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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eklat zur Nobelpreis-Verleihung



Miss
10.12.2005, 11:55
ist von gestern, habe ich aber heute erst gesehen.

Harold Pinter, diesjähriger Literaturnobelpreisträger, findet ein paar nette Wort für die Herren Blair und Bush...

guckst Du --> http://www.sueddeutsche.de/,kulm3/kultur/artikel/864/65799/ :peace:

Michi5880
10.12.2005, 14:31
...da muss der werte Herr Pinter jetzt aber aufpassen, das er nicht von der CIA entführt und dann über Deutschland nach Afghanistan in ein Folterlager verschleppt wird... ;-)

tadeus_t
10.12.2005, 15:37
Ein wenig nervig ist es ja schon, dass jeder "Intelektuelle" heutzutage eine kritische Äußerung über Bush und co für einen Geistesblitz ohne gleichen hält. Das ist schon eine Modeerscheinung geworden, auch hierzulande. Wer sich für einen gebildeten Menschen hält kritisiert die USA. Möchte hier ganz sicher keine Grundsatzdiskussion über den Irak-Krieg oder die Nahost-Politik der USA anfangen, aber "Massenhypnose" ist so etwas genauso. Wenn man nämlich von diesen Intelektuellen mal ein paar stichhaltige Argumente hören will, dann bekommt man einen haufen Axiome aus den guten alten Zeiten des kalten Krieges aufgetischt. "Macht des Kapitalismus", "Weltpolizei", usw. Nachgedacht wird da nicht und das ist traurig.

Logo
10.12.2005, 16:05
Zur Schau gestellter Anti-Amerikanismus ist halt im Moment wieder besonders hip...

Vielleicht gibt es bald passende Silikon-Armbänder :-keks ;-)

Evil
10.12.2005, 16:59
Und was lernen wir daraus? Bush ist ein A****, und die Intellektuellen sind auch welche! :-D

surfsmurf
10.12.2005, 17:14
Mal mit Verlaub, was ist denn hieran bitte falsch:

„Die Invasion im Irak war das Werk von Banditen, ein eklatanter Akt von Staatsterrorismus, der absolute Verachtung für das Konzept des Völkerrechts demonstriert hat“, sagte der britische Schriftsteller.
Schade finde ich, dass ein couragierter Akt eines couragierten und (auch in der Vergangenheit immer bewusst) politischen Menschens als "Modeerscheinung" gebrandmarkt wird. Ich finde, man sollte einem Mann einfach mal zugestehen, dass er es wahrscheinlich nicht mehr nötig hat, sich bei irgendwem anzubiedern. Ist er denn nicht auch gerade als sog. Intellektueller in der Pflicht?

Sorry, kein Verständnis für Logo, tadeus und am wenigsten für evil hat
Surfsmurf
(der unabhängig von Modeerscheinungen weiterhin seine Meinung sagt)

Logo
10.12.2005, 17:25
Vielleicht ist es falsch rübergekommen...

Ich unterschreibe durchaus was da gesagt wurde, ich habe auch eine sehr kritische Haltung gegenüber Amerika (-nischer Politik) und sage auch gerne meine -möglichst provokante- Meinung wenn sie niemand hören will...

Es wird aber auch vieles, je nachdem wie der polit. Wind gerade geht, mal höher und mal niedriger gehängt - und das empfinde ich als sehr anstrengend.

Soviel zu meinem vorherigen Statement :o)

Evil
10.12.2005, 17:34
Schade finde ich, dass ein couragierter Akt eines couragierten und (auch in der Vergangenheit immer bewusst) politischen Menschens als "Modeerscheinung" gebrandmarkt wird. Was ist denn daran couragiert, sich der allgemeinen "Modeerscheinung" anzuschließen?

Daß George W. Bush kein besonders aufgeklärter Staatslenker ist und die Invasion des Irak durch die USA UN-Recht bricht, ist doch hinlänglich bekannt. Mit Amerikakritik Beifall einzuheimsen, diese Methode hat Michael Moore schon vor 2 Jahren bei der Oscar-Verleihung angewandt.

