PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Innere vs. Chirurgie Praktikum



Lava
09.12.2005, 18:40
Ich sollte vielleicht nicht zu früh meckern, da ich erst eine der 7 Wochen Chirurgie (inkl. Ortho und Uro) Praktikum hinter mir habe, aber bisher ist es eine wahre Fechheit, was einem da geboten wird! Ich hab mehr Zeit mit dem Herumstehen in irgendwelchen Fluren verbracht als mit der Fallbesprechung von Patienten. Meistens lief es bisher so ab, dass unsere Gruppe, diese Woche eingeteilt für Unfall/Ortho, pünktlich am korrekten Versammlungsort erschien - und sich erstmal niemand für einen verantwortlich fühlte. In der Ambulanz, wo ein U-Kurs statt finden sollte, liefen ca. ein Dutzend Ärzte an uns vorbei, guckten uns fragend an und scherzten, ob wir hier einen Glühweinstand aufmachen wollten... nach ein bisschen Herumfragen fand sich dann meist der zuständige Dozent und TELEFONIERTE erstmal eine halbe Stunde. Schließlich wusste ja niemand, dass wir kommen (komisch, dass wir das wussten!). In den beiden U-Kursen wurde dann zu 90% theoretisch der Stoff durchgekaut, den wir beim OSCE vorzeigen müssen und zu 10% hat der Dozent die Untersuchungen an einem Studenten gezeigt. Selber üben war nicht drin. Und eigentlich sind die Untersuchungen eh Quatsch, weil der akute Patient sowieso so starke Schmerzen hat, dass man da tunlichst nicht anfassen sollte. Wozu machen dann einen U-Kurs? :-( Dann haben wir noch an 2 Tagen jeweils einen Patienten zu sehen bekommen, dessen Fall wir in ungefähr 15 Minuten mit einem meist ziemlich unmotivierten Arzt durchgesprochen haben. Heute sollte eigentlich ein Seminar stattfinden, aber nachdem der Dozent nicht aufkreuzte, ließen wir ihn anpiepen und erfuhren so, dass das Seminar heute gar nicht statt findet. Wann es nachgeholt wird, ist auch noch nicht klar.

Ehrlich gesagt stand heute jedem von uns bis HIER. Ich bin bisher auch maßlos enttäuscht. Immerhin hatte ich mich auf das Chirurgiepraktikum gefreut und jetzt passiert tatsächlich das, wovor uns alle gewarnt hatten: die Dozenten kreuzen nicht auf und wenn doch, geben sie einem die Unterschrift und lassen uns gehen. Toll. Da brauchen sich die Chirurgen nicht zu wundern, dass sie Nachwuchsprobleme haben!

Warum kann das nicht so gut ablaufen wie im Innere Praktikum? Da war es auch nicht immer perfekt, aber immerhin hat sich JEDER Dozent ein paar Stunden Zeit genommen, um uns wirklich was zu zeigen und zu erklären. Da war Engagement dahinter!!! Und da gab es auch immer jemanden, der für uns zuständig war! Dass ein Dozent gar nicht erst eschienen ist, kam nie vor.

Picknicker
09.12.2005, 19:04
Na, ich glaube, das ist an den meisten Unis so. Der Chirurgiekurs lief bei uns in München haargenauso ab, entweder Arzt X war im Urlaub, oder im OP oder er wußte von nix. Ab und zu fand tatsächlich ein Kurs statt und wenn wir Glück hatten, auch noch über das eigentlich vorgesehene Thema :-top
Leider war mein Innere-Kurs nicht viel besser...Gelernt habe ich dementsprechend enorm viel.Fazit: klinische Ausbildung in München: :-(

Sidewinder
09.12.2005, 19:06
Bei uns war das Innere- und Anästhesiepraktikum einwandfrei organisiert, wir konnten uns bei den Internisten direkt auf Station an der Arbeit beteiligen, waren bei Visiten und Besprechungen immer dabei, haben Patienten zugeteilt bekommen und waren auch regelmäßig in den Funktionsabteilungen/Katheterlabor dabei. Die Ärzte haben sich Zeit genommen und waren wirklich nett.
Genauso sah es im Anästhesie- und Intensivmedizinpraktikum aus, war alles bestens durchorganisiert und man wurde wirklich mit einbezogen.
Und was das beste daran war: pro Station ein Student!
Die Seminare wurden auch regelmäßig an zwei Tagen in der Woche durchgeführt.

