PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulatur in Boston



Motte
03.01.2006, 21:14
Hallöchen und ein frohes neues Jahr!!

Ich wollte mal fragen ob es hier jemanden gibt, der sich mit Famulaturen in den USA auskennt, besonders in Boston.
ICh bin im 4. vorklinischen und werde im März mein Physikum schreiben (bibber). Und im Sommer würde ich sehr gerne eine Famulatur an einem Bostoner KKH machen. Ich habe gehört, dass man erst als "Final Year" Student in ein Internship in den USA zugelassen wird, weiss aber nicht ob das für alle KKHs gleich ist. ICh habe mich auch bereits auf den Homepages mehrere Kliniken umgeschaut. Da diese aber ziemlich unübersichtlich für meine Anfrage sind, brauche ich dringend Hilfe!!
Könnte mir einer mit dem ganzen application process unter die Arme greifen? Also grad ein paar Tipps, ob telefonisch oder per Email oder per Brief und solche Sachen. Wäre wirklich super.
Vielen Dank schon im voraus!

:-bee

eatpigsbarf
04.01.2006, 13:07
Es kann in vielen amerikanischen KHs tatsaechlich Probleme machen, wenn Du noch keinerlei Kurse der Klinik fertig hast und somit nicht wirklich viel Ahnung von irgendwas praktischem hast. Es geht schon, Famulaturen so in einem so fruehen Stadium Deiner Ausbildung im Ausland zu machen, allerdings sind viele amerikanische (Lehr)Krankenhaeuser davon nicht grad begeistert und nehmen einen nicht.
Aber mit der Organisation selber ist das doch eigentlich gar nicht so schlimm. Du musst die Verantwortlichen anschreiben (wenn Du an ein Lehrkrankenhaus gehst, gibt es dort eigentlich immer direkte Ansprechpartner fuer die clinical electives, an die man sich direkt wendet) und denen mitteilen, dass Du Dich fuer eins ihrer electives interessierst. In das Anschreiben fuegst Du dann schonmal pro forma Deinen Lebenslauf (heisst curriculum vitae zur Info) und dann vllt. noch einen Vordruck Deiner Uni, in dem steht, dass Du ordentlich immatrikuliert bist und den und den vorklinischen Kurs hinter Dir hast. Dann heisst es abwarten, bis Du eine Antwort von denen bekommst und anfangen kannst, Dich um die Visa-Formalitaeten zu kuemmern (brauchst dafuer naemlich normalerweise ein Visum vom B-Typ [B1 oder B2], wenn ich mich nicht irre).
Aber wie gesagt, so grad aus der Vorklinik raus, weiss nicht, ob ich persoenlich das jetzt schon taete. Grad weil es damit schwieriger werden kann. Ich wuerd Dir wohl dazu raten, hier in Deutschland erstmal eine Famulatur zu machen, damit Du weisst, was Dich erwartet und hier Grundkenntnisse erwerben kannst. Denn die amerikanischen Studenten haben schon viel Patientenkontakt gehabt und koennen eigentlich auch untersuchen und anamnestizieren, wenn sie richtig in die Klinik kommen, also die clinical elective rotations machen.
Ansonsten: sei offen auch fuer andere amerikanische Staedte. Nette Leute und was zu sehen gibt's eigentlich ueberall :-). Und zahl nicht zuviel Geld fuer Anmeldegebuehren, nur um nach Boston zu kommen!

test
04.01.2006, 13:57
Hallo,

sehe das ähnliche wie eatpigsbarf. Direkt nach der Vorklinik würde ich keine Famulatur in USA machen. Es würde denke ich einfach zu viel von dir erwartet. Ich glaube auch nicht, dass du wirklich viel dabei lernen würdest, mach lieber später eine Famulatur in USA.
Ansonsten würde ich aber sagen ist es recht schwierig eine Famulatur in Boston zu machen, da die Lehrkrankenhäuser meines Wissens nicht direkt Studenten nehmen, sondern es nur über die Unis dort geht und die nehmen nur final year students (ein Bekannter von mir wollte nach Boston gehen und hatte mir das so erzählt).
Ich würds mir nochmal überlegen jetzt gleich eine Famulatur in USA machen zu wollen, lieber später. Es gibt Möglichkeiten über den dfa Famulaturen in USA zu machen, ansonsten über Beziehungen oder Programme der eigenen Uni. Offiziell über direkte Bewerbung an einer Med School ist es inzwischen sehr sehr schwierig geworden, wenn man nicht im letzten Studienjahr ist.
Wenn du aber einen Arzt an nem Krankenhaus kennst, der dir dann hinterher den Wisch utnerschreibt, geht das sicher auch.

