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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nähte



Lava
29.08.2005, 19:31
Kann mir jemand erklären, wann man welche Art des Wundverschlusses wählt und wieso? Hat das rein kosmetische Konsequenzen? Ich verstehe nämlich nicht so ganz, wieso bei Bandscheiben OPs am Rücken sowas Kompliziertes wie eine Intracutannaht gemacht wird, während ich im Unfall OP z.B. nur normale Hautnähte (Rückstichnaht) gesehen habe und am Kopf fast immer geklammert wird. :-nix

Evil
29.08.2005, 19:50
So ganz genau kann ich das auch nicht sagen, aber geklammert wird wohl überall da, wo es spannungsfrei ist und nicht so sehr auf die Optik ankommt. Allerdings sind Klammern teurer als Nähte, werden deshalb auch nicht immer benutzt.

Fasziennaht wird zum Verschluß dicker Muskelschichten benutzt.

Intrakutan... tja, keine Ahnung, macht auch nicht so dicke Narben, was am Rücken ja doch unangenehm ist.

Lava
29.08.2005, 19:52
Ich würd mal sagen Fasziennaht macht man zum Verschluss von Faszien :-D

Klammern lassen sich so schön einfach entfernen :-angel

Evil
29.08.2005, 19:53
Ich würd mal sagen Fasziennaht macht man zum Verschluss von Faszien
... die ja gelegentlich Muskeln umschließen sollen... :-))

Lava
29.08.2005, 20:23
Also bei GANZ dicken Muskeln, z.B. dem Quadrizeps, kann man auch mal den Muskel selbst mit resorbierbaren Nähten adaptieren und dann zusätzlich die Faszie *klugscheiß*

The Runt
29.08.2005, 21:37
Also bei meiner Famulatur wurde fast alles intracutan genäht. Das soll wohl bessere kosmetische Ergebnisse bringen. Fast alles heißt alles, was lang genug war. Nur kurze Stiche (Laparoskopie) wurden mit Einzelkopf genäht. Bei stärkerer Spannung Rückstich sonst normal. Klammer nie, weil sie zu teuer seinen.

Rico
30.08.2005, 05:59
Daß Klammern teurer sind ist nur bedingt richtig... der Klammerapperat ist natürlich deutlich teurer als ein Faden, allerdings dauert es in der Regel auch beim besten Operateur länger zu nähen als zu klammern. Und OP-Zeit kostet auch Geld - und das nichtmal wenig.

Tse Tse
30.08.2005, 08:51
Ich kann etwas Allgemeines über Hautnähte beisteuern und ein paar Vermutungen.
- Klammern werden oft bei langen Wunden eingesetzt (auch zur Zeitersparnis wie bereits erwähnt)
- Einzelknopfnähte, um eine bessere Adaption der Wundränder zu bekommen
- und eine Intrakutannaht, wenn der Wundverschluss spannungsfrei ist (ist denn die Haut des Rückens eigentlich spannungsfreier als sonst wo?). Und sie wird auch kosmetisch schöner, wie schon angesprochen.

Möglicherweise hängt die gewählte Naht aber auch von den Vorlieben des Operateurs ab, denn bei Laparotomien hab ich sowohl Einzelknopfnähte, als auch Klammern gesehen. Und am Hirnschädel, wie du sagst, seltsamerweise wirklich nur Klammern, die Schnitte waren zwar ziemlich lang, dann würde ja mitunter das Argument der Zeitersparnis zutreffen, aber eine andere Bedeutung könnte sein, dass die Kopfhaut ziemlich straff und unbeweglich ist und durch den Stapler einfach eine bessere Adaptation erreicht wird und die Spannung aushält.

- bei diesen Fasziennähten, könnte ein Wundverschluss der einzelnen Gewebsschichten, einem Platzbauch vorbeugen (okay, die sind selten in der Neurochirurgie), vielleicht aber auch um Verwachsungen und tiefere Infektionen zu verhindern.

Lava
30.08.2005, 19:46
Hab erfahren, das es im Chirurgie Kurs, den ich nächstes Semester habe, einen Nähkurs gibt. Da kann ich auch mal die Leute löchern. :-D Und z.B. mal fragen, wozu welches Nahtmaterial verwendet wird... Vicryl weiß ich, das ist resorbierbares Zeugs für Subcutan. Ethylon ist nicht resorbierbar für Haut. Aber was ist Mersilene, Prolene, .... Heißt wahrscheinlich eh alles anders je nach Hersteller :-nix

Werwolf
31.08.2005, 19:39
Einzelknöpfe haben- neben der Tatsache, daß sie bei unter Spannung stehenden Wunden doch ein bißchen besser halten- den Vorteil, daß sie auch partiell entfernt werden können. Wenn am 4. postoperativen Tag eine leichte Wundrötung auftritt, kann man schon mal jeden 2. Faden rausmachen, ohne daß die Wunde wieder aufgeht. Das ist mit fortlaufender Intrakutannaht eher schlecht möglich...


Prolene ist monofil, nicht resorbierbar, starr und widerspenstig. Und blau.

Ethilon ist genauso- in der dickeren Version aber türkis und fühlt sich (ganz subjektiver Eindruck) irgendwie "rauher" an als Prolene.

Mersilene ist auch nicht resorbierbar, geflochten und grün. Findet bei uns Verwendung bei Naht von Platzwunden der behaarten Kopfhaut. :-D

Ansonsten gibt´s bei www.ethicon.de nähere Infos zu Schnur aller Art

:-))