Und jetzt zu den Chirurgen: alle waren gestresst, irgendwie hatte keiner Zeit, ein Seminar gabe es meines Wissens gar nicht zu besuchen, es sei denn, irgendwo in den Weiten des Klinikums hat eines stattgefunden und ich wurde einfach nicht informiert. In der Früh kam man auf Station, da war dann entweder schon niemand mehr anzutreffen oder es wurde eine Visite unter aller Sau gemacht, dann hatte ich die schöne Aufgabe Verbände zu wechseln, was nichts anderes war, als daß ich die Lagen der Reihe nach abgemacht habe und dann neue in der umgekehrten Reihenfolge wieder drauf. Das obligatorische Redongdrainage- oder Klammernentfernen war natürlich auch dabei. Den Rest der Zeit saß ich meistens untätig auf der Station beim Kaffeetrinken.
Irgendwann hat sich die Stationsärztin dann mal überlegt, ich könnte ja mal von ALLEN PATIENTEN auf Station eine Druckdopplermessung der Beinarterien machen (war eine Gefäßchirurgische Station!), was ich nicht gemacht habe, da das wirklich völlig unnötig und reine Beschäftigungstherapie war.
Im OP war ich dann glaube ich einmal, und da bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen, um zuzuschauen, wie ein Schnitt in der Leistengegend vernäht wurde. Ich selber wollte eigentlich gar nicht mehr rein, aber der Chefarzt hat mich draußen abgefangen und mir erklärt, daß ich mich gefälligst umziehen und da reingehen soll, also umziehen, chirurgische Händedesinfektion, steriler Kittel und Handschuhe nur dafür, daß ich gesagt bekommen habe "Hier sehen Sie das Leistenband, ich mache jetzt zu!" und auf meine Frage "Kann ich noch irgendwie helfen?" ein klares "Nein!".
Und der Abschuss in der Gefäßchirurgischen Sprechstunde: "Ich muß mal schnell weg, machen Sie doch schonmal eine Duplexsono beim Patienten!".
Da saß ich dann vorm Sono und obwohl ich zwar schon ein bissl Vorerfahrung aus dem Innerepraktikum und der -famulatur hatte, konnte ich das Gerät trotzdem nicht bedienen, außerdem kann ja jeder Student einfach mal so eine Duplexsonographie machen.
Na Danke!
Ich werd jedenfalls kein Chirurg!

Lava
09.12.2005, 19:14
Wenigstens durftet ihr was machen. Bisher hab ich ungefähr 3 Stunden in einer Woche auf der Station verbracht...

Ich hoffe, die technischen Kurse werden etwas besser. Der Endoskopiekurs soll ganz gut sein und aufs Nähren freu ich mich natürlich auch.

Im OP waren wir in dieser Woche nicht, aber in den anderen Abteilungen darf man da wohl öfter hin. Die meisten haben aber erzählt, dass das nicht arg viel bringt, weil man eh nix sieht, wenn man nicht am Tisch steht. :-nix

Sidewinder
09.12.2005, 19:17
Auch, wenn sich das jetzt nach viel anhört, aber ich habe den Ablauf natürlich etwas "kondensiert", einen großen Teil der Zeit hab ich gar nichts gemacht, außer Kaffee trinken und eher nach Hause gehen!
Und das Anforderungsprofil war entweder "lächerlich einfach" oder "völlig überfordernd", daß einem mal jemand was erklärt hätte oder man mal einen Fall besprochen hätte, davon war nicht die Bohne zu sehen.
Aber was soll's, es ist ja vorbei!

Bille11
09.12.2005, 19:26
bei uns gibt es kein innere und kein chirurgie-praktikum per se.

was es gibt:

innere vorlesung - mit patientenvorstellung durch den dozenten
innere thorax-auskultation - sehr lehrreich. optional - hochmotivierter kardiologe, der das macht.
innere 1wochenblockpraktikum auf einer station. bei mir wars so, dass ich als famulus eingesetzt war.

chirurgie vorlesung - the same.
chirurgie skills lab - 10 stationen im 1. und 3. klinischne, von nähen über steril kleiden über venenpunktion über arztbriefdiktat über verbandswickeln zu magensonde schieben...
chirurgie seminar - 6 fälle nach POL besprechen mit studentischen tutoren. qualität je nach tutor.
chirurgie 1wochenblockpraktikum auf einer station. bei mir wars so, dass ich als famulus eingesetzt war.

die anderen fächer wie gyn, päd, uro waren viel patientennäher gemacht. ganz besonders muss ich unseren interdisziplinären pol-IT loben. (interdisziplinäre tumormedizin 3 wochen nach pol). :-))

test
09.12.2005, 19:32
bei uns gibt es kein innere und kein chirurgie-praktikum per se.

was es gibt:

innere vorlesung - mit patientenvorstellung durch den dozenten
innere thorax-auskultation - sehr lehrreich. optional - hochmotivierter kardiologe, der das macht.
innere 1wochenblockpraktikum auf einer station. bei mir wars so, dass ich als famulus eingesetzt war.

chirurgie vorlesung - the same.
chirurgie skills lab - 10 stationen im 1. und 3. klinischne, von nähen über steril kleiden über venenpunktion über arztbriefdiktat über verbandswickeln zu magensonde schieben...
chirurgie seminar - 6 fälle nach POL besprechen mit studentischen tutoren. qualität je nach tutor.
chirurgie 1wochenblockpraktikum auf einer station. bei mir wars so, dass ich als famulus eingesetzt war.

die anderen fächer wie gyn, päd, uro waren viel patientennäher gemacht. ganz besonders muss ich unseren interdisziplinären pol-IT loben. (interdisziplinäre tumormedizin 3 wochen nach pol). :-))

Ist das neue AO oder noch irgendne Übergangsregelung?