siostrzyczka
01.02.2006, 22:08
Hallo Motte,
da ich vor zwei Jahren mit Gewalt versuchte, zwei Famulaturen in Boston zu machen, waehrend ich aus Liebesgruenden hier in Cambridge, MA wohnte (ich hatte ein Freisemester fuer die 2.STEX-Vorbereitung), kann ich Dir vor realen Erfahrungen berichten. Wie gesagt, ich war bereits im 10-ten Semester, hatte die Klinik also hinter mir und ich war vor Ort. Zwei Monate suchte ich, erst Internet, Emails, dann persoenliche Besuche in allen (auch kleineren, peripheren) KH und sogar bei niedergelassenen Aerzten. Die Antwort war immer diesselbe: Die gesamte Stadt und Umgebung ist ueberflutet mit Harvard-Studenten, die 2500$ pro Monat fuer ihre Ausbildung bezahlen, die Aerzte nehmen ihren Lehrauftrag sehr ernst und sehen einen Famulanten nicht als Hilfe sondern als Mehraufwand. Dich kostenlos auszubilden, kaeme hier niemanden in den Sinn. Im offiziellen Programm der Uni (von dem Du wohl gelesen hast, das ist das mit dem "final year") kostete ein Monat Famulatur fuer einen auslaendischen Studenten im Jahr 2004 genau diese 2500$. Durch ein riesiges Glueck fand ich damals nach zwei Monaten intensiver Suche einen netten Allgemeinmediziner, der bereit war, mich in seiner Praxis mitlaufen zu lassen, ein bisschen Anamnesen zu erheben. Ich lernte nicht viel Medizin, aber es war ein verrueckt aufregender Monat mit Einblicken in die US-Gesellschaft mit ihren sozialen Problemen. Auch dieser Arzt sah seine Hilfe als relativ grosse Belastung und ich wuerde nie wagen, ihm andere deutsche Studenten aufzuhalsen. Dann brauchte ich noch zwei Wochen Famulatur fuer die Stex-Zulassung und suchte einen Monat wie verzweifelt weiter. Durch VitaminB, die mir so spaet einfiel, einen Physikprofessor, der in der Strahlentherapie am MGH taetig war, wurde ich an einen deutschen Arzt am MGH vermittelt, der mich zwei Wochen geheim in der Abteilung fuer radiation oncology (Hirntumorbestrahlung) mitlaufen liess. Ich war positiv ueberrascht ueber den Klinikbezug, denn ich konnte viele neurologische Untersuchungbefunde sehen. MGH ist ein Krankenhaus, das zu intelektuellen Hoehenfluegen herausfordert, es war fuer mich so motivierend, Aerzte zu erleben, die als einzige auf ihrem Gebiet in der Lage waren, Patienten kurativ zu behandeln, die von allen anderen in der Welt als inoperabel eine Prognose von wenigen Monaten bekamen.
Fazit: Wenn Du nicht 2500$ bezahlen willst oder kannst oder nicht in das offizielle Austauschprogramm der Uni kommst, ist es heutzutage verdammt schwer, etwas in Boston zu finden, selbst mit Beziehungen.
Haettest Du denn hier eine Wohngelegenheit? Die Zimmerpreise in Boston beginnen so ab 700$/Monat, wenn man sehr anspruchslos ist.
Ich wollte Dich keineswegs entmutigen, vielleicht kannst Du ja ohne weiteres ein paar Tausend Euro fuer dieses Abenteuer hinlegen. Die amerikanischen Studenten machen es ja auch.
Viel Glueck bei der Suche und vor allem beim Physikum! :-lesen