JUR
12.11.2005, 08:55
So, liebe Genossinen und Genossen!
Habe mir mal die Mühe gemacht anzuführen, warum es meiner Meinung nach eine riesen große Sauerei ist den Zugang zum Studium schlichtweg nach der Abiturnote zu beurteilen!!!
Meine Einstellung zu Schleimern sollte hinlänglich bekannt sein und habe mir nun die Mühe gemacht einen Artikel aus dem Netz zu ziehen, da von meiner Wenigkeit eh keiner was ernstnimmt, es negativ Reputationspunkte regnet, oder gar Threads gesperrt werden...
Die Notengebung ist nun in ziemlich vielen systematisch-empirischen Untersuchungen auf diese Güte-Kriterien hin überprüft worden, und zwar mit erfahrungswissenschaftlichen Methoden, die intersubjektiv kontrollierbar sind. Das Resultat war in jedem Fall schlechthin katastrophal. Ich will einige Experimente kurz schildern:
1956 berichtete die Deutsche Lehrerzeitung, dass 34 Deutschlehrer unabhängig voneinander einen Aufsatz bewertet haben, den der zuständige Klassenlehrer mit „sehr gut“ benotet hatte. Das Ergebnis der 34 Lehrer war: 8 mal „gut“, 20 mal „befriedigend“, 5 mal „mangelhaft“, 1 mal „ungenügend“.
Nicht viel anders fiel die unabhängige Korrektur eines Matura-Aufsatzes durch 42 Gymnasiallehrer aus. Es wurden alle Noten von 1 bis 6 gesetzt. Der gleiche Schüler wäre also mit der gleichen Leistung bei einigen Lehrern durchgefallen, bei anderen sehr gut oder gut durchgekommen.
Dass die Noten in Geschichte und Geographie von Lehrer zu Lehrer ebenfalls weit auseinanderklaffen, wird kaum erstaunen. Auch dafür liegen Experimente vor. Erstaunlich aber ist, dass wir selbst in der Mathematik mit dem gleichen Phänomen konfrontiert sind: Bereits 1913 liessen Starch und Elliot eine Geometrie-Arbeit durch 128 Mathematik-Lehrer benoten, und zwar aufgrund einer 100-Punkte-Skala, wie dies in England üblich ist. Die Werte lagen zwischen 28 und 92 Punkten.
Diese grossen Schwankungen wurden übrigens erneut nachgewiesen durch ein Experiment von Weiss, der eine Rechen-Arbeit der 4. Volksschulklasse durch 153 Lehrer benoten liess. 7% der Lehrer gaben eine 1, 41% eine 2, 42% eine 3, 9% eine 4 und 1% eine 5. Die inter-individuelle Objektivität der Benotung ist in der Mathematik nicht grösser als in anderen Fächern.
Vom Kriterium der inter-individuellen Objektivität aus müssen wir die Notengebung für ein grobes und unverlässliches Schätzverfahren, ja eigentlich für ein Ratespiel halten, bei dem der Beurteiler von grösserer Bedeutung ist als die Leistung des Beurteilten.
Um die intra-individuelle Objektivität aber ist es nicht viel besser bestellt:
Bereits 1925 hat Döring 12 Aufsätze 17 Lehrern zweimal zur Korrektur vorgelegt. Kein einziger Lehrer erteilte bei der 2. Korrektur das gleiche Prädikat. Oft war eine Differenz von zwei Stufen vorhanden.
1936 legten Hartog und Rhodes 14 Prüfern 15 Geschichtsarbeiten zweimal im Abstand von 12 bis 19 Monaten vor. Die Lehrer sollten nicht nur Punkte, sondern auch Prädikate erteilen, nämlich „erfolgreich bestanden“, „bestanden“ und „nicht bestanden“. In 9 Fällen wurde die gleiche Arbeit von gleichen Lehrern einmal mit „erfolgreich bestanden“, also mit dem höchsten, und einmal mit „nicht bestanden“, also mit dem niedrigsten Prädikat versehen.
