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hallohaldol
17.12.2005, 03:25
welche sind euch so in erinnerung geblieben?ausbildung,famu,assi,pp,pj,rettass,etc., wann auch immer.

als ich kp schüler auf der its bei uns im kreiskrankenhaus war haben wir fast 2 stunden nen mädel (27)reanimiert die auf nem festival bei uns in der stadt schwer gesoffen hatte und ein "duftkissen" (mit hallu pilzen drin) gefuttert hatte.
werde das nie vergessen,war echt hammerhart,es war zwar nicht meine erste rea aber auf jeden die heftigste,vor allem danach als wir sie "in den keller" gebracht haben...

naja,bin mal gespannt auf andere geschichten,wie es euch so ergangen ist.

Feuerblick
17.12.2005, 10:42
Der kleine Junge, den wir auf einer Landstraße nach Zusammenstoß mit einem Auto reanimieren mussten und der spätestens dann sichtbar keine Chance mehr hatte, als uns klar wurde, dass das Blut auf der Straße alleine aus seinen Ohren gelaufen war.
Der Mann in meinem Alter, der sich mit dem Mut der Verzweiflung mittels Rasierklinge den Hals aufgeschnitten hatte (und ja, es gibt Probeschnitte!!!), dabei "nur" auf der linken Seite tief genug war und selbst da nicht die Arterie erwischt hatte. Wie gut, dass wir ihn letztlich NICHT wiederbekommen haben. Wer so etwas tut, der will wirklich ernsthaft sterben, denke ich.

Das sind die beiden Notfälle "draußen", die mir immer in Erinnerung bleiben werden, auch wenn sie mich nie verfolgt haben. Im KH bin ich bisher von solchen Dingen verschont geblieben...

Funkel

GOMER
17.12.2005, 10:54
Die ertrunkene Frau, bei der der Bademeister unsern RTW geschrottet hat; der Obdachlose, der irgendwann doch nicht nur besoffen war; der Tote der nach 50min Notarztexperimenten doch wieder einen Kammerrhythmus hatte um auf der Intensiv noch 5 Std. zu "leben"; der Schüler mit Drogenpsychose, der mich so freundlich angespukt hat; die Friseuse auf Speed, die arme allergische Sau, der der NA mit Hyper-Haes bei wollte; etc., pp.

Sani
17.12.2005, 10:57
Ein Einsatz, der mir noch in guter Erinnerung ist, auch wenn er schon im April 2001 war (das war meine zweite Woche als RAiP):

Ein 13jähriger Junge ist beim Fahrradfahren gestürzt und hatte näheren Kontakt zum Bordstein. Als wir in das Wohnzimmer traten, war alles dunkel. Wir schalteten also das Licht an und da schrie der Junge schon auf.
Eine Pupillenkontrolle mit der (kleinen) MagLite war fast nicht möglich. Der Blutdruck war leicht erhöht (130/75mmHg), was wir aber auch mit auf seine Körperfülle schoben. Dass er müde wurde, war für die Uhrzeit auch nichts ungewöhnliches (ca 22Uhr).

Wir fuhren in dann mit V.a. Commotio in die Chirurgie und mußten danach gleich zu einem Stillstand. Danach sollten wir einen Intensivransport von der Chirurgie in die Neurochirurgie fahren, was wir aber ablehnten, da unser Auto leer war. Also standen wir "auf Abruf" vor der chir. Klinik. Dort kamen uns dann die Eltern des Jungen weinend entgegen. Kurz darauf kam eine anderere RTW-Besatzung samt Anästhesist mit dem Jungen, der zwischenzeitlich intubiert und beatmet war, entgegen.

Er hatte eine Schädelfraktur und eine epidurale Blutung, die nun neurochirurgisch versorgt werden sollte. Was aus dem Jungen geworden ist, weiß ich nicht.

Seitdem schrillen bei mir alle Alarmglocken, wenn ein Patient nach einem SHT eintrübt (Ja, die hätten auch vorher schon schrillen sollen, ich weiss!)

