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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gericht: „Klinikärzte dürfen maximal 48 Stunden in der Woche arbeiten!“



morbidAngel
25.01.2006, 19:02
gerade beim deutschen ärzteblatt gefunden:

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=22882

jetzt nochmal ne dumme frage: das gesetz an sich sagt aber nicht aus, dass dienste abgeschafft werden, sondern dass diese als arbeitszeit gelten müssten, oder?

ist demnach in euren augen das schichtsystem für diese regelung die ideale umsetzung (wenn denn vernünftig geregelt)? Die acht Stunden mehr wären dann "normale" Überstunden?

Evil
25.01.2006, 19:36
jetzt nochmal ne dumme frage: das gesetz an sich sagt aber nicht aus, dass dienste abgeschafft werden, sondern dass diese als arbeitszeit gelten müssten, oder?
Im Prinzip ja.






ist demnach in euren augen das schichtsystem für diese regelung die ideale umsetzung (wenn denn vernünftig geregelt)? Die acht Stunden mehr wären dann "normale" Überstunden?
Finde ich persönlich nicht, denn es hat 2 große Nachteile:

- bedeutend weniger Kohle, da ja alle Dienste wegfallen
- 1 Woche Spätschicht, dann 1 Woche Nachtschicht oder ähnliche Kombis sind für soziale Kontakte und überhaupt für die Freizeit einfach nur schlecht

Werwolf
25.01.2006, 19:52
Kann mich Evil nur anschließen- Schichtdienst bedeutet nichts Gutes... :-((

Wenn allerdings der MB mit der Forderung nach einem 30% höheren Grundgehalt durchkommt (was meines Erachtens absolut unwahrscheinlich ist), hätte man zumindest keine so gravierenden Gehaltseinbußen durch das Wegfallen der Dienste, sondern "nur" ein schichtdienstzerstückeltes Sozialleben sowie Nachteile bei der Ausbildung...

Hoppla-Daisy
25.01.2006, 20:07
- 1 Woche Spätschicht, dann 1 Woche Nachtschicht oder ähnliche Kombis sind für soziale Kontakte und überhaupt für die Freizeit einfach nur schlecht
Sorry, das ist nicht wirklich ein Argument, das zieht. Viele Arbeitnehmer gehen einer solchen Schichttätigkeit nach (ob nun 3-Schicht oder - besser - 5-Schichtmodell). Und nicht wenige sagen, dass es gerade eben für die sozialen Kontakte und auch gerade für Familie gar nicht sooooo schlecht ist.

Hab da auch meine Erfahrungen gemacht (durch meinen Ex-Mann) und kann das nicht so verteufeln.

Evil
25.01.2006, 20:14
Naja, aber ich stelle es mir schlechter vor als die momentane Situation...

Hoppla-Daisy
25.01.2006, 20:17
Na, in der Beziehung ist man vielleicht einfach verwöhnt. Wer kann heutzutage schon sagen, dass er normale Arbeitszeiten hat? Mal ehrlich, mein Bruder beispielsweise regt sich IMMER darüber auf, dass er die Kinder 10 Minuten am Frühstückstisch (wenn überhaupt) und abends ein Stündchen sieht. Denkt da mal drüber nach! Mit einem Schichtdienst ist da einem Vater/einer Mutter/einer Familie eher geholfen als mit Arbeitszeiten, die völlig an den Lebensgewohnheiten "normaler" Menschen/Kinder vorbei geht.

:-meinung

hiddl
25.01.2006, 22:22
Eine Begrenzung der Arbeitszeit heißt doch auch nicht automatisch, daß man in einem Dreischichtsystem arbeiten muß, oder täusche ich mich?
Bei uns gibt es auch keine Bereitschaftsdienste mehr, aber trotzdem ist die normale Arbeitszeit von 8 - 16:30. Dann gibt es einen versetzten Dienst, der etwas später kommt und bis 20:30 bleibt (das ist jeden Tag jemand anders - alle 2-3 Wochen 1 Tag) und einen Nachtdienst von 20:00 bis 8:30. Nächte macht man drei am Stück, die Samstag-Sonntag-Nacht wird einzeln besetzt (kostet ja keinen Freizeitausgleich). Wir machen - auch wegen einer aus verschiedenen Gründen extrem dünnen Personaldecke - dabei im Moment Überstunden und erreichen vermutlich auch die 48 h Schallgrenze, aber da wir die Stunden bezahlt bekommen - kein Problem.
Das Geld-Argument zieht in meinen Augen schlecht, da sich ja der Stundenlohn doch deutlich erhöht.
Also keine Panik - einfach mal ausprobieren :-meinung !

Lg, Ute

Christoph_A
25.01.2006, 22:44
Ich weiß nicht-so,wie es momentan mit den 60h Wochen geht,kanns auch nicht weitergehen,aber so ganz ohne Dienste wird das Gehalt indiskutabel-ist ne ziemliche Zwickmühle,das Ganze.
Ich würd allerdings schon auf 100-200 Euro netto im Monat verzichten,wenn ich dafür mehr Freizeit hätte. Weniger akzeptiere ich allerdings nicht. Klingt zwar hart,aber unter 2000 Tacken netto im Monat halt ich meinen Fuß nicht mehr aus dem Bett. Da bin ich stur.

