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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 1.Assistenzarztstelle: grosses oder kleines Haus



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fluo
22.09.2005, 16:52
Hallo, habe mich jetzt endlich entschlossen in welchem Bereich ich mich bewerben will und schwupps, schon steht das nächste "Problemchen" vor der Tür...Ich würde gerne 2-3 Jahre Unfall-/allgemeinChirurgie machen, um ne möglichst breite Grundlage und einen groossen èberblick zu kriegen. jetzt habe ich schon von mehreren gehört, dass sich gerade für den Anfang ein kleineres Haus lohnt, weil man dort eher was machen darf. Andererseits raten mir andere dann auch wieder ab, weil "einmal kleines Haus immer kleines Haus" und ich würde mir die Option Uniklinik schon ganz gerne offen halten. hat da jemand Erfarhungen gemacht? Und wenn, kennt jemand im raum Freiburg/Karlsruhe/Stuttgart/Basel eine Klinik, die er/sie emfehlen kann? Bin für jeden tipp dankbar!
Fluo

GOMER
22.09.2005, 17:11
Also ich kann nur ANÄ-Erfahrungen von zwei Freunden weitergeben. Beide waren in Regelversorgunshäusern.
Die durften eigentlich alles machen und hatten nach einem Jahr schon einen relativ guten Überblick über die gesamte Fachrichtung, dagegen hat ein Bekannter vom einen berichtet, daß er an der Uni bisher nur mit zwei operativen Berichen zu tun hatte. Der konnte dann Plexusblockaden und ITNs auswendig aber hatte von PDKs noch nie was "gehört".

Die Niere
22.09.2005, 21:05
...èberblick...Von welchem Schweizer PC hast du denn geschrieben :-)) Passiert mir auch immer wieder...

gruesse, die niere :-D

timokaan
23.09.2005, 10:43
Erfahrungen (Innere):

Habe an nem großen Haus (1000+ Betten) PJ gemacht und bin dann an ein kleines-mittleres (270 Betten, 85 Innere) gegangen.

Die Vorteile des kleineren Hauses liegen erstaunlicherweise in den NAchteilen: man bekommt ein sehr breites Spektrum an Medizin mit. Wenn man Glück hat, macht man Intensivtherapie und RTW mit. Das bringt bezüglich Ausbildung, Sicherheit und Selbstvertrauen auf DAUER viel.

Der Nachteil liegt aber auch klar auf der HAnd: bei mir war nach dem 3. Monat der 1. Dienst angesagt (Hintergrund nur (An)Rufbereitschaft). Mit allen Konsequenzen: alleine für die Innere verantwortlich, alleine für Ambulanz verantwortlich, alleine für die Zugänge verantwortlich und -last but schlafraubend- alleine für Intensiv- und Intensivzugänge verantwortlich.

Bei den geringen praktischen Fähigkeiten, die ich im PJ erlernt habe, war es schon ein großer, angsterfüllender Schritt. Mittlerweile (nach 9 Monaten) wird es besser, aber abgeklungen ist es natürlich noch nicht. Wenn ich mir überlege das das Highlight eine Schrittmacherschleuse nachs um 1:00 auf der Intensiv (unter telefonischer Anleitung) war, bekomme ich noch immer weiche Knie.

Also - wenn man was sehen will, und was machen will - halte ich ein kleines Haus für sehr geeignet. Leider bürdet man sich damit auch ne Menge an zusätzlicher (Notfall)Verantwortung auf, die in einem größeren HAus, der meist noch anwesende ältere Kollege übernommen hätte. Jedenfalls wäre es so in meinem PJ-Haus gewesen...
:-dafür

Hubschrauberfanatike
24.09.2005, 10:49
Nun ja an dem Haus möchte ich dann mal nicht als Arzt, oder auch als Patient ankommen. Ich weiß ja nicht ob dir bewusst ist in welche Lage man sich da schnell rechtlich bringt, Eingriffe durchzuführen für die man nicht qualifiziert ist. Da ist ganz schnell mal eine Klage am Hals, und da springt dann der Oberarzt nicht in die Bresche. Bei uns an der Uni wird gerade ein Assi verklagt, weil bei einer Dilatationstracheotomie der Patient gestorben ist, und da war der Oberarzt nebendrann gestanden. Ich denke mal das er Glück haben wird und das die Klage abgewiesen wird. Da will ich nicht wissen wie die Chancen aussehen wenn bei solchen telefonischen Sachen der Patient stirbt oder schwere Komplikationen hat.
Anscheinend denkt bei so einer Dienstverteilung keiner an die Patienten.
Ich bevorzuge da lieber ein nicht universitäres grosses Haus, wo einem alles Geboten werden kann, und man vernünftig eingearbeitet wird, da die Resourcen da sind. Ist ja nicht Sinn der Sache das man auf Kosten der Patienten sein Selbstbewusstsein aufbauen kann. Kostendruck hin oder her.

timokaan
24.09.2005, 11:56
Hm. Naja, Notfallkompetenz ist so eine Sache.

