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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hurra, Hurra: mb kickt verdi raus.



SuperDoc
12.09.2005, 10:42
An alle Leidensgenossen,

hier eine kleine erfreuliche INFO (stand heute morgen in der FAZ):

Im Streit um bessere Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern hat der Ärzteverband Marburger Bund die Tarifgemeinschaft mit der Gewerkschaft Verdi aufgekündigt und will fortan selbst verhandeln. Das bestätigte der Verbandsvorsitzende Frank Ulrich Montgomery dem Berliner „Tagesspiegel am Sonntag”. Der Marburger Bund vertritt die angestellten und verbeamteten Krankenhaus- und Klinikärzte, die in den vergangenen Wochen mit Protestmärschen gegen Überstunden und für eine bessere Bezahlung demonstriert hatten.


Montgomery sagte dem Bericht zufolge, viele Mitglieder des Verbandes fühlten sich in ihrem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen von der Gewerkschaft nicht wirksam vertreten. Montgomery kündigte demnach an, der Verband wolle schon am 15. September in Stuttgart selbst mit der Tarifgemeinschaft der Länder über einen arztspezifischen Tarifvertrag für Klinikärzte an den Universitäten verhandeln. „Das geht alleine sicher besser als mit Verdi”, sagte er.

Die Länderfinanzminister sind im Streit mit den Klinikärzten laut einem „Spiegel”-Bericht zu Zugeständnissen bereit. Das Nachrichtenmagazin berichtete, bereits am Dienstag wolle der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) in einem Spitzengespräch mit Ärztevertretern verhandeln.

Montgomery nannte jüngste Verhandlungen mit der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA) Anlaß für den Bruch mit der Gewerkschaft. Die Arbeitgeber hätten ein Angebot gemacht, wonach ein 28jähriger verheirateter Arzt über zehn Jahre eine Einkommenseinbuße von fünf Prozent zu verkraften gehabt hätte. „Das haben wir abgelehnt”. Verdi hingegen habe ein „noch schlechteres Angebot akzeptiert - und da war für uns die Schmerzgrenze erreicht”.

In einer eigens einberufenen Hauptversammlung widerrief der Marburger Bund am Samstag die seit vier Jahrzehnten bestehende Kooperation. Ursprünglich hatte er gemeinsam mit der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) verhandelt, die dann in der Verdi aufging.

Vorbild ist die Pilotenvereinigung Cockpit

Montgomery sagte, die Partnerschaft habe auf Bundesebene durchaus tarifpolitische Vorteile gebracht, jedoch hätten „die Eifersüchteleien der Funktionäre vor Ort alles kaputtgemacht”. Außerdem habe es sich nicht bewährt, mit allen anderen im öffentlichen Dienst über einen Kamm geschoren zu werden. „Vom Baggerfahrer in der Lausitz bis zum Chefarzt in Berlin - das kriegen Sie einfach nicht alles in einen Tarifsack rein.”

Vorbild für den Marburger Bund ist die Pilotengewerkschaft Cockpit. Auch sie hat sich von ver.di abgespalten und verhandelt seither selbstständig. In einem spektakulären Tarifstreit hatte der Berufsverband im Jahr 2001 zweistellige Gehaltszuwächse für die Piloten erzielt.

Zoidberg
12.09.2005, 11:09
sehr gut, hoffenlich gehts jetzt aufwärts!

Herzstromkurve
12.09.2005, 12:45
sehr gut, hoffenlich gehts jetzt aufwärts!

Da können wir unseren Teil beitragen:

Werdet Mitglied !

http://212.227.175.155/bundesverband/service/mitgliedwerden/index.htm

Tombow
12.09.2005, 15:34
Nachdem die politischen "Meisterleistungen" des Marburger Bundes schon einmal für ein Fiasko gesorgt haben, sehe ich die Sache eher mit gemischten Gefühlen.

