplatz hätte... vielleicht mit per "Medizinertest" aufpolierter Note dann auch nur 15 Semester - was aber trotzdem einem Berufsverbot gleich käme.
Also, Wartezeit und Note nie in die gleiche Quote packen, sonst endet das im Desaster.