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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum tun Ärzte sich das an??



dieKokke
12.12.2005, 20:34
Bin mal gespannt auf eure Meinung zu folgendem Thema:

Warum lassen sich Ärzte jahrelang in deutschen Krankenhäusern ausbeuten, ohne zu protestieren?
Sind Ärzte zu doof, um es zu merken, haben sie die Duckmäuserkrankheit oder opfern sie Privatleben und Familie mit Freude auf dem Krankenhausaltar, weil sie sich zu einem Leben als Halbgott berufen fühlen?
Ich werde echt nicht schlau aus den vielen Kollegen, die zwar immer mal hinter vorgehaltener Hand brummeln, aber nie dort etwas sagen, wo es was bewirken würde. Lieber schleppen sie sich halbtot in die Klinik oder erhängen sich im Arztzimmer. Ist das nicht krank??

die Kokke (die nicht so enden will!)

GOMER
12.12.2005, 20:39
Man steckt eh schon drin in der Mühle, da macht man halt noch die 4 bis 6 Jahre bis man OA is...

Froschkönig
12.12.2005, 21:07
Bin mal gespannt auf eure Meinung zu folgendem Thema:

Warum lassen sich Ärzte jahrelang in deutschen Krankenhäusern ausbeuten, ohne zu protestieren?
Nachdem ich heute festgestellt hab, daß ich mit 3 Wochen Berufserfahrung 12 Dienste zwsichen 15.12.05 und 01.01.06 hab inklusive sämtlicher Feiertage frage ich mich das auch grad....:-???

Der Frosch

Doktor_No
13.12.2005, 09:55
DAS ist krass frosch, finde ich ein bisschen unkollegial einem new-by sowas aufzudrücken, auch wenn du das tiptop machen wirst!

medimädchen
13.12.2005, 17:35
Nachdem ich heute festgestellt hab, daß ich mit 3 Wochen Berufserfahrung 12 Dienste zwsichen 15.12.05 und 01.01.06 hab inklusive sämtlicher Feiertage frage ich mich das auch grad....:-???

Der Frosch

upsala...armes Fröschi...bekommst mein volles Mitgefühl. Jetzt schon Dienste schieben...na holla - drück dir feste die Däumchen, das du und deine Patienten das gut überstehen!!!! :-top

duncan_idaho
13.12.2005, 17:38
latenter masochismus?

Evil
13.12.2005, 17:54
Nachdem ich heute festgestellt hab, daß ich mit 3 Wochen Berufserfahrung 12 Dienste zwsichen 15.12.05 und 01.01.06 hab inklusive sämtlicher Feiertage frage ich mich das auch grad....:-???

Der Frosch
Also Frosch, entweder bist Du extrem gut, oder Ihr habt

a) mehr als einen Diensthabenden
b) einen Hintergrund, der weniger als 20 Minuten entfernt ist
c) keine Gyn
d) keine Notfall-PTCA
e) nicht die bevorzugte Trauma-Notaufnahme

Für mein Haus gilt jedenfalls keine Antwort ist richtig :-peng

Doktor_No
13.12.2005, 18:00
evil die bereiten ihre leute eben schon mal auf den hindukusch-einsatz vor...

GOMER
13.12.2005, 19:04
Also Frosch, entweder bist Du extrem gut, oder Ihr habt

a) mehr als einen Diensthabenden
b) einen Hintergrund, der weniger als 20 Minuten entfernt ist
c) keine Gyn
d) keine Notfall-PTCA
e) nicht die bevorzugte Trauma-Notaufnahme

Für mein Haus gilt jedenfalls keine Antwort ist richtig :-peng

Klär einen Unwissenden auf, wofür brauch ich da Gas?

Evil
13.12.2005, 19:18
Wenn die Patienten reanimationspflichtig sind, bzw vom NA intubiert und beatmet in der Notaufnahme abgegeben werden, MUSS ein Anästhesist dabei sein, jedenfalls in unserem Haus. Dann wird auch schonmal während der Koro reanimiert...

Die Niere
13.12.2005, 19:19
Hey Frosch...lass dich mal nicht verarschen. Kann ja wohl nicht sein sowas.


gruesse, die niere, die grad zu den bekannten 5 NotOPS noch eine SHF und ggf. nen Blinsky bekommen hat...

GOMER
13.12.2005, 19:56
Wenn die Patienten reanimationspflichtig sind, bzw vom NA intubiert und beatmet in der Notaufnahme abgegeben werden, MUSS ein Anästhesist dabei sein, jedenfalls in unserem Haus. Dann wird auch schonmal während der Koro reanimiert...

Wird bei Euch die GESAMTE Intensivmedizin von der Anä geleitet? Vernünftig, in Regensburg is das auch so.

Evil
13.12.2005, 19:59
Nein, für die internistischen Patienten haben wir auch Internisten auf der ITS, aber die Begleitung von beatmeten Patienten außerhalb von Intensiv (ins CT oder ins Katheterlabor) ist bei uns Sache der Gasleute.

