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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einfluss der Doktorarbeit auf die Karriere



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Hez
03.11.2005, 21:01
Mich würde mal interessieren, ob ihr bei der Wahl eurer Doktorarbeit darauf geachtet habt, in welchem Bereich ihr später mal arbeitet wollt und ob ihr an eure Karriere gedacht habt?
Es ist nämlich so, dass ich eine Doktorarbeit angeboten bekommen habe. Das Thema ist ganz interessant, der Doktorvater sehr nett und engagiert. Der Haken daran ist aber, dass die Arbeit sehr oberflächlich und nicht sooo anspruchsvoll ist. Es geht vor allem um Datenerhebung und ein bißchen experimentelles arbeiten. Ich wäre voraussichtlich in etwas über einem Jahr mit den Versuchen und der Datenerhebung fertig.
Ich würde mir allerdings gerne alle Möglichkeiten offen halten, weil ich auch mit dem Gedanken spiele, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Der Doktorvater hat mir aber auch zugesagt, dass ich jederzeit eine andere Arbeit bei ihm machen könnte, wenn ich bereit wäre ein Urlaubssemester einzulegen. Nur hat er zzt keine anderen Themen zu vergeben.
So... jetzt überlege ich, ob ich diese Arbeit machen soll, um den Titel sicher in der Tasche zu haben, bzw um noch genügend zeitliche Spielraum zu haben, geht doch einmal etwas schief. Außerdem könnte man, wenn diese Arbeit erledigt ist, ja einfach noch eine richtig gute Dr-Arbeit schreiben?
Bis morgen will er Bescheid wissen...
Glaubt ihr, dass ich meine Uni-Karriere wirklich knicken kann, wenn ich so eine wenig anspruchsvolle Arbeit mache?

Lava
03.11.2005, 21:16
Da ich noch min. 2 Jahre entfernt bin von einer Bewerbung und wahrscheinlich eben soweit von der Fertigstellung meiner Dr.arbeit, kann ich keine absolute Wahrheit berichten.

ABER:
Zuallererst: auch eine einfach erscheinende Arbeit kann sich als ganz fies entpuppen und du sitzt im Endeffekt 3 Jahre dran statt einem Jahr. Glaub mir! So ergeht's grad einigen meiner Freunde...

Zweitens: ein Urlaubssemester für eine expereimentelle Arbeit ist zu empfehlen. Ich kenne einige, die das gemacht haben und in dieser Zeit auch fertig geworden sind. Ich kenne aber auch einen, der in diesem halben Jahr nix Vernünftiges zustande gebracht hat. Hängt immer ein bisschen von der Arbeitsgruppe ab. Frag am besten mal im Labor nach, ob es noch andere Doktoranden gibt, wie die sich betreut fühlen und in welchem Zeitraum sie fertig geworden sind.

Drittens: endgültig vorbei ist die Unikarriere sicherlich nicht, wenn du keine Spitzenarbeit machst. Aber aus dem Labor, wo ich arbeite, weiß ich, dass man zumindest mit einer anspruchsvollen Arbeit einen Fuß in die Welt der Wissenschaft bekommt. Da gab's nämlich einige, die Paper in namhaften Journals publiziert haben, ihr PJ sonstwo im Ausland (nicht immer Schweiz - das macht ja jeder) gemacht haben und auch jetzt noch fleißig weiter forschen. Die tun das aber eher nicht der Karriere wegen, sondern weil ihnen die Forschung wirklich Spaß macht, glaube ich. Ohne diesen Spaß bei der Sache wird man sicher nie ein großer Forscher.

Viertens: ich hab auch eine experimentelle Arbeit angenommen, weil ich ein bisschen auf die Karriere schiele. Mir macht das auch Spaß, aber ich würd nicht meine ganze Freizeit dafür opfern. Außerdem steh ich grad vor dem Problem, dass bereits ein Jahr vergangen ist und ich noch keine wirklich tollen Ergebnisse habe... vielleicht hab ich also Pech und kann am Ende froh sein, wenn ich überhaupt den Titel kriege.
Aber: wer nicht wagt, der nicht gewinnt. ;-)

Hez
03.11.2005, 22:19
Danke für die ausführliche Antwort! Du bist also der Meinung, ich könnte dir Dr.Arbeit machen und verbaue mir trotzdem nicht alle Möglichkeiten? Oder doch lieber warten und in einem Jahr "was gscheits" ( ;-) ) machen?

Leggo1
03.11.2005, 22:31
ich habe meine Dr-Arbeit in meinem Wunschfach gemacht, auch wenn diese einfacher gehalten war. Habe es vorgezogen für die Bewerbung mindestens mal den Titel zu haben - weil experimentelle Forschung kann man auch später noch machen.
Jedenfalls denke ich, muss man begründen können, weshalb man welche Arbeit gemacht hat.