Ich denke Du sprichst auf den Patienten mit dem temporären Schrittmacher an. Also - die Schleuse dafür zu legen war tatsächlich eine Notfallindikation - und wenn kein anderer Arzt da ist - was würdest du tun? Leider geht es in ländlich strukturierten Gegenden einfach nicht, sämtliche Kapazitäten vorzuhalten.
Und wenn es eben dauert, bis dien Hintergrund da ist - weil gerade eine Notfallverlegung da ist, und er damit unterwegs ist - muss man eben ran. Die REGEL ist das sicher nicht, aber gewiss auch nicht dir krasse Ausnahme.

Die 3 Monate bis zur Diensteinarbeitung - das ist Usus. Ich habe mich an 8 verschiedenen Häusern beworben und Vostellungsgespräche gemacht, nicht, weil sie mich alle interessierten, sondern um die Lage abzuchecken. In allen kleineren Häusern - fernab der Hochschulen - ist eine 3-Monate-bis-Dienst-Zeit Usus gewesen.

Man mus nur mal rechnen: gibt es 8 Assistenzärzte (von denen immer einer im Urlaub/Frei/Frei nach Dienst ist), dort ist die Dienstbesetzung eben knapp, eine andere Chance gibt es gar nicht... als ziemlich schnell schwimmen zu lernen.

Doktor_No
24.09.2005, 12:19
ist wohl wahr. bei einigen gesprächen wurde mir auch ganz klar gesagt, dass es in erster linie anfangs darum geht, dienstfit zu werden, um dann relativ zügig einsetzbar zu sein. das ist doch ganz normal! auch an grossen häusern ist nach kürzerer zeit dienstschieberei angesagt, denn neben stationskram ist das doch das für die anderen entlastende... ich denke, haarige situationen werden sich weder an kleinen noch grossen häusern vermeiden lassen.

timokaan
24.09.2005, 12:42
Gut gesprochen! :)

Hubschrauberfanatike
24.09.2005, 15:34
In den Häusern wo ich mich beworben habe und Vorstellungsgespräche hatte waren Dienste immer erst nach einem halben Jahr Pflichtprogramm :) Finde ich auch richtig so, da waren Uni's, große und kleine Häuser dabei.

timokaan
24.09.2005, 15:59
Vielleicht war da der Personalnotstand nicht so groß? *Spekulier* :-top

Endomorphismus
24.09.2005, 20:26
Auch ich habe mich für die Chirurgie entschieden und war mir lange Zeit nicht sicher, ob Uniklinik oder Kreiskrankenhaus...
Ich habe dann an einem Kreiskrankenhaus angefangen und dies nie bereut. Es gibt aber beträchtliche Unterschiede, auch zwischen Krankenhäuser gleicher Größe, so daß man Dinge wie Dienstbelastung und Weiterbildung vorher gut klären sollte, im Vorstellungsgespräch und möglichst auch in einer kurzen Hospitation, 3 Tage reichen.
Ich mußte dann auch sehr früh (nach 6 Wochen) Dienste machen, das war aber kein Problem. Brenzlige Situationen werden einem immer wieder begegnen, auch nach mehrjähriger Erfahrung. Ich empfand es als sehr positiv, früh Verantwortung tragen zu können, und habe dabei viel gelernt.
Operativ bin ich auch gut zum Zug gekommen. Vor allem habe ich festgestellt, daß das OP-Spektrum, welches für Berufsanfänger in der Chirurgie interessant ist, sich eher am Kreiskrankenhaus befindet. Transplantationen und ähnliches sind zwar interessant, aber da darf man an der Uni auch bestenfalls assistieren, während die "Routineeingriffe", die für die Ausbildung geeignet sind, an kleinen Häusern meistens häufiger sind. Und es gibt nicht unendlich viele Assistenten, die noch vor einem in der Schlange für die OPs stehen...
Sehr geschätzt habe ich auch die familiäre Atmosphäre eines kleinen Hauses.
Alles in allem würde ich wieder meine erste Stelle an einem Haus der Grund- und Regelversorgung antreten, später kann man bei Bedarf immer noch an ein größeres Haus wechseln.
Der Schritt in die Uniklinik ist einem mitnichten verbaut. Ich habe mich nach zwei Jahren Kreiskrankenhaus an mehreren Unis beworben und hätte überall anfangen können.

