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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum nicht streiken?



AiP
03.06.2002, 13:38
Jetzt streiken bald die Bauarbeiter, die Beschäftigten im Einzelhandel und auch die Mitarbeiter der Post und der Paketdienste. Argument der Postler: die Arbeitgeber sollen
gezwungen werden, endlich ein verhandlungsfähiges Angebot
vorzulegen!
Wir warten doch schon seit Jahren auf ein verhandlungsfähiges
Angebot, seit Herbst 2000 durch Gerichtsurteile gestützt, und es
tut sich nichts. Das ist beschämend. Andere Branchen haben nicht einmal solche Urteile und erstreiken sich ihre besseren Arbeitsbedingungen einfach (und eine solche Verbesserung, wie
sie bei uns aussteht, haben sie schon im letzten Jahrhundert erstritten).
Worauf noch warten? Wenn die Arbeitgeber jetzt noch nicht einsichtig sind, werden sie das auch nicht in 3 Monaten sein. Und warum nur ein Abrechnungsstreik? Warum kein
"richtiger"Arbeitskampf, wie in anderen Branchen auch? Natürlich müssen Notfälle weiter versorgt werden. Da aber in Groß-Britanninen das Ziel der Regierung ist, das kein Patient
länger als 15 MONATE auf eine elektive OP warten muss (und klar ist, dass dieses Ziel verfehlt werden wird), kann ich nichts Schlimmes dabei finden, wenn Patienten hier zur Verbesserung
unserer Situation (und letztlich der der Patienten) auch vorübergehend warten müssen. Es wird Verhandlungsergebnisse geben, ohne dass deutsche Patienten so lange warten müssen, wie es in England normal ist. Wann erklärt der Marburger Bund die Verhandlungen endlich für
gescheitert??

03.06.2002, 18:21
nur kurz:
wenn ein Paket liegenbleibt, zwei Tage später ankommt -
=====> dann stört das nur gering

wenn ein Stein liegenbleibt, die Mauer auf dem Bau nicht wächst -
=====> dann stört das allenfalls den Bauherrn

wenn ein Patient liegenbleibt, nicht versorgt wird -
=====> dann ist das der Grund, warum ein Ärztestreik vorsichtig diskutiert werden sollte.

Stell Dir vor Deine Oma hat einen Apoplex und die Ärzte streiken..

Gruss
Ein Gast

03.06.2002, 18:29
Es geht mir nicht darum, Notfälle unversorgt zu lassen, da hast Du meinen Beitrag falsch verstanden. Aber würdest Du Deine Oma von einem AiPler versorgen lassen, der 3 Nachtdienste die Woche macht? Und am nächsten Morgen nicht nach Hause geht?

Ich glaube, daß würdest Du nicht wollen, ganz abgesehen davon, daß man bei einem Apoplex akut nicht viel machen kann. Deswegen wäre die Akutversorgung nicht in dem Maße gefährdet, wie Du es darstellen möchtest. Das Leben Deiner Oma wäre schon eher gefärdet, hätte sie ein akutes Koronarsyndrom - so zynisch das klingt.

Ich würde mir einfach mehr Kollegialität von den Studierenden wünschen. In Frankreich z.B. sind die Studenten im Dezember 2001 mitmarschiert, als die Internes in Paris gestreikt haben. Aber die Notfälle wurden trotzdem weiterversorgt. Ein Streik bedeutet ja nicht, daß alles liegengelassen wird!!!! Ausserdem wird es sowieso noch genug Streikbrecher geben!

03.06.2002, 19:12
Doktoren als Lakaien
Sklavenarbeit im OP: Das Studium der Medizin ist begehrt doch der Beruf des Klinikarztes schreckt ab

Von Juliane von Mittelstaedt

Wenn die Kamera auf sie schwenkt, drehen sie ihr Gesicht weg. Und mit Namen genannt werden - bitte nicht, wenn mein Chef das liest! - wollen sie auch nicht. Dreißig Nachwuchsärzte in Weiß stehen an der Kreuzung Friedrichstraße und protestieren gegen die unerträgliche Ausbeutungssituation" (Teilnehmer) in den Berliner Krankenhäusern. Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren, dass sich die jungen Ärzte wehren", freut sich der Berliner Ärztekammerpräsident Günther Jonitz.

Totale Überforderung

Gerade junge Ärzte im Praktikum (AiP) müssen rackern, was das Zeug hält. Überstunden, nächtliche Bereitschaftsdienste, totale Überforderung, .....

