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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : MRSA-Wie gefählrich ist es?



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Shorty_goes_crazy
08.09.2005, 13:35
Hallo Leutchens!!

Also ich bin Krankenpflegerin in Ausbildung und wir hatten das Thema leider noch nicht so ausführlich und sonst im Internet findet man auch nicht so viel drüber!

Wir hatten jetzt eine Patientin 7Wochen auf Station...die hat dann axillar Lymphdrüsenentfernung gehabt und dann stellte sich heraus,dass sie dort MRSA-positiv ist.Diese Dame habe ich aber die 7Wochen an jedem meiner Arbneitstage morgens versorgt(also Körperwäsche),da immer ein Pflaster über der Wunde war und ich dieses selber auch nicht gewechselt habe habe ich trotzdem ganz schön Angst,dass ich jetzt auch MRSA haben könnte. :-notify

Denn ich habe seit 3Wochen eine Wunde am Kinn,die aber sehr eigenartig ist,es war mal ein Pickel(unblutig) heilte aber bis jetzt noch nicht ab,entferne ich die orange-durchsichtige Kruste kommt eine durchsichtige Flüssigkeit nach,die sich halt wieder zu dieser Kruste bildet,habe auch schon längere Zeit nichts mehr daran gemacht aber es wird noch nicht einmal kleiner oder sieht aus als würde es heilen!

Könnte es sein,dass ich dort in dieser Wunde jetzt MRSA hab und es deshalb so schlecht heilt?? :-((

Wäre euch über eine Antwort sehr dankbar,Jenny

(edit, habe mal den gefählrichen Tippfehler entfernt)

Froschkönig
08.09.2005, 13:56
...habe ich trotzdem ganz schön Angst,dass ich jetzt auch MRSA haben könnte. :-notify Also zunächst einmal kann ich Dich dahingehend beruhigen, daß MRSA zu "haben" nicht automatisch einen Krankheitszustand bedeutet. Es gibt nicht wenige Leutchen, die z.B. in ihrer Nase mit solch einem Keim "besiedelt" sind ohne jedoch selbst dabei krank zu werden.

Gruß,
Der Frosch

Scrotum
08.09.2005, 14:18
Möglich ist es schon, dass es sich beim Eitererreger um Staphylococcus aureus handelt. Ob dieser Methicillin-Restistent ist, können wir aber nur rausfinden, wenn du uns ne Probe von deinem Pickel schickst... ;-)

Wird schon abheilen. Wichtig ist halt immer, auf Händehygiene zu achten und wo nötig Handschuhe zu tragen.

mediAnn
08.09.2005, 17:02
Hallo!
Also grundsätzlich besteht schon die Möglichkeit, dass Du dir auch MRSA geholt hast.
Aber normalerweise läuft das im Krankenhaus ja so, dass wenn bei einem Patienten während des Aufenthaltes MRSA festgestellt wurden, dass dann jemand von den Hygiene-Leuten auf Station kommt und von allen Beteiligten, die den Patienten versorgt haben, Abstriche von verschiedenen Körperstellen nimmt.
Erst danach steht mit Sicherheit fest, ob Du es auch hast.
Frag doch mal auf Deiner Station nach, ob es dort nicht auch so gehandhabt wird. Bei weiteren Fragen wende Dich doch einfach an eine Hygienefachkraft in eurem Krankenhaus.
Gruß Annika

DjBonsai
08.09.2005, 17:51
Könnte es sein,dass ich dort in dieser Wunde jetzt MRSA hab und es deshalb so schlecht heilt?? :-((


Es ist wahrscheinlich, dass es sich um den Erreger in deiner Wunde um den Staphylococcus aureus handelt. Mach dir deswegen aber mal keine Sorgen. Dieser Erreger ist nicht nur im Krankenhaus zu finden. Man findet ihn quasi unter jeder Fußmatte, auf jedem Spielplatz usw. Bei einem normalen Immunsystem ist dies auch kein Problem. Der Körper kommt problemlos mit dem Erreger klar. Ob der Errger jetzt zum Stamm des MRSA gehört ist bei einem gesunden Immunsystem kein Problem. Du solltest vielleicht nur nicht dauernd dran rumknibbeln und mal Betaisiadona drauf tun, damit der Dreck da mal rauskommt. MRSA ist kein AIDS oder so. Ich gehe mal nicht davon aus, dass er für dich wirklich so gefährlich ist.

