PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulaturbericht Herzchirurgie Bad Oeynhausen



Carboxykinase
30.08.2005, 22:55
. Allgemeine Daten zur Klinik
------------------------------------
Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen, Georgstr. 11 in 32545 Bad Oeynhausen (zwischen Bielefeld und Hannover) (akadem. Lehrkrankenhaus Uni Bochum)

Abteilung war die Herzchirurgie (3 "normale" Stationen (mit jeweils 30 bis 40 Betten), 1 Privatstation (für Studenten praktisch tabu), 1 Intensivstation, 1 VAD-Station und Ambulanz) (kleiner Bereich auch Kinderherzchirurgie (max. 2 OPs pro Tag, operieren tun auch nur 2 der insgesamt ca. 80 Ärzte), mit dem ich aber nichts zu tun hatte)

Chefarzt der Abteilung ist Prof. Körfer, an den ich kurz und formlos eine E-Mail geschrieben habe ([email protected], alternativ [email protected]), ob eine Famulatur in seiner Abteilung möglich wäre. Bekam dann auch relativ promt von seiner Sekretärin eine positive Rückantwort.

Die Herzchirurgie im Internet: http://www.hdznrw.de/de/thorax_kardiovaskularchirurgie/

2. Betreuung und Arbeitsklima
------------------------------------

Zu dem Zeitpunkt als ich da war, waren wir insgesamt 4 Famulanten aus unterschiedlichsten Semestern und auch von verschiedenen Fakultäten. Wurden dann am ersten Tag auf die drei Normal-Stationen verteilt (ich war alleine auf der CH1 mit 34 Betten , zwei waren auf der CH2 und der letzte alleine auf der CH3). Insgesamt hat die Klinik aber sehr selten Famulanten oder PJler, bedingt durch die doch sehr abgelegene Lage.
Betreut wurde ich eigentlich durch alle Ärzte, die auf der Station gearbeitet haben (in Spitzenzeiten 8 Assistenzärzte und 2 Stationsärzte, in weniger spitzen Zeiten 3 Assistenzärzte und 1 Stationsarzt) und konnte alle auch jederzeit ansprechen (Fragen zu Patienten und Krankheitsbildern, Mitkommen in den OP etc.). Ergab sich aber in den ersten Tagen so, das Frau Dr. Frenzke (die einzige Assistenzärztin auf Station) meine Hauptansprechpartnerin wurde (speziell was OP-Gänge anging, auf diesem Wege auch nochmal vielen lieben Dank Carola :-) )
Insgesamt sehr nette und trotz all der Hektik und des Stresses entspannte Arbeitsatmosphäre. Auch die Schwestern waren super und haben geholfen, wo sie nur konnten.

3. Praktische Tätigkeiten / Aufgaben / Tagesablauf
---------------------------------------------------
- Welche Vorkenntnisse hattest du?

Hatte schon mehrere Famulaturen vorher gemacht (u.a. in der Kardiologie und eine Kurzfamulatur auch schonmal in der Herzchirurgie in Essen, die aber grottenschlecht war um es kurz zu machen). War deshalb schon mit kardiologischer (bzw. kardiochirurgischer) Anamnese vertraut und konnte auch die Standardtätigkeiten alleine machen (sprich Blutabnehmen, Zugänge legen, Drainagen ziehen etc.). Am Anfang wurde man dann dabei zwar immer nochmal kurz beaufsichtigt und bekam noch ein paar Tipps mit auf den Weg. Hatte man sich bewährt, konnte man auf der Station aber relativ frei schalten und walten. Die Famulanten wurden aber auch am ersten Tag in Abhängigkeit von ihrem Vorwissen den Stationen zugeteilt (wäre es für mich die erste Famulatur auf dieser Station gewesen, wäre ich sicherlich etwas überfordert gewesen, da in der ersten Woche (bedingt durch den Ärztemangel) relativ wenig Zeit war, mir Dinge detailiert zu erklären und zu zeigen (zumindest auf Station, galt nicht für den OP !!!).

- Dein Aufgabengebiet

Blutabnehmen, Zugänge legen, Drainagen ziehen, Aufnahmen (sprich Anamnese und körperliche Untersuchung), im OP Assistenz an der Vene inklusive Subkutan- und Hautnaht selbst machen

- Arbeitszeiten: Start morgens um 7.00 Uhr auf Station, variables Ende (zwischen 16 und 21 Uhr war alles drin, hing aber auch davon ab, wieviel auf Station zu tun oder wie interessant es war. Um 17 Uhr Schluss machen war aber nie ein Problem).

