PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weitermachen oder Abbrechen?



janni
27.11.2005, 12:41
Hallo,
Ich bin gerade echt am verzweifeln weil ich nicht weiß was ich machen soll. Ich arbeite jetzt seit Februar an einer experimentellen Doktorarbeit, die anfangs total übersichtlich und nach leicht zu machen aussah, wo sich aber nach und nach immer mehr Probleme einstellen. Die Arbeit besteht aus zwei Versuchen, den ersten Teil hab ich inzwischen fertig und hab am Dienstag meiner Betreuerin die Ergebnisse vorgestellt. Schon bei der Auswertung hab ich gemerkt dass das alles nicht so toll ist was da rausgekommen ist und so war's dann auch, die Zahlen stimmen nicht so wirklich mit denen in der Literatur überein, und angeblich hab ich jetzt auch falsch ausgewertet obwohl ich es extra vorher mit ihr abgesprochen habe wie ich das machen soll. Dann hat sie plötzlich festgestellt dass die beiden Versuche überhaupt nicht miteinander vergleichbar sind, da in beiden unterschiedliche Konzentrationen des Giftes verwendet worden sind, dass also alles was ich bisher gemacht habe eigentlich umsonst war, weil ich es am Ende nicht vergleichen kann. Meiner Mitdoktorandin wurde dann noch erzählt dass sie wahrscheinlich kein Ergebnis bekommen wird und da das ja etwas blöd ist für die Dr-Arbeit solle sie sich doch ein Paper durchlesen und überlegen was sie sonst noch so erforschen kann/will. Sie will jetzt vermutlich aufhören und auch meine Motivation ist in letzter Zeit nahe Null gesunken und ich weiß einfach nicht ob ich das jetzt noch weitermachen soll oder nicht. Ich hab total Angst dass ich in einem da sitze und mit meinen Ergebnissen nichts anfangen kann, mal abgesehen davon dass mir auch aufgefallen ist dass ich es zeitlich kaum schaffe ohne ein Semester auszusezten. Mir wäre es am liebsten ich würde aufhören und mir stattdessen eine statistische Arbeit suchen, da ich ohnehin nur meinen Dr haben möchte und nach diesem 3/4jahr im Labor auch weiß dass ich nie und nimmer später was mit Forschung machen möchte. Mein Freund meint dazu aber dass ich mir die Chance nicht von vorneherein verbauen soll und dass ich nicht beim kleinsten Problem aufgeben soll was ja vielleicht auch wahr ist. Ein weiteres Problem ist dass mein Doktorvater sich eigentlich gar nicht kümmert, der wußte bis vor kurzem noch nichtmal was ich eigentlich mache und ich hab auch das Gefühl er ist nicht wirklich überzeugt davon dass da was Vernünftiges bei rauskommt.
Was würdet ihr an meiner Stelle machen? :-nix

trina1081
27.11.2005, 12:47
Hi,
ich hatte bis vor kurzem ein ähnliches Problem.
hab über ein Jahr versucht, mit meiner Arbeit voran zu kommen, aber irgendwie war ich wohl die einzige in dem Laden, die das wollte. Es war nie wirklich einer für mich da und mein Doktorvater selber schon gar nicht.
Hab mich jetzt dazu durchgerungen, die Arbeit zu beenden und das meinem Doktorvater auch gesagt. Nach ganzen 2 Minuten war alles vorbei, und er wirkte jetzt nicht so, als ob ihn das gross interessieren würde.

Ich würde mich an deiner Stelle nach einer anderen Arbeit umsehen, denn was bringt es dir, wenn du ne Menge Zeit und Mühe in die Arbeit steckst und dann kommt nix dabei raus und die Betreunung ist zusätzlich noch mies.
Ich hab gelernt und weiss jetzt, dass die Betreuung das A und O einer jeden Arbeit ist!

