MEDI-LEARN
09.09.2005, 13:15
warum haben die mediziner nach der alten durchschnittlich 177, die nach der neuen 224 Punkte. Ist das "neue" Physikum einfacher?
oder sind die leute durch die neue AO wesentlich klüger geworden?
Liebe StudentInnen,
das Physikum H05 nach neuer AO war nicht leichter als das Physikum H05 nach alter AO. Von den insgesamt 320 gestellten Fragen waren 255 identisch. Vergleicht man diese identischen 255 Fragen, so spiegeln sich die Gesamtergebnisse ziemlich exakt wieder.
Die Leistungsschere zwischen den Ergebnissen der Studenten nach alter und neuer AO geht auf Grundlage unserer Statistik am ersten Tag sogar noch ein wenig weiter auseinander wenn nur die identischen 127 Fragen verglichen werden, am zweiten Tag bleibt sie im Vergleich der 128 identisch gestellten Fragen unverändert.
( Durchschnittliche Richtigantworten in % von den:
insgesamt 160 Fragen, Neue AO Tag 1: 73,19 %
identischen 127 Fragen, Neue AO Tag 1: 73,72 %
insgesamt 160 Fragen, Neue AO Tag 2: 69,54 %
identischen 128 Fragen, Neue AO Tag 2: 67,68 %
insgesamt 160 Fragen, Alte AO Tag 1: 60,65 %
identischen 127 Fragen, Alte AO Tag 1: 60,43 %
insgesamt 160 Fragen, Alte AO Tag 2: 56,35 %
identischen 128 Fragen, Alte AO Tag 2: 56,09 % )
Ob die Leute „durch die neue AO klüger“ geworden sind, bleibt auch fraglich.
Der Unterschied zwischen den durchschnittlichen Leistungen der "Alt-AO-ler"
und "Neu-AO-ler" erklärt sich wahrscheinlicher aus der Leistungsdifferenz der Referenzgruppe und der "Nicht-Referenzgruppe".
Die Refernezgruppe ergibt sich aus allen Studenten, die das Studium in Regelstudienzeit absolvieren. Da für alle Studenten, die ab Herbst 2003 das Studium der Medizin aufgenommen haben, die neue AO gilt, bestand in diesem Herbst die besondere Situation, dass (fast) alle „Referenzler“ nach neuer AO und (fast) alle "Nicht-Referenzler" nach alter AO ihr Examen geschrieben haben.
Der Unterschied zwischen den Referenzlern und den Nicht-Referenzlern lag in den Herbstexamina auch in der Vergangenheit bei ca. 40 Punkten.
Eine ausführliche Darstellung der Leistungsunterschiede zwischen Referenz- und "Nicht-Referenzgruppe" findet sich in unserem Artikel; "Physikum jetzt oder nie" (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/Campus/Examen/Physikum_-_Jetzt_
oder_nie) vom 22.7.2005.
In der Vergangenheit waren die Referenzler insofern bestimmend für die Bestehensgrenze als auch die Nicht-Referenzler an deren durchschnittlichen Leistungen gemessen wurden. Als Folge fielen ca. 40 % der Nicht-Referenzler durch.
Die um ca. 40 Punkte schlechteren Leistungen der "Nicht-Referenzgruppe"
gegenüber der Referenzgruppe erklärt sich aus unserer Sicht durch die Wirkung und Wechselwirkung mehrer Faktoren.
Zur Referenzgruppe gehören alle Studenten, die das Studium in Regelstudienzeit absolvieren, zur "Nichtreferenzgruppe" entsprechend alle Studenten, die verzögert zum Physikum antreten. Man geht davon aus, dass jene Faktoren, die den Scheinerwerb verzögern, sich auch negativ auf die Examensleistungen auswirken. So werden Studenten, die das Studium selbst finanzieren müssen, auch in der Examensvorbereitungszeit durch den notwendigen Gelderwerb gehandicapt sein.
Ebenso wird sich eine unzureichende naturwissenschaftliche Schulausbildung oder mangelndes naturwissenschaftliches Interesse negativ sowohl auf den Scheinerwerb als auch auf die Examensleistung auswirken.
Wird dann durch eine Nachklausur das Examen verschoben, so erhöht sich der Abstand zwischen der Ausbildung und dem Examen. Es wird mehr vergessen! Durch diese Wechselwirkungen werden dann die im Grundstudium zunächst unproblematischen Fächer zusätzlich geschwächt.
Zur "Nicht-Rreferenzgruppe" gehören auch Studenten, die schon ein- oder zweimal am Examen gescheitert sind. Der vorausgegangene Misserfolg erzeugt oder verstärkt Prüfungsängste, die wiederum Lernvermeidungsstrategien begünstigen.