Man denke nur daran, wie aktiv der Marburger Bund mitgewirkt hat, damit das AiP abgeschafft wurde - mit dem sehr negativen Ergebnis, daß man dadurch den Klinikchefs einfach die Möglichkeit gegeben hat, Stellen einzusparen(weg mit den AiP-Stellen, nur die nötigsten Stellen wiederzubesetzen) und damit für eine Verschärfung der Situation auf dem Stellenmarkt gesorgt hat. VIELLEICHT(ja, VIELLEICHT) könnte man diesem "Erfolg" positive Seiten abgewinnen, für mich ist das aber eher ein Schuß, der nach hinten losgegangen ist.

Was das ganze mit der aktuellen Entwicklung zu tun hat - ganz einfach, das Marburger Bund scheint bei solchen Aktionen einfach wild drauf loszuhauen, ohne die möglichen Konsequenzen zu bedenken, die in dem Falle schon einschneidend sein könnten - nehmen wir mal an, man handelt mehr Gehalt aus(oder kleinere Einbußen) - bedeutet mehr Kosten für die Kliniken, die dann wiederum an den Stellen einsparen. Man würde in dem Falle auch den Herren Geschäftsführern ein unschlagbares Argument liefern - sie könnten die finanzielle Lage ihrer Kliniken auf das Verhandlungsergebnis zurückführen und damit längere Arbeitszeiten, noch mehr unbezahlte Überstunden und Stellenstreichungen rechtfertigen. Daß man damit auch erst recht das "große DRG-Kliniksterben" lostreten kann, das scheint der Marburger Bund auch nicht zu bedenken.

Und all das kann wirklich niemand von uns gut gebrauchen.

Gomer-Schreck
12.09.2005, 16:17
Man denke nur daran, wie aktiv der Marburger Bund mitgewirkt hat, damit das AiP abgeschafft wurde.Und man denke auch daran, dass das AiP nicht zuletzt auch durch das Betreiben des Marburger Bundes überhaupt erst eingeführt wurde. Ursprünglich um die praktische Ausbildung für Ärzte zu verbessern vor der Vollapprobation und der Niederlassung, denn damals durfte man sich ja auch als Nicht-Facharzt noch niederlassen.

Auch die Unsitte der Kurzverträge von maximal 6 Monaten Dauer geht auf eine Initiative des MB zurück. Also die Möglichkeit, derartige Kurzverträge für Ärzte überhaupt zuzulassen. Eigentlich wollte man damit eine höhere Fluktuation an Assistenzärzten erreichen, damit begehrte Weiterbildungs-Stellen nicht eventuell auf Jahre hinaus für die nachwachsende Generation blockiert sind weil besetzt.

Der Effekt in der Praxis war jedoch, dass die Klinikbetreiber diese Kurzverträge zur "normalen" Vertragsform machten für Assistenzärzte und diese neue Möglichkeit nun schamlos missbrauchen... weshalb sich so mancher Assistenzarzt nun ständig (sowie ständig auf's Neue!) in einer 6monatigen Probezeit befindet und selbst kurzfristige Kündigungen hinnehmen muss ohne eine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. :-( Denn während der Probezeit sind Kündigungen schliesslich auch ohne Begründung möglich. :-(

So gut sich Initiativen des MB in der Vergangenheit zunächst anhörten, fast immer führten sie dann in der Praxis zu einer weiteren Verschlechterung der Situation der Ärzte. Daher bin ich auch bezüglich des neuen Selbstvertrauens des MB hinsichtlich von Lohnforderungen eher skeptisch. Wie Tombow schon sagte: am Ende werden es wieder die Ärzte auszubaden haben.