Doktor_No
04.11.2005, 11:01
ich denke auch, dass es wichtiger ist erstmal überhaupt einen dr-titel zu haben bzw. eine arbeit soweit zustande gebracht zu haben dass dieser in naher zukunft vorhanden sein wird als die frage, wie dieser zustande gekommen ist. in meinen bewerbungsgesprächen wurde das thema meiner diss jedesmal angesprochen, ebenso wie der stand derselben; was genau ich denn nun gemacht habe war den leuten bis auf 2mal eher nicht so wichtig, und die beiden die genauer gefragt haben schalteten dann ab, als ich tiefer in die materie ging (chirurgen eben;-)). wenn dein chef dich als wissenschaftlich tätigen assi will, wird er danach gucken ob du interesse an der art forschung hast, die er betreibt, sprich ob du dann in sein raster passt, das kann ja völlig unterschiedlich sein, und dann ist es bestimmt eher relevant, ob du überhaupt etwas vorweisen kannst.

Hez
04.11.2005, 15:06
Also ihr Lieben, Danke nochmal für die Antworten. Ich habe allerdings die Arbeit abgesagt. Allerdings habe ich meinen Doktorvater sozusagen schon gefunden. Wir bleiben nämlich in Verbindung und wenn er dann eine "bessere" Arbeit hat, dann meldet er sich. Er sagte nämlich, dass er sich schon fast gewünscht hat, dass ich diese Pupsarbeit absage, weil er mich gerne in einem tollen Projekt hätte. ( Juhu :-)) )
Ich glaube, dass ich mit dieser Arbeit nicht glücklich geworden wäre.

Lava
04.11.2005, 20:35
So ähnlich lief's bei mir auch. Mein Dr.vater hatte auch erstmal nichts für mich und ich habe dann ein halbes Jahr gewartet, bis es ein interessantes Projekt gab. Ob das jetzt gut oder schlecht war, kann dir aber erst in 2 Jahren oder so sagen *g*

So langsam werd ich allerdings neidisch auf die, die schon fertig sind. Was hab ich falsch gemacht? :-nix

Hez
05.11.2005, 11:06
So langsam werd ich allerdings neidisch auf die, die schon fertig sind. Was hab ich falsch gemacht? :-nix

Ich habe auch die Befürchtung, dass ich nach meinen ganzen Bekannten fertig bin mit der Arbeit. Allerdings sind bei denen zum Teil auch soo einfach Arbeiten dabei... Ich für meinen Teil wäre nicht zufrieden mit mir selber. Wenn jemand einfach nur seinen Dr. haben will, ist ja dagegen nichts einzuwenden, aber wenn man doch ein wenig auf die Karriere schielt, dann sollte man wohl doch mehr Zeit aufbringen.
Später werden die anderen neidisch sein, wenn sie unsere Namen auf diversen Papers lesen. :-))

Hez
10.01.2006, 22:45
Es st wieder alles so kompliziert. :( Der besagte Doktorvater hat inzwischen eine Arbeit für mich, die sehr interessant klingt und die ich auch gerne machen würde. Sie ist nicht so einfach, aber wenn ich das durchziehen könnte, dann habe ich laut Doc-Vater sehr realistische Chancen auf eine Karriere in der Kardiologie, bzw. in der Forschung. Das reizt mich auch sehr.
Problem ist nur, dass er am liebsten möchte, dass ich sofort anfange. Dabei war das so nicht ausgemacht. Vereinbart war ein Beginn im Juli und ein vorangestelltes "Üben" der Techniken im SoSe.
Unsere Abschlussklausur ist Mitte Februar über 14 Fächer, außerdem muss ich auch noch eine Famulatur machen, bevor 2 Semesterferien und ein WiSe für die Arbeit "verbraucht" werden.
Jetzt überlege ich, ob ich nicht doch früher anfange, damit ich im Sommer fit bin. Was meint ihr, wie sehr sollte man auf die Vorstellungen des Betreuers eingehen und wie stur sollte man selber bleiben?

Lava
11.01.2006, 15:03
Sie ist nicht so einfach, aber wenn ich das durchziehen könnte, dann habe ich laut Doc-Vater sehr realistische Chancen auf eine Karriere in der Kardiologie, bzw. in der Forschung.

*lol* Das kommt mir doch sehr bekannt vor... :-oopss

Nee, jetzt mal im Ernst: das ist zwar so ein Satz zum Anlocken, aber er kann auch durchaus mal wahr werden. Nur darfst du das auf keinen Fall als Garantie begreifen! Irgendwie kommt es immer anders, als man denkt... :-?

