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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zellwanderung



Jemine
13.11.2005, 17:36
Wir nehmen in Histo grad u. a. das Zytoskelett durch. Nun steht in meinem schlauen Buch, dass es auch für Bewegungen in der Zelle zuständig ist. Muskelkontraktionen usw. kann ich noch völlig nachvollziehen, aber was ist mit Zellwanderung gemeint? Welche Zellenarten können das? Wohin gehen sie *grins* :-))

THawk
13.11.2005, 17:45
Na, ein Spaziergang tut doch immer gut, gönn ihnen mal das Vergnügen. ;-)

Zellwanderung ist besonders in der Embryologie wichtig. Nimm nur als Bsp. die Neuralleisten-Zellen (die Neuralleiste ist eine "Leiste" neben dem späteren Rückenmark und bildet u.a. das periphere Nervensystem). Diese Zellen nehmen teilweise lange Wege auf um zu ihrem Ziel zu kommen:
- Sie bilden das Nebennierenmark
- Sie sind an der Unterteilung der Ausflussbahn des Herzens beteiligt (also die Unterteilung in Aorta und Truncus pulmonalis durch die Conus-Truncus-Wülste)
- Sie bilden die Hirnhäute
- Sie werden teilweise zu Melanocyten (bestimmte Hautzellen)

Ich denke, das genügt an Beispielen, oder? Im übrigen ist die Frage, wie sie ihren Weg finden, noch Gegenstand der Forschung.

Jemine
13.11.2005, 18:06
Alles klar! :-) :-top
Nu weiß ich bescheid. Ich danke dir!

Tse Tse
13.11.2005, 18:10
Welche Zellarten können das?

Prinzipiell sind m.E. alle Zellen zur Zellwanderung fähig. Die meisten werden aber durch eine Kontaktinhibition daran gehindert sonst wohin abzuhauen - sie bilden dann Zellverbände und Organe aus.
Davon abgesehen bleiben z.B. Makrophagen weiterhin zur Fortbewegung fähig, wenn sie aus Blutgefäßen austreten und als Histiozyten ins Gewebe gelangen.
Bei Tumoren kann diese Kontaktinhibition verloren gehen, manche Tumorzellen lösen sich aus dem Verband und beginnen wieder eine Zellmigration (können natürlich auch passiv mit Blut/Lymphe weggespült werden ).

Jemine
13.11.2005, 18:20
Bei Tumoren kann diese Kontaktinhibition verloren gehen, manche Tumorzellen lösen sich aus dem Verband und beginnen wieder eine Zellmigration (können natürlich auch passiv mit Blut/Lymphe weggespült werden ).

Sind oder bilden die die die Metastasen?

Tse Tse
13.11.2005, 18:31
Stimmt ich hab’s blöd ausgedrückt.

Die Tumorzellen, die über Blut und Lymphe weggespült werden bilden die Metastasen.

Die, die im Gewebe bleiben und bei denen die Kontaktinhibition wegfällt bekommen wieder ein Anreiz zur Proliferation und Migration. Diese Zellen können sich natürlich auch im Gewebe im Rahmen des Primärtumors ausbreiten. :-nix

Tombow
13.11.2005, 23:34
Und noch was zu den molekulären Grundlagen:

Grob gesagt ist dafür die De/Repolymerisierung des Zytoskelets zuständig. Dabei sind sowohl zellinterne Strukturen getroffen(z.B. Mikrosomen und freie Ribosomen, die normalerweise durch das Zytoskelett fixiert werden) als auch membranständige Strukturen(z.B. Rezeptoren). Man spricht von Zytoskelett-abhängiger Beweglichkeit der Zellen. Des weiteren besteht das Zytoskelett nicht nur aus Tubulinmonomeren, sondern auch teilweise aus Dynein(ein Protein mit kontraktilen Eigenschaften), so daß eine "Willkürmotorik" der Zelle möglich ist. Die genauen Signalwege und molekulären/biochemischen Grundlagen sind aber Objekt aktueller Forschung.

MichaelHH
16.11.2005, 20:50
Welche Zellarten können das?

Prinzipiell sind m.E. alle Zellen zur Zellwanderung fähig. Die meisten werden aber durch eine Kontaktinhibition daran gehindert sonst wohin abzuhauen - sie bilden dann Zellverbände und Organe aus.
Davon abgesehen bleiben z.B. Makrophagen weiterhin zur Fortbewegung fähig, wenn sie aus Blutgefäßen austreten und als Histiozyten ins Gewebe gelangen.
Bei Tumoren kann diese Kontaktinhibition verloren gehen, manche Tumorzellen lösen sich aus dem Verband und beginnen wieder eine Zellmigration (können natürlich auch passiv mit Blut/Lymphe weggespült werden ).

Metastasierung ist eine unglaublich spannende Angelegenheit (ausser natürlich für den betroffenen Organismus). Tumorzellen müssen so fantastische Leistungen erbringen wie ins Lymph- und Blutgefässsystem einzuwandern, dort zu überleben, sich an das Gefässendothel anzuheften, dieses aktiv zu durchwandern und sich schliesslich in entferntem Gewebe anzusiedeln und zu gedeihen. Wenn ich morgens in meine Zellkulturschalen gucke bin ich immer ganz gerührt, wieviel Lebenswille in den kleinen Biestern steckt (sogar wenn ich sie tagelang vergessen habe zu füttern).