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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie "schlecht" können Ärzte sein?



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Gichin_Funakoshi
18.01.2006, 22:53
Hi Forum,

aufgrund meiner Aktivität in einem Laienforum, konnte ich mir regelrechte Horror-Stories anhören, was angeblich so in deutschen Kliniken und Praxen passieren kann. Da hat jemand über eine ungerechtfertigte Zwangseinweisung in einer Psychiatrie gesprochen, welche der Arzt aber noch in der Sitzung zurückzog, weil der Patient sich dagegen wehrte. Ein anderes Beispiel war eine Entfernung der Eierstöcke aufgrund von Zysten in Folge einer Bauspiegelung, wo in der gleichen Operation eine Blinddarmentfernung folgte! Die Patientin wurde nicht gefragt und wusste somit vor der OP nur von der Bauchspiegelung. Sie klagt seit der OP über Schmerzen. Außerdem soll ein Arzt ohne Indikation an der Speiseröhre rumoperiert haben, da diese entzündet war. Folge: Permanente Schmerzen und die Speiseröhre ist immernoch entzündet.

Mich würde nun interessieren, was ihr von solchen Stories haltet. Gibt es wirklich Ärzte, die so viel Mist fabrizieren? Oder stehen finanzielle Interessen im Fordergrund.

Danke für eure Antworten :-winky

Edit: Natürlich könnt ihr auch eure Erfahrungen dazu beisteuern.

Tse Tse
18.01.2006, 23:22
"Was ihr von solchen Stories haltet"

Nicht allzuviel. Gibt's bestimmt. Aber oftmals resultieren solche Vorstellungen ("Therapie über meinen Kopf hinweg, war doch nicht nötig, haben mich verpfuscht" etc.) seitens der Patienten bestimmt auch aufgrund von Unwissen oder unrealistischen Erwartunghaltungen an Arzt und Medizin.
Ich denke, das sollte man aber ernst nehmen und den Patienten dementsprechend "aufklären".

Nichtsdestotrotz ist es nie verkehrt sich eine gesunde Portion des Mitdenkens (als Patient) zu bewahren und den Kopf nicht gleich am Eingang des Krankenhauses abzugeben.

ehemalige Userin 24092013
18.01.2006, 23:27
Man kann ja alles essen - aber man muss echt net alles glauben.

Stell Dir mal vor, das würde echt so sein, was gäbe das für ne Klagewelle!!!!
Plötzlich wollen dann alle Jura studieren.

Tombow
18.01.2006, 23:30
Mich würde nun interessieren, was ihr von solchen Stories haltet.

Abstand.

Kackbratze
19.01.2006, 07:17
Tolle Geschichten.
Vorallem der chronische Dauerschmerz nach einer Operatione der man ja angeblich nicht zugestimmt hat ist toll. Auf den modernen Aufklärungsbögen gibt es einen Teil der besagt, dass wenn der Operateur während der OP noch weitere Eingriffe vornehmen muss, dass der Patient dem im Vorraus zustimmt, damit er nicht 2x operiert werden muss.

Und ich leide auch unter chronischen Schmerzen seit meiner Blinddarm-OP. Kopfschmerzen. Besonders schlimm werden sie, wenn ich versuche sie mit Alkohol zu kurieren.

Ob ich mich mal an die BILD wenden sollte?!?

Tombow
19.01.2006, 07:20
Ob ich mich mal an die BILD wenden sollte?!?

Unbedingt!!!

Wenn du es überlebst, kannst du dann die gesamte Bild-Redaktion bei einem guten Chirurgen anmelden, der sich auf das Verschließen von cerebroanalen Fisteln spezialisiert hat.

GOMER
19.01.2006, 12:01
So ein paar Sachen bekommt man immer wieder mal mit, entweder aus 1. Hand oder selbst erlebt, auf "Ich hab mal gehört" Stories gebe ich allerdings nix.

Hypnos
19.01.2006, 12:20
Mir reichen schon die medizinischen Entgleisungen, die ich bislang in meinem bescheidenen 4,5 jährigen Mediziner-Dasein erleben durfte...

