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Tse Tse
23.11.2005, 10:35
Vor ein paar Tagen wurde Gerhard Schröder mit der höchsten militärischen Ehre – dem Großen Zapfenstreich – verabschiedet (danach ritt er in den Sonnenuntergang, *schnief*).

Auch dort wurde abseits der Kameras gegen dieses Spektakel demonstriert. Bei öffentlichen Gelöbnissen der "Truppe" kommt es ebenfalls regelmäßig zu Protesten.
Ist das gerechtfertigt? Hat die Bundeswehr sich nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen? Oder steckt hinter diesen Protesten womöglich etwas anderes? Kritik an einer Armee, die nicht mehr nur noch der Verteidigung dient?

Ich muss ausnahmsweise in einem selbst geschriebenen Thread meine eigenen Gedanken voranstellen, um das zu vermitteln (dabei geht's nur um die Präsenz in der Öffentlichkeit, meine sonstige Meinung spar ich hier mal aus).

Am Hessentag (ein Volksfest, das jedes Jahr in einer anderen hessischen Stadt stattfindet), stehen ja öfters Panzer und allerlei Gerät auf öffentlichen Plätzen herum, auf denen Kinder herumkrabbeln. Desweiteren erinnere ich mich, dass wir zu meiner Schulzeit, ich muss so 12, 13 gewesen sein, mit der Klasse eine Militärschau besucht haben, mit Hubschraubervorführung und Gedöns…
Nebenbei fühle ich mich von Soldaten in Uniform die mit mir im Zug sitzen belästigt. Muss dass sein? Sind wir im Krieg? (Später hab ich erfahren, dass anscheinend Polizisten bzw. auch Soldaten die in Uniform reisen, kostenlos mitfahren können, zumindest in Hessen).
Und die gelegentliche Werbung im Fernsehen, die für die starke Truppe wirbt, ging mir auch schon immer auf die Nerven (hab's schon länger nicht mehr gesehen, vielleicht wurde die mittlerweile mit der Zigarettenwerbung abgeschafft, da ja beides tödlich sein kann?).
In den USA scheint das Verhältnis ein anderes zu sein, ich hab da die Vorstellung, dass es völlig normal ist, wenn dort die Armee an Schulen wirbt.

Hat ein Teil der Bevölkerung (mich eingeschlossen) einfach ein komisches Verhältnis zur Bundeswehr bzw. ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit?
Oder ist das gerechtfertigt? Wir waren eine Verteidigungsarmee und da wir nicht angegriffen werden, muss hier auch kein Soldat einfach so unmotiviert in der Gegend herumlaufen...

Grüße,
Tse "Wie, Sie haben nicht gedient?!" Tse

guinea pig
23.11.2005, 12:32
Ich war stolz auf die zivile Tradition unser Republik und habe mich sehr geärgert, daß es nach der Wende wieder zur Stationierung deutscher Truppen in Berlin und zu diesen Fackelaufmärschen kam.Diese, durch die Kohl-Regierung begonnene, langsame Wiederannäherung an die militärische Traditionen blieb aber nicht ohne Wirkung auf mich. Ich habe zwar weiterhin nichts übrig für diesen mit nationalistischen Pathos durchsetzten Mummenschanz, sehe aber mittlerweile die Notwendigkeit solcher Umtriebe ein: einerseits für das Selbstwertgefühl der Soldaten (daß sie sich von der Bevölkerung akzeptiert fühlen) und zweitens zur Verankerung der Armee in der Gesellschaft (Vorbeugung vor einer Abkapselung, der Bildung eines "Staates im Staate").
Unpassend fand ich aber, daß einige meiner Mitstudenten in voller Kampfmontur die Kurse und Praktika am Freitag besuchten (wenn sie beabsichtigten an dem Wochenende zu einer Feldübung auszurücken.Die Garnison lag unweit unser Kursräume). Ich empfand das als eine Provokation, wurde nach dem zweiten Weltkrieg doch bewußt auf die Einrichtung militärmedizinischer Akademien zugunsten einer zivilen medizinischen Ausbildung der Sanitätsoffiziere verzichtet.
Gruß
g.

