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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen zur Gerichtsmedizin



kmy25774
10.10.2005, 22:55
Hallo, :-notify
meine Vorlesung zur Gerichtsmedizin ist schon etwas länger her und hätte dringend ein paar Fragen für meine Cousine die Anwältin ist. Literaturhinweise würden mir auch sehr helfen.
Folgende Fragen hätte ich:

an welchen Symptomen/Verletzungen erkennt man, dass ein Kind erstickt ist?
- Welche Verletzungen (Unterblutungen, Hämatome) können entstehen, wenn einem Kind mit der Hand Mund und Nase zugehalten werden?
- können ähnliche Verletzungen bei der Wiederbelebung (Beatmung) entstehen (z.B. wenn man besonders grob voprgeht)?
- wenn ein Kind schon geschwächt ist (durch Einleiten von Autoabgasen ins Wageninnere), wie lange dauert es, bis es erstickt, wenn danach die Atemwege verschlossen werden?
- Was kann man bei der Beatmung eines Kleinkindes (ca. 2 Jahre) falsch machen und mit welchen Folgen?


Wäre super wenn mir jemand helfen könnte, am besten mit Literaturhinweis

Danke
Kmy25774

Evil
11.10.2005, 20:08
Mit Literaturhinweisen kann ich nicht dienen, aber da ich auch schon bei Kindern Narkosen gemacht habe und etwas über die Beatmung weiß, versuch ich's mal:

- wenn ein Kind erstickt ist, ist es blau (durch die Hypoxie, Ausnahme bei CO-Vergiftung) und tot
- Verletzungen sind Druckstellen an Mund und Nase, evtl. an Kehlkopf/Luftröhre und Kampfspuren (Hände)
- theoretisch können ähnlich Druckmarken bei Reanimation entstehen.. oder zumindest solche, die ähnlich aussehen (z.B. Druck der Maske auf das Gesicht)
- Kinder zu betäuben ist nicht einfach, wenn die merken, daß etwas mit ihrem Bewußtsein passiert, werden sie unruhig (die Erfahrung habe ich schon mehrmals bei Narkosen gemacht); schätze mal so, daß 7 bis 10 Minuten maximal vergehen, bis sie klinisch tot sind
- so auf Anhieb fällt mir da ein, daß man bei der Intubation den Kehlkopf verletzt und durch zu große Hubvolumina der Lunge Barotraumen verpaßt

Neanderthal_Man
13.10.2005, 21:55
Grade bei (Laien)-Beatmung kann es, insbesondere bei kleinen Kindern, zu einer Überblähung des Magens kommen (durch, wie schon vorher erwähnt, zu grosse Volumina). Die Folge ist möglicherweise Erbrechen mit Aspiration und einer daraus resultierenden, weiteren Verlegung der Atemräume mit folgendem Ersticken. (Quelle: Meine Vorlesungsmitschrift... aber das hülft ja nix).

Was die Verletzungen angeht, spekuliere ich mal: Bei der Mund zu Kind Beatmung wird man aufgrund des kleinen Kindskopfes in aller Regel mit dem Mund gleichzeitig Nase und Mund des Kindes verdecken. Bei diesem Vorgang sollten eigentlich keine Verletzungen am Nasenknorpel/Septum entstehen (dass allerdings beri Kinders auch noch sehr weich ist).
Bei einem versuchten Ersticken mit der Hand hingegen sollte man eine Schädigung des Nasenskeletts erwarten.
Problem hierbei: Ein Laie kann leicht das Bild vor Augen haben, wo man die Nase mit Zeigefinger und Daumen zusammendrückt, und in dem mund hineinbeatmet, und so versuchen, eine Beatmung durchzuführen - ungeachtet der äusseren Umstände (Kind...kleiner Kopf...)

hottentotte
14.10.2005, 11:14
Ich kann mich da an diese "flohstichartigen Einblutungen" erinnern, Augenlider ektropionieren und da gips dann diese kleinen roten Pünktchen.
/h