Auußerdem arbeitest du doch im Krankenhaus. Lass das doch einfach mal vom Betriebsarzt kurz überprüfen. Bei uns im KH war das nie ein Problem.

Hyun-Keun
08.09.2005, 22:19
Wir haben heute ebenfalls einen Neuzugang mit einer alten, MRSA-belasteten Fußwunde bekommen (der nebenbei auch HC hat). Die Erreger stellen für einen gesunden Menschen in der Regel keine Gefahr dar, können aber eine Bedrohung für immungeschwächte Personen sein (man denke an die postoperativen Patienten auf der Station!!!). Die Hygienevorschriften sind also nicht nur zum Selbstschutz gedacht und sollten in jedem Falle gewissenhaft befolgt werden.

milz
08.09.2005, 22:24
Vielleicht solltest du die Wunde mal ein paar Tage lang mehrmals täglich mit einem Wunddesinfektionsmittel, zB. Oktenisept desinfizieren und die sich bildende Kruste drauflassen.

jennat
10.09.2007, 14:25
Lass das doch einfach mal vom Betriebsarzt kurz überprüfen. Bei uns im KH war das nie ein Problem.

hallo leute,

ich bin studentin und im zweiten monat meines krankenpflegepraktikums.
ich habe am wochenende bei drei patientinnen blutdruck gemessen, und fünf minuten später habe ich dann erfahren dass eine von ihnen mrsa hat, sie alle lagen im selben zimmer. die frau wurde dann auch isoliert. zu den andern beiden patientinnnen hatte ich am selben tag auch noch kontakt, weil man es nicht für nötig empfand sie auch zu isolieren bzw schutzmaßnahmen zu treffen. einen tag später nun stehen die beiden anderen in verdacht.

ich bin etwas irritiert, habe gelesen, dass mrsa für gesunde menschen nich weiter schlimm ist, aber angenommen ich habe mich "angesteckt", dann infiziere ich doch noch hundert andere menschen... es muss doch möglich sein irgendwo diese abstriche machen zu können .

dem betriebsarzt der uni an der ich studiere habe ich geschrieben und er meinte, es wäre nicht nötig bei mir diese untersuchung zu machen. in dem krankenhaus selbst, treffen selbst die schwestern die intensiven kontakt zu der patientin hatten, keine vorsorgemaßnahmen oder so. von daher kann ich es vergessen dort nach kontrolle zu fragen.

also was meint ihr? soll ich die ganze sache einfach vergessen, nach dem motto, jeder "zweite" hat mrsa. oder was soll ich tun?

lg
jenna

Doktor_No
10.09.2007, 14:53
die "helle" flüssigkeit ist fibrin, und die sorgt für eine erste wundabdichtung. rumknibbeln ist so ziemlich das dämlichste was du tun kannst... am besten neben der ORSA-patientin ;-)

ansonsten: lass nen abstrich machen, dann weisst du es. das positive wenn er positiv ist: du wirst ziemlich lange frei haben!

jennat
10.09.2007, 15:04
und wo lässt man abstriche machen?
und ist man jetzt verpflichted einen abstrich zu machen? bei uns auf der station werden jedenfalls keine gemacht, selbst bei den angehörigen der patienten, wobei man weiß, dass die engen kontakt zueinander hatten.

lg

Shakespeareslady
10.09.2007, 16:52
eigentlich kannst du das alleine oder von ner schwester auf deiner station machen lassen und dann einfach mit deinem namen und der stationsangabe ans labor schicken, dann bekommst du irgendwann nen brief.
ich arbeite in ner klinik mit über 1000 betten und unsere hygienekommission hat irgendwann letztes jahr beschlossen, dass mrsa-patienten gar nicht mehr isoliert werden. mundschutz und handschuhe nur bei kontakt mit der wunde, ansonsten auch fröhliches miteinander-liegen mit "gesunden" patienten.
ansonsten: ich habe im traumsommer vor 2 (?) jahren 6 wochen unter umgehung jeglicher "schutzmaßnahmen" (ok, da wusste ich noch nicht, dass ich damit nicht nur mich schütze, sondern eher die anderen patienten.,..grins) versucht, mir mrsa einzufangen, damit ich mal ein paar wochen frei krieg. keine chance..alle abstriche negativ. manchmal ist das also auch gar nicht so einfach ;-)

Skalpella
10.09.2007, 18:01
Zur Eigengefährdung durch MRSA: MRSA/ ORSA sind fakultativ pathogene Keime, das heißt, wie Du schon selbst geschrieben hast, für den Gesunden völlig harmlos.

