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sanderha
03.01.2006, 17:27
...in das man da geworfen wird.
Bin nun seit 2 Tagen Assistent in einer chirurgischen Abteilung. Diese versucht seit Montag verzweifelt, das neue Arbeiszeitgesetz durchzusetzen. Außerdem sind von den 7 Assistenten 4 von uns neu und noch Frischlinge im Beruf. Die älteren Assistenten sind von den letzten Monaten so gestresst, dass erstmal 1 krank ist auf unbestimmte Zeit. Die Stimmung ist ******* und die Einarbeitung beschränkte sich auf eine kleine Führung auf Station. Mein Oberarzt ist ebenfalls erst seit Montag da, hat zwar fachlich, aber sonst auch keine Ahnung.
Trotzdem, dies soll keine Meckerei werden, ich bin hochmotiviert und habe Sp´ß an der Arbeit, auch wenn ich nicht genau weiß, was ich tue. Aber wenigstens, und das ist großartig, DARF ich es jetzt tun.
Naja, das Wasser ist eben kalt, in das man als Anfänger geworfen wird. Aber ich werd versuchen, mich nicht von der miesen Stimmung anstecken zu lassen.
Alles wird gut.
Viel Spaß bei den ersten Gehversuchen!
Andrea :-party

Doktor_No
03.01.2006, 17:52
jo bei mir genauso! seit gestern am start, keine ahnung von nix aber gleich voll eingespannt worden. habe null ahnung was ich hier eigentlich mache, ob das okay ist oder grosser mist, naja egal einfach weitermachen. was mich aber echt annervt ist die tatsache dass ich schon am zweiten tag 12 stunden hier bin, das muss echt nicht sein finde ich. alles in allem ist das beste die gewissheit nicht ewig chirurgie zu machen :-))

Muriel
03.01.2006, 19:09
jaja, auch ich darf gerade meine ersten Schwimmversuche in kälteren Gewässern machen. Es sind alle sehr nett und vor allem sehr bemüht, mir wirklich gut etwas zu zeigen, zu erklären... Aber es ist doch auch unheimlich anstrengend. Und die Aussage eines OA heute, dass ich mich darauf einstellen solle, ab März Dienste zu machen, hat mich doch etwas erschreckt. Hilfe, was soll ich da tun??? Wie beneide ich doch eine Freundin, die eine Drittmittel-Stelle hat und seit 13 Monaten dabei ist, ohne je einen Dienst gemacht haben zu müssen... Naja, wenn ich nicht nur so kaputt wäre abends nach 11h KH, dann wäre aber schon alles ziemlich genial, macht schon Spaß!

Hypnos
03.01.2006, 19:31
Habe ich eigentlich schon erwähnt, daß man in der Anästhesie nach einem 8-h-Arbeitstag (incl. gesetzlich vorgeschriebener Mittagspause) nach Hause geht und den Feierabend genießt??? ;-)

Es grüßt

Hypnos [der es schon seit 4,5 Jahren nicht bereut hat, diese Fachrichtung gewählt zu haben]

Muriel
03.01.2006, 20:05
Nein nein nein, das will ich jetzt gar nicht hören :-peng :-peng :-peng

DrSkywalker
03.01.2006, 21:08
Darf ich mal als nichtswissender, absolut keinen plan habender amateur fragen, wie man einen solchen berufseinstieg meistert, wie genau die, trotz unwissens, verrichteten arbeiten aussehen, ob man dabei viele verheerende fehler machen kann (jemanden umringen) und in wie weit das ausgangsposting übertrieben ist?

Thanks!

Evil
04.01.2006, 13:37
Zwar gehöre ich momentan zu Hypnos' beneidenswerter Berufsgruppe :-)), aber grob gesagt:
im Ausgangsposting ist nix übertrieben, man macht jede Menge Fehler, die Fatalität derselben ist jedoch meist gering (z.B. vergessen, Pat. für OP anmelden, muß dann nachgemeldet werden; Pat xy sollte noch medikamentös umgestellt werden, is auch vergessen worden; sowas halt).

Da kann man bei den Gasdocs schlimmeres anrichten (alte Oma mit nicht erkanntem Relaxantienüberhang --> Aspirationspneumonie --> Intensivstation ).