Feuerblick
09.12.2005, 19:33
Bei uns war es umgekehrt: In der Inneren wusste keiner von der Existenz des Kurses (der in dieser Form seit Jahren angeboten wurde) während die Chirurgen ein super organisiertes Programm für uns hatten. Inclusive Nähkurs und Osteosynthese-Spielereien.

Bille11
09.12.2005, 19:37
der stand heute. also neue AO. wir waren übergang. verändert hat sich die qualität des skills-lab :-) zum guten :-) - wobei ich sagen muss, dass ggf. nicht auftauchende chirurgen da durch verantwortliche tutoren (für jede station 1-2 tutoren) gepuffert werden...

für die wochenpraktika gibt es heute "abhaklisten", die man vorweisen muss.. bei uns waren es noch optionale listen, was man getan hat.. heute MUSS man - meines wissens nach - die meisten sachen getan haben..

Bille11
09.12.2005, 19:40
...Inclusive Nähkurs und Osteosynthese-Spielereien.

*seufz* wie geil.. das hätte ich auch gern - gehabt -.. OS-spielereien... *seufz*

test
09.12.2005, 19:45
Wundert mich halt nur, dass ihr nur jeweils 1-Wochenpraktika habt, da es ja nach neuer AO Stundenvorgaben gibt, die in einer Woche Blockpraktikum gar nich erreicht werden.
Hatte jetzt nur von München gehört (allerdings nur von Studenten), dass dort daher angeblich noch momentan Übergangsmäßig weniger Stunden gelehrt werden, dachte jetzt das wäre vielleicht bei euch genauso. :-nix
Finde nämlich, dass unsere 6 Wochen Innere Block schon irgenwie etwas zeitintensiver klingen als das was du da beschrieben hast. VL und Patientenvorstellungen haben wir ja noch extra. :-nix :-))

Bille11
09.12.2005, 19:48
innere vorlesung 2 semester.

1 woche (oder innere 2 ??) direkt auf station.

kaku (klopfkurs) im 4. vorklinischen á 10-20h.
das BLOCKpraktikum dauert also "nur" eine (oder2) wochen, der rest (vl) kurs dauern länger.

auch nach neuer ao

Hez
17.12.2005, 23:00
Irgendwann hat sich die Stationsärztin dann mal überlegt, ich könnte ja mal von ALLEN PATIENTEN auf Station eine Druckdopplermessung der Beinarterien machen (war eine Gefäßchirurgische Station!), was ich nicht gemacht habe, da das wirklich völlig unnötig und reine Beschäftigungstherapie war.
Im OP war ich dann glaube ich einmal, und da bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen, um zuzuschauen, wie ein Schnitt in der Leistengegend vernäht wurde. Ich selber wollte eigentlich gar nicht mehr rein, aber der Chefarzt hat mich draußen abgefangen und mir erklärt, daß ich mich gefälligst umziehen und da reingehen soll, also umziehen, chirurgische Händedesinfektion, steriler Kittel und Handschuhe nur dafür, daß ich gesagt bekommen habe "Hier sehen Sie das Leistenband, ich mache jetzt zu!" und auf meine Frage "Kann ich noch irgendwie helfen?" ein klares "Nein!".


Ach Herrje, imch war bis letzte Woche auf dieser von Dir beschriebenen Station. Die Docs waren fast alle nett, aber die ganze Organisation war so für die Füße.
Ich saß auch mal ewig alleine mit einer Patientin in der Sprechstunde, weil der OA plötzlich weg war. Was sich im Nachhinein als Vorteil herausstellte war die Tatsache, dass die Station fast nie PJler hatte und ich so im OP einspringen musste. Es war zwar richtig richtig anstrengend, aber so ging die Zeit wenigstens vorbei.
Aber ich war so so so froh, als es letzte Woche endlich rum war...

Lava
20.12.2005, 18:53
Heute war's mal so richtig super! So sollte es eigentlich immer sein!!! Wir durften in der Ambulanz bei der Versorgung einer schweren Handverletzung zusehen, im OP waren wir auch bei der Versorgung eines Notfalls dabei und einer aus der Gruppe - ich :-)) - durfte bei einer Gynäkomastie sogar mal selber Fett absaugen und intracutan nähen. Jeder war freundlich und hat uns was erklärt, so gehört das! Schade, dass wir nur einen Tag in der plastischen Chirurgie sind. :-top