Giant0777
23.11.2005, 13:11
Ich war stolz auf die zivile Tradition unser Republik und habe mich sehr geärgert, daß es nach der Wende wieder zur Stationierung deutscher Truppen in Berlin und zu diesen Fackelaufmärschen kam.Diese, durch die Kohl-Regierung begonnene, langsame Wiederannäherung an die militärische Traditionen blieb aber nicht ohne Wirkung auf mich. Ich habe zwar weiterhin nichts übrig für diesen mit nationalistischen Pathos durchsetzten Mummenschanz, sehe aber mittlerweile die Notwendigkeit solcher Umtriebe ein: einerseits für das Selbstwertgefühl der Soldaten (daß sie sich von der Bevölkerung akzeptiert fühlen) und zweitens zur Verankerung der Armee in der Gesellschaft (Vorbeugung vor einer Abkapselung, der Bildung eines "Staates im Staate").
Unpassend fand ich aber, daß einige meiner Mitstudenten in voller Kampfmontur die Kurse und Praktika am Freitag besuchten (wenn sie beabsichtigten an dem Wochenende zu einer Feldübung auszurücken.Die Garnison lag unweit unser Kursräume). Ich empfand das als eine Provokation, wurde nach dem zweiten Weltkrieg doch bewußt auf die Einrichtung militärmedizinischer Akademien zugunsten einer zivilen medizinischen Ausbildung der Sanitätsoffiziere verzichtet.
Gruß
g.

Also, ich finde dieses Thema insgesamt sehr interessant, aber ich bin auch hin
und wieder erstaunt über die Ansichten einiger Mitmenschen :

"Selbstwertgefühl der Soldaten" : Meinst Du ernsthaft, Angehörige der Streitkräfte setzen sich auf ihr Stube und heulen, wenn sie nicht mehr an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen müssten ??? Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie stressig und vorallem nervig es ist, auch dem 30-sten Opi erklären zu müssen, was jetzt alles anders ist, als "beim Führer" damals oder wenn die Polizei die Bundeswehrangehörigen vor Mitmenschen schützen muss, weil die es lustig finden, Eier und ähnliches auf Uniformierte zu schmeißen.

"mit nationalistischen Pathos durchsetzten Mummenschanz" : Ich will jetzt hier keine Patriotismusdebatte starten, aber ein wenig Stolz und Gefühl für das Vaterland zu haben, kann doch eigentlich nur normal sein. Wenn ich mich in Europa umschaue, dann stelle ich fest, dass es für viele Europäer klar ist, dass sie einen gesunden Nationalismus haben. Die Deutschen tuen sich allerdings seit Jahrzehnten aus historischen Gründen damit schwer ( was ich voll verstehe ) und haben dann im Ergebnis Landsleute, für die dann alles, was mit Vaterland zu tun hat, Mummenschanz ist !

"Mitstudenten in voller Kampfmontur" : Wenn ich überlege, was in den Kriegen durch Militärärzte alles geleistet worden ist, kann ich nur den Hut ziehen vor ihnen . Und dann findest Du es unpassend, wenn Studenten heute in Uniform auftreten, wenn sie anschließend auf Übung müssen, während Du am Wochenende Wochenende hast ???

Also, es ist natürlich Deine Meinung, die Du hier vertrittst, aber ich finde sie schlicht und ergreifend oberflächlich ! Ich war Angehöriger der Streitkräfte und habe mich dabei sehr wohl gefühlt ! Ich habe auch vor jedem Respekt, der für Monate am Hindukusch dient und sich einer nicht unerheblichen Gefahr aussetzt. Und ich habe Respekt vor Menschen, die z.B. bei Hochwassereinsätzen mit ihren Händen deutsche Tradition und Kulturgüter schützen ( s. Dresden ) !!!