Anders sieht es bei abwehrgeschwächten Patienten/ Patienten mit offenen Wunden aus: hier besteht die Gefahr von Infektionen von Pneumonie über Wundinfektionen bis hin zu Osteomyelitiden. Das Problem dieses Keims ist, wie der Name schon sagt, dass die Möglichkeiten zur antibiotischen Therapie deutlich eingeschränkt sind (Methicillin-/ Oxacillinresistent).

Bei medizinischem Personal befindet sich dieser Keim bevorzugt im Rachen, bzw. in den Nasenvorhöfen. Das heißt, wer die Grundregeln des hygienischen Arbeitens beachtet, sollte keine Gefahr für den Patienten darstellen (Händedesinfektion vor und nach Patientenkontakt!:-) )
Ich hatte selbst schon mal nen ORSA, nachgewiesen im Nasenvorhof (festgestellt im Mikrobiologiepraktikum bei mir in der Uni :-blush ). Da ich noch Teilzeit als Krankenschwester arbeite (bei Personen ohne Patientenkontakt hätte der Befund keine Konsequenz gehabt!), bekam ich vom Betriebsarzt Turixinsalbe zur Behandlung des Nasenvorhofs. Außerdem kein Ausschluss vom Dienst, lediglich die Anweisung in den ersten zwei Tagen der Behandlung noch mit Mundschutz zu arbeiten, danach wieder völlig normal (also hygienisch einwandfrei).

Bei uns gab es längere Zeit sogenannte Kontaktpersonenlisten, auf denen diejenigen Mitarbeiter festgehalten wurden, die Kontakt zu Patienten mit MRSA hatten. Von Zeit zu Zeit fanden Stichproben mit Nasen-/ Rachenabstrichen statt.

Der Trend geht jedoch in die Richtung, die Shakespeareslady bereits angedeutet hat: die Patienten nicht mehr wie Aussätzige zu behandeln, sondern vielmehr darauf zu achten, dass die obligaten Hygienemaßnahmen eigehalten werden.

Wenn also die Hygieniker an deinem Haus keine Veranlassung sehen, dich zu testen, dann kannst du getrost so weiterarbeiten, wie bisher :-)

Sorry, etwas lang geworden... :-blush

jatina
10.09.2007, 19:42
*Wartet auf das Erscheinen von Jana12 in diesem Thread* :-))

THawk
10.09.2007, 22:20
*jatina_da_zustimm_weil_schon_den_gleichen_Gedanke n_hatte*

sorry für offtopic, aber guter beitrag, shakespearlady und medianab!

Monty
11.09.2007, 17:29
Zur Eigengefährdung durch MRSA: MRSA/ ORSA sind fakultativ pathogene Keime, das heißt, wie Du schon selbst geschrieben hast, für den Gesunden völlig harmlos.

S. aureus fakultativ pathogen? Das glaube ich aber nicht, viel mehr Virulenzfaktoren kann ein Bakterium doch kaum mitbringen als das Viech, egal ob nun noch zusätzlich resistent gegen b-Lactame oder nicht. Gesunde erkranken nur nicht, weil sie eine vernünftige Kolonisationsresistenz, intakte Haut/Schleimhäute und ein Immunsystem besitzen und das Tierchen deshalb nur in geringer Zahl auf uns wohnt, eine Wundinfektion holt man sich aber schnell (hatte selbst mal eine hübsche S. aureus-Wundinfektion einer Neurodermitisläsion am Zeigefinger aus dem Mibi-Praktikum mitgebracht...).

Skalpella
11.09.2007, 20:36
S. aureus fakultativ pathogen? Das glaube ich aber nicht, viel mehr Virulenzfaktoren kann ein Bakterium doch kaum mitbringen als das Viech, egal ob nun noch zusätzlich resistent gegen b-Lactame oder nicht. Gesunde erkranken nur nicht, weil sie eine vernünftige Kolonisationsresistenz, intakte Haut/Schleimhäute und ein Immunsystem besitzen und das Tierchen deshalb nur in geringer Zahl auf uns wohnt, eine Wundinfektion holt man sich aber schnell (hatte selbst mal eine hübsche S. aureus-Wundinfektion einer Neurodermitisläsion am Zeigefinger aus dem Mibi-Praktikum mitgebracht...).