- Beschreibe kurz deinen Tagesablauf

Morgens um 7.00 Uhr auf Station Blut abnehmen, womit man schon immer gut eine halbe Stunde beschäftigt war (unterstützt meistens noch durch einen der Assistenzärzte). Dann entweder sofort ab in den OP (in der Regel nur zum Zuschauen, sonst "Assistenz" bei der Venenentnahme. Da durfte man dann auch nach vorherhiger Einweisung (wenn mans noch nicht konnte wie ich) die Ligaturen, die Subkutan- und die Hautnaht selbstständig machen.) oder erstmal in Ruhe frühstücken (habe ich bevorzugt, da ich vor der ersten OP immer etwas im Magen haben musste). Ansonsten konnte man immer dann mit in den OP kommen, wenn man Lust dazu hatte (also es wurde auch akzeptiert, wenn man einfach mal nur auf Station rumhing oder bei den Echos u.Ä. zugeschaut hat). Zwischen 10 und 11 Uhr kamen dann auch die ersten Neuaufnahmen (meisten so zwischen 5 und 7 pro Tag). So gegen 12/13 Uhr war dann die OP-Besprechung, auf der man dann die eigenen schon eventuell aufgenommenen Patienten vorstellen durfte, konnte aber auch sonst immer mitkommen (würd ich immer machen wegen teilweise extrem hohen Unterhaltungswert (haltet nach OA Bairaktaris Ausschau...)). Zwischendurch eventuell noch ein paar Drainagen ziehen. Mittagessen gehen. Nachmittags bzw. zum Abend hin dann nochmals Blut abnehmen.
Eventuell hat man auch sogar das Glück und darf bei einem Transplantationseinsatz mitfliegen (wenn man den gerade dafür Zuständigen griffbereit hat).

4: Drumherum
------------------------------------
- Verpflegung: man bekommt am ersten Tag eine Karte, die einen dazu berechtigt, in der Angestelltencafete zu essen (auch wenn ich in den ganzen vier Wochen nur einmal aufgefordert wurde, diese vorzuzeigen...). Preise liegen so bei maximal 2 Euro bei relativ gutem Essen.

- Möglichkeit der Unterkunft für Auswärtige/Verkehrsanbindung

Habe über das Sekretariat von Prof. Körfer eine Unterbringung im Wohnheim an der Schützenstraße (5 Min. Fußweg zum Klinikum) bekommen (einfach bei der Bewerbung fragen). Zimmer mit Bett, Kleiderschrank, Schreibtisch und kleinem Kühlschrank (ca. 12 qm). Dusche auf dem Gang (hatte ich aber für mich alleine, da nicht sehr viele Leute in diesem Wohnheim wohnten), Küche war nicht auffindbar. Im Keller Waschmaschine und Trockner (kein Geldeinwurf nötig). Miete für 4 Wochen 106 Euro. An- und Abreise jederzeit möglich, da man den Zimmerschlüssel in der Telefonzentrale des Herzzentrums abholen und auch wieder abgeben muss.

- Arbeitskleidung: wird komplett gestellt, sprich Hose, Kittel und Polohemd (alles in weiß) und kann man sich bei Bedarf einfach aus der Kleiderkammer im Keller "klauen". Es gibt auch die Möglichkeit sich ein Schließfach unten in der Personalumkleide zu besorgen. Hab ich aber jetzt keinen Gebrauch von gemacht, da ich immer meine Sachen oben im Arztzimmer verstaut habe und Wertsachen sowieso immer mitnehme.

5: Resumee / Fazit
-----------------------------------

Insgesamt gibts eigentlich nichts zu meckern. Super nette Leute, die sich mit mir sehr viel Mühe gegeben haben und bei denen man auch merkte, dass sie einem wirklich etwas beibringen wollten (auch wenn die Zeit knapp war). Sehr interessante Patienten und Krankheitsbilder, die manchmal schon eher in die Kategorie "Seltenheitswert" gehören (z.B. Dermatopolymyositis, Z.n. Fallot-OP in den 50er (!!!!) Jahren mit jetzt erneut notwendiger Korrektur-OP). Da es schon eine sehr große Abteilung ist mit recht beachtlichen Fallzahlen (im Schnitt ca. 25 Operationen pro Tag, überwiegend Bypässe und AKE/MKE) bekommt man eigentlich alle kardiochirurgisch wichtigen Krankheitsbilder in allen Ausprägungen zu Gesicht.
Kurzum: ohne Einschränkung zu empfehlen.

Carboxykinase
26.11.2005, 18:06
Die Miete für die Unterbringung im Schwesternwohnheim wurde mir jetzt vor kurzem erlassen (anscheinend haben die Ärzte Terror in der Personalabteilung gemacht).