In diesem Sinne - Rührt Euch !!! ;-)

tadeus_t
23.11.2005, 13:28
Ich denke mal, dass es ist in der Tat etwas deutschlandspezifisches ist (siehe jüngste Vergangenheit), dass die Bundeswehr einen so schlechten Ruf genießt bzw. so sehr mit Nationalismus etc. in Verbindung gebracht wird. Ich persönlich habe nicht gedient und sehe an der Bundeswehr auch nichts, was mir selbst gefallen könnte, aber ich habe nichts dagegen, dass sie sich in der Öffentlichkeit präsentiert, das gehört in jedem Land dazu, und von uiniformierten in der Bahn oder sonstwo fühle ich mich auch nicht gerdae bedrängt oder sonst etwas. Ich weiß, dass das in der Regel ganz normale Menschen sind, viele meiner ehemaligen Mitschüler sind oder waren beim Bund und haben teilweise auch verlängert. Nicht umsonst wurde in Deutschland der Begriff des Staatsbürgers in Uniform geprägt. Zudem ist die Präsenz der Bundeswehr im deutschen ALltag nun mehr als gering. Ich kann mich auch meinem Vorredener dahingehend anschließen, dass ich Respekt habe vor Menschen, die, mehr oder weniger freiwillig, nach Afghanistan gehen. Sie nehmen ja nicht an einem Angriffskrieg teil, sondern dienen der Friedenserhaltung in einem Land, von dem wir eigentlich sagen könnten:"Das liegt am anderen Ende der Welt und interessiert uns nicht", tun wir oder besser diese Menschen aber nicht!
Ganz anders ist das Verhältnis zur Armee beispielsweise in Israel. Da dort die Verteidigung des Landes auf der Tagesordnung steht und die Bevölkerung in ständiger (ob nun gerechtfertigt oder nicht ist an dieser Stelle mal egal) Bedrohung lebt, haben die Menschen größten Respekt vor ihren "Beschützern". Selbst ältere Damen machen Soldaten im Bus Platz, damit diese auf dem Rückweg nach Hause schlafen können und lassen sich auch nicht dazu bewegen sich wieder zu setzen. Ob das nun gut ist oder nicht, will ich gar nicht diskutieren.
Abschließend würde ich sagen, dass es nicht ein Thema ist über das man sich so sehr Gedanken machen sollte. Es ist gut so wie es ist in Deutschland und so sollte es auch bleiben.

Gruß tadeus_t

zaffaro
23.11.2005, 13:59
Anscheinend hat sich auch die Bundeswehr Gedanken gemacht wie das Volk so fühlt bzw. was das Volk denn so über seine Streitkräfte denkt - herausgekommen ist ´ne eigentlich ganz interessante Umfrage und deren Ergebnis.
Und was mich am meisten an der Sache gewundert hat, war dieses sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (http://www.sowi-bundeswehr.de/) und dessen Existenz... ;-)

Hier gehts direkt zur Umfrage (pdf-Datei) (http://www.sowi-bundeswehr.de/Ergebnisbericht%20SOWI-Bev%F6lkerungsbefragung%202005.pdf)

Tse Tse
23.11.2005, 14:37
*Tse in kugelsicherer Weste*

Nein, nichts gegen die BW.

Manche Leistungen sind unbestritten (obwohl ich nicht alle Einsätze ehrenhaft fand, Bombenabwürfe auf Belgrad im Rahmen des NATO-Einsatzes, so ein Schmarrn. Ich kann mich nur noch vage erinnern, aber das war wohl eine politische Entscheidung und ist ein anderes Thema).

Mir ging's in erster Linie um das Auftreten in der Öffentlichkeit, so wie Guinea Pig das treffend als Fackelaufmarsch bezeichnete. Ich finde das hat schon etwas vergangenes, nicht passendes an sich – is wohl ne subjektive Geschichte.
Aber nebenbei wünsch ich mir auch mal nen Großen Zapfenstreich auf'm Marktplatz mit etwas weniger Pompatz, wenn ich von der Uni abgehe :-D

Giant0777
23.11.2005, 14:59
Naja, in erster Linie ist es ja die Politik, bzw. auch das Gesetz, die die zulässigen, sagen wir mal Traditionslinien festlegen - inwieweit ein jeder, der bei einem solchen Großen Zapfenstreich teilnimmt, dass auch ehrlich mitlebt, kann ich deshalb nur wage einschätzen. Letzlich ist und bleibt eine Armee ein Exekutivorgan eines Staates und der Staat bedient sich zur Durchsetzung seiner Ansprüche dieses Mittels. Wenn also Kritik laut wird an einer demokratischen Armee, müßte man an sich erstmal in die Politik schauen !!!

So, genug Lanze für die army gebrochen !