Auch wenn du viel zu tun hast, würde ich so früh wie möglich anfangen. Denn: mehr Zeit wirst du auch später nicht haben! Du wirst in den Ferien immer noch eine Famu machen und Geld verdienen müssen und in jedem Semester wird es viele schwere Klausuren geben... je früher du anfängst, umso besser! Kannst dir die Zeit ja selbst einteilen und erstmal langsam anfangen. Für die Einarbeitung wäre es allerdings schon wichtig, dass du zumindest mal ein oder zwei Wochen lang jeden Tag etwas Zeit hast.

Dedi
12.01.2006, 20:04
O Gott, damals als ich mit der Doktorarbeit angefangen habe, war ich völlig naiv und unbedarft. Ich habe nie auf die Karriere geschielt. Ich wusste nicht mal welche grobe Richtung mich überhaupt interessiert. Ich bin einfach von Institut zu Institut gelaufen und so irgendwie in ein Projekt in der Mikrobio gestolpert...
...Im Nachhinein hätte ich keine bessere Entscheidung treffen können. Ich habe damit meine Liebe zur Forschung :-love entdeckt. (Fast) Allein deswegen hab ich meinen Uniklinik-Job bekommen. Es gibt sicher auch andere Möglichkeiten sich von der Bewerbermasse abzuheben, aber ich finde eine anständige Doktorarbeit ist eine recht einfache Sache, um dies zu erreichen. Ausserdem kann Forschung auch richtig viel Spaß machen - oft sogar viel mehr als das eigentliche Studium :-blush .

muschelschubbser
13.01.2006, 18:44
apropo Karriere mit der Doktorarbeit.........

also ich habe grad ein angebot von einem sehr guten Institut bekommen...das thema an sich gefällt mir...hat etwas mit neuro zu tun und ist experimentell...nun bin ich mir aber sicher dass ich später in einen bereich wie zB ortho gehe...
daher ist meine frage, ob dass einen Einfluss auf die Karrierechancen hat, wenn man in einem anderen Fachbereich seine Diss macht als in der man später forschen will? (hui ein komplizierter Satz :-)) )

:-stud

Fraggle
13.01.2006, 19:11
es erleichtert ein bisschen mehr, wenn das experimentelle thema das gleiche fach ist, wenn man in die forschung will. die bedeutung würde ich mit 5-10% (mehr pluspunkte) angeben oder noch weniger, im vgl. zu jemd. mit einer exp. arbeit aus anderem gebiet.
die bedeutung allerdings von exp. zu nicht exp. ist aber extrem höher. (s. dedis beitrag).
auch sehr viel stärkere differenz wieder in der bedeutung von jmd. mit dr. arbeit abschluss zu völlig ohne dr. arbeit.
wieso eigentlich exp. dr. arbeit? deshalb: methoden kennenlernen, zeigen dass man ein gebiet eigenständig wissenschaftlich, forschend bearbeiten kann.
alles andere ist zuckerguss (zb . gleiches fach).
nach erfolgreicher dr.arbeit (exp.) hast du eben gezeigt, dass du forschen kannst / bzw. es dir aneignen kannst, und das ist das wichtige und ausschlaggebende. wenn du noch spass daran kriegst, dann ist alles paletti!

motto: wenn das team stimmt, ist das fach egal!

(auch bei späterer bewerbung - da zählt dass man experimentell tätig war und nicht, in welchem fach)


(so hab ichs gemacht und bin sehr gut gefahren)

muschelschubbser
13.01.2006, 19:38
na das beruhigt mich doch sehr :-top

sind die anderen auch der Meinung von Fraggle? :-lesen

supergirl17
13.01.2006, 20:05
Das allerwichtigste bei einer Diss ist, dass man seine Arbeit mag (IMO)

D.h. das Thema/Fragestellung interessiert einen, man fühlt sich im Team wohl und die Betreung stimmt.

Denn mit der Diss wird man sich sehr, sehr, sehr intensiv auseinandersetzen und je größer die eigene Motivation desto besser das Ergebnis.