Der komplette Text ist unter der folgenden Adresse zu finden:
http://www.tagesspiegel.de/archiv/14052002/54389.asp

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund einer nicht eindeutigen rechtlichen Situation, haben wir uns in der Redaktion entschieden, Texte von externen Seiten nicht komplett im Forum stehen zu lassen. Wir haben daher den Text oben gekürzt und den Link zum kompletten Text hinzugefügt. Wir möchten Euch bitten, in Zukunft im Sinne des gesamten Forums analog vorzugehen! Eure Redaktion Medi-Learn.net

Christian
03.06.2002, 19:27
Hallo,

es wäre gut, wenn Ihr die Quellen der Texte, die Ihr als Zitat ins Forum stellt, genau angebt:

Name des Autors
Name der Zeitschrift
Ausgabe
URL zur Webseite, auf der der Artikel zu finden ist etc.

lange Artikel bitte nur linken (sprich die Internetadresse ins Forum stellen) - ggf. könnt Ihr ja einen kurzen Kommentar schreiben.

Danke und weiterhin viel Spass!

Christian

03.06.2002, 19:48
Lieber Christian! Den o.g. Artikel hast Du doch selbst auf die Medi-learn Homepage gestellt!

Hier die URL, für alle, die es interessiert!

Gruß, GMM

http://www.tagesspiegel.de/archiv/14052002/54389.asp

Christian
03.06.2002, 19:56
Ooooppsss ... ich glaube ich sitze schon wieder mal zu lange vor dem Computer! :-) :-) Trotzdem danke - für die anderen Mitglieder ist es sicherlich interessant.

Grüße
Christian

Lava
04.06.2002, 18:21
Es wäre schön, wenn sich die Öffentlichkeit dieser schlechten Lage für junge Ärzte bewusster wäre. Aber wenn die Ärzte wirklich auf die Straße gehen sollten, höre ich schon wieder Rufe wie "geldgierige Mediziner" etc. Der Beruf des Arztes hat in Deutschland immer noch sehr hohes Ansehen und da passt das Bild vom überforderten, ausgebeuteten AiPler nicht so richtig hinein. Mehr Artikel dieser Art und ein paar Berichte im Fernsehen könnten die öffentliche Meinung vielleicht positiv beeinflussen.

eva_luna
05.06.2002, 11:18
hi,

man muss ja nicht gleich die ganze patientenversorgung bestreiken (da ist es doch selbstverständlich, dass dann gleich wieder mit den geldgierigen medizinern argumentiert wird, denen ihre patienten wohl vollkommen egal sind), es würde schon ausreichen, den unsinnigen teil der arztarbeit (v.a. zeitfressender verwaltungskram) und die mehrfachschichten zu bestreiken, wie es von mehreren verbänden vorgeschlagen wurde. das ließe sich 1. den medien gut verkaufen ("ich mache keinen schreibkram mehr, damit ich mehr zeit für meine patienten habe" bzw. "ich mache keine mehrfachschichten mehr, da ich meine patienten nicht gefährden möchte") und 2. würden sich die arbeitgeber/krankenkassen/gesundheitspolitiker sehr, sehr schnell verhandlungsbereit zeigen. die frage ist nur, ob wirklich ausreichend viele ärzte mitziehen würden...

gruß,
eva_luna

xxxxmr
05.06.2002, 15:05
hast Du recht: Ich denke es gibt noch zu viele Leute in unseren Reihen, die gerne Karriere machen möchten und deshalb Angst haben sich zur Wehr zu setzen. Bei den alten (meist grauhaarigen) Chefs ließe sich nur noch mit der BRechzange was ändern denke ich, aber wenn Du auf dessen Zeugnis angewiesen bist (weil Du eben Karriere machen möchtest) machst Du das wohl eher nicht. Es sei denn, es machen alle in Deiner Abteilung, in Deinem KH oder gar in allen Kliniken der Stadt mit ...
Ich kann nur hoffen, daß immer mehr AIPler und Assistenten sich zusammentun um ihre Forderungen durchzusetzen, denn alleine macht man es ´sich schwer: Ruckzuck bist Du als unkollegial verschrien, wenn Du Dienst-nach-Vorschrift machst, weil bspsweise Überstunden nicht verrechnet werden...
Ich will hier die Karrieregeier nicht in Schutz nehmen !!! Im Gegenteil: Gerade sie sollten sich überlegen ob sie sich für ihre Karriere unter Wert verkaufen wollen ! Und an alle Ärzte müßte man den Apell richten: Unterstützt Arbeitskampf woimmer nur möglich !!!

Gruß
jens