Neues Motto : :peace:

Kackbratze
23.11.2005, 16:35
Ich fühlte mich bei der Bundeswehr immer von Leuten belästigt, die mich angegriffen haben, weil ich meinen Pflichtdienst abgeleistet habe.
Auch wenn wir Frieden in Europa haben (zumindest in einem 200km Radium um Deutschland rum) ist es nötig eine Armee zu haben.
Oder sollen bei der nächsten Flut Medizinstudenten die Sandsäcke schleppen?

Wir sind Teil der NATO, welche ein militärisches Bündnis ist. Dieses Bündnis existiert, damit wir im Verbund vor gegenerischen Aggressoren (z.B. Iran, Nord-Korea, China, USA) geschützt sind.
Wenn wir keine Armee hätten, hätte jemand Anderes eine haben und kurzen Prozess mit Europa machen. So wie es die Mongolen damals mit den Römern gemacht haben.
Oder die Türken, die erst durch ein Militärbündnis kurz vor Wien aufgehalten werden konnten.

Das sind Beispiele aus der Vergangenheit, aber es gibt Krieg auf der Erde und es wird immer Krieg geben, also wäre es total Verrückt, seine Verteidigung aufzugeben.
Ausserdem muss noch jemand die Sandsäcke schleppen.

Die Armee ist weiterhin immer eine Organ der Exekutive und darf nicht Teil der Legislative sein. Also sollte man seinen Protest gegen die Armee nicht an den Angehörigen ablassen, sondern sich an die Politiker wenden. (ich denke übrigens genauso was die Castor Transporte anbetrifft. Der Polizist muss da rumstehen und die Steine, etc abfangen und die verantwortlichen Politiker sitzen fein zu Hause und scheixxen auf den Protest).

Mich stören solche Zapfenstreiche nicht, schließlich darf jeder (richtig: jeder) in Deutschland frei demonstrieren, sofern er sich an das Grundgesetz hält, und das tut die Bundeswehr.

Christoph_A
23.11.2005, 18:36
Also, das wird jetzt wieder mal in Richtung grundlegende Patriotismusdebatte gehen.
Erst mal vorweg: ich hab selber Wehrdienst gemacht und ich erinner mich noch gut, daß ich auch zu diesen Menschen gehört haben, die in Uniform eingekauft haben, Zug/Auto gefahren sind, etc. und ich habe nie eine negative Reaktion darauf bekommen, obwohl das damals zum Höhepubkt der Balkankonflikte war. Ich versteh auch die Kritik daran nicht-wenn Du im Kittel aus der Klinik gehst um im Supermarkt schnell Fluppen zu holen stört sich ja auch niemand dran. Soll man sich schämen, eine Uniform zu tragen, ich denke doch eher nicht. Und manchmal hat man es eben eilig ( weil z.B. ein getränkemarkt um 18 uhr zumacht ) und kann sich nicht umziehen.
Desweiteren finde ich, daß der große Zapfenstreich seine historische Bedeutung hat und daran ist rein gar nichts nationalistisches, es geht nur darum, einer bedeutenden, aus ihrem Amt scheidenden persönlichkeit eine Respektsbekundung zu erweisen. Das gibt es in allen grossen europäischen Ländern und erst recht in den USA und dort fallen solche Veranstaltungen um einiges heftiger aus,man denke an trooping the colour oder die Parade zum jahrestag der französischen Revolution.
Gerade die Bundeswehr kann doch stolz sein auf ihre Tradition als Friedensarmee und dazu gehören nun auch mal nicht nur friedenserhaltende sondern eben auch mal friedensstiftende Einsätze.
Daß da gleich wieder bei einigen von der Naziarmee gelabert wird und mit Eiern gworfen/demonstriert wird, ist sowas von antiquiert,daß es mich wundert, daß das immer noch aus der linksalternativen Mottenkiste gezogen wird.
Was Fackelaufmärsche angeht,das ist ein heikles Thema, da wir ja alle noch die Bilder aufmarschierender Faschos vor dem brandenburger Tor im Fackelschein kennen. Persönlich muß ich aber sagen, daß zumindest die Fackelaufmärsche die ich erlebt habe ( meine eigene und ein paar andere Vereidigungen, einige zapfenstreiche ) in einer gelösten und sehr harmonischen Atmosphäre passiert sind und keinen Hauch von übertriebener Militaristik versprüht haben. Daß der ganze Pathos manchen stört,das kann ich voll verstehen, ich persönlich finde aber, daß ein bisschen Nationalbewusstsein noch keinem geschadet hat.