Durch den erhöhten Leistungsdruck, insbesondere im dritten und letzten Examensversuch, wird der Blick vom Wesentlichen sehr weit abgelenkt, Unwichtige Dinge werden gelernt, wichtige übersehen. Weiterhin entstehen Selbstwirksamkeitszweifel, die es verhindern, sich engagiert und effektiv mit dem Physikumsstoff zu beschäftigen.
Selbstzweifel werden (über)kompensiert, indem sich die betroffenen Studenten unverhältnismäßig lange mit Themen aufhalten, die sie schon beherrschen und gleichzeitig Themen vermeiden, die in der Vergangenheit bereits für Frustration gesorgt haben. Ein nennenswerter Lernzuwachs ist bei dieser Vorgehensweise nicht zu erwarten.
Verstärkend kommt hinzu, dass Wiederholer oft den Kontakt zu Mitstudenten verlieren und sich so in eine soziale Isolation begeben, die ganz abgesehen von den motivationalen Einschränkungen auch die für die Stoffauswahl wichtigen inhaltlichen Vergleichsprozesse verhindert.
In Hochschulgremien streiten sich die Gelehrten, ob mangelnde Begabung den Zusammenhang zwischen verlängerten Studienzeiten und schlechterem Abschneiden im Examen erklärt oder ob die verlängerten Studienzeiten Ursache für das schlechte Abschneiden sind.
Vertreter der ersten Auffassung versuchen, durch schwere Prüfungen bereits während des Grundstudiums eine Selektion vorzunehmen, damit ihrer Meinung nach weniger begabte Studenten erst gar nicht zum Physikum zugelassen werden. Hier wird eine verlängerte Ausbildungszeit billigend in Kauf genommen.
Vertreter der zweiten Auffassung versuchen, die Studenten während des Grundstudiums (insbesondere im vierten Semester) zu entlasten und gestalten sehr einfache Prüfungen, damit sich die Studenten konzentriert auf das Examen vorbereiten können. An solchen Universitäten wird das staatliche Examen häufig unterschätzt. Das von den Studenten „gefühlte Wissen“ aufgrund des vorklinischen „Durchmarschs“ liegt häufig unter dem durch die Prüfung tatsächlich objektivierbaren Wissen.
Eine statistische Klärung der jeweiligen Varianzanteile ist kaum möglich.
Wir möchten daher die Betroffenen selbst aufrufen, einen Beitrag zu Klärung zu leisten!
Was meint ihr:
Welche der genannten Faktoren haben welches Gewicht?
Gibt es Faktoren, die wir vergessen haben?
Äußert euch, Worte sagen häufig mehr als Zahlen!
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oder sind die leute durch die neue AO wesentlich klüger geworden?
Liebe StudentInnen,
das Physikum H05 nach neuer AO war nicht leichter als das Physikum H05 nach alter AO. Von den insgesamt 320 gestellten Fragen waren 255 identisch. Vergleicht man diese identischen 255 Fragen, so spiegeln sich die Gesamtergebnisse ziemlich exakt wieder.
Die Leistungsschere zwischen den Ergebnissen der Studenten nach alter und neuer AO geht auf Grundlage unserer Statistik am ersten Tag sogar noch ein wenig weiter auseinander wenn nur die identischen 127 Fragen verglichen werden, am zweiten Tag bleibt sie im Vergleich der 128 identisch gestellten Fragen unverändert.
( Durchschnittliche Richtigantworten in % von den:
insgesamt 160 Fragen, Neue AO Tag 1: 73,19 %
identischen 127 Fragen, Neue AO Tag 1: 73,72 %
insgesamt 160 Fragen, Neue AO Tag 2: 69,54 %
identischen 128 Fragen, Neue AO Tag 2: 67,68 %
insgesamt 160 Fragen, Alte AO Tag 1: 60,65 %
identischen 127 Fragen, Alte AO Tag 1: 60,43 %
insgesamt 160 Fragen, Alte AO Tag 2: 56,35 %
identischen 128 Fragen, Alte AO Tag 2: 56,09 % )
Ob die Leute „durch die neue AO klüger“ geworden sind, bleibt auch fraglich.
Der Unterschied zwischen den durchschnittlichen Leistungen der "Alt-AO-ler"
und "Neu-AO-ler" erklärt sich wahrscheinlicher aus der Leistungsdifferenz der Referenzgruppe und der "Nicht-Referenzgruppe".
Die Refernezgruppe ergibt sich aus allen Studenten, die das Studium in Regelstudienzeit absolvieren. Da für alle Studenten, die ab Herbst 2003 das Studium der Medizin aufgenommen haben, die neue AO gilt, bestand in diesem Herbst die besondere Situation, dass (fast) alle „Referenzler“ nach neuer AO und (fast) alle "Nicht-Referenzler" nach alter AO ihr Examen geschrieben haben.
Der Unterschied zwischen den Referenzlern und den Nicht-Referenzlern lag in den Herbstexamina auch in der Vergangenheit bei ca. 40 Punkten.