Lass den Kopf nicht hängen und versuchs doch noch einmal. Alles gute weiterhin.

trina

Hellequin
27.11.2005, 13:35
Würde es vielleicht nochmal mit einem klärenden Gespräch versuchen und dabei halt klarstellen das du total unzufrieden bist und ans aufhören denkst. Wenn sich dann nichts ändert würde ich die Arbeit hinschmeißen, das ganze als schlechte Erfahrung verbuchen und mir was anderes suchen. BTW, Ich merk gerade wiedermal wie gut ich es mit meiner Betreuung getroffen habe.

apple
27.11.2005, 13:37
Ich bin ja eigentlich genau wie dein Freund der Meinung, nicht bei jedem Problem gleich aufzugeben. Aber so wie das bei dir klingt, scheint es keinen großen Sinn mehr zu machen, da viel Zeit zu investieren und da die Betreuung auch noch mies und deine Motivation am Boden ist, würd ich dir empfehlen, dich mal nebenbei nach einer anderen Arbeit umzuschauen und wenn du eine passende für dich findest, dann auch zu wechseln. Ich hab auch einmal nach ca. einem 3/4 Jahr das Thema gewechselt, bin zwar bei dem gleichen Doktorvater geblieben, da die Betreuung echt gut ist, aber ich bin im Nachhinein echt froh darüber,dass ich das andere aufgegeben hab, da jetzt 1. die Methode besser ist und 2. gute Ergebnisse rauskommen, über die sich schön schreiben lässt. Und da du ja auch "erst" im 6. Semester bist, würde es ja auch keine großen Zeitprobleme geben, wenn du dir jetzt noch mal eine neue Arbeit suchen würdest.

Musti
27.11.2005, 17:53
Hi janni,

also, Du hast schon Versuche gemacht. Du hast auch Ergebnisse rausbekommen. Die stimmen nun nicht mit denen der Literatur überein.
Hmm... was nun?
Ist Deine Methodik falsch? Ist die Auswertung falsch? Oder ist beides richtig und Du hast nunmal andere Ergebnisse als in der Literatur (war bei meiner Arbeit auch so).

So, nun würde ich mit der Betreuerin sprechen.
Hat sie Dich angelernt? Falls ja, kann die Methodik schonmal nicht so falsch sein. Ist vll. in Deiner Auswertung der Wurm drin? Das läßt sich ja mit ihrer Hilfe beseitigen.
Frag sie doch einfach wie sie sich das ganze vorstellt. Was denn noch gemacht werden müßte. Sie soll doch einfach mal den Rahmen der beiden Versuche und damit den Rahmen der Diss genau abstecken.
Sie soll Dir sagen, was genau noch zu tun ist und wie genau mit den gewonnen Daten verfahren werden soll.

Naja, immerhin haste schon den ersten Teil der Versuche gemacht. Du kennst Dich mitlerweile im Labor und mit der Materie aus.
Also, bevor Du abbrichst, sprich mit ihr, geht genau die Diss durch und bitte sie, dochmal die Erfolgschancen der Arbeit zu erläutern.
Falls Du dann den Eindruck hast, das bringt nichts, dann würde ich auch aufhören. Aber nur dann!
Wenn Deine Betreuerin meint, das ginge schon und sie würde Dich auf Dein Bitten hin auch enger betreuen, so zieh das Ding durch.

Ich würde die Entscheidung weitermachen-aufhören einfach von dem Gespräch abhängig machen.

Wünsche Dir viel viel Erfolg! Sag Bescheid, wie Du Dich entschieden hast.

Grüße,
Musti

Lava
27.11.2005, 17:57
Ich bin jetzt seit etwas über einem Jahr dabei und habe ein ähnliches Problem.

Zwar kümmert sich mein Betreuer schon um mich, aber ich hab das Gefühl, er redet immer alles positiv, um mich bei der Stange zu halten. Seit einem Jahr erzählt er mir, dass das schon klappen wird und alles gut gehen wird und ich nicht so schwarz sehen soll - aber bisher habe ich auch keine zählbaren Ergebnisse. Vor ein paar Wochen hab ich dann das erste mal ans Aufhören gedacht. So ganz konnte ich mich aber nicht mit dem Gedanken anfreunden aus folgenden Gründen:
1.) Ich will keine statistische Dr.arbeit machen
2.) Ich wollte eine experimentelle, um mir Chancen an der Uni offen zu halten
3.) Eigentlich macht mir die Arbeit viel Spaß und ich mag das Team sehr
4.) Ich will die Arbeit, die ich ein Jahr da rein gesteckt habe, nicht aufgeben
5.) Hat JEDER im Labor seine Probleme und ich will nicht schon nach einem kneifen, nur weil's nicht wie am Schnürchen läuft...
Ich vertraue also weiterhin meinem Betreuer, dass die Ergebnisse bisher nicht sooo schlecht sind. Und dass ich immer noch über was anderes schreiben kann, wenn alle Stricke reißen.