Bei alledem sollte man aber EINES nicht vergessen: JEDER macht Fehler, in den glücklichen Fällen findet sich nur jemand, dem sie noch früh genug auffallen. Jeder halbwegs reflektionsfähige Kollege kann sicherlich auf Fehler mit kleineren oder größeren Auswirkungen in seiner Laufbahn zurückblicken...
Und jeder wird auch wohl heilfroh sein, wenn es ohne großen "Schaden" zu beheben war.
Moralapostel, die dann immer gleich lauthals nach Bestrafung; Zivil-, Straf- und sonstigem Recht rufen, sollten immer mal brav überlegen, ob im eigenen Keller nicht auch noch ein paar Leichen (oder bestenfalls Leichenteile) schlummern.

"Bevor Du anfängst, die Welt zu verbessern, gehe drei mal durch dein eigenes Haus" chin. Sprichwort

Es grüßt,

Hypnos

SidVicious
19.01.2006, 12:31
Hi, ich kann zu diesem nur folgenden Link empfehlen.

http://www.jeder-fehler-zaehlt.de/

Je länger ich studiere, desto mehr wunder ich mich, was die Leute von Ärzten erwarten. Wenn jemmand Krank ist, dann heißt das nicht, dass man zum Arzt geht und gesund wieder rauskommt.Es gibt kein Recht des Patienten, dass er Gesundheit vor Gericht einklagen kann.

Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass in deinen genannten Forum auch mal gerne die ein oder andere Information zurückgehalten wird.

Gruß
SidVicious

Hez
19.01.2006, 12:54
Ich habe das bei meinem Bruder miterlebt. Er lag wegen eines postoperativen Abszesses im KH und die ich war dabei, als der Arzt im erklärte, wie es weitergeht. Dass man erstmal nicht operiert und ein CT macht, dabei könnte man dann unter Sicht eine Drainage legen, wenn es die Situation erfordert. Außerdem bekomme er Antibiose und muss mind. noch bis zum soundsovielten dableiben.
Es wurde dann eben eine CT gemacht und die Drainage gelegt. Anschließend beschwerte sich mein Bruder bei mir, dass man ihm das ja nicht gesagt hätte. Wieso denn Drainage? Was ist mit der OP? Keine sage ihm, wie es weitergeht?

Er war so durcheinander, als er eingewiesen wurde, dass er vom Arzt wahrscheinlich nur chiniesisch verstand.

Gichin_Funakoshi
19.01.2006, 14:04
In den Threads ging es irgendwann auch darum, ob ein Patient mehr wissen, als ein Arzt haben kann in Bezug auf eine Krankheit. Meine These dazu war, dass es durchaus sein kann, aber das pure Wissen alleine noch lange nicht genügt. Eine Userin hat erwähnt, dass sie über ihre Krankheit in 8 Jahren 500!!!! Bücher gelesen hat und schon Zahnärzten anhand von Büchern erklärt wie man eine Zahnbrücke macht oder von Ärzten gelobt wurde, weil sie mehr als die Ärzte selbst wusste.

Loish
19.01.2006, 14:15
also, dass ein patient mehr als die meisten ärzte über seine krankheit weiß finde ich nicht abwegig. ich denke einige patienten werden sich genau über ihre krankheit informieren. und wenn sie auch das hintergrundwissen haben (oder sich aneignen) um nicht nur daten über die krankheit zu wissen, sondern auch die mechanismen und so zu verstehen. und viele verschiedene ansätze liest. und jedes mal, wenn was neues zu dem thema herausgefunden wurde er es mitbekommt... dann weiß er bestimmt mehr als viele ärzte.
ob er sich besser behandeln könnte steht auf einem anderen blatt, weil er vermutlich wiederum viele andere sachen nicht weiß, die die ärzte wissen und die wichtig sind. (nehm ich zumindest an). vielleicht ist das dem patienten dann aber nicht klar und er überschätzt sich.
dass er die praktischen sachen besser beherrschen könnte halt ich für unwahrscheinlich. er kann zwar gelesen haben, wies heißt und wie mans macht und was genau alles passieren kann.... aber so oder so hat ers dann trotzdem noch nie *gemacht*, nur gelesen. und das ist ja zweierlei.