Evil
14.10.2005, 15:27
War das nicht eher beim Erhängen aufgrund des venösen Rückstaus? So genau weiß ich das nicht mehr, ist schon etwas her... :-))

hottentotte
14.10.2005, 16:07
Erhängen und Erwürgen hat da ja ähnliche Effekte oder ? ;-) ( ich hoffe Prof. Püschel seinerzeit richtig verstanden zu haben)
mfg
/ h

Tombow
14.10.2005, 16:14
Evil:

Du sprichst das Unterschied typisches/atypisches Erhängen an.

typisches Erhängen: symmetrisch anliegende Schlinge, gleichmäßige Komprimierung(bis zum Verschluß) der Karotiden. Daher auch eher unwahrscheinlich Petechien/Berstungsblutungen. Eher selten zu sehen.

atypisches Erhängen: Schlinge liegt asymmetrisch an, keine komplette Unterbrechung der Blutzufuhr zum Kopf. Weitaus eher Blutstau im Kopf/Gesicht mit Petechien/Berstungsblutungen, etc. Eigentlich die Regel bem Erhängungsopfern. Wieso die Rechtsmediziner gerade dies als "atypisches Erhängen" bezeichnen, ist mir schleierhaft.

Evil
14.10.2005, 16:29
Eben, gefragt wurde hier nach Ersticken. Wenn da keine Kompression des Halses durchgeführt wird, dürfte es doch keine Stauungszeichen geben, oder?

Tombow
14.10.2005, 16:49
@Evil:

Grundsätzlich ja. Es sei denn, das Opfer hat versucht, dagegen anzukämpfen, dann könnte man durchaus kleine Petechien sehen, sind aber nicht typisch(es sei denn, es handelt sich um Erwürgen).

Leggo1
14.10.2005, 17:37
1) an welchen Symptomen/Verletzungen erkennt man, dass ein Kind erstickt ist?
2) - Welche Verletzungen (Unterblutungen, Hämatome) können entstehen, wenn einem Kind mit der Hand Mund und Nase zugehalten werden?
3) - können ähnliche Verletzungen bei der Wiederbelebung (Beatmung) entstehen (z.B. wenn man besonders grob voprgeht)?
4) - wenn ein Kind schon geschwächt ist (durch Einleiten von Autoabgasen ins Wageninnere), wie lange dauert es, bis es erstickt, wenn danach die Atemwege verschlossen werden?
5) - Was kann man bei der Beatmung eines Kleinkindes (ca. 2 Jahre) falsch machen und mit welchen Folgen?


1) Ersticken ist ein sehr weiter Begriff. Es ist kein Mechanismus der Gewaltanwendung. Strangulation (Erhängen, Erdrosseln, Erwürgen), das Zuhalten der Atemöffnungen, die Kompression des Brustkorbes, die Veränderung der Atemgase...all das kann zu einem Ersticken führen und geht mit unterschiedlichen forensichen Zeichen einher.
2) Es können sich Spuren der Gewaltanwendung finden - entsprechende Abdrücke von Händen oder Gegenständen und auch Verletzungen an den Auflagestellen (occipital).
3) falls diese professionel durchgeführt wurde, denke ich, dass das Verletzungsmuster ein anderes ist.
4) Hirnschädigung nach 8 Minuten. Woher aber soll man Wissen, wann das Kind tot war? Dazu müsste dann eine Bestimmung des Toteszeitpunktes erfolgen. Nach der Einleitung von Autoabgasen kommt es zu einer CO-Vergiftung mit rosa Färbung der Haut. Ist das Kind nicht rosa, hat es danach noch geatmet.
5) man kann vieles falsch machen - siehe Erwachsenenmedizin. Am fälschesten ist es immer noch, gar nichts zu machen.

Leggo1
14.10.2005, 17:38
Eben, gefragt wurde hier nach Ersticken. Wenn da keine Kompression des Halses durchgeführt wird, dürfte es doch keine Stauungszeichen geben, oder?
Nein, es gibt keine Stauungsblutungen beim Zuhalten der Atemöffnungen.