pdoc
25.09.2005, 19:27
also ich bin im moment in einer ortho-abteilung einer uni.
es gibt vor und nachteile.
vorteile sind z.b., dass man hier schnell seine wirbelsäulenoperationen voll hat (man benötigt ja nur erstassistenzen). bei uns finden nun mal 2 große wirbelsäulen ops am tag statt. in kleinen häusern sind es vielleicht 2 im monat (z.b. skoliose ops), wenn überhaupt.
dienst musste ich auch nach 4 wochen machen (ohne hintergrund im haus), aber zum glück gibt es nicht so viele orthopädische notfälle.
es zählt immer noch der satz: von groß nach klein geht immer, von klein nach groß nimmer (in der regel zumindest).
trotzdem finde ich es nicht gut, wenn man an die uni geht, um mal ein großes spektrum kennenzulernen.
eine uni hat immer noch einen lehr- und forschungsauftrag, deswegen bin ich der meinung, man sollte nur an eine uni gehen, wenn man diese aufträge auch gerne erfüllen will und nicht nur zwangsweise mitmacht.

Leggo1
25.09.2005, 19:34
es zählt immer noch der satz: von groß nach klein geht immer, von klein nach groß nimmer (in der regel zumindest).


eine uni hat immer noch einen lehr- und forschungsauftrag, deswegen bin ich der meinung, man sollte nur an eine uni gehen, wenn man diese aufträge auch gerne erfüllen will und nicht nur zwangsweise mitmacht.

Dem kann ich mich anschliessen. Es ist immer Frage, was man denn schlussendlich möchte. Wer auf Forschung pfeifft, der kann auch auf die Uni pfeiffen und seinen weiteren Weg in der (erweiterten) Grundversorgung machen. Aber wenn die Uni das langfristige Ziel ist, dann würde ich auch dort beginnen - nur schon um zu schauen, ob das überhaupt das Richtige ist.

Endomorphismus
26.09.2005, 18:01
es zählt immer noch der satz: von groß nach klein geht immer, von klein nach groß nimmer

Dem kann ich so gar nicht zustimmen. Wie schon gesagt, habe ich mich nach 2 Jahren Kreiskrankenhaus auch an mehreren Unikliniken beworben und wäre überall genommen worden. Die Chefs der Unikliniken wissen meistens schon, daß man an einem kleinen Haus mehr klinische und operative Ausbildung genießt als bei ihnen, das gilt zumindest für die Chirurgie.
Einer unserer Oberärzte riet mir sogar, den Facharzt an einem nichtuniversitären Haus zu machen und dann, falls ich akademische Ambitionen hätte, mich an einer Uniklinik zu bewerben. Den Facharzt habe ich dann in der Tasche und kann mich ganz entspannt der Forschung widmen.

Es ist richtig, daß man an die Uni nur gehen sollte, wenn man auch forschen möchte. Ein großes Spektrum gibt es sonst auch an Häusern der Maximalversorgung zu sehen.

wiedumirsoichdir
26.12.2008, 17:19
Ich habe diesen thread ausgegraben, da ich vor der gleichen qual jetzt stehe. Ich weiß, dass ich theoretisch interessiert bin, und dass ich gerne forschen würde.

Allerdings sehe ich ein, dass mein jetziges wissen nicht ausreicht, um auf viele ideen zu kommen, wenn ich bei jmd mitforschen würde, wäre ich eher als labortassistent tätig.

Ich habe gedacht, es wäre vorteilhaft, sich zeit zu nehmen, mehr molekülarbiologie + chemie zu lernen, aber wo hat man diese zeit am ehesten? Große Uni oder mittelgroßes spital? Oder sogar mini-spital?