GOMER
23.11.2005, 18:50
Vorweg: Ich war Zivi und bin überzeugter und unumstößlicher Pazifist, andernfalls wäre ich mit meinem miesen Abi zum Bund gegangen und hätte dort studiert, anstatt vier Jahre dumm rumzusitzen.


Nun, der Bedarf für eine Armee ist ja unbestritten. Was diese Armee macht, oder eben nicht, (Sandsäcke, Kosovo, Afghanistan, Irak etc.) steht hier nicht zur Debatte. Dienstreisen und -auftritte müssen Soldaten in Uniform bestreiten, daran lässt sich nicht rütteln.
Dennoch habe ich Verständnis für Kritik an Aktionen wie Zapfenstreich und öffentlichen Gelöbnissen, in erster Linie sogar aus einem ganz banalen Grund: Mir gefällt das Äußere der Soldaten bei solchen Auftritten nicht, ich finde Knobelbecher, Koppel und Helm sehen zu sehr nach Wehrmacht aus, ich kenne die genaue Bezeichnug für diese Bekleidung nicht (Ausgehuniform?), aber nicht-Reiterhosen, "normale" Schuhe und Barett oder Mütze würden es doch auch tun. Zum Anderen verstehe ich nicht worin das öffentliche Gelöbnis seine Daseinsberechtigung sieht, wir legen auch nicht den hypokratischen Eid vor laufenden Kameras ab, dabei ist eine "Ärztegarde" bestimmt geau so wichtig für die Bundesrepublick, wie eine "g'scheite" Armee.
Der Zapfenstreich ist mir an und für sich (vom ersten Punkt abgesehen) kein Dorn im Auge, immerhin ist der Kanzler Oberbefehlshaber, warum soll ihn dann die Armee nicht verabschieden, immerhin hatten wir zuletzt ja das Glück einen, in militärischen Angelenheiten, sehr vernüftig agierenden Kanzler und Verteidgungsminister zu haben, Volker Rühe hat da mit "seiner Truppe" ganz andere Auftritte geboten.

Kackbratze
23.11.2005, 19:15
die aktuelle Uniform hat keine Ähnlichkeit mit der Wehrmachtsuniform. Die Uniformn der DDR waren Kopien der Wehrmachtsuniformen.

GOMER
23.11.2005, 19:26
Wehrmachtsoffiziere hatten auch Knobelbecher und Reiterhosen, besonders übel find ich allerdings den Koppel über der Uniformjacke zu tragen, egal ob die Waehrmacht das auch gemacht hat oder nicht.

guinea pig
23.11.2005, 19:37
Das ist ein probates rhetorisches Mittel, dessen ich mich bisweilen auch bediene ,um andere ins Unrecht zu setzen: ihnen eine unhaltbare Meinung unterzuschieben und diese anschließend mit großer Geste zu verurteilen. ;-)
Aber hier fällt die große Geste ins Leere, erörtern wir hier doch, ob es für die Bundeswehr als Institution richtig ist, sich in die preußische Tradition (Großer Zapfenstreich) zu stellen. Bedarf es wirklich dieser Traditionspflege für das Selbstverständnis einer demokratischen Armee, bestehend aus aufgeklärten Staatsbürgern in Uniform ? Ist ein angeordneter Zapfenstreich wirklich vergleichbar mit einer Demonstration ? Es ist schon wahr: beide Veranstaltungen möchten die öffentliche Meinung beeinflußen, verfolgen also politische Ziele. Aber: zu einer Demonstration finden sich die Leute freiwillig zusammen: es ist ihre persönliche Willensbekundung. Ein befohlener Aufmarsch ist allenfalls eine Zurschaustellung staatlichen Machtanspruchs und -willens. Dieses Mittels bedienen sich Diktaturen und Monarchien zur Untermauerung ihrer Macht, sie sind aber eines demokratischen Staates unwürdig.
Meiner, zugegebenermaßen:
oberflächlichen,Meinung nach sollte die Bundeswehr ein anderes Bild von sich in der Öffentlichkeit in den Vordergrund stellen: das der friedenstiftenden Armee in Afghanistan und dem Kosovo. Nicht zu vergessen die humanitären Einsätze, seien sie an der Oder oder im Tsunami-Katastrophengebiet.
So könnte ein neues Selbstverständnis der Bundeswehr aussehen.
Im Übrigen bin und war ich für den Umbau der Verteidigungsarmee in eine einsatzfähige Armee (Schnelle Eingreiftruppen) und befürworte auch einen weiteren Ausbau der Westeuropäischen Union zu einem unabhängig taktisch und strategisch handlungsfähigen, schlagkräftigen Bündnis.