Neely
21.12.2005, 16:41
Ich glaube dass das schon viel früher losgeht. Bereits das Studium ist manchmal fast schon ein Martyrium, aber es hat trotzdem die bei weitem niedrigste Abbrecherquote. Jeder, der diesen Weg gehen will muss sein Leben lang so verdammt viele Opfer in jeglicher Form bringen, egal in welcher Form. Viele gehen ins Ausland, tun sich Ungarn oder Österreich an, warten jahrelang, ziehen ewig weit von zu Hause weg, nehmen Teilstudienplaetze an, klagen für tausende von Euro, demütigen sich im Quereinstieg als "Externe" oder fangen auch sofort an um zu sehen, dass sie eigentlich noch etwas damit warten haetten können, weil es einfach nur demotivierend und desillusionierend ist manchmal. Spaeter wird es dann eher schlimmer als besser, alle klagen nur und aendern tut sich letztlich nichts, was in horrenden Suizid-und Scheidungsraten, falls man den Statistiken glauben darf, mündet. Das ist jetzt extrem überspitzt ausgedrückt, aber ich denke, dass man manchmal durchaus den Eindruck hat, es ist nicht immer so einfach, wie man es vielleicht ertraeglich finden würde.

Meiner Meinung nach ist der Grund für alles "Duckmaeusertum" dass man einfach mit diesem Fach immer noch die Faszination des "Heilens und Helfens" verbindet. Das schlimmste, was sich viele von uns vorstellen können, ist wohl ein sinnentleertes Leben, das angeblich in unserer heutigen Gesellschaft unvermeidbar ist. Medizin hat immer noch den Hauch eines Sinnes, was wohl auch an dem christlichen Ideal der Naechstenliebe, das in unserer Kultur schon von klein auf "antrainiert" wird, liegt. Der Lohn ist letztlich ideologisch, nicht materiell, auch nicht, was Lebensqualitaet betrifft, aehnlich wie bei Mönchen (so abwegig das klingen mag). Falls man wenig Geld bekommt, dann doch nur, weil das Krankenhaus sonst pleite gehen würde, was einerseits schlecht für die Patienten ist, aber andererseits auch den Verlust des eigenen Jobs bedeuten würde, sprich "marodes Gesundheitssystem" (die Argumentation ist bei Opel und BMW aehnlich!). Somit habe ich also schon zwei Argumente gefunden...wobei ich natürlich keine hieb-und stichfeste Erklaerung aufbringen kann...

moonshine
22.12.2005, 11:04
Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt....

letzte Woche war bezüglich Streiks in unserer Zeitung zu lesen, daß sich die Ärzte das wohl auch deshalb so lange gefallen lassen haben, weil es früher mal eine Ärzteschwemme gab,und da war es "sinnlos" was dagegen zu unternehmen (wir sind ja nicht auf Dich angewiesen, draußen stehen genug auf der Straße....) - aber mittlerweile sieht die Situation a bisserl anders aus - "Ärztemangel" weil die Jungen sich das nicht mehr gefallen lassen wollen, und Good Old Germany den Rücken kehren....

es ist ja schon schizophren : ein LKW Fahrer darf nur eine gewisse Zeit fahren, aber ein Arzt "wird" noch dazu "genötigt" nach 20 Stunden erneut einige Stunden im OP zu verbringen....

Werwolf
25.12.2005, 12:49
es ist ja schon schizophren : ein LKW Fahrer darf nur eine gewisse Zeit fahren, aber ein Arzt "wird" noch dazu "genötigt" nach 20 Stunden erneut einige Stunden im OP zu verbringen....


Manche sind aber auch echte Helden und werden erst nach 30 Stunden richtig "warm": Anfang Dezember, NWDC-Kongress mit lauter Koryphäen, die aus der ganzen Republik angereist waren. Letzter Tag, letzte Sitzung unter dem Titel" Aktuelle Probleme": Montgomery vom MB über Streik, Proteste, etc. , dann ein unglaublich guter Vortrag über Für und Wider des Schichtmodells, dann Vorträge über Ausbildungswege, neue FA-Weiterbildung, etc.

Diese ganzen Vorträge wurden wirklich sehr gut und spannend diskutiert. Unter anderem ging´s natürlich um Arbeitszeiten und die Tatsache (?!), daß man nach 24h ohne Schlaf ein Verhalten an den Tag legt wie mit 1,0 %o (Wo gibt´s Promille auf der Tastatur???).
Da steht doch echt irgendeine dieser Koryphäen auf und sagt, daß er ja nun überhaupt keine Probleme damit habe, auch mal 36 Stunden zu arbeiten. Er sei keinesfalls müde und unkonzentriert. :-(( :-top
*kopfgegenwandhau*
Ein echter Held. Und jeder, der das nicht schafft und schon nach popligen 24 Stunden schwächelt, hat in der Chirurgie eigentlich nix zu suchen. Dieser "Vorwurf" stand sozusagen unausgesprochen dahinter. Und solange man derartige Schwachköpfe in den eigenen Reihen hat... :-nix

medimädchen
27.12.2005, 20:54
tja...da kann man nur den Kopf schütteln....quo vadis medizin? :-notify