Fraggle
27.11.2005, 18:29
hi,

verstehe nicht GANZ das problem: heisst das dass du die arbeit nochmal ganz von vorn beginnen kannst? dh. ergebnisse ja, aber nicht verwertbar wg. falschem design? dann hast du eigtl .nur die einarbeitung auf der positiv-seite. kannst also gleich ne andere arbeit anfangen, wenn du bei der jetzigen eh nochmal von vorn anfangen musst. betreuung scheint auch nicht toll zu sein.
-
MMn egal ob doktorvater was von der arbeit weiss oder peng, wichtig dass dein betreuer POSITIV zu dir eingestellt ist, dh du hast das gefühl, IHR ZIEHT AN EINEM STRANG. dann ist es auch egal wenn er nicht so viel zeit hat - ein bisschen sollte er natürlich schon haben.
-
mit den ergebnissen kapier ich auch nicht so: ist doch egal, ob positive ergebnisse oder keine unterschiede. ergbnis ist ergebnis. klar dass an negativen / keinen signifikanzen nicht so interessiert wird wie an positiven - für ne doktorarbeit reichts aber auf alle fälle. vielleicht nicht für ne veröffentlichung.
hab auch selbst ne experimentelle gemacht und nur mit glück fertig geworden. da muss man i d regel selber schon viel frust ertragen. aber wenn das design nicht stimmt oder man sich mit betreuer nicht versteht, hat man keine chance die arbeit fertig zu machen.
wenn man nicht unbedingt in die forschung will, ists doch egal, bzw. reicht immer noch was man dann alles zu tun hat.
ps. ne experimentelle ohne urlaubssemester ist meistens eh ziemlich utopisch. ausser du bist der hammerharte forschungstyp (das ist dein ding) oder super gutes studiendesign incl. etablierter methoden.

ciao
fraggle

Eilika
27.11.2005, 19:02
Ich hab schon mal ne Doktorarbeit abgebrochen...meine erste und zwar vor allem wegen schlechter Betreuung und weil es mit dem Doktorvater in spe vor allem auf der persöhnlichen Ebene so überhaupt nicht ging...der hat mich regelmäßig zum Heulen gebracht der Mann und ich hab mich da schon ne ganze Weile mit rumgeschlagen und wusste nicht, was ich machen sollte. Dann hat meine Mama als ich sie mal wieder total fertig angerufen hab gesagt, dass ich es lassen soll, weil ich gar nicht mehr ich selber wäre mit der Arbeit...und ich muss sagen, dass es mir ziemlich direkt danach dann gleich echt super gut ging...ich war nur froh, als ich den Schlussstrich gezogen hatte!!
Jetzt hab ich ne neue Arbeit, wo es besser läuft, die scheitert im Vorrankommen nur noch an meiner eigenen Faulheit...

janni
27.11.2005, 20:03
Erstmal vielen vielen Dank für die vielen Antworten! :-top
Meine Mitdoktorandin und ich haben jetzt beschlossen, morgen mit unserer Betreuerin zu sprechen und ihr klar zu sagen dass wir überlegen aufzuhören und ihr die Gründe erklären. Je nachdem was sie dann dazu sagt werde ich dann entscheiden wie es weitergehen wird. Allerdings tendiere ich schon sehr zum Aufhören einfach auch weil ich dem ganzen nicht mehr traue und wie gesagt auch die Motivation am Nullpunkt angekommen ist. Ich hoffe nur dass ich mich nicht wieder "weichkochen" lasse und mich mit dem "wir kriegen das schon hin, du wirst schon was schreiben können" zufriedenstellen lasse. Ich werd euch dann berichten wie es war...

frieda
28.11.2005, 12:25
Hallo Janni,

bei einer solchen Entscheidung - Thema aufgeben oder nicht - sollte man sich möglichst an den Fakten orientieren:



