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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : radiologische frage



Mäx
07.12.2005, 16:57
dürfte für erfahrene kliniker nicht schwer sein. da ich keiner bin:
ich würde gerne wissen,warum nach einer Bestrahlung sich so ein charakteristisches Blutbild ergibt, bei dem die Zahl der Leukozyten (v.a. der Lymphozyten) zunächst sehr stark abnimmt bis zu einem Minimum und dann wieder deutlich ansteigt (nahezu auf den Ausgangswert)?!
außerdem: warum können sich schäden nach starker strahlenexposition erst jahre später bemerkbar machen, so wie in tschernobyl?!
jemand ne hilfe parat? danke

Lava
07.12.2005, 17:29
Strahlen schädigen Zellen, indem sie die DNA schädigen (auf welche Weise genau, müsste ich jetzt selber nachlesen). Ich würde mal vermuten, ein Rückgang der Leukozytenzahl oder gar eine Panzytopenie entsteht durch eben diesen Effekt: die blutbildenden Stammzellen werden eben geschädigt. Allerdings gehen niemals alle zugrunde, so dass immer ein paar übrig bleiben, die sich erholen und sich wieder teilen können. Ist im Prinzip also genau das gleich wie bei einer Chemotherapie. Je nachdem, was bestrahlt wird, hat man halt oft Knochen im Bestrahlunsfeld, in dem sich roten Knochenmark befindet, bsp. in den Beckenlnochen bei Bestrahlung eines Prostatakarzinoms oder so.

Die Langzeitfolgen von Chemotherapie oder Bestrahlung können sekundäre Neoplasien sein, z.B. Leukämien. So eine Leukämie oder Neoplasien allgemein entstehen aber i.d.R. nicht von heut auf morgen. Manchmal dauert es Jahrzehnte, bis man einen manifesten Krebs hat. Es fängt halt immer ganz klein an mit Veränderungen im Erbgut einer Zelle und über die Jahre können immer mehr Veränderungen hinzukommen und aus einer Dysplasie wird z.B. ein Carcinom. Oft braucht es eben dazu eine ganz Reihe genetischer Veränderungen in der Zelle, nicht nur eine.

alex1
07.12.2005, 21:58
Leukozyten sind sehr strahlensensibel, das ist auch der Grund wieso sie so stark abfallen. Ebenfalls sehr strahlensensibel ist das Knochenmark insgesamt, größere bestrahlte Volumina (zB Wirbelsäule oder Becken) können ziemlich schnell zu einer Panzytopenie führen. Ich erinnere mich noch an einem Fall eines Patienten auf Station mit einem Feld das fast die ganze BWS erfasste, der innerhalb von 2 Tagen von normalem Blutbild auf einen Hb von 7,6; Leukos von 1,5 und Thrombos von 60.000 sank. Fand ich ziemlich beeindruckend.

Ich finde das am meisten beeindruckende Beispiel für die Sensibilität von KM die Ganzkörperbestrahlung bei Leukämien.

Will man einen Patienten in Vollremission mit fremden KM transplantieren erfolgt oft nach Hochdosis-Chemo eine Ganzkörperbestrahlung unmittelbar vor der Transplantation.
Das Interessante dabei ist, daß diese Transplantation dann unbedingt klappen muß. Die Strahlendosis ist nämlich so toxisch fürs KM, daß zusammen mit der Chemo der Patient NULL KM hat (ist auch Sinn der Sache).
Schlägt sie fehl ist der Patient verloren und zwar wegen der Therapie.
Da wächst von alleine gar nichts mehr am Knochenmark.
Man kann natürlich die Erys mit EKs substituieren, aber man wird tatsächlich NULL neutrophile Granulozyten und ziemlich schnell wenig Thrombos haben.

Mäx
10.12.2005, 16:59
vielen dank für die umfassenden antworten! damit ist mir schon sehr geholfen... kann mir noch jemand etwas genaueres sagen, warum man nach bestrahlung so starken schmerzen ausgesetzt ist?! gehen diese einfach auf entzündlich prozesse der bestrahlten organe zurück?

wuendrik
10.12.2005, 19:46
falsch gepostet, sorry

alex1
11.12.2005, 12:44
Starke Schmerzen nach Bestrahlung sind nicht so häufig, zumindest nicht mit üblichen Dosen.

Das was oft nach therapeutischer Behandlung weh tun kann sind die Schleimhäute, durch die radiogene Mucositis.