Man möge mir verzeihen, daß ich auch Literaturnobelpreisträgern Eitelkeit zutraue. Aber sehr originell war das nicht.
Und ich hege ein grundsätzliches Mißtrauen gegen Leute, die in der Öffentlichkeit gerne den großen Zeigefinger schwingen.

Hat sich Mr Pinter denn zu Beginn des Irak-Krieges genauso laut und kritisch geäussert?

tadeus_t
10.12.2005, 17:43
Meinem letzten Satz hätetst du ruhig mehr Beachtung schenken können ;-). Herr Pinter spricht von Massenhypnose in Bezug auf die Aufnahme von Buschs Äußerungen und genau das gleiche ist leider auch in die andere Richtung zu beobachten. Die "Intelektuellen" denken nicht nach und plappern einfach irgendwelche "Wahrheiten" nach.
Und was nun so gewagt daran ist Mr. Bush zu kritisieren, besonders zu einem so späten Zeitpunkt, sehe ich auch nicht ein. In einem freien Land mit freier Meinungsäußerung ist sowas normal, nur in Deutschland hält man das immer für einen Skandal, weil so etwas hierzulande nicht in dieser Form üblich ist. AUch die Verleihung eines Nobelpreises ist dafür klar nicht der richtige Anlass. Einem Intelektullen könnte mna mehr Manieren zutrauen.
Und um das auch nochmal klarzustellen. Es ist sehr wichtig seine Meinung zu äußern, egal was jemand anderes darüber denken mag, aber es muss a) wirklich deine Meinung sein, die deinem Denken entspringt und b) sachlich und argumentativ gestützt rübergebracht werden.

Miss
11.12.2005, 14:45
Naja, Harold Pinters Meinungsäußerung einer Modeerscheinung zuzuschreiben, finde ich jetzt auch ein bißchen übertrieben. Er ist ja für seine gesellschaftskritischen Ansichten und Werke bekannt, das ist ja auch einer der Gründe für seinen Nobelpreis. Das er den Anlaß der Preisverleihung jetzt nutzt für ein semipolitische Statement, gewollt provokant, hat bestimmt auch mit Eitelkeit zu tun. Aber wer bitte schön, der sich zu so einer Rede hinreißen läßt, ist denn nicht eitel, gerade so ein "Künstler". Und als Schriftsteller möchte man ja einfach gern, daß die Öffentlichkeit die eigenen Ideen oder Meinung teilt.
Aber darf nur der in der Öffentlichkeit sprechen, der völlig frei ist von eitlen Gefühlen? Dann wäre es ziemlich still :-?
Und wenn man möchte, daß die breite Masse eine Meinung erreicht, muß man sie halt mehrmals kundtun. Nur weil ein Intellektueller schon mal was Ähnliches erzählt hat, sollte das ja nicht ausschließen, das ein anderer "Intellektueller" uns seine Sichtweise vermitteln möchte.

Ob und inwieweit man den Gedanken von anderen zustimmt, kann ja Gott sei Dank jeder (zumindest die meisten) für sich selbst entscheiden, und gerade so eine Auseinandersetzung mit anderen Gedanken trägt doch zur Bildung der eigenen Meinung bei.

Also, ich bin jedenfalls daran interessiert, auch die Ideen von anderen zu hören.