Rico
12.09.2005, 16:22
Man denke nur daran, wie aktiv der Marburger Bund mitgewirkt hat, damit das AiP abgeschafft wurde - mit dem sehr negativen Ergebnis, daß man dadurch den Klinikchefs einfach die Möglichkeit gegeben hat, Stellen einzusparen(weg mit den AiP-Stellen, nur die nötigsten Stellen wiederzubesetzen) und damit für eine Verschärfung der Situation auf dem Stellenmarkt gesorgt hat. VIELLEICHT(ja, VIELLEICHT) könnte man diesem "Erfolg" positive Seiten abgewinnen, für mich ist das aber eher ein Schuß, der nach hinten losgegangen ist.Was wäre denn die Alternative gewesen?
Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag an dem AiP festhalten, damit auch ja keiner in der Verwaltung merkt, daß man da noch Stellen sparen könnte?
Die AiP Abschaffung hat die Stellensuchproblematik doch einfach 18 Monate vorverlagert. Es wurde ja keineswegs jeder, der ach-so-freizügig eingestellten AiPler nach den 18 Monaten auch übernommen. Oft genug war es ja so, daß z.B. drei AiPler um die eine dauerhafte Stelle konkurriert haben und derjenige, der sich in den 18 Monaten am meisten hat ausbeuten lassen (sprich am längsten geblieben, am frühsten gekommen, am meisten publiziert) dann übernommen wurde.

Das AiP mußte weg, das war eine der wenigen guten medizinpolitischen Entscheidungen der letzten Jahre.
Daß die Abschaffung die Möglichkeit zum "Mißbrauch" sprich zur Stellenstreichung gab, kann man dem MB IMO nicht anlasten.

*****************

Und wenn man sich schon das Geschwätz eines Herrn Bsirske anhört, dann muß einem doch schon klar sein, daß man von dem als Arzt nicht gut vertreten ist.

:-meinung Alles ist besser als verdi! :-meinung

Tombow
12.09.2005, 16:36
Sehe ich nicht so, Rico. In dem KH, wo ich PJ gemacht habe, wurden bisher PJler en masse als AiPler übernommen, und die meisten davon wurden auch nach ende des AiP als Assistenten übernommen. Bewirbt man sich jetzt in diesem KH als PJler für eine freie oder freiwerdende Assistentenstelle, hat man KEINE CHANCE.

Außerdem darfst Du nicht außer Acht lassen, daß das AiP doch eine Möglichkeit war, relativ leicht den Start ins Berufsleben zu machen. Und ich denke, die Möglichkeit, erste Berufserfahrung und Referenzen zu sammeln, hat die vermeintliche "Ausbeutung" im AiP mehr als relativiert und man war am Ende des AiP weitaus besser vorbereitet, was die Bewerbung und die Suche nach einer Assistentenstelle angeht(und sehr wohl auch besser dran als heutzutage).

Und, last but not least - es ging mir in dem Posting darum, daß das Marburger Bund momentan eher einen blinden Aktionismus betreibt und/oder versucht, sich politisch zu profilieren. Daß am Ende die Ärzte es ausbaden müssen und wie es in der Vergangenheit gewesen ist, das hat schon Gomer-Schreck geschildert.

Auch der vom MB selbstgewählte Vergleich mit der Vereinigung Cockpit hinkt. Da Luftfahrt mein Hobby ist, habe ich 2001 selbst den Streit zwischen VC und Lufthansa verfolgt - die Piloten haben zwar ihren Willen durchgesetzt, in der Branche(und innerhalb der Lufthansa erst recht - die Stewardessen waren damals froh, fette DREI PROZENT mehr Lohn auszuhandeln, die Piloten haben anfangs DREIßIG gefordert) aber sich damit die Reputation gieriger A-löcher geholt. Außerdem haben Ärzte leider schon ihres Berufes wegen KEINE so starken Druckmittel, wie es die Vereinigung Cockpit seinerzeit hätte, insofern sind solche Aktionen schon im vornherein zum Scheitern verurteilt.

NACHTRAG:
Daß Ver.di, Vivaldi, Rossini, oder wie die Gewerkschaft heißen mag, eher die politischen Interessen ihrer Vorsitzenden als die beruflichen Interessen ihrer Mitglieder vertritt, da stimme ich dir zu. Aber den blinden und unüberlegten Aktionismus des Marburger Bundes kann ich leider genausowenig billigen. Der ist noch schlimmer als das Geschwätz eines Herrn Bsirske. Und wie schon Gomer-Schreck es gesagt hat - am Ende werden es eh die Ärzte ausbaden müssen.