Eine ausführliche Darstellung der Leistungsunterschiede zwischen Referenz- und "Nicht-Referenzgruppe" findet sich in unserem Artikel; "Physikum jetzt oder nie" (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/Campus/Examen/Physikum_-_Jetzt_
oder_nie) vom 22.7.2005.
In der Vergangenheit waren die Referenzler insofern bestimmend für die Bestehensgrenze als auch die Nicht-Referenzler an deren durchschnittlichen Leistungen gemessen wurden. Als Folge fielen ca. 40 % der Nicht-Referenzler durch.
Die um ca. 40 Punkte schlechteren Leistungen der "Nicht-Referenzgruppe"
gegenüber der Referenzgruppe erklärt sich aus unserer Sicht durch die Wirkung und Wechselwirkung mehrer Faktoren.
Zur Referenzgruppe gehören alle Studenten, die das Studium in Regelstudienzeit absolvieren, zur "Nichtreferenzgruppe" entsprechend alle Studenten, die verzögert zum Physikum antreten. Man geht davon aus, dass jene Faktoren, die den Scheinerwerb verzögern, sich auch negativ auf die Examensleistungen auswirken. So werden Studenten, die das Studium selbst finanzieren müssen, auch in der Examensvorbereitungszeit durch den notwendigen Gelderwerb gehandicapt sein.
Ebenso wird sich eine unzureichende naturwissenschaftliche Schulausbildung oder mangelndes naturwissenschaftliches Interesse negativ sowohl auf den Scheinerwerb als auch auf die Examensleistung auswirken.
Wird dann durch eine Nachklausur das Examen verschoben, so erhöht sich der Abstand zwischen der Ausbildung und dem Examen. Es wird mehr vergessen! Durch diese Wechselwirkungen werden dann die im Grundstudium zunächst unproblematischen Fächer zusätzlich geschwächt.
Zur "Nicht-Rreferenzgruppe" gehören auch Studenten, die schon ein- oder zweimal am Examen gescheitert sind. Der vorausgegangene Misserfolg erzeugt oder verstärkt Prüfungsängste, die wiederum Lernvermeidungsstrategien begünstigen.
Durch den erhöhten Leistungsdruck, insbesondere im dritten und letzten Examensversuch, wird der Blick vom Wesentlichen sehr weit abgelenkt, Unwichtige Dinge werden gelernt, wichtige übersehen. Weiterhin entstehen Selbstwirksamkeitszweifel, die es verhindern, sich engagiert und effektiv mit dem Physikumsstoff zu beschäftigen.
Selbstzweifel werden (über)kompensiert, indem sich die betroffenen Studenten unverhältnismäßig lange mit Themen aufhalten, die sie schon beherrschen und gleichzeitig Themen vermeiden, die in der Vergangenheit bereits für Frustration gesorgt haben. Ein nennenswerter Lernzuwachs ist bei dieser Vorgehensweise nicht zu erwarten.
Verstärkend kommt hinzu, dass Wiederholer oft den Kontakt zu Mitstudenten verlieren und sich so in eine soziale Isolation begeben, die ganz abgesehen von den motivationalen Einschränkungen auch die für die Stoffauswahl wichtigen inhaltlichen Vergleichsprozesse verhindert.
In Hochschulgremien streiten sich die Gelehrten, ob mangelnde Begabung den Zusammenhang zwischen verlängerten Studienzeiten und schlechterem Abschneiden im Examen erklärt oder ob die verlängerten Studienzeiten Ursache für das schlechte Abschneiden sind.
Vertreter der ersten Auffassung versuchen, durch schwere Prüfungen bereits während des Grundstudiums eine Selektion vorzunehmen, damit ihrer Meinung nach weniger begabte Studenten erst gar nicht zum Physikum zugelassen werden. Hier wird eine verlängerte Ausbildungszeit billigend in Kauf genommen.
Vertreter der zweiten Auffassung versuchen, die Studenten während des Grundstudiums (insbesondere im vierten Semester) zu entlasten und gestalten sehr einfache Prüfungen, damit sich die Studenten konzentriert auf das Examen vorbereiten können. An solchen Universitäten wird das staatliche Examen häufig unterschätzt. Das von den Studenten „gefühlte Wissen“ aufgrund des vorklinischen „Durchmarschs“ liegt häufig unter dem durch die Prüfung tatsächlich objektivierbaren Wissen.
Eine statistische Klärung der jeweiligen Varianzanteile ist kaum möglich.
Wir möchten daher die Betroffenen selbst aufrufen, einen Beitrag zu Klärung zu leisten!
Was meint ihr:
Welche der genannten Faktoren haben welches Gewicht?
Gibt es Faktoren, die wir vergessen haben?
Äußert euch, Worte sagen häufig mehr als Zahlen!
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