:-meinung

Peter_1
11.12.2005, 18:04
Wenn man die Meinungen hier liesst dann haben also nur Leute "Manieren" die sich mit ihren eigenen Meinungen in der Öffentlichkeit zurückhalten. Ich bin eher der gegenteiligen Ansicht, heutzutage fehlt doch gerade ausserhalb der Berufspolitik die Diskussion um politische Dinge. Man macht sich ja geradzu verdächtig und wird oft sofort als Radikaler gebranntmarkt wenn man mal seine eigene Meinung zu kontroversen politischen Themen äußert. Ich habe den Eindruck es gehört zum guten Ton sich überall politisch "neutral" zu verhalten, weil man sonst sofort angreifbar ist. Ich finde das ziemlich armselig. Klar gibt es eitle Menschen die aus ihren Meinungsäußerungen auch Profit ziehen wollen, nur welcher in der Öffentlichkeit stehende Mensch ist nicht eitel? Ausserdem ist die Politik nun mal keine Wissenschaft, in politischen Reden jeglicher Couleur ist oft kein Platz für eine differenzierte Argumentation. Dazu dient meiner Meinung nach die Diskussion über eine geäußerte Meinung. Wenn eine politische Rede solche Diskussionen anstösst dann hat sie ihren Zweck erreicht. Und bezüglich Massenhypnose so mag es zwar vielleicht speziell in Deutschland so sein das die Mehrheit der Bevölkerung eine kritische Meinung zu der amerikanischen Regierugspolitik hat, aber ich glaube in den USA und in England sieht das ganz anders aus. Abgesehen davon dürfen doch auch Meinungen kundgetan werden, die Mehrheitsmeinungen sind, gerade wenn die reale (Welt)Politik konträr zu dieser Mehrheitsmeinung läuft.

Hypnos
11.12.2005, 18:08
"Massenhypnose"


1) Mich gibt es nicht mehrfach :-D

2) Der Plural wäre Massenhypnosse :-)) :-top :-))

3) [ich sollte nicht schon so früh abends Grog trinken]

Unterhaltsame Grüsse,

Hypnos

tpa
11.12.2005, 18:14
Hat sich Mr Pinter denn zu Beginn des Irak-Krieges genauso laut und kritisch geäussert?


"Unser Premierminister, bei dem es sich um einen ernsthaften und aufrichtigen Christen handeln soll, erwägt neue Bombenangriffe auf den Irak. ... Das wäre Mord, vorsätzlicher Mord, denn man tötet nicht nur Saddam Hussein."
Harold Pinter, Schriftsteller, beim internationalen Buchfestival in Edinburgh. Zit. nach Hessische Allgemeine, 27. August 2002

Muss man glaube ich nichts mehr zu sagen.
Finde eure Kritik an Mr. Pinter einfach unpassend, sorry...
Man kann gar nicht oft genug erwähnen, wer für all das Leid und die tagtäglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Irak verantwortlich zu machen ist. :-( :-( :-(

Evil
11.12.2005, 18:54
O.k., dann ist er konsequent.


Finde eure Kritik an Mr. Pinter einfach unpassend, sorry...
Man kann gar nicht oft genug erwähnen, wer für all das Leid und die tagtäglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Irak verantwortlich zu machen ist. :-( :-( :-(
Davon geht es den Menschen im Irak aber nicht besser.

surfsmurf
12.12.2005, 00:17
Abgesehen davon dürfen doch auch Meinungen kundgetan werden, die Mehrheitsmeinungen sind, gerade wenn die reale (Welt)Politik konträr zu dieser Mehrheitsmeinung läuft.

Absolute Zustimmung. Und selbst wenn Pinters Antrieb für diese Rede Eitelkeit war, so hat diese Eitelkeit doch einen guten Zweck erfüllt, nämlich erneut international eine Diskussion anzustoßen, die in den USA längst mit aller Macht (zurecht) um sich greift: nämlich über Sinn und Unsinn dieses Krieges und vielleicht sogar um die neue Doktrin der "pre-emptive wars". Es gibt so viele unpolitische Menschen und soviel als "politcal correctness" getarnte Feigheit, dass es eben solcher Menschen bedarf, uns manchmal wieder wachzurütteln und auf Mißstände aufmerksam zu machen.

Und @evil:
"Besser ist es, Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen."
Vom Schweigen und Nichtstun hat sich auf der Welt noch nichts zum Besseren verändert.
Grüße
Smurf

Evil
12.12.2005, 19:52
Und @evil:
Vom Schweigen und Nichtstun hat sich auf der Welt noch nichts zum Besseren verändert.
Grüße
Smurf
Vom Predigen und Nichtstun auch nicht...

surfsmurf
13.12.2005, 01:26
Och Evil, muss ich Dir jetzt das kleine 1x1 der Demokratie vorrechnen? Predigen und Nichtstun ist verdammt nochmal näher an Veränderung, als sich in seine Ecke zu verkriechen, "Ich kann ja doch nichts verändern" schreien und dann beim nächsten Mal nicht wählen zu gehen, "weil eine Stimme ja doch nichts zählt". Ich wünsche mir jedenfalls lieber einen mündigen Bürger mit einer eigenen Meinung, als 1000 Leute, die nichts anderes zu tun haben, als "man kann da sowieso nichts machen" so oft zu wiederholen, bis es schließlich alle glauben. Das ist eine Art von Kultur- und Demokratiepessimismus, die ich nicht nur traurig, sondern auch absolut gefährlich finde.