PhineasGage
17.12.2005, 11:11
Hm,
meine erste Reanimation war der Opa von einem Gruppenkind aus meiner Pfadfindergruppe. War nicht so toll. Und der Zivi wollte ganz feierlich danach die Augen des Pat. verschliessen, eins blieb auf, das andere war zu und der Pat. zwinkerte einen mit einem fast schon lächerlichen Grinsen und aufstehendem Mund an.
Nie vergessen werde ich auch die 1-stündige KTW-Fahrt mit einer dreifachen Mutter mit 20jähriger Drogenkarriere, die kein Methadon mehr hatte...die freundliche Mutter mit der ich über ihr Leben plauderte bekam dermaßen einen Turkey, dass sie im Krankenhaus nur noch zitterte und schwitzte und dabei kein Wort mehr rausbekam.
Die 15-jährige Cousine eines Zivi-Kollegen, die sich so abgeschossen hat, dass sie auf einer Geburtstagparty im Hausflur so ziemlich alle Körpersäfte und Festkörperbestandteile abgegeben hat, dass sie eigentlich nur noch ein Klumpen Erbrochenes mit Kotbeilage darstellte.
Der 40jährige der Sonntagmorgens seine Klositzung in Ruhe vollziehen wollte und sich dabei einen fulminanten Apoplex geschossen hat.
Der Tumorpatient, der uns sagte, dass er das letzte Mal in seinem Leben die kalte Winterluft spüren würde, wenn wir ihn zum Auto bringen.
Belasten tut das nicht, man erinnert sich nur daran ,wenn man an den Häusern vorbeifährt.

Schimmelschaf
17.12.2005, 14:24
Mal ne Frage:
Wie lang reanimiert man eigentlich?
Mal sagen welche 2 Std. die anderen sagen das es nach 20 Min. sinnlos ist, weiter zu Reanimieren.

Xela
17.12.2005, 16:29
wie lang man reanimiert? das ist von fall zu fall unterschiedlich! ich arbeite auf intensiv und wirklich jede rea ist anders. mal bekommt der patient immer wieder nen herzrhythmus und flimmert dann 10min später doch wieder, mal lässt sich ein patient gar nicht stabilisieren und es ist schon nach kurzer zeit klar, dass da nichts mehr zu machen ist.

es ist schwierig, da ne entscheidung zu treffen. hängt auch davon ab, wie alt der patient ist, was er für vorerkrankungen mitbringt, wie lange er schon "ohne luft" war, bevor er zu uns auf station kommt.

wie haben mal nen 17jährigen reanimiert, der zuhause beim essen umgekippt ist. da haben die eltern sofort mit cpr angefangen (was ich hammerhart & bewunderswert zugleich finde!), den haben wir irre lange reanimiert - und tatsächlich wieder gekriegt!

ein anderes mal bekamen wir ne patientin vom notarzt gebracht, die innerhalb kürzester zeit reanimationspflichtig wurde, wir haben dann mit cpr begonnen, bis der notarzt sagte, dass die frau schon 94jahre alt sei. da hat unser stationsarzt dann beschlossen, die rea einzustellen und die pat. "gehen" zu lassen.

ich bin ganz froh, dass ich (noch) nicht derjenige bin, der da entscheiden muss.

x

GOMER
17.12.2005, 20:22
Nicht daß ich jetzt als herzlos dastehe, aber dieses "Langzeitreanimieren" hat sich bei mir noch nie als erfolgreich dargestellt.
Wenn ich zwei Fässer Supra über ein Schnitzel kippe und 80x defibriliere fängt es auch wieder an zu zucken, aber von Sonderfällen wie Hypothermie und Kindern abgesehen, kann ich da nichts menschliches dran erkennen. Meiner Meinung nach ist es besser der Familie die Möglichkeit zu geben sich vom Toten in vertrauter Umgebung zu verabschieden, als das hirntote Wesen mit aller Gewalt auf die Intensiv zu schleppen, nur damit die Angehörigen vom Stationsarzt hören müsen, daß da nichts mehr zu holen is und der/die Gute innerhalb der nächsten 3 Stunden ausmacht.

meine 0,02€

Wombat
17.12.2005, 20:38
Nicht daß ich jetzt als herzlos dastehe, aber dieses "Langzeitreanimieren" hat sich bei mir noch nie als erfolgreich dargestellt.
Wenn ich zwei Fässer Supra über ein Schnitzel kippe und 80x defibriliere fängt es auch wieder an zu zucken, aber von Sonderfällen wie Hypothermie und Kindern abgesehen, kann ich da nichts menschliches dran erkennen. Meiner Meinung nach ist es besser der Familie die Möglichkeit zu geben sich vom Toten in vertrauter Umgebung zu verabschieden, als das hirntote Wesen mit aller Gewalt auf die Intensiv zu schleppen, nur damit die Angehörigen vom Stationsarzt hören müsen, daß da nichts mehr zu holen is und der/die Gute innerhalb der nächsten 3 Stunden ausmacht.

meine 0,02€
Ich habe zwar keinerlei Ahnung von der ganzen Sache, aber rein menschlich betrachtet teile ich voll und ganz deine Meinung!