Es ist immer wieder erstaunlich, wieviele Fehler man rechtzeitig erkennt, bzw man von anderen darauf hingewiesen wird, bzw einfach gutgeht. :-keks

Doktor_No
04.01.2006, 15:54
also ich finde es schon krass. hier im haus herrscht in der chir momentan personalnotstand, ich geh morgens um 7 fix mit dem oa (stationsassi is im urlaub) durch die zimmer, schreibe mir das auf was er mir zu den leuten sagt, dann geht es in den op, und da komm ich grade her. dort ist neben hakenhalten, intracutan nähen, knoten und handlangertätigkeiten auch nicht viel anderes gefragt zum glück, allerdings sollen wir auch ab februar dienste machen, na das wird ein spass... nach dem op-zeug soll ich dann e-briefe schreiben, das kann ich aber leider nicht weil ich noch nicht eingewiesen wurde wie das hier geht, verordnungen lass ich die schwestern machen wie sie es im regelfall machen, ich unterschreib es eben, woher soll ich das alles auch können???? und verschlüsseln geht gar nicht, weil eben keine anleitung. absolute fehlplanung hier, nächste woche soll dann wieder der stationsassi da sein und alles besser werden, ich bin gespannt, lasse mir weiterhin meine gute laune nicht verderben und freu mich in beschissenen momenten immer auf zuhause und denk an meine frau, dann geht es wieder besser. is jedenfalls ein hartes geschäft, darf man nicht zimperlich sein, weder psychisch noch physisch.

sanderha
04.01.2006, 17:09
Es wird noch kälter...
Nachdem ich gestern trotz Unwissenheit ganz gut zurecht kam, war der Tag heute eher stressig. War für den OP eingeteilt und hatte nur etwa 2 Stunden um meine Station zu versorgen. Sprich, ich habe eine halbe Station bekommen, für die ich alleine zuständig bin. Mein Oberarzt ist ebenfalss neu und hat tausend andere Aufgaben. Hab den heute gar nicht gesehen, sondern nur einmal mit telefoniert. Heute morgen hab ich das erste Mal alleine Visite gemacht... ich hoffe nur inständig, niemanden umzubringen...
Ansonsten mach ich alles, was anfällt, Entlassungen, Verbände, OP-Vorbereitungen, Aufklärungen, Stationsgelumpe, bei Medikamenten frag ich die Schwestern...alles was halt so kommt. Kodieren oder irgendetwas am Computer machen kann oder will mir auch keiner erklären, also werd ich morgen, falls ich nach Station aufarbeiten, Visite und allem anderen Scheiß noch Zeit habe, mal selbst versuchen rauszufinden, wie das alles läuft. Die anderen Assistenten (teilweise 6 Monate dabei) hams bis heute nicht geschafft zu kodieren!
Mann o Mann, trotz dem ganzen Mist macht es auch irgendwie Spaß.
Also, ich meckere nicht, ich werd mich da schon durchbeißen!
Euch allen viel Glück und Spaß bei den Schwimmversuchen im eiskalten Wasser...

Lieben Gruß
Andrea

eatpigsbarf
04.01.2006, 17:25
Gute Guete, ich krieg immer mehr Angst vor Juli (denn da muss ich den Sprung ins kalte Wasser wagen)! HILFE!!!

brunhilde
04.01.2006, 17:32
Gute Guete, ich krieg immer mehr Angst vor Juli (denn da muss ich den Sprung ins kalte Wasser wagen)! HILFE!!!

dito

mir ist das schon immer ein bisschen komisch, wenn ich mal für einen tag "alleine " auf der station bin (assis im dienstfrei/urlaub o.ä.) und da macht ja sogar einer morgens mit mir visite...

Tombow
04.01.2006, 18:02
dito

mir ist das schon immer ein bisschen komisch, wenn ich mal für einen tag "alleine " auf der station bin (assis im dienstfrei/urlaub o.ä.) und da macht ja sogar einer morgens mit mir visite...

Freu' Dich. Die Erfahrung gemacht zu haben, wirst Du später in Gold aufwiegen. Mir ging' s die ersten male, daß sowas vorkam, auch megabesch....en, später im PJ hatte ich kein Problem damit. Nicht daß Dich das höher stellt als Berufsanfängerin, aber was es mit der Stationsführung an sich hat, davon hast Du dann wenigstens Ahnung aus erster Hand und mußt es Dir nicht erst einmal erarbeiten.