Input --> Output


Ergo: wenn du das Gefühl hat, es ist "Dein" Thema, nimm`s :-top
PS: kenne eine sehr guten & erfolgreichen orthopädischen Chirurgen, der damals seine Dr.-Arbeit in der Zellbiologie (über Blut oder so) gemacht hat

Fraggle
13.01.2006, 20:30
ich denke, das thema ist eher egal. heute sind die themen so spezialisiert, ob ich jetzt über "leberzellen im embryonalstadium" oder über irgendwelche knock-out-mäuse oder über channels in neuronenzellen experimentiere, ist gehupft wie gesprungen.
wichtig ist, was man tut, dh welche techniken lernt man, was wendet man an etc. - und diese tätigkeit ähnelt sich in sämtlichen labors sehr. an dieser tätigkeit muss man freude haben, sonst übersteht man den frust nicht. ein gutes team kann da unterstützen. (und vielleicht auch das thema, aber das ist ja sehr spezialisiert).
als kleiner medizinstudent mit null überblick kann man nichts einschätzen, und man weiss nicht so, was in einem thema "drinsteckt".
-
übrigens fällt mir grad eine ausnahme ein, wo es doch sehr wichtig sein könnte, schon in dem fach seine experimentelle arbeit zu machen:
DERMATOLOGIE.

fraggle

Lava
13.01.2006, 21:48
übrigens fällt mir grad eine ausnahme ein, wo es doch sehr wichtig sein könnte, schon in dem fach seine experimentelle arbeit zu machen:
DERMATOLOGIE.


Nur mal aus Interesse: wieso gerade da?

Übrigens kann man sich mit der Diss ganz gute Beziehungen schaffen für eine spätere stelle. Ich denke, in meiner Abteilung hätte ich da ganz gute Chancen - nur leider interessiert mich Kardiologie so überhaupt nicht :-)) (was schade ist, weil ich unser Labor sehr mag)

Fraggle
13.01.2006, 22:32
weil es fast nur weiterbildungsstellen an unikliniken gibt.
(und ein paar auf nordseeinseln... ;-) )

dh fast jeder muss an die uni, ob er nun forscher wird oder nicht. viel höhere konkurrenz.

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und dein punkt mit vit b durch drarbeit ist absolut richtig!!! muss man wirklich bedenken! dein netzwerk entsteht meist durch die drarbeit schon automatisch, und dass die OAs und CA dich kennen ist ein SEHR starkes argument um genommen zu werden. stärker noch als gesamtnote "1"!! (oder "2" oder "3" oder "4"..., dh eine gute möglichkeit sich an die uni zu katalputieren mit schlechten noten.)

(aber eben auch nur an dem einen uni-institut.)

fraggle

muschelschubbser
16.01.2006, 21:06
und wie bewertet ihr den Ruf des Dr Vaters im zusammenhang mit Karrierechancen?
Hört sich ja auch schließlich besser an wenn man sagt ich war Trainer bei RealMadrid, als Trainer von Kreisklassemannschaft Dorfpupser SV :-)) oder? :-blush

eatpigsbarf
17.01.2006, 15:56
Das kommt ganz auf den Chef an, denn wenn der nunmal Real-Verachter und Durfpubser-Fan ist :-D...


Aber mal ganz ehrlich: der Ruf traegt vllt. einiges dazu bei, aber was wiederum hat der Durchschnittsdoktorand mit seinem Dr.-Vater zu tun? Grad in den grossen Faechern, wo man moeglicherweise den Abteilungschef als Dr.-Vater hat, sieht man den ja doch eher selten. Wenn es ein habilitierter Doktor ist, dann ist die Situation anders, allerdings haben die oftmals auch noch nicht so einen guten Ruf oder Bekanntsheitsgrad.
Wenn Du aber von einer Arbeitsgruppe kommst, die in bestimmten Gebieten schon einen guten Ruf hat und Du willst spaeter auch in genau diesen Wissenschaftszeig rein, aber an ein anderes Haus, dann sind die Karten da schon besser.
Aber den Schluessel, der in alle Tueren passt, den gibt's leider nicht - was auch gut ist, denn was macht man, wenn man eine Doktorarbeit in Fach A anfaengt, weil einen das so interessieert, dass man es spaeter machen will, findet dann aber heraus, dass Fach B doch besser zu einem passt? Nicht ungewoehnliches, passiert so ziemlich oft...


Mal ganz davon abgesehen, was haben wir Aussenstehende fuer eine Ahnung, wie Chef A mit Chef B klarkommt?! Da sind hinter verschlossenen Tueren Kluengeleien am Laufen, von denen man so keine Ahnung hat (oder haben moechte). Und da hinter jeder Abteilung - und Forschungseinheit- auch viel Geld steckt, kann es gut sein, dass Chef A eben tatsaechlich Chef B nicht wirklich mag, weil der ihm mal irgendwelche wichtigen Gelder von der DFG z.b. vor der Nase weggeschnappt hat. Da kann man dann Chef B einen auswischen, indem man dessen Leute eben nicht einstellt. Soll auch alles schon vorgekommen sein... Unschoen, aber eben auch wahr. Auch wenn wir noch so "klein" in der Hackordnung sind und als Assis im ersten Jahr nichts wirkliches zu melden haben, ueber solche Aktionen der Chefs untereinander kann auch schon viel zwischen den beiden "geklaert" werden.