.... Die Arbeit besteht aus zwei Versuchen, den ersten Teil hab ich inzwischen fertig und hab am Dienstag meiner Betreuerin die Ergebnisse vorgestellt. .....
... die Zahlen stimmen nicht so wirklich mit denen in der Literatur überein, und angeblich hab ich jetzt auch falsch ausgewertet obwohl ich es extra vorher mit ihr abgesprochen habe wie ich das machen soll.
.... Dann hat sie plötzlich festgestellt dass die beiden Versuche überhaupt nicht miteinander vergleichbar sind, da in beiden unterschiedliche Konzentrationen des Giftes verwendet worden sind, dass also alles was ich bisher gemacht habe eigentlich umsonst war :-nix

1. wenn falsch gerechnet wurde (warum auch immer), kann man das sicher korrigieren
2. wer hat denn die zwei nicht vergleichbaren Versuche geplant? Wenn das die Betreuerin war, sollte sie sich jetzt auch eine Lösung überlegen. Wenn es Deine Idee war, wird man es möglicherweise wirklich nochmals neu machen müssen.

Ich würde empfehlen, auf Basis dieser Punkte mit der Betreuerin durchzusprechen, ob und unter welchen Bedingungen es Sinn macht, an diesem Thema weiter zu arbeiten. Nachdem Du bereits in die ganze Thematik eingearbeitet bist , wäre es wahrscheinlich auch sinnvoll, einfach nochmals mit geändertem und nun sorgfältig durchdachtem Versuchsaufbau neu zu starten.
Anstatt sich in ein ganz anderes Thema einzuarbeiten. Zumal Du ja nicht weißt, welche versteckten Fallen es dort dann gibt.

Sollte sich keine machbare Lösung abzeichnen, fällt ein Wechsel dann wiederum viel leichter.

Friederike Stephan

janni
28.11.2005, 18:00
So, bin jetzt wieder zu Hause und weiß nicht so recht wie ich mich fühlen soll. Das Gespräch war supergut, viel einfacher und besser als ich es erwartet habe, aber es war ja auch ersteinmal "nur" mit der Betreuerin. Wir haben ihr unsere Situation und die Probleme erklärt und sie meinte dass sie das gut nachvollziehen kann und hat aber auch versucht uns zu erklären wie es halt noch was werden könnte. Aber sie hat keineswegs bestritten dass es alles sehr unsicher ist. Und das beste war dann noch als sie selbst irgendwann meinte (sie macht ja selbst ihren PhD dort) dass sie, wenn sie etwas jünger wäre und nicht schon so viel Arbeit hineingesteckt hätte, selbst aufhören würde. Ich finde das sagt doch sehr viel aus...
Somit sieht es jetzt so aus dass ich aufhören werden, es muss nur noch das Gespräch mit dem Doktorvater stattfinden, wovor ich mich noch viel viel mehr fürchte. Aber viel sagen kann er ja eigentlich auch nicht dazu... :-nix

Fraggle
28.11.2005, 18:27
tja, du schreibst nicht so konkret was die datenlage ist. aber da du dich anscheinend schon entschieden hast aufzuhören, kann man eh nicht viel dazu sagen.
eins noch: wenn du dich mit der betreuerin gut verstehst (scheint ja gut gelaufen zu sein) und man das studiendesign so ändern kann dass die daten interpretierbar sind, ist eigtl. alles ok. echt nicht wichtig, ob was gutes rauskommt oder nicht für ne doktorarbeit. für ein phd sieht es ganz anders aus!! das kannst du nicht miteinander vergleichen!
ich habe auch ne experimentelle gemacht und es ist nicht viel rausgekommen und es war sehr viel frust!
aber: mit den betreuern hab ich mich gut verstanden und mit den anderen im labor auch! kommilitonen etc. DAS ist die hauptsache und dass das studiendesign stimmt (zb. etablierte methoden, korrekte statistik). man kann auch über schlechte daten schreiben und den dr-titel kriegen! das wichtige an der experimentellen arbeit für den doktoranden ist gezeigt zu haben, dass er im forschungsbereich einmal gearbeitet hat mit den methoden. das wichtige für den phd ist neue daten zu kriegen und ein gebiet zu erschliessen was so noch nicht gibt. dafür braucht er auch gute daten.
wenn man das noch hinbiegen kann und deine kommilitonin dabei bleibt, würd ich an deiner stelle wahrscheinlich weitermachen.
alles gute dir!
fraggle