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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hornhautvernarbung



DocCoxen
11.01.2006, 11:58
Was sind denn die Folgen einer Hornhautvernarbung? Verschlechterung des Sehvermögens? Es kann ja auch zur Erblindung führen; wenn dies nicht der Fall ist, welche Einschränkungen hat ein Betroffener? Eine Therapiemöglichkeit besteht ja auch nach wie vor nicht, oder?

Michi5880
11.01.2006, 14:54
Die Frage ist nicht so ohne weiteres zu beantworten. Kannst du ein wenig konkreter werden. Wo liegen die Narben genau, Ätiologie, wie ausgeprägt (Tiefe)? Dass es zu Einschränkungen kommt und dass eine Kornealtrübung zur Erblindung führen kann, ist denke ich klar.

Die Therapie hängt stark mit dem Schweregrad zusammen. Als ultima ratio gibt es ja noch immer die Corneatransplantation.

Gruß
Michael

Moorhühnchen
16.01.2006, 21:54
Hihi, berichte hier sozudagen mal als "Betroffene":

Hab zwar (noch?) keine Hornhautvernarbungen, aber aufgrund eines Sicca-Syndroms sind bei mir letztes Jahr Hornhautstippungen entstanden... :-oopss
War 'ne ziemlich unangenehme Sache als ich letztes Jahr im März plötzlich mit "Doppelbildern" aufgewacht bin!!
Hab natürlich 'nen ziemlichen Schock gekriegt, da wir am Tag zuvor in der Notaufnahme einen Patienten mit Herpes-Enzephalitis hatten, der sich sämtliche Braunülen zog und so ein mittleres Blutbad anrichtete... :-notify
Hab dann noch bei der Lumbalpunktion geholfen und am nächsten Morgen hat ich den Schlamassel!

Hab aber ziemlich schnell festgestellt, daß ich die "Doppelbilder" nur auf dem rechten Auge hatte - die Augenärztin sagte, sowas würde man dann eher als Doppelkonturen oder "Ghosts" bezeichenen. *puh*
Also nur Zufall?
Nach der Anwendung von Augentropfen mit Dexpanthenol hat sich das jedenfalls relativ schnell gebessert - hab heute manchmal noch Probleme mit verschwommenem Sehen, selten auch Doppelkonturen.

Kannst mal bei "keralens.de" nachschauen - das ist eine Seite die über Keratokonus (= kegelförmige Hornhautverdickung) berichtet, auf der Seite gibt es glaub ich links am Rand das Thema "Symptome" mit einigen Bildern. Vielleicht ganz hilfreich, um sich das mal vorzustellen zu können! :-)

DocCoxen
17.01.2006, 18:52
Ich habe heute mit einem Augenarzt gesprochen, der meinte, dass es zur Sehminderung komme, bzw. zur lebenslangen Lichtüberempfindlichkeit des betroffenen Auges..

Thomas24
17.01.2006, 19:33
Was sind denn die Folgen einer Hornhautvernarbung? Verschlechterung des Sehvermögens? ....Eine Therapiemöglichkeit besteht ja auch nach wie vor nicht, oder?

Wie bitte? :-??? Wenn das mein Chef gehört hätte, wäre er spätestens jetzt mit einem Schuhlöffel in der Hand hinter dir her- und er ist trotz seines Alters echt fix auf den Beinen... :-D

Also bitte nochmal die Nase ins Buch stecken, danke ;) :-lesen

Als erstes kommt es auf die Lokalisation an. Kleine Fremdkörpernarben (z.B. im vorderen Stroma) nach kleineren Traumata (z.B. metallische Absprengungen von Schrauben, Flexarbeiten etc.) sind beispielsweise sehr häufig- machen aber keinesfalls immer Beschwerden im Sinne einer wie auch immer gearteten "Sehverschlechterung". Wenn die Narbe peripher -d.h. ausreichend weit von der optischen Achse- entfernt ist,*muß* nicht zwingend etwas passieren.

Also erste Frage: Wo genau gelegen? In der optischen Achse ja oder nein? Zweite Frage: Wie tief ist die Läsion gelegen? Rein epitheliale Effloreszenzen (sog. KSP => Keratitis superficialis punctata) sind beispielsweise meistens unter oberflächenpflegender Therapie mit Salben gut in den Griff zu bekommen.

Alles was das Stroma betrifft ist hartnäckiger- aber auch da ist der Augendoc nicht am Ende des Lateins. Von Methoden mit "Messer und Gabel" wie der Rotationskeratoplastik (quasi das "herausdrehen" von störenden Narben aus der optischen Achse) über superfiziell lamelläre Keratektomien (also "Abschälen" hauchdünnen Scheibe der Cornea) bishin zu Lasermassnahmen (PRK !) reicht das operative Spektrum. Mal angenommen, es handelt sich um Trübungen, die überhaupt einer chirurgischen Therapie bedürfen.

Dritte Frage: Welche vermutete Genese liegt vor?
Vielleicht liegen ja auch nur Medientrübungen vor, die nicht operiert werden müssen (landläufig ist oft immer alles einfach "Narbe"- genauso wie landläufig Netzhaut= Regenbogenhaut= Hornhaut =Aderhaut...*seufz*)?

Ich spreche da z.B. von immunologisch getriggerten Nummuli nach adenoviraler Keratokonjunktivitis epidemica (ansprechend auf lokale Steroide, oder einer immunmodulatorischen Therapie mit Cyclosporin A AT), oder der Keratitis Thygesson (bei der man im Einzelfall -je nach Ausprägung- auch einfach nur aggressiv zuwarten kann, weil die Erkrankung selbstlimitierend ist). Beginnender Keratokonus, vielleicht bei atopischer Disposition? => initial Kontaktlinsenanpassung mit formstabilen KL empfehlen.... Benetzungsstörung bei rheumatischer Grunderkrankung? Immunmodulation/ Tränenpünktchenverödung/ Oberflächenpflege... oder, oder, oder es gibt ja sooo vieles, was zu merkwürdigen Seheindrücken führen kann...

Vierte Frage: Wird durch die "Narbe" (sofern es denn eine Narbe sein sollte) eine Astigmatisierung hervorgerufen? etc, etc.


Was sind denn die Folgen einer Hornhautvernarbung? Verschlechterung des Sehvermögens? ....Eine Therapiemöglichkeit besteht ja auch nach wie vor nicht, oder?

Du siehst, worauf ich hinaus will- "Narbe" ist nicht gleich "Narbe".
Es gibt eine Menge worauf man achten kann- und bei vielen Dingen kann man etwas und -mitunter sogar sehr- erfolgreich etwas für die Lebensqualität der Patienten tun.

Und letztlich sollte man folgendes nie vergessen: es ist das Gehirn, das sieht- das Auge ist fast "nur" die Kamera. Das predige ich fast in jedem Studentenunterricht- sehen = kortikale Leistung => hat viel mit den grauen Zellen zu tun, und keinesfalls ausschließlich was mit dem optischen Apparat, der sich davor befindet.

Oder mit anderen Worten: jüngere, mobile und gut trainierte graue Zellen adaptieren sich an ungewohnte Seheindrücke leichter, als träge graue Zellen (natürlich nur in gewissen Grenzen).

LG !
Thomas