Eine Reihe anderer Experimente lehrt das Gleiche. Die intra-individuelle Objektivität der Leistungs-Diagnose ist gering. Ähnlich fällt die Prüfung der Validität aus. Lehrer benoten keineswegs nur das, was sie zu benoten vorgeben, sondern durchaus, wenn es um Algebra geht, auch das Geschlecht, durchaus, wen es um die sprachliche Ausdruckskraft geht, auch die Herkunft, durchaus, wenn es um die logische Stringenz geht, auch die schönen Augen. Die Arbeitshaltung des Schülers, die Sympathie des Lehrers, der Charakter des Schülers, der Grad der Ermüdung des Lehrers, die soziale Schicht des Schülers, die Vorliebe für rigide Mädchen des Lehrers, die körperliche Konstitution des Schülers, die Laune des Lehrers - kurz: alle denkbaren subjektiven Momente scheinen in die Diagnose mitbestimmend einzugehen, so dass letztlich ein Narr ist, wer einer Leistungsbemessung blind vertraut. Unsere Notengebung ist ein trügerisches Sammelsurium von kompliziert zusammengesetzten Werturteilen. Dass Noten aber in vermeintlicher Exaktheit, je geradezu mit mathematischer Würde auftreten, ist ein Skandal.
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Deshalb bin ich (wenn es schon nach Leistung geht dafür):
Zwar wird in Frankreich zunächst jeder Bewerber zugelassen, was unter anderem zu überfüllten Hörsälen mit 800 Studenten für 100 Plätze sorgt, doch die schwierigen Siebungsklausuren nach dem ersten Jahr bestehen nicht mehr als 20%. Für großen Konkurrenzdruck sorgt, dass nur eine bestimmte Anzahl an Studienplätzen für die besten Absolventen des Tests zur Verfügung steht.
Dazu könnte man eine Wartezeitquote für die, die nicht durch den Test gekommen sind einführen, damit auch mal ein 1er Nc`ler 8-9 Wartesemster hat, schließlich ist schleimen keine Leistung!!! :-meinung
Habe mir mal die Mühe gemacht anzuführen, warum es meiner Meinung nach eine riesen große Sauerei ist den Zugang zum Studium schlichtweg nach der Abiturnote zu beurteilen!!!
Meine Einstellung zu Schleimern sollte hinlänglich bekannt sein und habe mir nun die Mühe gemacht einen Artikel aus dem Netz zu ziehen, da von meiner Wenigkeit eh keiner was ernstnimmt, es negativ Reputationspunkte regnet, oder gar Threads gesperrt werden...
Die Notengebung ist nun in ziemlich vielen systematisch-empirischen Untersuchungen auf diese Güte-Kriterien hin überprüft worden, und zwar mit erfahrungswissenschaftlichen Methoden, die intersubjektiv kontrollierbar sind. Das Resultat war in jedem Fall schlechthin katastrophal. Ich will einige Experimente kurz schildern:
1956 berichtete die Deutsche Lehrerzeitung, dass 34 Deutschlehrer unabhängig voneinander einen Aufsatz bewertet haben, den der zuständige Klassenlehrer mit „sehr gut“ benotet hatte. Das Ergebnis der 34 Lehrer war: 8 mal „gut“, 20 mal „befriedigend“, 5 mal „mangelhaft“, 1 mal „ungenügend“.
Nicht viel anders fiel die unabhängige Korrektur eines Matura-Aufsatzes durch 42 Gymnasiallehrer aus. Es wurden alle Noten von 1 bis 6 gesetzt. Der gleiche Schüler wäre also mit der gleichen Leistung bei einigen Lehrern durchgefallen, bei anderen sehr gut oder gut durchgekommen.
Dass die Noten in Geschichte und Geographie von Lehrer zu Lehrer ebenfalls weit auseinanderklaffen, wird kaum erstaunen. Auch dafür liegen Experimente vor. Erstaunlich aber ist, dass wir selbst in der Mathematik mit dem gleichen Phänomen konfrontiert sind: Bereits 1913 liessen Starch und Elliot eine Geometrie-Arbeit durch 128 Mathematik-Lehrer benoten, und zwar aufgrund einer 100-Punkte-Skala, wie dies in England üblich ist. Die Werte lagen zwischen 28 und 92 Punkten.
