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Scrotum
13.09.2005, 11:15
New Orleans: Ärzte töteten Schwerkranke

Ärzte in New Orleans töteten schwerstkranke Patienten, die ihrer Ansicht nach nicht mehr evakuiert werden konnten.
Publiziert vor 10 Stunden 44 Minuten

Als die Südstaaten-Metropole New Orleans evakuiert werden musste, spielten sich in den Spitälern zum Teil dramatische Szenen ab. «Ich verabreichte mehreren schwer kranken Patienten Morphium-Spritzen», sagte eine Ärztin der Zeitung «The Mail on Sunday».

Sie hätten das Spital rasch verlassen müssen, weil das Personal von
bewaffneten Plünderern bedroht worden sei, erklärte die Medizinerin weiter und fügte an: «Das, was ich und viele meiner Berufskollegen taten, war nicht Mord, sondern Mitgefühl. Diese Menschen
wären sowieso gestorben.»

Schlimm sei vor allem gewesen, dass sie gezwungen waren, das Gegenteil ihres eigentlichen Auftrages zu tun, nämlich Leben zu beenden statt zu retten. «Ich bitte Gott um Gnade und dass er meiner Seele wieder Frieden schenken möge», so die Ärztin.

Nach dem Hurrikan Katrina wurde die 500000-Seelen-Stadt New Orleans praktisch vollständig evakuiert.

www.20min.ch

Was soll man denn dazu noch sagen? :-(( Wie beurteilt ihr das ethisch? Ich weiss ehrlichgesagt nicht, was ich davon halten soll.

Rugger
13.09.2005, 11:38
«Ich verabreichte mehreren schwer kranken Patienten Morphium-Spritzen» Offen gesagt: das passiert doch Tag für Tag auch auf deutschen Intensivstationen. Jetzt wird es halt durch die besondere Situation in New Orleans medial hochgepusht. Für mich kein Aufhänger für eine differenzierte Betrachtung.

R.

DoktorW
13.09.2005, 12:01
im übrigen ist dort ein Katastrophenfall. Da gelten sowieso andere Gesetze!

Der K-Fall ist kein normaler Medizineralltag und somit ist das in meinen Augen nicht unethisch.
Bei Großschadenslagen wie z.B. Eschede wird auch entschieden wem aktive Sterbehilfe zukommt und wen man versucht zu retten.

Das ist Katastrophenmedizin mit anderen "Regeln".

Pascal
13.09.2005, 12:05
Denke auch, daß das ne besondere Situation war. Ob es wirklich keine möglichkeit gab, daß die Leute überleben konnten, kann ich nicht beurteilen, war ja nicht da. Aber ich habe auch keine großen Schwierigkeiten es zu glauben.
Ich denke in so einer Situation gelten wirklich eigene Gesetze, und man kann nur hoffen nie selber so eine Entscheidung treffen zu müßen.

milz
13.09.2005, 17:21
Sie hätten das Spital rasch verlassen müssen, weil das Personal von
bewaffneten Plünderern bedroht worden sei, erklärte die Medizinerin weiter und fügte an: «Das, was ich und viele meiner Berufskollegen taten, war nicht Mord, sondern Mitgefühl. Diese Menschen wären sowieso gestorben.»
Geht der Kapitän nicht immer als letztes vom Schiff? In diesem Fall wäre er wohl mitabgesoffen. Man kann wirklich froh sein, wenn man nie in die Situation kommt, solche Entscheidungen treffen zu müssen!

Scrotum
13.09.2005, 19:59
Ich kann mir nicht vorstellen, dass aktive Sterbehilfe auf deutschen Intensivstationen Alltag ist. Es geht hier nicht um indirekte Sterbehilfe, sondern um Injektionen, die den Tod beabsichtigten.

@Doktor W

Bist du da sicher mit Eschede? So wie ich gelernt habe zu triagieren, werden die (zu) schwer Verletzten nicht behandelt, aber man bringt sie doch auch nicht um!

DoktorW
13.09.2005, 20:37
Man bringt sie vielleicht nicht zwingend aktiv um, aber es gibt bei der Triage sehr wohl auch eine Kategorie von Patienten, bei denen erst mal nichts bis hin zur Schmerzlinderung und damit auch aktive Sterbehilfe getan wird.
Triage heißt ja auch nicht alle retten sondern eher die retten, bei denen man eine Chance haben wird!

Und zum Thema Intensivstationen: offiziell gibt es das sicher nicht, die Praxis zeigt das Gegenteil und das nicht nur auf Intensiv!

Als Kapitän würde ich mich auch nicht sehen. Da will ich keinen "Heldentod" sterben nur weil ich meine Patienten retten wollte oder Ihnen einen sanften Tod zukommen lassen wollte. Da rette ich dann irgendwann doch auch lieber meinen eigenen Hintern!

Rugger
13.09.2005, 20:57
Man bringt sie vielleicht nicht zwingend aktiv um, aber es gibt bei der Triage sehr wohl auch eine Kategorie von Patienten, bei denen erst mal nichts bis hin zur Schmerzlinderung und damit auch aktive Sterbehilfe getan wird.Absolut, und das steht auch in jeder Richtlinie so drin. Und ich vermute mal, daß man bei jeder Großschadenslage auf Patienten treffen wird, denen tatsächlich nicht mehr zu helfen ist - warum dann nicht Schmerzmittel in absolut ausreichender Menge geben?

Und zum Thema Intensivstationen: offiziell gibt es das sicher nicht, die Praxis zeigt das Gegenteil und das nicht nur auf Intensiv!Definitiv.
Siehe auch hier. (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showpost.php?p=221390&postcount=17) Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Da will ich keinen "Heldentod" sterben nur weil ich meine Patienten retten wollte oder Ihnen einen sanften Tod zukommen lassen wollte. Da rette ich dann irgendwann doch auch lieber meinen eigenen Hintern!Ich will nur hoffen, daß ich zeitlebens nicht in eine solche Situation komme. Das Zurücklassen von Patienten ist für mich so ziemlich das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.

R.

DoktorW
13.09.2005, 21:03
Ich will nur hoffen, daß ich zeitlebens nicht in eine solche Situation komme. Das Zurücklassen von Patienten ist für mich so ziemlich das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.

R.

Dem kann ich nichts hinzufügen. Dies stellt eine absolute Ausnahmesituation dar, in der auch jede Ausnahme von der Regel ehtisch und legitim sein sollte!

Pascal
14.09.2005, 20:02
Das Zurücklassen von Patienten ist für mich so ziemlich das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.

Weis ja nicht. So schlimm wie das sein dürfte. Aber getötet werden fänd ich schlimmer.