Muriel
04.01.2006, 18:03
was mich ein bisschen schockt ist, dass ich im PJ andauernd als "Frau Doktor" angesprochen und mit Fragen von den Patienten bombardiert wurde. Jetzt aber hat mich schon der Zweite gefragt: "Sie sind aber noch nicht lange dabei, oder?" Hilfe, seh ich so inkompetent aus? Eigentlich fühle ich mich bisher ganz wohl dabei, da ich immer einen Ansprechpartner habe und bei mir die Einarbeitung perfekt klappt! Naja, die anderen waren sehr zufrieden mit meinen Taten, da bau ich mal drauf :-))

sanderha
05.01.2006, 19:45
Hallo ihr alle!
Wollte mit diesem Thread niemandem Angst machen!
So war es echt nicht gemeint. Wollte eigentlich nur sagen, dass der Anfang ganz schon "kalt " ist. Aber ich habe nach den 4 Tagen, die ich jetzt dabei bin gemerkt, dass das der Beruf ist den ich haben wollte. Ich hasse diese ganze Meckerei von wegen "zu wenig Geld" "zu viel Arbeit" "schlechte Ausbildung". Ich finde, jeder hat es bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand, und mit der nötigen Mischung aus Willen, Humor, Wissen und Zynismus klappt schon alles. Niemand verlangt, das gleich alles perfekt läuft, wir sind schließlich Anfänger.
ich für meinen Teil hab enormen Spaß bei der Arbeit, wurschtel mich so durch und hab manchmal nen Geistesblitz und manchmal mach ich auch nen Griff ins Klo.
Aber kann nur besser werden, oder?
Das Wasser ist kalt, aber ich trag nen Neoprenanzug! :-party

Lieben Gruß
Andrea

Werwolf
06.01.2006, 17:08
Sieht ein bißchen so aus, als hätten viele Leute ähnliche Erfahrungen gemacht:
Als Berufseinsteiger gleich rein ins kalte Wasser, und zwar komplett, weil die Personalsituation so knapp ist, daß keiner da ist, der einen so richtig einarbeiten kann.
Augen und Ohren offenhalten ist eine gute Maßnahme- das Pflegepersonal weiß teilweise ziemlich gut, wie der Hase läuft. Man sollte dabei allerdings keinen zu inkompetenten und planlosen Eindruck machen, sonst wird man nicht mehr ernstgenommen...
Ich habe für mich selber so´ne Art "Checkliste" gemacht mit den wichtigsten Dingen, die zu bedenken sind. (Bei der Visite, aber auch als kurzer "Check" vor Verlassen des Hauses.)

Das sieht bei mir ungefähr so aus:
Visitenanordnungen bei am Vortag operierten Patienten:
- Röntgen
- Labor
- Krankengymnastik
- Reha/weitere Versorgung klären
(- ggf. Redon raus, ab dem 2. postop.Tag Wunde checken, etc., ggf. überprüfen, ob die "Standardmedikamente, also Heparin, Analgetikum, PPI und Hausmedikation am Start sind)

Und vor Verlassen des Hauses wird noch gecheckt:
- OP-Plan Folgetag
- ist für die OPs für den Folgetag alles da Labor OK? Einwilligung unterschrieben? Zu operierende Seite markiert? Allergie? EKs bestellt? etc.)
- alle E-Briefe raus?
- alles verschlüsselt?
- alle Labore so grob OK (nicht, da´einer 3 Tage lang einen Krea von 3,4 hat, und keiner hat´s bemerkt ;-) ...)

Irgendwann verinnerlicht man diesen Krempel so ein bißchen, und dann passieren zumindest solche einfachen und vermeidbaren Fehler, daß z.B. ein komplett elektrolytentgleister Patient in den OP gekarrt und postwendend zurückgeschickt wird oder daß jemand ohne postoperatives Röntgenbild entlassen wird oder daß einer entlassen werden soll, aber keinen Heim/Reha-Platz hat nicht mehr. :-top

Und ähnliche Checklisten kann man sich natürlich für alle möglichen "standardisierten" Abläufe machen. Eigentlich auch für E-Briefe, wenn da immer dieselben Sachen reingehören. "Mentale Textbausteine" wie "Fortführung der Thromboembolieprophylaxe mit einem niedermolekularen Heparin bis blablabla empfohlen" usw.

Also, nicht bange machen lassen! Paßt schon!

:-)

Stefy
07.01.2006, 13:22
Hallo!