Rico
12.09.2005, 17:33
Außerdem darfst Du nicht außer Acht lassen, daß das AiP doch eine Möglichkeit war, relativ leicht den Start ins Berufsleben zu machen. Und ich denke, die Möglichkeit, erste Berufserfahrung und Referenzen zu sammeln, hat die vermeintliche "Ausbeutung" im AiP mehr als relativiert und man war am Ende des AiP weitaus besser vorbereitet, was die Bewerbung und die Suche nach einer Assistentenstelle angeht(und sehr wohl auch besser dran als heutzutage).Das man als AiP bequem ins Berufleben schliddern kann, mag ja sein, das darf auch kein Grund sein, diese Ausbeutung schön zu reden.
Mag sein, daß Chefärzte und Personalchefs von der 18-Monate-Hospitation derart verwöhnt sind, daß sie vergessen haben, wie man normalerweise Mitarbeiter einstellt. Den Luxus, nur Mitarbeiter fest einzustellen (fest - naja für 6 Jahre halt), die man vorher jahrelang hat probearbeiten lassen gibt es ja wohl in kaum einer anderen Branche.

Dann muß eben das PJ an diese Stelle treten, wenn ich mir nur Leute ins Haus lassen will, die ich schon gratis getestet habe.

Tombow
12.09.2005, 19:02
@Rico:

Über Sinn und Unsinn des AiP könnten wir uns in einem separaten Thread streiten. Ich habe es lediglich als ein Beispiel genommen, wie politische Bestrebungen des Marburger Bundes am ende nach hinten losgegangen sind und die Ärzte alles ausbaden müßten. Gomer-Schreck hat auch sehr viele weitere(und bessere) Beispiele dafür genannt.

Insofern sollte man(meiner Meinung nach), ALLES, was der MB macht, mit einem gesunden Mißtrauen begegnen, und bei den aktuellen Absichten und den möglichen Konsequenzen ist das mehr als angebracht.

PhineasGage
12.09.2005, 20:45
@Rico:
Insofern sollte man(meiner Meinung nach), ALLES, was der MB macht, mit einem gesunden Mißtrauen begegnen, und bei den aktuellen Absichten und den möglichen Konsequenzen ist das mehr als angebracht.


Das sollte man bekanntlich generell bei allen Lobby-Verbänden tun.
Allerdings wage ich einfach mal die These, dass man als Mitglied im mb eher die chance hat, etwas mitzubestimmen oder zumindest seine meinung kund zu tun( im vergleich zu einer partei-mitgliedschaft).
Ansonsten gilt das nervige "nicht meckern, sondern mitglied werden und was verändern" ;-)

Tombow
12.09.2005, 20:53
@Phineas:

Nur daß beim MB wohl wie bei kaum anderer "Gewerkschaft" fast alle Ideen und Veränderungen bisher nach hinten losgegangen sind. Was unmißverständlich sagt, daß die Spitze da einfach alles nach ihren eigenen Interessen/ihrem eigenen Gutdünken macht.

Und, um zum Thema zurückzukommen: was wäre denn dir lieber, mehr Gehalt und arbeitslos/stellensuchend oder weniger Gehalt, dafür aber Arbeit? Und die Ideen, die der Marburger Bund momentan verbreitet, werden unweigerlich zum ersten führen, wenn man sie durchsetzt.

Und an alle, die sich denken, der Marburger Bund wäre gut für die Ärzte und würde ihre Interessen vertreten - Vertreter des Marburger Bundes haben auch stillschweigend damals das anfängliche Entwurf des Hammerexamens gebilligt. Und wer heute in den höheren Semestern ist, kann sich wohl sehr gut an die Demos DAGEGEN im Winter 2002 erinnern.