Evil
26.01.2006, 18:22
Das Geld-Argument zieht in meinen Augen schlecht, da sich ja der Stundenlohn doch deutlich erhöht.
Bei uns soll das kostenneutral umgesetzt werden, wenn jetzt aber weniger Wochenstunden erlaubt sind, müssen also mehr Leute arbeiten. Das wiederum ergibt einen geringeren Verdienst. Weshalb sollte der Stundenlohn erhöht werden?

hiddl
26.01.2006, 20:55
Weshalb sollte der Stundenlohn erhöht werden?

Naja, weil man bisher einen großen Teil der Stunden nur mit 80% = Dienst bezahlt bekommt. Die gibt es dann voll plus Zeitzuschläge für Nacht/Wochendarbeit.

Das mit dem kostenneutral für die Klinik ist reines Wunschdenken, das funktioniert nie. Wenn man davon ausgeht, daß sich momentan niemand bei der Arbeit langweilt, dann bleibt die Zahl der absolut zu arbeitenden Stunden pro Klinik doch gleich. Es müssen also beispielsweise immer noch drei Stationen tagsüber und die Notaufnahme nachts besetzt werden (oder meinetwegen 10 OPs im Tagdienst und zwei nachts oder was weiß ich) Und da die gleiche Anzahl an Stunden gearbeitet wird, die aber jetzt ganz (plus Zuschläge) bezahlt werden müssen, wird es natürlich teurer. Ob man das jetzt durch mehr Personal oder eine höhere reguläre wöchentliche Arbeitszeit (bis zu 48 h sind ja erlaubt) oder durch Überstunden (so ist es bei uns im Moment - das ist finanziell sogar relativ lukrativ) umsetzt, ändert nichts daran, daß es für die Klinik teurer wird.

Falls die Ärzte wirklich plötzlich nur noch 38,5 h arbeiten, dann sinkt natürlich das absolute Gehalt, aber - hey - dann arbeitet man auch nur noch 38,5 h :-wow. Ich finde es schon ein bißchen absurd, daß wir sagen, wir müssen mehr arbeiten, damit wir auf ein angemessenes Gehalt kommen. Dann stimmt doch was mit dem Grundgehalt nicht :-???.

Lg, Ute

Evil
27.01.2006, 15:56
Das mit dem kostenneutral für die Klinik ist reines Wunschdenken, das funktioniert nie.
Das wollen die Klinikbetreiber aber meist nicht zugeben.



Ich finde es schon ein bißchen absurd, daß wir sagen, wir müssen mehr arbeiten, damit wir auf ein angemessenes Gehalt kommen. Dann stimmt doch was mit dem Grundgehalt nicht :-???.
Genau das ist es ja, 1700 netto als Grundgehalt finde ich bei der Verantwortung und Länge der Ausbildung zu wenig.

morbidAngel
27.01.2006, 16:46
nabend!

nochmal eine zwischenfrage: wenn dieses gesetz gelten würde, was würde passieren, wenn jemand mehr als 48h arbeitet? würden alle weiteren stunden nicht ausbezahlt werden oder wäre in beiderseitigem (arbeitgeber und arbeitnehmer) einvernehmen eine ausnahme denkbar? in einer woche 56 und in der nächsten woche 40 wären demnach auch nicht drin, oder (sprich: der 48h-wert ist kein durchschnittswert?)

falls nicht, frage ich mich, wieso nicht eine solche klausel eingeführt worden ist. es soll ja ärzte geben, die aus geldgründen länger arbeiten wollen.

mir persönlich wären 48 ausbezahlte stunden lieber, als 60h, von denen nur 50 bezahlt werden, womöglich noch teilweise schlecht als dienstvergütung.

hiddl
28.01.2006, 09:56
nabend!
falls nicht, frage ich mich, wieso nicht eine solche klausel eingeführt worden ist. es soll ja ärzte geben, die aus geldgründen länger arbeiten wollen.


Aber es soll auch LKW-Fahrer geben, die aus Geldgründen gerne länger fahren würden, und das fänden wir auch nicht so dolle :-((. Wir sollten immer bedenken, daß es bei diesen Gesetzen nicht nur um den Arbeitnehmerschutz sondern auch um den Patientenschutz geht!

Soweit ich weiß, handelt es sich bei den 48 h übrigens um einen Durchschnittswert, es gibt aber auch eine absolute Obergrenze (56??).

Lg, Ute

Evil
28.01.2006, 10:20
Soweit ich weiß, handelt es sich bei den 48 h übrigens um einen Durchschnittswert, es gibt aber auch eine absolute Obergrenze (56??). Genau, es sollen nicht mehr als 48 Wochenstunden im Monatsdurchschnitt sein. Wo die absolute Obergrenze liegt, weiß ich nicht (ich glaube 60), außerdem gibt es da noch einige Klauseln und Schlupflöcher.