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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mm. pectinati



Ersa
21.04.2002, 14:53
Hallo Ihr Lieben!

Bin grad fleißig am Anatomie lernen, genauergesagt am Herzen. Da gibt es im rechten Vorhof und linkem Herzohr diese Mm. pectinati. Aber wozu sind die gut? Was machen die? Hab das in keinem Buch gefunden!

Bis danndann, Ersa

Ipratropium
21.04.2002, 16:01
Also so wirklich habe ich den Sinn und Zweck dieser kleinen Faserzüge auch noch nicht herausbekommen. Angeblich sollen sich die Herzohren in der Systole vergrößern. Weiß nicht, ob die Mm. pectinati zur Wiederentleerung beitragen können.
Sonst sind sie eben einfach da. Vielleicht auch ein Rest aus evolutionsgeschichtlich längst vergangenen Zeiten. Keine Ahnung.
Klinisch spielen sie aber eine gewisse Rolle, weil sie zur Thrombenbildung in den Herzohren beitragen, z.B. bei Vorhofflimmern.

June
21.04.2002, 17:00
Ich muß gestehen, daß ich mit den Mm. pectinati bis eben gar nichts mehr anfangen konnte...
Wenn du bei Google "pectinati" eingibst, kriegst du zwei Funktionen ausgespuckt: Einmal die Reizweiterleitung von der Crista terminalis nach lateral und die Produktion des atrialen natriuretischen Peptids.
Ob das ganze jedoch wissenschaftlich gesichert ist, weiß ich nicht, ist also mit Vorsicht zu genießen! Wenn keine Funktion im Lehrbuch steht ist für die Prüfung auf jeden Fall nur die von Ipratropium genannte Gefahr der Thrombenbildung relevant.
Die June :-music

Nine
21.04.2002, 17:19
der lieben ordnung halber erzähle (zitiere) ich euch nun noch, was der gute benninghoff zu diesem thema sagt:"
dieser dünnwandige abschnitt des herzens (re. vorhof) besteht aus zwei entwicklungsgeschichtlich verschiedenen anteilen, die sich auch im fertigen zustand noch unterscheiden. während das aus dem alten sinus hervorgegangene verbindungsstück zwischen den beiden hohlvenen glattwandig ist, besitzt das aus dem atrium hervorgegangene vorhofgebiet muskelzüge, mm. pectinati, die gegen das lumen vorspringen. diese muskelzüge bilden im rechten-und ebenso auch im linken -herzohr ein maschenwerk, welches das ganze lumen durchsetzt."
scheint also wirklich für die thrombenbildung nicht unerheblich zu sein.
weiterhin viel spass wünscht :-lesen
die nine

Pascal
24.04.2002, 08:53
Wie man aus dem bisher gesagten sieht ist die Funktion der Mm. pectinati ganz einfach. Sie sollen den interessierten Studenten in den Wahnsinn treiben. Nee, ganz im Ernst. Wir konnten auch nie wirklich rauskriegen was die Dinger so machen. Ist wohl nicht wirklich bekannt.

24.04.2002, 21:01
MMMH, kann es nicht auch sein, daß sie etwas mit der Produktion von ANF bzw. ANP zu tun haben? ANF wird ja von Vorhofmuskelzellen gebildet und bei vermehrter Vorhofdehnung ins Blut abgegeben.(Wirkt diuretisch, hemmt Reninfreisetzung)
Aber das ist nur eine Vermutung.............

Ipratropium
24.04.2002, 21:47
Der ANF wird von den Vorhofmyozyten produziert und dort auch in Vesikeln gespeichert. Dass dies speziell in den Mm. pectinati der Fall wäre konnte ich nicht durch Literatur bestätigt finden. Der bereits zitierte Benninghoff z.B. spricht hier auch nur allgemein von Vorhof.
Ich habe mal nachgeschaut, was der Braus zu den Mm. pectinati schreibt. Zugegeben, der wusste wohl noch nicht allzu viel über ANF, aber er meint:

Die Musculi pectinati geben wegen ihrer Anordnung und Häufigkeit wie die Harmonikafalten einen großen Spielraum für die Ausdehnungsfähigkeit der Vorhofswand.

Wie wär's denn mit einer Doktorarbeit in der Anatomie?
:-))

Pascal
24.04.2002, 23:52
Besonders muß man bedenken, daß es nicht die einzige Funktion eines Muskels sein kann ein Peptit zu bilden. Wenn das der Fall wäre hätte sich das Gewebe schon längst umgewandelt. Warum die ganzen Filamente aufrecht erhalten wenn sie nicht benutzt werden. Folgerung. Es muß sich bewegen. Was es dadurch tut scheint noch niemand verstanden zu haben.

Ersa
26.04.2002, 14:20
Naja, das mit der Doktorarbeit überleg ich mir noch mal. ABer sonst frag ich mal unseren Superschlauen Prof, dann kann er mich wenigstens im Testat nicht mehr damit verwirren... Danke noch mal Euch allen!

Nico
26.04.2002, 14:39
Wenn du es dann weisst - klärst du uns bitte auf, was dein Prof gesagt hat? :-lesen

Ersa
08.05.2002, 18:09
Hallihallo! Hat ein bißchen gedauert, aber nun war der Prof auch mal wieder in der Uni... Er meinte, letztlich seien die Mm. Pectinati ganz normale Herzmuskulatur, nur gibt es davon in den Herzohren ja nicht so viel und daher wirken die paar wie Bündel, die Mm. Pectinati eben. Mehr sagte er dazu dann nicht mehr...

Jo, mehr sag ich ihm im Testat dann auch nicht ;-)
Bis danndann, Ersa

hobbes
09.05.2002, 13:48
Bekanntlich unterscheidet man im rechten Vorhof den glatten Sinus venarum cavarum und den zerklüfteten Anteil mit den Mm.pectinati, welcher sich ins Auriculum atrialis dextra ausweitet. Die Grenze zwischen den beiden Anteilen ist die Crista terminalis, die Leiste entspricht an der Aussenfläche des Herzens dem Sulcus terminalis.
Die Unterteilung ist embryologisch bedingt. Während der glatte Anteil aus dem embryonalen Sinus venosus entsteht, entspricht der Anteil mit den Mm. pectinati dem ursprünglichen embryonalen Vorhof. Man vergegenwärtige sich hierbei die Herzentwicklung aus einem Herzschlauch (unpaarig), wobei der Sinus venosus die Einflussbahn aus den Dotter- und Nabenvenen darstellt, der embryonale Vorhof als Anteil zwischen Sinus und Kammer interponiert.
Die Mm. pectinati dürften wohl v.a. in der Embryonalentwicklung Funktionen wahrnehmen, im adulten Herzen sind sie als embryonale Relikte, wie auch die Herzohren (diese dienen allenfalls zur Orientierung des Pathologen wie das Herz nun mal im Körper gelegen haben mag, nämlich mit den Ohren nach vorne) zu betrachten. Die Blutstase welche durch die Mm. pectinati im Vorhof begünstigt hat insbesondere bei einem Vorhofflimmern eine grosse Anfälligkeit zur Thrombosenentwicklung mit Embolisierung in den kleinen Kreislauf oder mit paradoxer Embolisierung in den grossen Kreislauf, was nicht selten letal endet.

Für einen gewönlich sterblichen Mediziner, bzw. für das Physikum erübrigt sich wohl die genauere Kenntnis dieser Zusammenhänge. Wichtig ist die Zweiteilung des rechten Atriums, die Kenntnis der Crista und des Sulcus terminalis und der Hinweis auf die embryonale Genese.