Dass Heinzchen Müller aus Castrop-Rauxel allein den Irak nicht retten kann, weiß ich selbst auch. Aber meinst Du, Schröder hätte z.B. so vehement gegen den Irakkrieg Stimmung gemacht, wenn die Stimmung im Land eine andere gewesen wäre? Das ist doch unsere (einzige) Chance: Dass wir unseren Willen so deutlich machen, dass selbst die Politiker irgendwann daran glauben oder wenigstens aus Angst vor dem Wählerzorn dementsprechend handeln. Zu der Einstellung gehört viel Idealismus und vielleicht ein klein bißchen Blauäugigkeit. Schade, dass Du vor allem ersteres anscheinend nicht (mehr?) aufbringen kannst. Und schade, dass Du in so jungem Alter schon zynisch geworden bist.

Um auch ein paar versöhnliche Worte zu finden: Galway ist wirklich eine schöne Stadt und Gegend, vor allem Richtung Connemara gibt es ein paar wirklich schöne Ecken...... :-top

Evil
13.12.2005, 17:16
Hihi, Du hast aus meinen Äusserungen die falschen Schlüsse gezogen. Ich halte absolut nix von Nichtstun, vielmehr sollte man in der Öffentlichkeit weniger große Worte von sich geben, als eher mal was tun.

Und das ist es, was mich etwas an dem "Eklat" stört: da wird mal wieder viel geredet, aber ändern tut sich nix.

Ich bewundere eher Leute wie Bono, die losziehen, Geld sammeln und dafür sorgen, daß damit was getan wird.

Und über Alter und Zynismus müssen wir uns nochmal unterhalten... :-D

surfsmurf
14.12.2005, 00:59
Ok, wahrlich falsch verstanden. Ich nehm alles zurück und behaupte das Gegenteil. :-blush

Meine Hot 5 an Leuten:
1. Leute, die viel tun, und wenig darüber sagen
2. Leute, die viel tun, und viel darüber sagen
3. Leute, die wenig tun, und wenig darüber sagen
4. Leute, die wenig tun, und viel darüber sagen.
5. Leute, die nichts tun und nichts darüber sagen.

Bono gehört wahrscheinlich am ehesten in Position 2......

Die Niere
14.12.2005, 11:55
Meine Hot 5 an Leuten:
1. Leute, die viel tun, und wenig darüber sagen
2. Leute, die viel tun, und viel darüber sagen
3. Leute, die wenig tun, und wenig darüber sagen
4. Leute, die wenig tun, und viel darüber sagen.
5. Leute, die nichts tun und nichts darüber sagen. Dazu fällt mir das ein:
Eine Bäuerin hatte drei Hühner, die legten ihre Eier immer in das gleiche, gemeinsame Nest. Leider waren aber jeden Tag nur zwei Eier zu finden. Die Bäuerin entschloss sich, die Sache zu beobachten. Das Resultat war eindeutig: Zwei Hühner kamen immer laut gackernd vom Nest, das dritte, immer dasselbe, schlich sich leise davon. Der nötige Entschluss war schnell gefasst: Das stille, bescheidene Huhn landete im Suppentopf. Am nächsten Tag aber kam die Überraschung: Die Bäuerin fand nur noch ein Ei im Nest. Aus dieser Geschichte können wir folgenden Schluss ziehen:
Es gackern viele, auch solche die keine Leistung bringen
oder aber:
Eine Leistung zu erbringen, ohne zu gackern, kann lebensgefährlich sein!
oder:
Tu gutes und sprich davon!

gruesse, die niere