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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Naher/mittlerer Osten



Lava
28.01.2006, 17:39
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich empfinde die Entwicklung in den zwei Brandherden Israel und Iran als sehr bedrohlich. Ich bin nicht wirklich gut informiert, da ich selten Zeitung lese, aber hier mal so meine Eindrücke: die Wahlen in den Palästinensergebieten sollten vielleicht eine Art Schritt hin zu einer vernünftigen Demokratie darstellen, aber irgendwie ist das Gegenteil passiert! Die Hamas hat gewonnen, den Palästinensern wird der Geldhahn abgedreht, Israel will nicht mehr verhandeln und die Gewaltbereitschaft wird keinesfalls sinken. Wenn das kein Schritt zurück ist!!!!
Und dann natürlich das Iran-Problem. Die Welt hat schon einmal einen Dikatator gewähren lassen, um ja nicht den Frieden zu gefährden. Wo das geendet hat, wissen wir ja. Ist ein Krieg also unausweichlich?

Griffin
28.01.2006, 20:26
,,Ach, der Hamas lebt noch?" wurde ich gefragt, als ich diese Frage diskutieren wollte. Fakt ist Hamas ist an der Macht. Einige Experten sagen Hamas wird sich mäßigen und die Waffen ablegen. Meiner Meinung nach hat aber Hamas seit ihrer Gründung wohl keine Sekunde realpolitisch gedacht. Waffenstillstand eingehalten?Fehlanzeige! Vernichtung Israels? Aber Logo, sogar nach der Wahl. Vielleicht steht sogar ein Bürgerkrieg bevor, weil es noch genug Fatah-Aktivisten gibt. Die Israelis werden auf jeden Fall nicht verhandeln, solange die Vernichtung Israels immernoch von Hamas beschrien wird. Mich interessieren jetzt die Europäer und die UNO. Werden sie der Hamas in den Hintern kriechen und weiter Geld in Palästina pumpen? Iran ist ja ein gutes Beispiel. Das verarscht die EU nach Strich und Faden und schindet Zeit bis zum geht nicht mehr, aber die Europäer wagen es nichtmal einen schärferen Ton einzuschlagen. Achmadineschad manövriert sein Land schön ins Abseits, aber solange alles um ihn leuchtet, wenn er redet muss das der Prophet wohl wollen. Es gab ja schon einen Menschen, so um 1940, der glaubte von Gott ersandt worden zu sein, um die Welt zu reinigen. Ich persöhnlich hoffe einfach mal, dass Achmadineschad immer nur eine Fußnote in dem Geschitsbuch meiner Kinder wird und ihm kein Kapitel gewidmet wird mit der Überschrift "Der Zerstörer von Israel" oder so. Was Israel und Palästina angeht hoffe ich, dass Hamas genauso wie andere extremistische Parteien, die zum Teil oder ganz an die Macht gekommen sind sich selbst zerfleischen oder versagen und irgendwann der Friedensprozess weiter gehen kann. Ich weiß ich weiß blinder Optimismus, aber was bleibt mir sonst.

Gruß
Ein Typ mit Verwandten in Israel ;-)

surfsmurf
28.01.2006, 20:35
Juchu, ein politischer sred *draufstürz* :-)

Die Entwicklung in Palästina betrachte ich auch mit Sorge, der Sieg der Hamas läßt nichts Gutes erahnen. Wenigstens für die erste Zeit kann sich Israel wohl aber in Sicherheit wiegen, solange Fatah und Hamas sich innenpolitisch noch die Köpfe einschlagen. Aber eine Annährung ist - insbesondere auch durch den Tod Scharons - wohl eher unwahrscheinlicher geworden. Es wäre mir außerdem neu, dass eine Regierungspartei (vielleicht außer Sinn Fein) gleichzeitig eine radikalen und bewaffneten Arm hat; Hamas hat ihn: Al-Aksa.