Herzstromkurve
13.09.2005, 08:28
Als jemand, der für netto 1100,-DM AIP gemacht hat und als Vater eines Kindes in der Zeit Sozialhilfeempfänger war wärend ich nachts die Patienten aus ganz Südbaden auf die Intensiv bekommen hat, halte ich die Abschaffung des AIP für eine gute Sache. Im übrigen frage ich mich, wo denn die ganzen Stellen hin sind, wenn bisher viele AIP eingestellt wurden und dann auch in großer Zahl übernommen wurden :-???
Dass der MB mit Vorsicht zu genießen ist, ist mir schon klar, ich war bis jetzt auch kein Mitglied. Aber nicht zuletzt durch die Demonstzrationen haben sich jetzt ja durchaus progressivere Kräfte im MB durchgesetzt und eben die Abkopplung von Verdi erreicht. Wie schlecht uns Verdi vertreten hat, ist nicht nur an der aktuelle Diskussion zum TVÖD abzulesen sondern täglich in der Klinik zu erleben, wenn ein ganzer Berufsstand für den (Verdi-dominierten) Betriebsrat nicht zu existieren scheint.
Mein Fazit ist daher:
Angesichts der für mich inakzeptablen Situation hinsichtlich Bezahlung und Arbeitsbedingungen muss sich was ändern.
Dies ist nur durch organisierten Protest möglich. Aufgrund der schlechten Selbstorganisationsfähigkeiten der Ärzte brauchen wir eine Organisation dafür. Da bietet der MB im Moment die einzige Alternative. Durch möglichst hohe Mitgliedszahlen können wir die "Schlagkraft" vom MB erhöhen. Außerdem kann man hier auch als Einzelner noch em ehesten etwas erreichen (der Job als Assistentensprecher ist ähnlich begehrt wie eine Allgemeinarztpraxis an der polnischen Grenze ;-) ).

Und hinsichtlich Ausbaden: Derzeit baden wir Ärzte die meisten Mängel/Probleme im Gesundheitswesen aus: "Was weder Krankenschwester, noch -schülerin noch Zivi noch Reinigungskraft machen will, machen wir Ärzte.." ;-) Nicht zuletzt deswegen, weil ärztliche (Mehr-)Arbeit nichts kostet und daher betriebswirtschaftlich nicht kalkuliert werden muss.

Peter_1
13.09.2005, 09:53
Das sehe ich genauso wie Herzstromkurve, auch ich habe den AiP Status noch "geniessen" dürfen. Das hieß normale Arbeit wie alle anderen zu machen (von wegen "einfacher" Start ins Berufsleben, ganz zu schweigen von dem Sinn des Wortes "Praktikum"), dafür aber nur einen Hungerlohn zu bekommen, von Patienten ständig gefragt zu werden "sind Sie überhaupt richtiger Arzt" und noch viele andere "vorteilhafte" Dinge. Ich habe jetzt gerade meine Stelle gewechselt und kann nicht bestätigen das die Stellensituation so angespannt ist wie behauptet (abgesehen von Ballungsräumen wie München, Berlin etc., in dénen die Stellensituation auch vor Abschaffung des AiP nicht rosig war). Welche Stellen wollen die denn noch streichen? Angesichts der "Notbesetzung in vielen Krankenhäusern ist da auch nicht mehr viel Luft drin. Auch die nicht vorhandene Vertretung von ärztlichen Interessen im Betriebsrat durch Verdi kann ich bestätigen. In meiner vorherigen Klinik war Verdi im Betriebsrat stark vertreten und hat sich für Arbeitsverbesserungen von so gut wie allen Berufsgruppen auch eingesetzt, dieses galt aber nicht für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen von Ärzten. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, ich finde die Verbesserung der Arbeitsbedingungen vom Pflegepersonal genauso wichtig, jedoch wurde die Ärzteschaft systematisch vergessen. Wenn eine Gewerkschaft für sich in Anspruch nimmt für die Rechte von allen in ihr vertretenen Berufsgruppen einzutreten, dann soll sie es auch tun! Natürlich ist der MB kein fehlerloser "Verein", jedoch scheinen mir einige Wortmelder hier am typischen deutschen Syndrom zu kranken. Immer aus der Distanz meckern, jegliche Veränderung wird erst mal pessimistisch (und abwartend) beäugt. Jeder der aber handelt kann sich des Angriffes von Leuten die passiv vor sich hin "individualisieren" sicher sein. Dann besser doch nichts machen, über die "da oben" (wahlweise einsetzbar: Parteien, Gewerkschaften etc.) meckern und abwarten was passiert oder wie? Jeder der schon mal den Spaß hatte als Assistentensprecher für Veränderungen einzutreten wird wahrscheinlich wissen was ich meine.