Diese grossen Schwankungen wurden übrigens erneut nachgewiesen durch ein Experiment von Weiss, der eine Rechen-Arbeit der 4. Volksschulklasse durch 153 Lehrer benoten liess. 7% der Lehrer gaben eine 1, 41% eine 2, 42% eine 3, 9% eine 4 und 1% eine 5. Die inter-individuelle Objektivität der Benotung ist in der Mathematik nicht grösser als in anderen Fächern.
Vom Kriterium der inter-individuellen Objektivität aus müssen wir die Notengebung für ein grobes und unverlässliches Schätzverfahren, ja eigentlich für ein Ratespiel halten, bei dem der Beurteiler von grösserer Bedeutung ist als die Leistung des Beurteilten.
Um die intra-individuelle Objektivität aber ist es nicht viel besser bestellt:
Bereits 1925 hat Döring 12 Aufsätze 17 Lehrern zweimal zur Korrektur vorgelegt. Kein einziger Lehrer erteilte bei der 2. Korrektur das gleiche Prädikat. Oft war eine Differenz von zwei Stufen vorhanden.
1936 legten Hartog und Rhodes 14 Prüfern 15 Geschichtsarbeiten zweimal im Abstand von 12 bis 19 Monaten vor. Die Lehrer sollten nicht nur Punkte, sondern auch Prädikate erteilen, nämlich „erfolgreich bestanden“, „bestanden“ und „nicht bestanden“. In 9 Fällen wurde die gleiche Arbeit von gleichen Lehrern einmal mit „erfolgreich bestanden“, also mit dem höchsten, und einmal mit „nicht bestanden“, also mit dem niedrigsten Prädikat versehen.
Eine Reihe anderer Experimente lehrt das Gleiche. Die intra-individuelle Objektivität der Leistungs-Diagnose ist gering. Ähnlich fällt die Prüfung der Validität aus. Lehrer benoten keineswegs nur das, was sie zu benoten vorgeben, sondern durchaus, wenn es um Algebra geht, auch das Geschlecht, durchaus, wen es um die sprachliche Ausdruckskraft geht, auch die Herkunft, durchaus, wenn es um die logische Stringenz geht, auch die schönen Augen. Die Arbeitshaltung des Schülers, die Sympathie des Lehrers, der Charakter des Schülers, der Grad der Ermüdung des Lehrers, die soziale Schicht des Schülers, die Vorliebe für rigide Mädchen des Lehrers, die körperliche Konstitution des Schülers, die Laune des Lehrers - kurz: alle denkbaren subjektiven Momente scheinen in die Diagnose mitbestimmend einzugehen, so dass letztlich ein Narr ist, wer einer Leistungsbemessung blind vertraut. Unsere Notengebung ist ein trügerisches Sammelsurium von kompliziert zusammengesetzten Werturteilen. Dass Noten aber in vermeintlicher Exaktheit, je geradezu mit mathematischer Würde auftreten, ist ein Skandal.
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Deshalb bin ich (wenn es schon nach Leistung geht dafür):
Zwar wird in Frankreich zunächst jeder Bewerber zugelassen, was unter anderem zu überfüllten Hörsälen mit 800 Studenten für 100 Plätze sorgt, doch die schwierigen Siebungsklausuren nach dem ersten Jahr bestehen nicht mehr als 20%. Für großen Konkurrenzdruck sorgt, dass nur eine bestimmte Anzahl an Studienplätzen für die besten Absolventen des Tests zur Verfügung steht.
Dazu könnte man eine Wartezeitquote für die, die nicht durch den Test gekommen sind einführen, damit auch mal ein 1er Nc`ler 8-9 Wartesemster hat, schließlich ist schleimen keine Leistung!!! :-meinung