Iran macht mir im Moment mehr Sorgen. Atomwaffen alleine wären noch kein wirklicher Grund, um sich Gedanken zu machen. Wohl aber Ahmadinedschads anti-isrealische und anti-westlichen Parolen in Verbindung mit den A-Waffen. Zumal der nächste Schritt der diplomatischen Eskalation - nämlich UNO-Sicherheitsrat und evtl Beschließen von wirtschaftlichen Sanktionen - wohl an China und Russland scheitern werden: Beide haben massive wirtschaftliche Interessen in Milliardengrößen. Russland wegen angereichertem Uran, China wegen Erdgas.
Die Welt hat schon einmal einen Dikatator gewähren lassen, um ja nicht den Frieden zu gefährden Höre ich da heraus, Janine, dass Du eher in Richtung militärische Lösung denkst? Die USA wären mit einem dritten Kriegsschauplatz massiv überfordert, so dass ein "pre-emptive strike" wohl von vornherein ausscheidet - außer die USA ziehen sich aus Afghanisten und/oder Irak zurück, weitere Destabilisierung in beiden Ländern vorprogrammiert? Zudem: Jeder Vergleich mit Hitler hinkt. Jeder.

Die Frage stellt sich allerdings immer wieder, warum Ahmadineschad sich außenpolitisch so isoliert. Antwort: Wegen innenpolitischen Problemen. So schart er jedenfalls seine Anhänger um sich. Vielleicht rauft sich doch mal die EU zusammen, wieder mit Angie in der Vermittlerrolle? :peace:

Man kann nur hoffen, dass die dunklen Wolken vorüberziehen, die im Moment über dem nahen / mittleren Osten hängen, meint
surfsmurf

Lava
28.01.2006, 20:43
Mir erscheint eine militärische Lösung deshalb nicht so fern, weil mir einfach nichts einfällt, wie man diplomatisch noch was erreichen könnte!!! Zugegeben, ich kenne mich da nicht gut genug aus, aber was für diplomatische Waffen bleiben denn? Über Sanktionen lachen die doch nur! Das hat im Irak schon nicht funktioniert (der hatte zwar keine Atomwaffen, aber Saddam Hussein hat das nicht am Diktieren gehindert). Die einzige Möglichkeit wäre, wenn sich von innen heraus was täte. Aber ich fürchte, dazu ist der Einfluss der westlichen Welt im Iran zu gering.

Griffin
28.01.2006, 22:25
Mir erscheint eine militärische Lösung deshalb nicht so fern, weil mir einfach nichts einfällt, wie man diplomatisch noch was erreichen könnte!!! Zugegeben, ich kenne mich da nicht gut genug aus, aber was für diplomatische Waffen bleiben denn? Über Sanktionen lachen die doch nur! Das hat im Irak schon nicht funktioniert (der hatte zwar keine Atomwaffen, aber Saddam Hussein hat das nicht am Diktieren gehindert). Die einzige Möglichkeit wäre, wenn sich von innen heraus was täte. Aber ich fürchte, dazu ist der Einfluss der westlichen Welt im Iran zu gering.

Da muss ich Janine nur zustimmen. Widerstand irgendeiner Art wird ziemlich schnell erstickt werden, denn wie wir alle wissen werden die Mullahs die Macht nicht so leicht abgeben oder überhaupt nicht. Sanktionen helfen auch nicht, denn erstens werden sie Russland und China nicht mitragen und zweitens werden sie das Gegenteil bewirken und zwar, dass die Bevölkerung noch weiter radikalisiert wird, was Achmadinedschad in die Hände spielt (Achtung hinkender Hitlervergleich -->Versaille). Die UN ist meiner Meinung nach nur noch eine Witzfigur (Lybien Leiter der Menschenrechtskomission, verschiedene Korruptions-und Betrugsvorwürfe), auf die weder die USA noch der Iran noch irgendwer hört. Was also tun? Europa weiter verhandeln lassen, das vom Iran nach Strich und Faden VERARSCHT (Tschuldigung für den Ausdruck) wird? Ich würde im Moment lieber keinen Militärschlag sehen. Mir fallen im Moment aber keine Alternativen ein. Ich zweifle aber keinen Moment daran, dass der Iran die Urananreicherung nur zu Militärzwecken betreibt. Wozu braucht ein Land mit den zweitgrößten Ölreserven der Welt Atomenergie?

Hellequin
28.01.2006, 23:12
Es wäre mir außerdem neu, dass eine Regierungspartei (vielleicht außer Sinn Fein) gleichzeitig eine radikalen und bewaffneten Arm hat; Hamas hat ihn: Al-Aksa.