Pascal
13.09.2005, 11:16
Sicher hat der MB genug Unsinn in der Vergangenheit gemacht. Aber derzeit laufen doch wirklich Schritte in die richtige Richtung. Und gerade die Abspaltung von Verdi ist doch wohl als positiv zu beurteilen. Mal ganz im Ernst. Für Verdi war die Ärzteschaft doch ein bereich wo man Zugeständnisse machen konnte, damit es woanders besser geht. Damit ist nun Schluß. Aus der Richtung jedenfalls.

PhineasGage
14.09.2005, 09:37
@tombow
gebe dir recht, habe aber auch schon in einem ganz anderen verband miterlebt, dass es lokal/regional einigen gestunken hat, was "die da oben" so treiben....nach einem jahr war der zauber vorbei, der landesverband hatte so was wie ne kleine revolution losgetreten....
ich weiß, wie schwierig so was ist, aber ein bisschen an das gute in der welt zu glauben, kann ja nicht schaden
zu gehalt & stellen...wie wär`s mit einem gesunden mittelmaß, dass was "cockpit" damals gemacht hat war an der zu unmoralischem verhalten...dennoch würde ich es mehr als begrüßen, wenn endlich mal europäische rechtssprechung bzgl. arbeitszeiten durchgesetzt werden würde; ich weiß, wie man sich im RD mit 24h ohne Schlaf fühlt, das möchte ich im Krankenhaus dann nicht mit 36h erleben....

Thomas24
14.09.2005, 22:45
Das sehe ich genauso wie Herzstromkurve, auch ich habe den AiP Status noch "geniessen" dürfen. Das hieß normale Arbeit wie alle anderen zu machen (von wegen "einfacher" Start ins Berufsleben, ganz zu schweigen von dem Sinn des Wortes "Praktikum"), dafür aber nur einen Hungerlohn zu bekommen, von Patienten ständig gefragt zu werden "sind Sie überhaupt richtiger Arzt" und noch viele andere "vorteilhafte" Dinge. Ich habe jetzt gerade meine Stelle gewechselt und kann nicht bestätigen das die Stellensituation so angespannt ist wie behauptet (abgesehen von Ballungsräumen wie München, Berlin etc., in dénen die Stellensituation auch vor Abschaffung des AiP nicht rosig war). Welche Stellen wollen die denn noch streichen? Angesichts der "Notbesetzung in vielen Krankenhäusern ist da auch nicht mehr viel Luft drin. Auch die nicht vorhandene Vertretung von ärztlichen Interessen im Betriebsrat durch Verdi kann ich bestätigen. In meiner vorherigen Klinik war Verdi im Betriebsrat stark vertreten und hat sich für Arbeitsverbesserungen von so gut wie allen Berufsgruppen auch eingesetzt, dieses galt aber nicht für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen von Ärzten. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, ich finde die Verbesserung der Arbeitsbedingungen vom Pflegepersonal genauso wichtig, jedoch wurde die Ärzteschaft systematisch vergessen. Wenn eine Gewerkschaft für sich in Anspruch nimmt für die Rechte von allen in ihr vertretenen Berufsgruppen einzutreten, dann soll sie es auch tun! Natürlich ist der MB kein fehlerloser "Verein", jedoch scheinen mir einige Wortmelder hier am typischen deutschen Syndrom zu kranken.