Lava
26.12.2008, 17:57
Das bringt alles nichts, wenn du nicht gleichzeitig auch im Labor stehst und was tust. Klar kommst du am Anfang nicht auf eigene "Ideen", aber da gibt es ja erfahrene Kollegen und einen Chef der Arbeitsgruppe. Wenn du dann irgendwo mitarbeitest, lernst du die Methoden kennen und irgendwann auch, Probleme zu lösen etc. Hilfreich ist es auch, wenn du als Postdoc Vollzeit ins Labor gehst. Aber Bücher lesen allein bringt nichts! :-meinung

wiedumirsoichdir
26.12.2008, 19:03
Das bringt alles nichts, wenn du nicht gleichzeitig auch im Labor stehst und was tust. Klar kommst du am Anfang nicht auf eigene "Ideen", aber da gibt es ja erfahrene Kollegen und einen Chef der Arbeitsgruppe. Wenn du dann irgendwo mitarbeitest, lernst du die Methoden kennen und irgendwann auch, Probleme zu lösen etc. Hilfreich ist es auch, wenn du als Postdoc Vollzeit ins Labor gehst. Aber Bücher lesen allein bringt nichts! :-meinung
Was ist das problem, wenn man nicht im labor steht? Geht's darum, dass man weniger lernt, oder dass man nichts nachzuweißen hat?

Ich war schon ein paar wochen in verschiedene labors während des studiums, und das bedienen vom thermocycler, zellsplitten, zentrifugieren, harvester, beta-counter, etc, das hat ja alles nicht so lange gedauert zu lernen. Viel komplizierter ist ein überblick dafür zu gewinnen was für methoden ich einsetzen könnte, danach richtet sich ja auch viel forscheln. Ich dachte, mit mehr chemie-erkentnisse/molbio/physik würde ich da mehr möglichkeiten sehen, jetzt bin ich ziemlich ahnungslos...

Irgendwann sollte ich ja schon ins labor gehen, die frage ist dann wie und wann es sich lohnt.

Sollte es mir gelingen, eine stelle an einer uni zu bekommen, dann ist es halt die frage ob es zu viel auf einmal wird - lernen um die dienste zu überleben, und um mein wissenstand aufzubauen.

In einem kleineren spital, wo kein forschung von mir erwartet wird, dachte ich mir, ich könnte in aller ruhe zunächst für den neurofacharzt arbeiten, und dann nach 3-4 Jahren damit anfangen, theoretische grundlagen fürs forschen aufzubauen, um dann schlußendlich später eine stelle als uni-arzt zu suchen.

Wie klingt das?

Lava
26.12.2008, 19:47
Hm, ich mag mich irren, aber für mich war Forschung immer learning by doing. Auch alle Ärzte bei uns im Labor haben das so gemacht. Du kannst noch so viele Bücher über die theoretischen Hintergründe lesen, aber das heiß noch lange nicht, dass du das auch anwenden kannst. Was du später machst, hängt eh davon ab, was in deinem Labor überhaupt geforscht wird und welche Möglichkeiten man dort hat. Ich sehe das so: zuerst schaust du zu und arbeitest dich ein und mit der Zeit liest du dich ins Thema ein. Je mehr Methoden du selbst angewendet hast, umso eher bekommst du auch den Blick dafür, selbst etwas auszuprobieren. Keiner wird von dir verlangen, dass du ins Labor geht und dort ein komplett eigenes Thema aufbaust. Du knüpfst irgendwo an, was jemand anders macht und entwickelst vielleicht irgendwann eigene Projekte daraus. So kenne ich das jedenfalls aus unserem Labor.

qwert
27.12.2008, 14:10
`tschuldigung wenn ich mich hier mit zu Wort melde, obwohl meine Approbation noch ein wenig hin ist. Bis vor einigen Wochen hätte ich mir nie vorstellen können, später an einer kleinen Klinik tätig zu sein. Jetzt kann ich mir gerade für den Einstieg nichts besseres vorstellen. Ich mache PJ an einem 300 Bettenhaus, 120 internist. Betten. Die Assis müssen sehr früh eigenverantwortlich arbeiten, Dienste inkl. Notaufnahme, die interdisziplinär und damit, wie ich finde, sehr anspruchsvoll ist. Trotzdem hat dort wirklich keiner das Gefühl, allein zu sein. Die Hintergründe sind alle in 15 Minuten im Krankenhaus, außerdem gitb es eine ITS mit zwei diensthabenen Ärzten. Beim Notfall ist sofort einer zur Stelle. Kollegialität wird groß geschrieben. Toll finde ich, daß die Assis alle nach 12 Monaten NAW fahren dürfen.

Felix@112
28.12.2008, 01:23
Toll finde ich, daß die Assis alle nach 12 Monaten NAW fahren dürfen.

Wie geht das, wenn man 24 Monate klinische Tätigkeit für den Fachkundenachweis braucht?
Übrigens ist der RD oftmals keine Gratifikation sondern unliebsame Zusatzpflicht.

Gruss Felix