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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : UV-Strahlung gegen "Hautinfektionen"?



boarding_girl
07.01.2006, 19:00
Hi :-)

Vielleicht sollte ich doch Dermatologie als Fachgebiet belegen. *smile*
UV-Strahlung kann doch Bakterien und Viren abtöten?! Dann könnte man doch "Sonnenstudiobesuche" für Akne-Patienten empfehlen oder?

Meine wenigen Pickel, die ich habe, heilen eigentlich ziemlich gut nach einem Sonnenstudiobesuch.

Danke im Voraus für eine klärende Antwort.


Gruss
BG

test
07.01.2006, 19:06
Hallo auch,

Akne ist ja keine reine Infektion sondern eine KOmbination von gestörter Talgdrüsensekretion, Androgeneinflüßen und einer Infektion mit Propionibacterium acnes. Insofern hilft ein antibakterieller Ansatz schon zumindest einen Teil der Ursache zu bekämpfen. Wird ja auch bei leichter Akne mit topischen ABs behandelt, bei mittelschwerer auch oral.
Von manchen Ärzten werden auch UV Behandlungen empfohlen für leichte Akne. Allerdings glaube ich eher nicht, dass deren Wirkung auf den antiinfektiöseneinfluß zurückzuführen, ich weiß es aber nicht sicher und weiß auch nicht wie UV Licht sonst dabei wirken soll, es wird aber von einigen Ärzten propagiert.
Sehr exzessives Sonnenbaden führt jedoch auch selber zu Akne, wird glaube ich auch Mallorca Akne genannt.

boarding_girl
07.01.2006, 19:16
Akne ist ja keine reine Infektion sondern eine KOmbination von gestörter Talgdrüsensekretion, Androgeneinflüßen und einer Infektion mit Propionibacterium acnes.

Sorry, ich hatte mich falsch ausgedrückt. :-blush (Ich sollte erst denken und dann aufschreiben was man denkt und nicht Worte aneinanderreihen :-blush )


Gruss
:-? BG, das ihren Kopf irgendwo verloren hat :-blush

Tombow
07.01.2006, 19:17
Die Frage wäre, inwiefern UV-Strahlen bakterizid wirken. Denn, selbst, wenn sie wirken würden auf das angesprochene propionibacterium acnes, Sonnenstrahlung wirkt auch sekretionsstimulierend.

FrederikMD
07.01.2006, 19:56
UV Strahlung wirkt bakterizid, daher ist es ein Bestandteil in der Aknetherapie. Waehrend es initial eher austrocknend wirkt, fuehrt es reaktiv, gerade bei praedisponierten Patienten, eher zur Seborrhoe. Zusaetzlich kann der leichte Entzuendungsreiz zu staerkerer Verhornung fuehren. Daher haengt es ziemlich vom Subtyp der Akne ab, ob sich ein Therapieversuch lohnt, ist es ein mehr von Komedonen (=Mitesser) gepraegter, dann eher weniger.

Porschefahrer
10.01.2006, 05:19
Die UV-Behandlung (UVB? UVA? egal?) ist ganz sicher nicht "standard of care" für Akne. P. acnes besiedelt ja vor allem die Haarfollikel und Talgdrüsen, und das bakterizide UVB dringt nicht so tief in die Haut ein. UVA dringt zwar bis in die retikuläre Dermis, induziert aber keine direkten DNA-Schäden, sondern vor allem reaktive Sauerstoffspezies.

Wichtig ist, dass UVB und UVA lokal immunsupprimierend wirken, d.h. das Immunsystem ausschalten. Das wiederum dürfte das Leben der Bakterien eher erleichtern (der immunsupprimierende Effekt von UVB wird z.B. ausgenutzt zur Behandlung der Psoriasis). Analogie: Herpes simplex Reaktivierung nach Sonneneinwirkung im Bereich der Lippen ("Herpes solaris").

Die Akne mit signifikanter inflammatorischer Komponente wird mit oralen Antibiotika behandelt, hier vor allem Tetrazykline wie Minocylcin. Tetrazykline wirken sowohl antibakteriell als auch anti-inflammatorisch. Zusätzlich immer lokal therapieren, z.B. mit Retinoiden (z.B. Adapalene) und Benzoylperoxid. Systemische und lokale Antibiotika sollten nicht kombiniert werden, wegen der Gefahr der Resistenzentwicklung. Bei Frauen: evtl. Antiandrogene wie Cyproteronacetat einsetzen.

Schwere Formen der Akne (Gefahr der Narbenbildung) sollten mit oralen Retinoiden (Isotretinoin) behandelt werden. Vorsicht: Absolute Schwangerschaftsverhütung bei Frauen im gebärfähigen Alter. :-party

Doktor_No
10.01.2006, 09:48
passt doch hierzu:

Viele Menschen mit Schuppenflechte werden oft mit PUVA-Bestrahlung behandelt. Auch wenn die Gefahr oft kleingeredet wird: Sie gehen damit ein erhöhtes Krebs-Risiko ein - vor allem diejenigen, die vorher sogenannte Psoralene geschluckt oder getrunken haben. Diese Methode kommt allerdings (zum Glück) außer Mode. Heutzutage werden die Psoralene meist in einer Lösung oder Creme auf die Haut aufgetragen.

Psorialene machen die Haut lichtempfindlicher, damit die UV-Strahlen in tiefere Hautschichten eindringen können.

Eine Studie liefert nun eine mögliche Erklärung, warum das Krebsrisiko steigt: Danach begünstigt PUVA die Infektion der haut mit Viren – genauer gesagt mit „humanen Papillomaviren“, kurz HPV genannt.

Die Studie stammt vom US-amerikanischen Dermatologen Robert Stern. Er ist seit 20 Jahren hinter dem Krebsrisiko her. Nun lieferte er nach: 25 Jahre (!) nach Ende der Behandlungen erkranken mehr als die Hälfte aller PUVA-Patienten an einem Hautkrebs. Dabei geht es um Menschen, die mehr als 400 PUVA-Behandlungen erhielten.

Von den PUVA-Patienten mit Hautkrebs hatten sich 73 Prozent mit dem HPV-Virus infiziert. Diese stehen im Verdacht, den Krebs „anzufeuern“. Die Vermehrung dieser Viren wird durch PUVA begünstigt. Das passiert entweder, weil die Strahlen selbst die Vermehrung der Viren anregen oder, weil die PUVA-Therapie das Immunsystem unterdrückt und die Viren dann leichteres Spiel haben. Patienten ohne PUVA und ohne Hautkrebs hatten nur zu 36 Prozent den HPV-Virus in sich. Menschen, die mit PUVA behandelt worden waren, hatten bereits deutlich Spuren von HPV-Genen in ihren Haaren.

Faizt von Peter Wolf und seinen Mannen von der Uni Graz: Die Unterschiede zwischen Psoriatikern mit PUVA-Vergangenheit und ohne diese waren deutlich. Obwohl nur 81 Patienten untersucht wurden, gehen die Wissenschaftler von einem Zusammenhang von PUVA und Krebs aus. Claudia Liebram

Quellen:
J Invest Dermatol, 121/2003
Deutsches Ärzteblatt online, 16. März 2004
Archives of Dermatology, 140/2004

Porschefahrer
10.01.2006, 17:50
PUVA kommt tatsaechlich etwas aus der Mode... Fuer die Psoriasis wird heute sehr haeufig UVB der Wellenlaenge 311 nm eingesestzt, das sog. narrow-band UVB. Diese Methode kommt ohne "photosensitizer" wie Psoralene aus, und hat evtl. weniger kanzerogene Nebenwirkungen.