GOMER
23.11.2005, 19:40
WAS? Meinst Du mich?

Ich schreibe, daß ICH MICH von der Uniform (nicht Kampfanzug, sondern jene die bei o.g. Events getragen wird) der BW, an die Wehrmacht erinnert fühle, und untermaure meine MEINUNG, nicht BEHAUPTUNG, damit daß Wehrmachtsoffizire ähnliches Beinkleid trugen, und daraus wird mir jetzt ein Strick gedreht?

guinea pig
23.11.2005, 19:44
Es geht um den 007ner Riesen einige Beiträge zuvor.

GOMER
23.11.2005, 19:45
Oh, Verzeihung! Ich fühlte mich angesprochen.

Christoph_A
23.11.2005, 20:43
Was stört einen denn an einer Koppel? da ist ein Adler drauf, ziemlich genau derselbe, der auf unser aller Fußballtrikots prangt, na und?
Und ausserdem, die deutschen Uniformen wurden ja extra nach dem Krieg neu gestaltet, um sich von den Wehrmachtsuniformen abzugrenzen.
P.S.: Die schönsten Uniformen waren sowieso die des ruhmreichen bayerischen Heeres :-))

Hellequin
23.11.2005, 21:52
aber nicht-Reiterhosen,
Sorry, aber ich hab noch nie einen Bundeswehrsoldaten in Reiterhose gesehen. ;-)

Nillson
23.11.2005, 22:40
Zum Anderen verstehe ich nicht worin das öffentliche Gelöbnis seine Daseinsberechtigung sieht, wir legen auch nicht den hypokratischen Eid vor laufenden Kameras ab, dabei ist eine "Ärztegarde" bestimmt geau so wichtig für die Bundesrepublick, wie eine "g'scheite" Armee.

Hmm, ich kenne keinen modernen Mediziner, der jemals einen hippokratischen Eid (nebenbei: das sollte man als Mediziner schon schreiben können!) geschworen hätte...
Kurzum, der Vergleich hinkt, da Mediziner überhaupt keinen Eid schwören.

Evil
24.11.2005, 05:54
Hm, ich glaube, hier wird wieder etwas sehr vereinfacht.

Selbst wenn die BW-Uniformen an die der Wehrmacht erinnern, so sollte man doch nicht vergessen, daß der durchschnittliche Wehrmachtssoldat KEIN Massenmörder war (im Gegensatz zu den meisten Angehörigen der Waffen-SS). Das also automatisch mit Nazi-Greuel zu verbinden halte ich für oberflächlich.

Was den Zapfenstreich "preußischer" Tradition anbelangt:

-einerseits gibt es Militärparaden in anderen Ländern auch zur Genüge (schaut mal nach Frankreich, von den USA will ich jetzt gar nicht reden)

-andererseits war derjenige, der die "militaristische" Tradition in Preußen eingeführt hat, Friedrich Wilhelm I (1688-1740), auch genannt der Soldatenkönig. Er hat die Uniform"liebe" eingeführt, ein stehendes Heer aufgebaut.... und während seiner Regentschaft keinen einzigen Krieg geführt. Damit hat erst der große Aufklärer Friedrich II angefangen...

Man sieht also, daß großes Uniform-Tamtam nicht unbedingt mit tatsächlichen Kriegstreibereien zu tun hat, außerdem finde ich, daß die Soldaten sich ihres Berufs nicht zu schämen brauchen.

PS: Ich hab selber verweigert, meine aber, daß Soldaten KEINE Mörder sind.