Gichin_Funakoshi
19.01.2006, 14:28
Genau so meinte ich das.

Studmed208
19.01.2006, 15:31
In meinem Tertial in der Kinderheilkunde kam eine kleine Patientin mit einer seltenen Stoffwechselstörung. Da hatten die Eltern durchaus viel mehr Wissen über das Krankheitsbild und die Therapie der akuten Entgleisung als der Oberarzt. In solchen Fällen, wo Patienten an sehr seltenen Krankheitsbildern leiden, ist es sogar ziemlich wahrscheinlich, dass sie mehr wissen als der Arzt der sie akut behandelt. Allerdings gibt es ja auch immer irgendwo Spezialisten, die sich dann noch besser auskennen.

Gichin_Funakoshi
19.01.2006, 15:52
Aber werden die Ärzte bei einer seltenen Krankheit sich nicht hinsetzen und in Büchern lesen, wie am Besten weiterbehandelt wird? Oder wird dann nach Gefühl behandelt, was dann wohl häufig zu Mist führt?

Doktor_No
19.01.2006, 16:18
naja erstmal werden viele die seltenen sachen gar nicht erkennen sondern ein "normaleres" krankheitsbild als wahrscheinlich erachten. es kommt ja nun nicht jedes chamäleon mit der diagnose unterm arm.
solche geschichten von wegen "aufgeschnitten und nicht aufgeklärt worden" halte ich für grösstenteils schwachsinnig, viele verstehen die aufklärung nicht, auch wenn man sich grosse mähe gibt, viele aufklärungen kommen in notfallsituationen zustande, in denen man eigentlich als patient gedanklich ganz woanders ist.
ich selbst habe heute wieder so was erlebt: lap-galle, aufklärung lag vor, natürlich auch mit dem zusatz dass das bei notwendigkeit konventionell gemacht wird, was dann auch nötig wurde, vor einer stunde fragt mich die patientin entsetzt, warum man sie denn aufgeschnitten habe, das sei doch gar nicht besprochen worden! :-oopss

Kackbratze
19.01.2006, 16:22
Jeder verantwortungsvolle Arzt macht sich über die Therapie eines seltenen Falles schlau, wenn dieser Auftritt.
Sowas nicht zu machen hat nichts mit Medizin sondern mit Stümperei zu tun.

Glücklicherweise kommen solche Leute nicht weit. Ausserdem, um die Frage des Radiologen zu beantworten, ist "nach Gefühl behandeln" die Hauptdomäne der Heilpraktiker und Scharlatane.

Gichin_Funakoshi
19.01.2006, 16:24
Glücklicherweise kommen solche Leute nicht weit. Ausserdem, um die Frage des Radiologen zu beantworten, ist "nach Gefühl behandeln" die Hauptdomäne der Heilpraktiker und Scharlatane.
:-top

SidVicious
19.01.2006, 16:27
Ich könnte mir gut vorstellen , dass nach einer Aufklärung so einiges "Vergessen" wird, was man da unterschrieben hat. Man stelle sich vor der Patient hat sehr große Angst vor der OP. Ich kann mich, wenn ich Angst bekomme, nur noch sehr schlecht konzentrieren.Wenn mein Herz lauter als der Arzt ist bekommt man Probleme.So kann es im Nachhinein dazu kommen, dass der Patient so rein gar nichts von möglichen Konsequenzen mitbekommen hat.


Gruß
SidVicious

Kackbratze
19.01.2006, 16:31
Die meisten Beschwerden kommen trotzdem bei den elektiv Eingriffen, wo man sich wirklich in Ruhe aufklären lassen kann.
Im Notfall sind alle froh, wenn sie schnell wieder gesund gemacht werden.