Obwohl ich nur in einer internistischen Praxis ( und dazu noch halbtags...) tätig bin, habe ich auch schon nette "Kaltbadetage" hinter mir...Im Zweifelsfalle habe ich auch schon 3 Pat. stationär eingewiesen, was sich bei 2 als äußerst sinnvoll erwiesen hat, bei einer habe ich (wegen Urlaub noch keine Rückmeldung).Ich hoffe mal das Beste ;-).. Und selbst wenn die Kollegen im KH nur den Kopfschütteln sollten, weshalb ich diesen oder jenen Pat. einweise( ich habe immerhin zuvor mit dem Diensthabenden tel. und die Situation geschildert..), ich kann manches einfach in der Praxis nicht abschätzen und wenn der Chef nicht da ist???Manche Pat. wollen mittlerweile nur noch zu mir, andere wollen lieber nochmal mit dem Herrn Doktor sprechen, man weiß ja nie :-( was die junge Frau Dr.so kann..oder warum jetzt plötzlich jene Untersuchung...)Beim Sono Abdomen sehe ich manchmal nur Schneegestöber, immerhin habe ich schon 2mal Gallensteine und Leberzysten diagnostiziert ( ist ja auch nicht schwer :-? )und neulich konnte mich die Arzthelferin gerade noch davon abhalten, in die gestaute (und noch nicht gelösten Stauschlauch)Vene Furosemid zu spritzen...Na toll.....Und von den abnormen EKGs mal ganz zu schweigen...Ein Herzinfarkt war zu Glück noch nicht dabei, aber sämtliche Arrhythmien, die es auf diesem Planeten gibt..Und ob ich einem Diabetes Pat. nun die Insulineinheitén um 1 I.E. abends erhöhe oder ihm ein Glas Wasser gebe... :-nix .Von den ganzen Ziffern und ICDs will ich erst gar nicht berichten..Es ist zum Heulen...Aber es gibt auch Tage, da diagnostiziere ich eine Zöliakie ( und bekomme dann vom meinem Chef zu hören, das diese Untersuchung sein Budget überschritten hätte),da bedanken sich Pat., weil es ihnen wieder besser geht nach einer banalen Pharyngitis oder was auch immer und weil es auch mir trotz allem mega Spaß macht...

Gruß aus der Praxis!

Stefy

sanderha
07.01.2006, 20:33
So, die erste Woche ist geschafft, und oh Wunder, ich hab niemanden auf dem Gewissen und auch noch keinen größeren Griff ins Klo gemacht. Oder es hat keiner bemerkt... :-D
Jeden Tag weiß man ein wenig mehr, und ich habe keinen Zweifel, das alles irgendwie hinzukriegen.
Ich hoffe, dass ich trotz mangelndem Personal und viel Arbeit trotzdem bald auch mal was machen darf, quasi zu Ausbildungszwecken. Ich meine, im OP und so. Sonographieren lernen wär auch nicht schlecht, solche Sachen halt. Mein erster OP-Rufdienst ist nächsten Donnerstag, mein erster Vordergrunddienst hoffentlich noch in weiterer Ferne... :-)
Wie siehts eigentlich bei euch aus? Habt ihr irgendeine Ahnung, wie das mit dem kodieren funktioniert? Ich finde niemanden, der mir das ganze mal beibringen könnte. Keiner scheint irgendeine Ahnung zu haben, fürchte ich...
Naja, alles bleibt besser...
In diesem Sinne, frohes Wochenende.

Andrea

Hirschsprung
07.01.2006, 22:34
Hallo!

Obwohl ich nur in einer internistischen Praxis ( und dazu noch halbtags...) tätig bin...

Gruß aus der Praxis!

Stefy

Seit wann bist Du denn in nen Internen Praxis?
Erster Weiterbildungsabschnitt oder eher letzter?
Ich dacht die werden erst von der KV bezuschusst wenn man bereits 2 Jahre Klinik hinter sich hat???

Oder wie habt Ihr das begründet?

Ansonsten bin ich auch schon sehr sehr sehr gespannt uaf meine erste Woche geschweige denn meine ersten Dienste... :-peng :-oopss :-wow :-blush

Doktor_No
08.01.2006, 17:05
@sanderha: das kodieren ist so schwierig nicht, du brauchst eben einen icd 10 und ein bisschen plan was für ein programm ihr benutzt, dann noch ein bisschen den anderen über die schulter gucken und gut.

Tombow
08.01.2006, 20:07
In den meisten Kliniken, wo ich bisher Praktika/Famulaturen/PJ gemacht habe, wird eh Kodip benutzt. Die Bedienung ist schon leicht und intuitiv, und mit vorhandenen Klinikinformationssystemen integriert es fast nahtlos(für iMedOne und GapIt!/ClinicCenter kann ich das bestätigen). Da muß man nur die Diagnose des Patienten wissen und dann im Kodip nachstöbern, wie es am besten wahrheitsgemäß verschlüsselt wird und der Klinik das meiste Geld einbringt.

Und selbst wenn eine Verschlüsselung nicht 100% i.O. sein sollte, sowas fängt meistens das Controlling auf.