ETA und Batasuna *klugscheiss*:-lesen

Ein Krieg im Iran würde den bereitsvorhandenen instabilen Kriegsgebieten (Irak und Afganisthan) nur ein weiteres hinzufügen. Und das würde den ganzen nahen Osten, der sowieso schon instabil, endgültig destabilisieren. Mal abgesehen davon, das ein Militärschlag nicht von heute auf morgen durchführbar ist. Der Truppenaufmarsch würde allein Wochen bis Monate in Anspruch nehmen, wobei es ungewiss ist ob und welche arabischen Länder ihr Hoheitsgebiet als Aufmarschzone zur Verfügung stellen. Ein präventiver Angriff mit Kampfflugzeugen oder Marschflugkörpern scheint ebenfalls schwierig zu sein, da Iran aus der Bombadierung des irakischen Atommeilers Osirak durch die Israelis anscheinend gelernt hat und seine Anlagen über das gesamte Land verstreut in unterirdischen Bunkern untergebracht hat.

Evil
29.01.2006, 10:45
Mir erscheint eine militärische Lösung deshalb nicht so fern, weil mir einfach nichts einfällt, wie man diplomatisch noch was erreichen könnte!!!
Mag ja sein, aber die Invasion des Irak hat jetzt nicht wirklich die Lage zum Besseren gewendet.
Saddam ist zwar weg und unterdrückt seine Landsleute nicht mehr, die sterben dafür täglich dutzendweise bei Anschlägen, und Al-Quaeda hat weiterhin schön Zulauf.

Ich schätze, daß wird ähnlich laufen wie mit Nordkorea, die haben ja bislang auch keinen Atomkrieg vom Zaun gebrochen.

surfsmurf
29.01.2006, 11:09
ETA und Batasuna *klugscheiss*:-lesen

Soweit ich informiert bin, ist die Batasuna inzwischen verboten bzw. als illegal eingestuft worden und auch nicht an der Regierung beteiligt sind. Höchstens indirekt über die Esquerra Republicana de Catalunya, der Kontakte zur ETA nachgesagt werden. Oder weißt Du genaueres?

*back to topic*
Zunächst einmal muss ich mich korrigieren: Die Al-Aksa Brigaden sind der bewaffnete Arm der Fatah, nicht der Hamas. :-blush

Aber wie schon in meinem ersten Beitrag erwähnt, vielleicht überrascht uns Frau Merkel mal wieder positiv: Link (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,397977,00.html)

Zum Irankonflikt fällt mir auch nichts Neues mehr ein, außer das man sich so langsam mal Gedanken machen sollte, inwieweit Präventivkriege nötig oder geboten sind bzw. völkerrechtlich erlaubt sein sollten.

Lava
29.01.2006, 13:02
Mag ja sein, aber die Invasion des Irak hat jetzt nicht wirklich die Lage zum Besseren gewendet.

Ja, weil sie's einfach blöd angestellt haben! Offensichtlich hat einfach niemand darüber nachgedacht, wie man das Land nach Befreiung von Saddam wieder aufbauen kann. Die inneren Strukturen machen es einfach zu kompliziert. aber wie überall gilt auch hier das Motto: die beste Methode zur Demokratisierung und Kriegsprävention ist die Armutsbekämpfung und die beste Methode zur Armutsbekämpfung ist die Bildung. Das gilt meiner Meinung nach besonders für Israel/Palästina. Da wachsen die Kinder ja schon auf mit den Feindbildern vor Augen. Was soll bei so viel Hass schon anderes herauskommen als bewaffnete Menschen auf den Straßen? Ich hab mal gehört, dass in für Israel und Palästina eine gemeinsame Sesamstraße gab mit Kindern aus beiden Volksgruppen. Das z.B. ist eine gute Idee! Außerdem sollte in beiden Ländern die jeweils andere Sprache unterrichtet werden. Ist vielleicht utopisch, aber nur so kann ein Verständnis für die andere Seite entstehen...

Im übrigens halte ich Ahmadinedschad (wie auch immer der sich schreibt) für gefährlicher und unberechenbarer als Nordkorea... :-?