Gersig
17.12.2005, 20:44
Also ich fand den jungen Bauarbeiter am Tragischsten, der von einer einstürzenden Betondecke auf der Baustelle erschlagen wurde. Sowas vergisst man nicht so schnell

milz
17.12.2005, 23:51
Mal ne Frage:
Wie lang reanimiert man eigentlich?
Mal sagen welche 2 Std. die anderen sagen das es nach 20 Min. sinnlos ist, weiter zu Reanimieren.

Abbruchkriterien sind laut meiner VL: -keine spontane Herzaktion nach 30min. Rea, -Hypothermie und Intoxikation ausgeschlossen, -zerebral infauste Prognose wahrscheinlich.

Schimmelschaf
18.12.2005, 00:42
Danke für die Antworten!

hallohaldol
20.12.2005, 20:55
der 16 jährige der mit schocksymptomatik eingeliefert wurde und starb...obduktion:aortenaneurysma
der stationsarzt sagte mir der hätte wohl ein *habsleidervergessen* syndrom gehabt,daher käme das...

FataMorgana
21.12.2005, 00:10
der 16 jährige der mit schocksymptomatik eingeliefert wurde und starb...obduktion:aortenaneurysma
der stationsarzt sagte mir der hätte wohl ein *habsleidervergessen* syndrom gehabt,daher käme das...

Marfan vielleicht?

Gichin_Funakoshi
21.12.2005, 00:59
Abbruchkriterien sind laut meiner VL: -keine spontane Herzaktion nach 30min.
Als nicht Fachkundiger am Unfallort reanimierst du solange, bis ein Sani, oder Arzt kommt. Und wenn es 1 Stunde sein muss. Denn durch deine Reanimation hältst du einigermaßen die Blutzirkulation aufrecht und durch Beatmen diffundiert etwas O2 in das Blut. Bloß nicht aufhören solange du noch irgendwie kannst. Auch wenn 1 Stunde manuell reanimieren richtig hart werden könnte.
Wollte ich nur noch mal hinzufügen.

hallohaldol
21.12.2005, 12:48
Marfan vielleicht?

genau!das wars,danke

Schimmelschaf
21.12.2005, 12:58
Als nicht Fachkundiger am Unfallort reanimierst du solange, bis ein Sani, oder Arzt kommt. Und wenn es 1 Stunde sein muss. Denn durch deine Reanimation hältst du einigermaßen die Blutzirkulation aufrecht und durch Beatmen diffundiert etwas O2 in das Blut. Bloß nicht aufhören solange du noch irgendwie kannst. Auch wenn 1 Stunde manuell reanimieren richtig hart werden könnte.
Wollte ich nur noch mal hinzufügen.


Wenn der Ersthelfer (oder was weiss ich, wie man die nennt *g*) durch bestimmte Einflüsse bedroht wird und/oder einfach keine Kraft mehr hat, dann darf er aufhören.
Es ist auch saumässig schwer, eine Stunde perfekt zu reanimieren und die Zeit durchzustehen. *schon nach 15 min. aufgehört hab*
Aber mir gings um eine Professionelle Rea, nich von irgendeinem Laien.

Gichin_Funakoshi
21.12.2005, 15:12
Aber mir gings um eine Professionelle Rea, nich von irgendeinem Laien.
Ich wollte trotzdem an dieser Stelle erwähnen, dass man bloß nicht aufhören soll. Ich finde das jedenfalls wichtig. Nicht, dass jemand nach 30 Minuten aufhört, obwohl er noch kann. Auch wenn es, wie du schon sagtest, eher unrealistisch ist so lange durchzuhalten.

Xela
21.12.2005, 16:53
nach 30 minuten kann keiner mehr, braucht schon einiges an kraft für ne effektive thoraxkompression, allerdings sollte der notarzt in der zeit schon längst eingetroffen sein.

Wombat
22.12.2005, 11:41
*schon nach 15 min. aufgehört hab*

Wo hast du schon nach 15 min. aufgehört?