Kann das gesagte nur zu 100% unterstützen. Habe die "Freuden des AiP" (Praktikum? Sanfterer Übergang? HA!) zum Glück (Gnade der späten Geburt) nur für vier Monate mitmachen dürfen, kam mir mit einem Nettogehalt (damals ca. 860 Euronen) unterhalb der derzeitigen offiziellen Armutsrisikogrenze (in D derzeit etwa 940 Euro)als Akademiker ziemlich ver**** vor. :-((

Und wenn ich dann zum Vergleich anfing, den Stundenlohn der Putzfrau auszurechnen, trug das Ergebnis auch nicht gerade zum Selbstwertgefühl bei. Mag sein, das durch die AiP Abschaffung auch Probleme entstanden sind. Wohlgemerkt vereinzelt- denn von einer massenhaften, bundesweiten Ärztearbeitslosigkeit ist mir noch nichts bekannt- aber das kann man dem MB wirklich nicht anlasten.

Die Abschaffung des AiP war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung- (im übrigen finde ich es als eine Unverschämtheit, das das PJ im Regelfall noch völlig unvergütet ist). Aber bis das PJ halbwegs auf dem Niveau des Referendariats angelangt ist, wird noch viel Wasser die Wupper runterfliessen...

Naja egal, ich schweife ab. In den von Ver.Di dominierten Betriebsräten gibt es immer die unangenehme Tendenz, völig losgelöst von den Interessen der eigenen Kollegen zu entscheiden, sondern rein nach dogmatischen Gesichtspunkten. Ich arbeite in einem größeren Uniklinikum, und wenn man mal das zweifelhafte Vergnügen hat, den dogmatischen Argumentationen unseres allgemeinen Betriebsrates zu lauschen- dann wird einem ganz anders. Und die Interessen der Ärzteschaft kommen überhaupt nicht vor- (es sitzt ja auch kein einziger Kollege im Betriebsrat)... dabei sollte man ja eigentlich meinen, das die ÄrztInnen und Ärzte in einem KRANKENHAUS ja vielleicht nicht *die allerunwichtigste* Berufsgruppe sind, und das ihre Interessen auch mal ab und zu zur Sprache kommen sollten :-dafür.
Der -nicht von Ver.Di dominierte- wissenschaftliche Betriebsrat gibt da schon einen wesentlich besseres Bild ab.

Ich bin daher voll und ganz damit einverstanden, das der MB sich von Ver.Di abgekoppelt hat- schließlich soll der MB *unsere* Interessen vertreten, und nicht ständig unsere Interessen (sind ja eine kleine Berufsgruppe) auf dem Altar des vermeintlichen Gemeinwohls opfern.

Mich würde es beispielsweise mal interessieren, was die SPD oder die Gewerkschaften eigentlich davon halten, das das durchschnittliche Assi Grundgehalt mit dem Gehalt eines Facharbeiters konkurriert. Verdient eigentlich der Facharbeiter zuviel? Oder verdienen wir zu wenig? WIE VERTRÄGT SICH DAS BITTESCHÖN MIT DER "SOZIALEN GERECHTIGKEIT" (nebenbei bemerkt, die vielleichst schrecklichste verbale Nebelkerze, die die SPD jemals aus dem Hut gezaubert hat), wenn akademische Arbeitskräfte, die Verantwortung für Leib, Leben und Gesundheit von Patienten übernehmen sollen- gerne auch nachts, an Feiertagen und Wochenenden- zu Konditionen arbeiten, die den meisten Facharbeiter veritable Zornesfalten bescheren würden??? Ohne Bereitschaftsdienste, gelegentliche Gutachen o.ä. kommt man finanziell einfach nicht auf einen grünen Zweig. Als Single mögen 1.600-1.700 Euro ja ok sein, aber wenn später mal eine Familie davon ernährt werden soll... na danke.
Solidarität (auch so eine pervertierte Lieblingsvokabel der Gewerkschaften) kann nicht immer nur in eine Richtung funktionieren-

Von einem Herrn Bsirske, oder einer Frau Engelen- Käfer fühlte man sich ja nicht wirklich gut repräsentiert. Bei den öffentlichen Auftritten und Äusserungen des einen fühlte ich mich immer ein wenig peinlich berührt- und bei der anderen wäre eine kranielle Bildgebung auch sicher aufschlußreich.