Evil
29.01.2006, 14:36
Ja, weil sie's einfach blöd angestellt haben! Offensichtlich hat einfach niemand darüber nachgedacht, wie man das Land nach Befreiung von Saddam wieder aufbauen kann.
Dann glaubst Du, grundsätzlich hätte eine Invasion insgesamt positiv ausgehen können?

Das sehe ich anders, und zwar einfach deshalb, weil die Kulturen zu unterschiedlich sind. Die Lage dort läßt sich nicht mit der "Stunde Null" in Europa gleichsetzen.

Lava
29.01.2006, 17:14
Dem stimme ich zu. Aber vielleicht wäre ja irgendwelchen Experten etwas besseres eingefallen, um das Land zu stabilisieren :-nix

Militäranwesenheit zur Gewährleistung der Sicherheit und Ausbildung der Polizei dort halte ich jedenfalls schon mal für sinnvoll. Wenn man die Kriminalität und den Terrosismus etwas (!) im Griff hat, kann sich zumindest sowas ähnliches wie ein normales Leben entwickeln.

surfsmurf
29.01.2006, 21:54
Hier mal eine ganz interessante Einschätzung, die ich eigentlich so weit teilen würde: Link (http://www.zeit.de/2006/05/Europa_2fIran)


Eher früher als später dürfte Iran also dem Club der Nuklearmächte beitreten. Das wird der Glaubwürdigkeit des Westens einen schweren Schlag versetzen und den Nahen und Mittleren Osten weiter destabilisieren. Trotzdem wird auch dieser Präsident keine Feuerbefehle geben. Mag er sich nach dem Märtyrerschein sehnen, der iranischen Führung ist irdische Macht entschieden lieber, und die Vergeltung für einen Angriff wäre fürchterlich. Eher früher als später dürfte Iran also dem Club der Nuklearmächte beitreten. Das wird der Glaubwürdigkeit des Westens einen schweren Schlag versetzen und den Nahen und Mittleren Osten weiter destabilisieren. Trotzdem wird auch dieser Präsident keine Feuerbefehle geben. Mag er sich nach dem Märtyrerschein sehnen, der iranischen Führung ist irdische Macht entschieden lieber, und die Vergeltung für einen Angriff wäre fürchterlich.

So steht dem Teheraner Regime eine bittere Erkenntnis bevor: Die neuen Waffen dürften auch ihm wenig nützen. Der Atommachtstatus stärkt weder seine äußere Sicherheit noch festigt er seine Herrschaft über die eigene Bevölkerung. Im Gegenteil, er lässt die Schwäche der Machthaber in noch grellerem Licht erscheinen.

hallohaldol
30.01.2006, 00:30
interessante diskussion....kenn mich politisch gar nicht aus...im grundschulalter war ich der totale kriegsneurotiker....mittlerweile isses mir egal,wenns mal richtig rummst dann isses halt so....
krieg ist frieden.

Sebastian1
30.01.2006, 01:07
...insbesondere auch durch den Tod Scharons...Hab ich was verpasst? Dass er wohl krankheitsbedingt nicht mehr auf die politische Bühne zurückkehren wird darf wohol als sicher gelten, aber wann ist er gestorben?

OliP
30.01.2006, 01:26
Ariel Scharon lebt noch, ist aber glaub ich noch immer komatös. Sieht wohl eher schlecht für ihn aus.

hallohaldol
30.01.2006, 02:01
Ariel Scharon lebt noch, ist aber glaub ich noch immer komatös. Sieht wohl eher schlecht für ihn aus.


kostet die krankenkassen wieder nur geld....am besten noch ne delphintherapie jetzt..... :-wow

Evil
30.01.2006, 06:56
Ariel Scharon lebt noch, ist aber glaub ich noch immer komatös. Sieht wohl eher schlecht für ihn aus.
Das war auch so ein Hardliner, der letztendlich gezwungen war, einen mehr oder weniger friedlichen Kurs einzuschlagen.

Vielleicht läuft es ja mit Hamas und Ahmadinedschad genauso... *hoff*

surfsmurf
30.01.2006, 09:47
Ariel Scharon lebt noch, ist aber glaub ich noch immer komatös. Sieht wohl eher schlecht für ihn aus. Jo, tot ist er wohl nicht. Aber auf jeden Fall politisch tot. Unklar von mir formuliert, sorry.