Wie ich schrieb :-) :

Anders sieht es bei abwehrgeschwächten Patienten/ Patienten mit offenen Wunden aus: hier besteht die Gefahr von Infektionen von Pneumonie über Wundinfektionen bis hin zu Osteomyelitiden. Das Problem dieses Keims ist, wie der Name schon sagt, dass die Möglichkeiten zur antibiotischen Therapie deutlich eingeschränkt sind (Methicillin-/ Oxacillinresistent).
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Was die Virulenzfaktoren anbelangt hast du natürlich recht :-)

FataMorgana
11.09.2007, 23:54
Zur Eigengefährdung durch MRSA: MRSA/ ORSA sind fakultativ pathogene Keime, das heißt, wie Du schon selbst geschrieben hast, für den Gesunden völlig harmlos.

Das stimmt so nicht ganz. Es handelt sich sozusagen um leicht "behinderte" S. aureus. Fakultativ pathogen kann man die nicht nennen. Das hieße ja, dass sie bei Immunkompetenten in der Regel keine klinisch manifeste Erkrankung verursachen, und das ist schlicht und einfach falsch (früher dachte man evtl. manchmal so). Erst recht trifft es auf cMRSA (community acquired) nicht zu.

Ulle
12.09.2007, 01:34
Hallo!
Also grundsätzlich besteht schon die Möglichkeit, dass Du dir auch MRSA geholt hast.
Aber normalerweise läuft das im Krankenhaus ja so, dass wenn bei einem Patienten während des Aufenthaltes MRSA festgestellt wurden, dass dann jemand von den Hygiene-Leuten auf Station kommt und von allen Beteiligten, die den Patienten versorgt haben, Abstriche von verschiedenen Körperstellen nimmt.
Erst danach steht mit Sicherheit fest, ob Du es auch hast.
Frag doch mal auf Deiner Station nach, ob es dort nicht auch so gehandhabt wird. Bei weiteren Fragen wende Dich doch einfach an eine Hygienefachkraft in eurem Krankenhaus.
Gruß AnnikaMein letzter Stand ist, dass man Klinikpersonal nur noch testet, wenn das Personal konsequent eine solche Untersuchung fordert. Im Prinzip ist die Schlacht bereits verloren, MRSA auf breiter Front im Vormarsch und wenn man nun belastetes Personal von der Patientenversorgung abziehen würde, könnte es in vielen Kliniken problematisch werden.

Ich hab auch schon skurile Vorfälle miterlebt, Patienten wurden isoliert und mussten einen längeren Krankenhausaufenthalt hinnehmen, während das Personal aus Angst vor Ausfällen im großen Stil nicht einmal getestet wurde. Jeder mag sich selbst ausrechnen, bei wem das Risiko einer Infektion größer ist...

Ich denke auch, dass man in Zukunft MRSA-Patienten nicht mehr besondern behandeln sollte, sondern einfach die normalen Hygieneregeln einzuhalten sind und dann bleibt noch zu hoffen, dass sich die Todesfälle in Grenzen halten.

Vance
12.09.2007, 10:56
Ich denke auch, dass man in Zukunft MRSA-Patienten nicht mehr besondern behandeln sollte, sondern einfach die normalen Hygieneregeln einzuhalten sind und dann bleibt noch zu hoffen, dass sich die Todesfälle in Grenzen halten.

Also soll man die besondere Behandlung infizierter Patienten (Isolation etc.) einfach abschaffen und darauf hoffen, dass sie überleben bzw. ihnen keine Extremitäten amputiert werden müssen, weil sie sich nach der OP mit MRSA/ORSA infiziert haben. In England wird MRSA/ORSA als Todesursache angegeben, da ist es automatisch so, dass man sich um bessere Hygiene bemüht und MRSA/ORSA bekämpft. Man sollte das niemals herunterspielen, weil es tatsächlich eine Todesursache ist!!

McBeal
12.09.2007, 12:32
Also soll man die besondere Behandlung infizierter Patienten (Isolation etc.) einfach abschaffen und darauf hoffen, dass sie überleben bzw. ihnen keine Extremitäten amputiert werden müssen, weil sie sich nach der OP mit MRSA/ORSA infiziert haben. In England wird MRSA/ORSA als Todesursache angegeben, da ist es automatisch so, dass man sich um bessere Hygiene bemüht und MRSA/ORSA bekämpft. Man sollte das niemals herunterspielen, weil es tatsächlich eine Todesursache ist!!
Ein Keim kann aber eigentlich nicht als Todesursache angegeben werden, höchstens die durch ihn verursachte Infektion und infolgedessen eingetretenes Organversagen...

LG,
Ally