Fazit: Nein zu Ver.Di, Nein zu weiteren Abstrichen in den Tarifen (die bestehenden Verhältnisse sind schon schlecht genug- und davon sollen nochmal 10% abgehen???), Ja zu separaten Verhandlungen :-dafür

Gomer-Schreck
15.09.2005, 01:09
Hallo Thomas!

Ich stimme dem von Dir Gesagten eigentlich voll und ganz zu. Auch ich finde die Abspaltung des MB von ver.di durchaus als begrüßenswert.

Das Problem bei Lohnverhandlungen für Ärzte scheint mir jedoch folgendes zu sein:
anders als bei Streiks z.B. von "den Metallern" haben Ärzte schließlich nicht nur die Arbeitgeber, also nicht nur die Klinikbetreiber als Gegner.

Die Klinikbetreiber sind schließlich in nicht unerheblichem Maße von den Geldern abhängig, die sie von den Krankenkassen bekommen, die Krankenkassen wiederum berufen sich auf die durch den Gesetzgeber erlassenen Bestimmungen was sie wofür bezahen sollen (wobei die Kassen auch zu Zeiten angeblich leerer Kassen dennoch immer genügend Geld hatten für protzige Verwaltungsneubauten und teure Werbekampagnen :-( ).

Anders als ver.di oder "Cockpit" hat es der MB (und damit die Ärzte) bei Lohnverhandlungen also nicht nur mit einem "Gegner" zu tun der bei diesen Verhandlungen "unter Druck gesetzt werden muß" sondern gleich mit drei Gegnern! Dazu noch die Bevölkerung, die in großen Teilen die Ärzte ja noch immer allesamt als Großverdiener betrachten.

Eigentlich müßte der MB also vor allem massiven Druck auf die Politik ausüben, die sich nicht zuletzt in Person unserer Gesundheitsministerin die Ärzte ja ohnehin zum Feinbild erkoren hat und die Ärzte als die eigentlich Schuldigen an der Finanzmisere im Gesundheitswesen darzustellen versucht.

Man denke da nur an Frau Schmidt's Aussage "Ich kann nicht jeden von Ihnen (Anmerkung von mir: also nicht jeden Arzt) zu Millionären machen."

Bei soviel Ignoranz und ideologischen Scheuklappen kann man eigentlich nur das große Heulen kriegen.

Wenn der MB also lediglich versucht bei den Klinikbetreibern Druck auszuüben, setzt der den Hebel eigentlich an der falschen Stelle an. Doch wo sind die Politiker, die an einer Verbesserung das Ärztegehälter auch nur halbwegs Interesse hätten? Und aus diesem Grund habe ich ja auch die Befürchtung, daß Lohnerhöhungen für Ärzte die Ärzteschaft letztlich vermutlich teuer zu stehen kommen würden.
:-meinung

Durch Stellenkürzungen, weitere Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, noch mehr unbezahlte Überstunden oder ähnliches... so sehr Gehaltsvebesserungen auch zu begrüßen wären. :-nix

DoktorW
16.03.2006, 17:04
der Bsirske scheint jetzt beleidigt zu sein mit seinen albernen Provokationen die er da vom Stapel lässt!

Thomas24
16.03.2006, 22:30
der Bsirske scheint jetzt beleidigt zu sein mit seinen albernen Provokationen die er da vom Stapel lässt!

Er tut mir auch so richtig leid... ooooh. Schön, das er mit dem knapp sechs wöchigen Streik seine Gewerkschaft an den Rand des Ruins gebracht hat, um am Ende so "glorreich" aus den Verhandlungen gekommen zu sein... :-D